Romane & Erzählungen
July´s Vermächtnis - FB 40

0
"July´s Vermächtnis - FB 40"
Veröffentlicht am 06. Mai 2015, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Bild und Cover : Eigenproduktion
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, ...
July´s Vermächtnis - FB 40

July´s Vermächtnis - FB 40

Formusbattle 40

Es sollten folgende Wortvorgaben in die Geschichte eingebaut werden:

Distel flirrend Perle Vermächtnis schwindelig Sonnenuntergang palavern Wildbienen Affenbrotbaum beurlauben Kaninchen ungezähmt


*****


Inspiriert wurde ich von einer mehrteiligen Dokumentation über den 2. Weltkrieg, bei dem Hunde als lebende Torpedos eingesetzt wurden. Die Geschichte ist jedoch rein fiktiv, deshalb habe ich darauf verzichtet auf eine Zeit und einen bestimmten Ort einzugehen.

***

July fuhr nach Spanien um zu sterben, nur wusste sie das nicht, könnte es vielleicht ahnen, doch ihre treue Hundeseele kannte nicht den Arg der Menschen und so war sie vertrauensvoll mit ihrem Hundeführer Fritz in den Zug gestiegen, der Richtung Spanien fuhr. Sie saßen in einem Abteil der Hundeführerstaffel, die auf einen Befehl hin, den Gegner aufzuhalten - koste es , was es wolle - ausgeschickt worden war, um die Hunde mit einer Mine auf dem Rücken zu den gegnerischen Panzern zu schicken. Fritz saß in der hintersten Reihe und betrachtete gedankenversunken den Sonnenuntergang, der den Himmel in ein unwirkliches rötliches Licht tauchte.

Er hörte nicht auf das Palavern der anderen, sondern dachte unentwegt daran, dass dies die letzten Stunden waren, die er mit July verbringen durfte.

Ihm wurde schwindelig, wenn er sich vorstellte, wie sie von der Mine zerrissen werden würde.

Er dachte zurück an die Zeit, die er mit ihr verbracht hatte und ein beklemmendes Gefühl legte sich auf seine Brust, als es zur Gewißheit wurde, dass er sie in wenigen Stunden für immer verlieren würde. Eigentlich wollte er sein Herz nicht an sie hängen, weil er genau wusste, dass es einen Abschied für immer geben würde, aber als er July das erste Mal sah, eine schwarz-weiße

Border Collie Mischlingshündin, knapp ein Jahr alt, verspielt, klug und aufmerksam, da war es bereits um ihn geschehen. Eigentlich war er ein harter Typ, der, wenn es notwendig war, auch über Leichen gehen konnte, aber July hatte im Sturm sein Herz erobert und er ließ sich sogar für eine Weile beurlauben, um sie mit zu seiner Familie nach Hause zu nehmen. Dort konnte sie nach Herzenslust mit den Kindern herum toben, wie ein ungezähmtes Füllen. Sogar ein verletztes Kaninchen brachte sie einmal an. Sie legte es vor Fritz ab und leckte ihm das Fell, als wolle sie sagen: „Ich habe dir was zum gesund pflegen mitgebracht. Hilf ihm bitte.“ Wenn sie mit den Kindern draußen spielte,

dann hatte er abends alle Hände voll zu tun, um die dürren Blätter und Disteln aus ihrem Fell zu lösen. Sie genossen die Tage des Urlaubs in der flirrenden Sommerhitze und dabei zeigte sich immer wieder, was July für eine Perle war. Sie folgte aufs Wort und apportierte liebend gerne Bällchen und andere Spielsachen, gab sie aber ohne zu knurren auch wieder ab. Fritz hätte diesen Hund am liebsten für immer behalten und innerlich schimpfte er auf diesen verdammten Krieg und auf jene, die ihn angezettelt hatten. Für diese Leute waren Hunde nur Mittel zum Zweck und er selbst machte dieses ja auch mit. Die Zeit verging

wie im Flug und bald hieß es wieder zurück zum Bataillon, zurück zum Drill. Den Hunden wurde das Futter gekürzt, damit sie Hunger hatten, dann bekamen sie einen Rucksack auf den Rücken geschnallt und sie musste sich ihr Futter unter Lastautos und anderen Fahrzeugen suchen. Dazu erging dann immer der Befehl des Hundeführers:

