Vorwort
Die folgende Geschichte wurde für eine Anthologie mit dem Thema
Unheimliches Ungeziefer geschrieben.
Da diese es nicht in die Anthologie geschafft hat, wünsche ich, wie immer, meinen Lesern und Leserinnen auf mystorys, Facebook und meiner Homepage viel Spass.
Solange der Name der Autorin genannt wird, und keinerlei Geld damit verdient wird, darf die Geschichte gerne irgendwo vorgelesen werden.
Über entsprechende Berichte würde ich
mich sehr freuen, ebenso wie über die Nennung meiner Homepage
http://susanneweinsanto.jimdo.com
(c) Susanne Weinsanto aka JeanneDarc
Ein Seltsames Geräusch
In einem Land, fernab jeglicher Realität lebte Katja. Und doch war dieses Land, und die Stadt in der Katja lebte auf der Erde. Katja war eine ganz normale junge Frau Mitte 20. Die hatte nur ein großes Problem, ihre Lymphen wollten nicht mehr arbeiten und so musste sie schon in ihren jungen Jahren fünfmal in der Woche zur Lymphdrainage. Das war sehr anstrengend, denn Katja musste trotz ihrer Lymphdrainagentermine auch noch arbeiten gehen.
Sie arbeitete in einem kleinen Restaurant als Bedienung. Der große Vorteil war, dass die Gaststätte in der Katja arbeitete ganz in der
Nähe der Lymphdrainagepraxis war. So war es auch für ihren Chef nicht weiter dramatisch wenn sie mal wieder für etwas mehr als eine Stunde die Arbeit verlassen musste.
Katja fühlte sich sehr wohl in der Krankengymnastikpraxis in der die Lymphdrainage durchgeführt wurde. Die Damen in der Praxis, die die Lymphdrainage durchführten, kamen aus aller Herren Länder, und Katja verreiste sehr gerne. Sie hatte Kenntnisse in sehr vielen Sprachen. So manche Sprache konnte sie so gut als wäre sie in dem jeweiligen Land geboren. Sie konnte sich mit der Russin auf Russisch, mit der Amerikanerin auf Amerikanisch, mit der
Ungarin auf Ungarisch und mit der Spanierin auf Spanisch unterhalten.
Am liebsten lag sie bei der Russin auf der Couch, denn sie hatte einen kleinen Tick. Egal wo auch immer sie hinging, sie nahm immer eine Handpuppe mit. Und diese Handpuppen schienen besonders der Russin zu gefallen. Katja und Olga hatten immer einen sehr großen Spaß während der Behandlung. Besonders wenn Katja die Handpuppe mitbrachte, die sie Oma Olga getauft hatte, und die noch dazu den Charakter auf den Leib geschrieben bekommen hatte, dass sie von der Wolga ist, das war dann immer besonders lustig. Noch ahnten beide nicht, dass dieser Tag ihr Leben
verändern sollte. Katja ging an diesem Donnerstag vor Ostern wieder zu der Krankengymnastikpraxis um ihre Lymphdrainage zu bekommen. Sie hatte wieder Olga dabei, nicht zuletzt deshalb weil sie wusste, dass sie heute wieder bei Olga auf der Bank liegen würde. Wie meistens kam Katja zu früh zur Behandlung. Das machte nichts, denn so konnte sie mit ihrer Handpuppe den anderen Patienten ein wenig Spaß bringen bevor die Behandlung begann.
Schon kam Olga aus den etwas weiter hinten gelegenen Behandlungszimmern und musste gleich lachen als sie die Handpuppe Olga sah. Sie sagte zu Katja, dass sie heute in Behandlungszimmer 11 gehen würden.
Behandlungszimmer 11 war das Lieblingszimmer der beiden. Denn das war das größte und auch das schönste. Katja ging in das Zimmer 11, legte ihr Handtuch auf die Liege, und zog ihre Hose und ihre Kompressionsstrümpfe aus. Sie war immer sehr froh wenn sie diese doofen Dinger wenigstens für eine Stunde ausgezogen lassen konnte. Wenn sie sich daran erinnerte, dass ihr Arzt ihr gesagt hatte, dass sie diese Strümpfe für den Rest ihres Lebens würde tragen müssen, dann wurde ihr ganz anders. Er hatte ihr auch gesagt, dass sie bis ans Lebensende dreimal in der Woche zur Lymphdrainage gehen muss. Einerseits fand sie das lästig, andererseits freute sie sich ein bisschen darauf. Nicht zuletzt wegen der
tollen Gespräche während der Behandlung. Katja schrieb gerne Geschichten und spielte Keyboard, daher gab es immer irgendetwas zu erzählen. Meistens war die Stunde vorbei bevor sie überhaupt richtig zu erzählen angefangen hatte.
