Wieder einmal durfte er ihr das Essen hinterher bringen. Er tat es gern. Schließlich liebte er seine Frau und freute sich über jede Sekunde, die er mit ihr verbringen durfte. Nur ging es ihm gegen den Strich, wenn sie wieder einmal die große Fresse zu ihm hatte. Ihn runter machte. Sich auf seine Kosten amüsierte. Vor allem, wenn sie es vor anderen tat. Schon oft hatte er es ihr gesagt, das es ihm nicht gefällt und sie es bitte sein lasse möge. Doch sie ließ es nicht bleiben. Er stellte sich in die Küche und bereitet ihr ein kleines Mittagessen zu. Ihre
Kollegen waren immer neidisch, wenn er ihr warmes Essen brachte. Denn ihre Partner waren entweder selber arbeiten oder...wer weiß, warum sie es nicht taten. Ihm war es egal. Er kochte gern. Am liebsten für sie. Und stets abwechslungsreich. Es gab Tage, da zeigte sie ihm, das sie sich freute, das er ihr etwas mitbrachte. Aber dann gab es auch wieder Tage, da war sie eklig zu ihm. Behandelte ihn von oben herab. Und ihre Kollegen amüsierten sich darüber. Jeden falls kam es ihm so vor, als würden sie über ihn lachen. An diesem Tag amüsierte sie sich wieder auf seine Kosten. Dabei ging sie unter
die Gürtellinie. Es kostete ihm sehr viel Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Am liebsten hätte er ihr eine mitten ins Gesicht gegeben. Aber das hätte nur zur Folge gehabt, das er die anderen gegen sich aufgebracht hätte. Frauen dürfen Männer schlagen. Sogar grundlos. Aber Männer dürfen keine Frauen schlagen. Ganz egal, wie sie zu einem sind. Er wartete nicht, bis ihr Mittagspause zu ende war. Wortlos stand er auf und ging. Würdigte ihr keines Blickes. Unterdrückte seinen Tränen. So sehr taten ihm ihre Späße weh. Nicht zum ersten mal fragte er sich, warum er sie liebte und bei ihr blieb. Es gab bessere,
als sie. Zu Hause kümmerte er sich um den Haushalt. Staubsaugen, Geschirr spülen, Wäsche waschen... Diesmal half es nicht, auf andere Gedanken zu kommen. Zu vergessen, wie sie zu ihm gewesen war, vor all ihren Kollegen. Als sie nach Hause kam, benahm sie sich ganz normal. Redete ganz normal mit ihm. Wie mit einem Menschen. Völlig anders, als noch vor wenigen Stunden. Plötzlich verstummte sie. Hielt sich ihre brennende Wange. Mit offenem Mund, sprachlos und fassungslos, starrte sie ihn an. Warum hatte er ihr gerade eine schallende Ohrfeige gegeben? Was hatte sie ihm getan, fragte sie
sich. „Was bin ich für dich? - Ich bringe dir das Fressen hinterher und du hast nichts besseres zu tun, als dich über mich zu amüsieren. Hattest du mich deswegen gerufen? Um Scherze auf meine Kosten zu machen? Ich dachte du hast Hunger und das ich deshalb zu dir kommen sollte. Um dir was zu Essen zu bringen. - Es war nicht das erste mal, das du so einen Scheiß mit mir abziehst. Mir steht es bis hier. Wenn du das noch einmal machst, bringe ich dir nie wieder was. Dann werde ich gehen und du kannst dir einen anderen Typen suchen, der sich das von dir gefallen lässt.“ Sie sah nicht so aus, als hätte sie ihm
zugehört, geschweige denn verstanden. Das steigerte seine Wut. Er schrie sie an und schlug auf sie ein. Seine ganze angestaute Wut, die sich über Jahre angesammelt hatte, ließ er auf einen Schlag heraus. Schreiend und weinend lag sie unter ihm und versuchte ihr Gesicht zu schützen. Sie verstand immer noch nicht, was ihn so rasend machte. Sah nicht ein, das ihre Scherze die Gürtellinie unterschritten hatte. Sie war einfach nur lustig gewesen, glaubte sie. Als er sich wieder unter Kontrolle bekam, ließ er von ihr ab. Ungerührt ließ er sie am Boden liegen. Leise schluchzte sie vor sich hin. Aus ihrer Nase quoll Blut. Doch sie wagte nicht
sich zu bewegen, oder etwas zu sagen. Reglos blieb sie liegen und hoffte, das alles nur ein schrecklicher Alptraum war, aus dem sie bald aufwachen würde. Aber es war kein Traum, sondern Realität. Er hatte sie wirklich geschlagen und dann liegen gelassen. Aus ihrer Nase rann wirklich Blut.
Sie fiel in Dunkelheit. Bekam nicht mit, wie ihr Mann zu ihr kam und nachschaute, ob sie keinen wirklichen Schaden genommen hatte. Prüfte Puls und Atmung. Als er sicher war, das sie nur schlief und es ihr ansonsten ganz gut ging – den Umständen entsprechend -, holte er eine Decke und legte sie sanft über ihren Körper.