Das Geschöpf des Windes
Bevor das Pferd erschaffen wurde, sprach der Herrscher der Natur zum Wind: „Aus dir will ich ein Wesen gebären, das geeignet ist, meine Verehrer zu tragen.
So erschuf er das Pferd und rief ihm zu: „Du bist ohnegleichen, alle Schätze der Erde ruhen zwischen deinen Augen. Meine Freude sollst du unter deinen Hufen verbergen, aber meine Liebe sollst du auf deinen Rücken tragen. Dort soll auch der Sitz sein, für meine Verehrer, damit sie sich mit dir und dem Wind
vereinen. Auf der ganzen Erde sollst du glücklich sein und Glück verbreiten und vorgezogen allen Geschöpfen dieser Erde. Mein ist auch dein Königreich.“
Das Pferd antwortete: „Stolz galoppiere ich meine Wege, an Bächen vorbei, über blühende Wiesen, entlang der Hecken und Bäume, ich werde über Gräben springen, traben über Gräser, wiehern vor Vergnügen und schnell wie der Blitz die Wolken verfolgen. Dann steige ich empor, richte mein Haupt gen Himmel, meine Nüstern wittern, meine Augensterne zittern, meine Mähne weht im Wind. Ich spotte die Furcht und kenne keine Angst. Mit Heldenstärke gesegnet lässt du mich wie Heuschrecken
springen, ich scharre im Sand und erfreue mich.“
Der Herr schaute hinab auf sein Geschöpf und lächelte zufrieden. „Deine einzige Waffe ist dein Schweif, halte ihn lang, wehre dich damit gegen lästige Plagen. Erkenne deinen Reiter, sein Paradies liegt auf deinem Rücken, denn unter deinem Hufschlag erklingt die Welt und der Himmel wird schweigen. Dein Temperament in rotem Feuer, gefärbt mit deinem heißen Blut, dein Stolz, er glänzt im Sonnenschein, doch flieh' wenn du scheust vor manchem Angesicht.“
Das Pferd erwidert: „Ein wildes Ross ist Leben, wie Donner sein Hufschlag, es wird Funken geben, wie der Blitz, der
über die Erde jagt. Doch wer es ehrlich mit mir meint, es wagt mich zu bezwingen, der wird reich beschenkt.“
„Gestirne weisen dir den Weg und der Wind wird dein steter Begleiter sein“, so sprach der Herr ein letztes Mal.
Es zogen Wolken auf, der Wind nahm an Stärke zu und donnernde Hufe erschütterten das Land. Das Geschöpf des Windes ward geboren.