So war es auch heute, nein, war es eben nicht. Eine Kleinigkeit war heute anders. Als Katja auf der Liege lag und sich von Olga die Beine behandeln ließ hörten sie ein leises Geräusch. Es hörte sich an wie ein kleiner Käfer. Zuerst waren die beiden gar nicht beunruhigt, oft standen die Fenster offen und so manches Insekt hatte sich in die Praxis verirrt. Sie hatten schon Wespen, Bienen, Hummeln, sehr seltsam anmutende Fliegen
und einmal sogar einen winzig kleinen Vogel in der Praxis gehabt. Dieser Vogel sah ein wenig aus wie ein Kolibri. Damals fragten sie sich wie das sein konnte, doch sie kamen nicht dahinter. So ähnlich war es jetzt auch mit dem Krabbelgeräusch. Sie hörten es beide doch es war nirgends etwas zu sehen.
Als die beiden fertig waren suchten sie noch fast eine Stunde gemeinsam ob sie den Ursprung dieses seltsamen Geräusches finden konnten. Wo sie auch suchten, sie fanden nichts. Da Katja die letzte Patientin an diesem Tag war, mittlerweile war es reichlich spät abends, gingen beide gemeinsam aus der Praxis.
Katja hatte sich für den Rest des Tages frei genommen, sie unterhielten sich ein wenig und kamen dann zu dem Schluss, dass es eine gute Idee wäre, wenn sie beide irgendwo gemeinsam etwas essen gingen. Olga wäre am liebsten in das Restaurant gegangen in dem Katja arbeitete. Immerhin kannte Katja jetzt ihren Arbeitsplatz und sie hätte es eine gute Idee gefunden wenn sie auch den Arbeitsplatz von Katja kennengelernt hätte. Katja sträubte sich, und wehrte sich so heftig dagegen dass sie sich dafür entschieden lieber in einer kleinen Eisdiele in der Nähe Platz zu nehmen.
Sie bestellten beide ihr Eis und als sie nach einiger Zeit die doch sehr großen Becher auf den Tisch bekamen wurde ihnen schon fast vom Zusehen schlecht, so groß waren diese.
Die beiden ließen sich aber so leicht nicht unterkriegen und fingen an das Eis zu essen.
Als sie das Eis etwa zur Hälfte gegessen hatten sagte Olga: Hörst Du es auch? Katja wusste erst nicht was Olga meinen könnte, als sie genauer hinhörte da hörte sie es auch. Schon wieder dieses merkwürdige Krabbelgeräusch wie man es normalerweise von Käfern kennt. Es war genau das gleiche Geräusch wie das das sie in der Praxis gehört hatten. Wie konnte das sein? Sie fanden
darauf keine Erklärung und aßen erst einmal weiter ihr Eis. Als sie fertig waren beschlossen die beiden einen kleinen Spaziergang an einem nahegelegenen kleinen Fluss zu machen. Die Sonne ging langsam unter und die beiden setzten sich auf eine kleine Bank, die auf einer Grünfläche neben dem Fluss stand. Jetzt war es Katja die Olga daraufhin wies, dass sie dieses seltsame Geräusch immer noch hören konnte. Was konnte das nur sein? Ein Krabbeln, das sie verfolgte egal wo sie sich aufhielten?
Wie sie so auf der Bank saßen, und darüber nachdachten, wurden beide plötzlich von einer derartigen Müdigkeit übermannt, dass es ihnen unmöglich wurde von der Bank
aufzustehen. Es dauerte nicht lange und beide waren auf dieser Bank eingeschlafen.
