Der alte Maler
Ein Mädchen bleich am Fenster saß,
schaut' stumm in Nachbars Garten,
sich an dem blühend Baum erfreut'
doch will's den Tod erwarten.
Ihr Liebster plötzlich von ihr ging,
gequält von großer Pein,
ein Leben ohne Liebe,
dies sollte so nicht sein.
Nun lag sie bleich und krank,
in ihrem Bette nieder,
lange währte dieses schon,
wollt' schließen ihre Lider.
Bitt're Tränen flossen,
die Mutter weinte sehr,
ihre Freude war das
Mädchen,
nur konnt' es leben so nicht mehr.
Im Nachbarhaus ein Maler wohnte,
der oft in seinem Garten saß,
der Alte malte schöne Bilder,
dabei die Welt um sich vergaß.
Auch stand hinter seinem Hause,
besagter blühend Baum,
er fing des Mädchens Blicke,
und ihren Lebenstraum.
Nun neigte sich der Sommer,
der Herbst zog übers Land,
es wirbelten die Blätter,
Regen peitschte an die Wand.
Das Mädchen seufzte leise,
in ihrer Mutters Ohr,
ich höre schon die Engel,
singend wie ein Kinderchor.
Auch werde ich bald sterben,
mit dem letzten Blatt das fällt,
vom Maler schönem Baume,
dann gehe ich von dieser Welt.
Die Mutter stürzte zu dem Fenster,
ihr Blick am letzten Blatte hing,
all die Wünsche schnell verflogen,
nur Leben sollt' ihr süßes Ding.
Es rollten viele Kummertränen,
ihr ward gar schwer ums Herz,
sie eilte hin, zum alten Maler,
sollt' nehmen ihren Schmerz.
Der greise Mann war freundlich,
wie immer hilfsbereit,
er schenkte ihr Vertrauen,
und half zur rechten
Zeit.
Mit Pinsel und mit Farben,
schlich er in die Nacht,
er malte jenes Blatte,
an seine Hauswand mit Bedacht.
Am nächsten Morgen lag er,
im Garten still und blass,
er fand die letzte Ruhe,
unterm Baum im hohen Gras.
An der Wand des Hauses,
ein letztes Blatt im Wind sich wiegt,
und hat mit seinem Dasein,
des Mädchens Tod besiegt.