Die 7 Raben
Ein Müller hatte sieben Knaben,
wollt' aber eine Tochter haben
und als die Frau ihm dann gestand,
ein weiteres Kind wird kommen bald,
da betet' er in einer Tour:
„Schenk' ich bitt' ein Mädchen nur.“
Als das Kind kam dann zur Welt,
war es nicht gut um ihm bestellt,
die Tochter, die die Frau gebar,
war schwach und krank, dem Sterben nah.
So schickte er die Buben hin,
zum Brunn' der alten Zauberin.
Der Krug jedoch, er fiel hinein,
so trugen sie kein Wasser
heim.
Der Vater fand das sehr verzwickt,
flucht' über dieses Ungeschick.
Anstatt der sieben Knaben,
wollt' haben sieben Raben.
Sein Fluch wurd' gar erhört,
war er doch arg empört.
Des Nachts als alles schlief,
der Fluche nach den Knaben rief.
Sie kehrten somit wieder,
in einem schwarz' Gefieder.
So wurden aus den Knaben,
sieben schwarze Raben.
Am Tag der Himmel sie verbarg,
des Nachts ein rabenschwarzer Sarg.
Die Mutter voller Weh und Ach,
einen and'ren Fluch
aussprach:
„Reift die Tochter mit der Zeit,
gilt folgende Verbindlichkeit.
Sieben Jahre sollen weichen,
um die Brüder zu erreichen.
Nach sieben Jahren unter Linden,
wird' sie ihre Brüder finden.
Doch der Ort ist streng geheim,
auch gehen muss sie, ganz allein.“
Gesund und schön war bald das Kind,
wollt' wissen wo die Brüder sind.
Die Mutter voller Gram,
nahm ihre Tochter in den Arm.
Erzählte von dem bösen Fluch
und Tränen tropften in ihr Tuch.
„Wenn du schläfst tief in der Nacht,
halten deine Brüder
Wacht,
am Tage kannst du sie nicht sehen,
nur Raben, die am Himmel stehen.
Ich sprach den Fluch aus wegen dir,
sollen sie nun fliegen, fern von hier.
Sieben Jahre sollen weichen,
um deine Brüder zu erreichen.
Sieben Jahre schwarz' Gefieder,
dann siehst du deine Brüder wieder.“
Bitterlich die Schwester weint':
„Wir werden bald erneut vereint,
ich eile zu dem Brunnen hin,
werd' flehen vor der Zauberin.
Sie nimmt die schwarzen Federn,
gewiss, von meinen Brüdern.“
Zum Zauberbrunnen lief sie hin,
hatt' nur die Raben noch im
Sinn.
„Nimm die schwarzen Federn,
von meinen sieben Brüdern,
dafür werd' ich geben,
Dank und Ehr', und auch mein Leben.“
Lange weilen sollt' die Gnad',
denn so Erlösung niemand fand.
„Sieben Jahre sollen weichen,
um deine Brüder zu erreichen.
Sieben Jahre schwarz' Gefieder,
dann siehst du deine Brüder wieder.“
Das Mädchen wurde hart geprüft,
stets sie nach ihren Brüdern rief.
Einen Reiter sie bald traf,
dessen Liebe sie bedarf.
Das Mädchen längst zur Frau geworden
und länger sollt' es sich nicht
sorgen.
Ward von dem Jüngling sanft getröst'
und alsbald von dem Fluch erlöst.
Denn plötzlich hörten sie Geschrei,
es flogen Raben schnell herbei.
Die Schwester rief: „Ihr Brüder mein!“
So kehrten sieben Männer heim.