Olga war die erste die erwachte, doch die Welt sah nicht mehr so aus wie sie sie kannten, gut, eine gewisse Ähnlichkeit gab es schon. Die Bank auf der sie eingeschlafen waren stand immer noch am Flussufer, allerdings führte der Fluss kein Wasser mehr. Olga fragte sich wie das sein konnte, denn so lange dass der Fluss in der Zwischenzeit ausgetrocknet sein konnte konnten sie nicht geschlafen haben, denn dann wären sie schon lange verhungert gewesen. Es war mittlerweile wieder hell, aber auch der Himmel sah anders aus Am Himmel waren 2 große grüne Leuchtkörper zu sehen, so etwas hatte
Olga noch nie gesehen. Langsam aber sicher wurde es ihr klar dass sie entweder nicht mehr auf der Erde, oder zumindest in einer anderen Dimension sein mussten.
Das Krabbeln, das sie vorher die ganze Zeit wahrgenommen hatte, war jetzt sehr viel lauter geworden, doch noch immer wusste sie nicht wo die Ursache dieses Geräuschs war. Olga schaute auf Katja, die gerade so langsam erwachte, und auch Olga wunderte sich sehr über die seltsame Veränderung, die da scheinbar vor sich gegangen war. Auch Olga hörte jetzt das seltsame Krabbelgeräusch sehr laut. Olga und Katja setzten sich wieder zusammen auf die Bank, und kaum saßen die beiden auf der Bank
hörten sie ein Geräusch das einem Donnerschlag auf der Erde sehr ähnlich war. Kaum dass es gedonnert hatte fiel eine Kakerlake vom Himmel direkt auf den Kopf von Olga. Katja schrie wie am Spieß, denn wenn sie etwas eklig fand, dann waren das alle Arten von Ungeziefer, und da sie in einer Gaststätte arbeitete war das nicht die erste Kakerlake die sie in ihrem Leben sah. Während Katja so laut schrie fiel eine Kakerlake auf Katjas Kopf und jetzt schrie Olga. Doch damit nicht genug, es dauerte nur wenige Sekunden und es regnete so viele Kakerlaken vom Himmel, dass die beiden in kürzester Zeit bis zu den Knien in Kakerlaken standen. Sie konnten nicht einmal mehr davonlaufen. Die Massen an Kakerlaken
waren zu viel. Kein einziger Schritt war mehr möglich. Beide schrien nur noch, denn sie fanden es einfach nur schrecklich. Das schlimmste war, das hier konnte unmöglich die Erde sein, oder es musste zumindest eine andere Dimension sein, in der sie sich jetzt aufhielten, denn sie hatten auf der Erde nie gehört, dass Kakerlaken vom Himmel regneten.
Plötzlich stellte sich eine Kakerlake auf die Hinterfüße und sprach zu den beiden:
„Hallo ihr beiden, schön dass ihr wieder zuhause seid, wir dachten schon ihr kommt nie mehr“
Da waren Olga und Katja noch viel mehr verdutzt und überrascht als vorher. Eine
Kakerlake die sprechen konnte? Plötzlich sprach die Kakerlake davon, dass sie in dieser seltsamen Welt zuhause seien?
Wie konnte das sein? Als sie sich an diese seltsame Situation gewöhnt hatten unterhielten sie sich eine ganze Zeit mit der Kakerlake, und sie erfuhren, dass beide in Wirklichkeit gar nicht auf die Erde gehörten, sondern in diese Dimension. Nun verstanden sie auch warum sie sich unter den Menschen auf der Erde immer etwas fehl am Platz gefühlt hatten. Das Krabbeln, das die beide die ganze Zeit gehört hatten, als sie noch auf der Erde waren, war eine Nachricht des Königs der Kakerlaken aus ihrer
Heimatdimension, vergleichbar mit einer E-Mail auf der Erde.
Die beiden gewöhnten sich sehr schnell an ihr neues Leben in der neuen Dimension, und bald schon heirateten die beiden, denn auch das war anders auf der Erde. In dieser Dimension konnte jeder jeden heiraten, und dass zwei Frauen oder zwei Männer sich liebten und heirateten war in dieser Dimension absolut nichts Besonderes. Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Katjas Lymphprobleme lösten sich in der neuen Dimension ebenfalls in Luft auf,
denn wie sie bald schon erfuhr war die
Ursache für ihre Lymphprobleme das Leben in der falschen Dimension, da auf der Erde ein ganz anderer Luftdruck herrscht als in ihrer Heimatdimension in der sie jetzt ihre Zeit bis ans Lebensende verbringen.