„Such Futter“. July kapierte stets als erste, was man von ihr wollte und bald lernten es auch die anderen Hunde der Staffel. Das dauerte zwar einige Wochen, aber dann bemerkte Fritz auf einmal, dass July etwas rundlicher wurde. ´Ohoho, sie hat wohl einen Braten in der Röhre`, dachte Fritz und als er glaubte, dass es so weit war, nahm er sie wieder für ein paar Tage mit nach Hause, wo

sie tatsächlich zwei niedlich Welpen warf.


Das durfte natürlich niemand wissen, denn die Hunde gehörten ja nicht ihm, er hätte sie gleich töten oder sie abgeben und einem ungewissen Schicksal überlassen müssen. Das brachte er aber nicht übers Herz, besonders, weil der eine Welpe genau so aussah, wie July. Also legte er seiner Frau ans Herz, die beiden gut zu versorgen und dann machte er sich wieder auf den Weg ins Bataillon, wo er allerdings schon ungeduldig erwartet wurde, weil der Marschbefehl eingetroffen war. Nun saß er mit July im Zug, der eintönig über die Gleise ratterte. Sie hatte ihren schönen

Kopf auf sein Knie gelegt und sah ihn urverwandt an.

Sicher hatte sie Hunger, aber die Hunde durften nun nicht mehr gefüttert werden, damit sie an der Front auch ihren „Dienst tun konnten“.

Plötzlich verspürte Fritz Hunger und er nahm sich ein Wurstbrot aus seiner Marschverpflegung – die war ja gut, da konnte man nicht meckern. Fritz schaute sich verstohlen um, aber die meisten seiner Landleute schliefen während der langen Fahrt und so nahm er die Wurst von seinem Brot und gab sie July, die ihn dankbar anblickte und die Wurstscheibe gierig verschlang. Draußen zog die karge Landschaft an ihnen

vorbei und die Sonne Spaniens brannte vom Himmel.

Im Abteil war es stickig und die Luft war zum Schneiden. Plötzlich kam einer auf die glänzende Idee, das Fenster zu öffnen.

Im warmen Luftzug hatte sich jedoch eine Wildbiene ins Abteil verirrt, die an July Gefallen gefunden zu haben schien, denn sie schwirrte ihr immer um den Kopf. Fritz hatte Mühe, sie abzuhalten nach dieser zu schnappen, denn das hätte böse ausgehen können. So wedelte er so lange mit einem Tuch, wobei er das Fenster auf seiner Seite geöffnet hatte und die Biene wieder in die Freiheit entließ. Dann fuhr der Zug in Pamplona ein und alle

stiegen aus. Nun erwartete sie jedoch noch ein langer Fußmarsch bis an die Front.

Dort erwartete man sie schon in den Schützengräben.

In der kargen Landschaft sahen diese aus, wie ausgetrocknete Flussläufe, die sich in die Erde gegraben hatten. Nur ein kleiner Affenbrotbaum, den wohl jemand dort mal gepflanzt hatte, obwohl dieser eigentlich gar nicht hierher gehörte, spendete ein wenig Schatten. Die Sonne stand schon tief und war im Begriff unter zu gehen, da sahen die Männer in der Ferne ein Staubwolke, die sich schnell näherte. Dann in Sichtweite sahen sie ein ganzes Panzerregiment auf sich zurollen.

Da es jedoch bereits dunkelte, hielten sie an. Noch kein Schuss war in der Zwischenzeit gefallen, aber die Männer in den Schützengräben spürten bereits die Bedrohlichkeit der Lage.


Dann kam der Einsatzbefehl für die Hundestaffel. Jeder der Hunde bekam eine Mine auf den Rücken geschnallt und dann kam der Befehl: „Los such Futter!“


Die Hunde sprinteten los. Fritz streichelte July noch einmal und flüsterte ihr ins Ohr: „Mach´s gut , mein guter Hund, wir sehen uns im Himmel wieder.“, bevor er sie los schickte.

Als sie loslief, überstürzten sich seine Gedanken. Auf halben Weg blieb sie noch einmal stehen und schaute zu ihm zurück, um dann los zu preschen. Fritz konnte seine Tränen nicht zurückhalten und er schrie: „July, komm zurück. Hierher!“

Doch es war zu spät. Sie hörte ihn nicht mehr. Der Hunger war stärker.....


Dann hörte er nur noch die Detonationen und er schrie seine Verzweiflung in den Abend hinaus: „Verfluchter Krieg - nie wieder!“ Falls er den überlebt, er würde nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen.

Doch zu Hause wartete July´s Vermächtnis.

0

Hörbuch

Über den Autor

baesta
Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, manchmal etwas bissig, manchmal ernsthaft, machmal übermütig, aber niemals bösartig.
Diesen Aphorismus kann ich nur ans Herz eines jeden Menschen legen: Sich selbst bekriegen - der schwerste Krieg.Sich selbst besiegen - der allerschönste Sieg! - Friedrich Freiherr von Logau
(1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von Golaw)

Leser-Statistik
19

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
FLEURdelaCOEUR 
Liebe Bärbel,
deine herzergreifende Tier- und Antikriegsgeschichte hat uns inhaltlich sehr gefallen, im Schreibstil/Ausdruck sehen wir aber noch ein bisschen Luft nach oben ...

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Fleur,
ich danke Dir sehr für das Lob aber auch für die Kritik. Dass mein Schreibstil sehr trocken ist, weiß ich, habe aber wohl auch zu spät angefangen mit dem Schreiben. Die Probleme in jungen Jahren haben mich wohl etwas "abgehärtet", so dass dabei die Fantasie auf der Strecke geblieben ist. Im Kopf formt sich zwar vieles, aber wenn man es zu "Papier" (sprich: PC) bringen will, da fangen die Schwierigkeiten an (lach). Habe wohl auch nicht genügend Ausdauer für längere Texte, deshalb bleibe ich lieber bei den kurzen.
Danke auch für den Favo, über den ich mich natürlich sehr gefreut habe. Vielleicht überarbeite ich die Geschichte auch noch mal.
War mit meinem Mann 3 Tage bei Berlin, deshalb erst jetzt meine Antwort.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Liebe Bärbel,
ich hoffe, ihr hattet sehr schöne Tage in/bei Berlin, meiner Lieblingsstadt der Jugend ... und auch heute noch.
Nein, dein Text war nicht zu "trocken", ich schreibe dir noch eine PN.

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Fleur,
wir hatten wirklich schöne Tage, aber wir dachten ja, dass am Männertag die Autobahn frei ist. War natürlich ein Trugschluss. Es schien all nach Norden zu ziehen und gestern, am Sonntag" das selbe zurück. Bin aber dann runter von der Autobahn und Querbeet Landstraße gefahren. Das dauerte zwar länger, war aber entspannender.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks sehr traurige und schöne Geschichte, die zeigt, dass das Verhältnis von Mensch und Tier den Menschen verändern kann.
Ach dieser verfluchte Kriegswahn!
Danke, gern gelesen..
der Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Wenn auch nur eine Geschichte, aber sie hat mich zutiefst berührt. Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn Tränen blenden mich ...
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ja es ist nur eine Geschichte, aber diese Hunde hat es tatsächlich gegeben. Danke für Tränen, Talerchen und Favo.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ich wusste das mit den Hunden .... und meines Wissens wurden auch andere Tiere trainiert, um an Schiffe heranzuschwimmen ...
mit blutet bei solchen Geschichten das Herz ...
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Scheherazade Vielen Dank für diesen sehr berührenden Beitrag.

Liebe Grüße
Schehera
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eine herzzerreißende Geschichte, die sehr realistisch herüberkommt.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
23
0
Senden

128995
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung