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Die Macht der 10 Ringe - Kapitel 5

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"Die Macht der 10 Ringe - Kapitel 5"
Veröffentlicht am 21. April 2015, 66 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Die Macht der 10 Ringe - Kapitel 5

Die Macht der 10 Ringe - Kapitel 5

Gala´thien; im Inneren des Berges Estaroth; Reich der Fünften Jahr 2751 des Ersten Zeitalters; Sommer

„Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja!“ „Und mit einem Mal kam etwas aus der Wolke heraus. Etwas Lebendiges! Es war eine kleine Fee.“ „Die Menge sprang auf und warf sich in einer betenden Haltung mit dem Gesicht nach unten und den Händen ausgestreckt nach vorne auf den Boden.

Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Die Fee flatterte über unseren Köpfen und verteilte einen glitzernden Staub. Wie kleine Sterne die vom Himmel herab regneten. Für sie musste das so etwas wie eine Segnung darstellen. Und auch ich wurde “gesegnet“. Der Feenstaub drang selbst durch meine Robe und löste ein angenehm warmes Kribbeln auf meiner Haut aus. Sogleich verspürte ich einen Zustand der vollkommenen Zufriedenheit. Sorgen; Ängste; Trauer; alle schlechten Gefühle waren wie weggeblasen. So als wenn sie nie existiert hätten. Ich versuchte mich an den schmerzvollen Abschied von meinen

Schwestern und Brüdern zu erinnern, aber ich konnte diese Trauer, und die Angst vor dem Neuen und Unbekannten das vor mir lag, nicht in meinen Gedanken hervorrufen. Was für ein mächtiger Zauber muß das sein, der solche Gefühle bewirkt? Die Welt würde einem Paradies gleichen. Neid; Hass; Kriege! All das würde der Vergangenheit angehören. Ich muß diesen Zauber erlernen und in Damorien verbreiten.“ Zweiter Tag, des siebten Monats im Jahr 1613 des Ersten Zeitalters „Seit meinem Abschiedsfest sind nun fast zwei Wochen vergangen. Ich hatte

versucht mit Zeichensprache, und Zeichnungen in feuchte Erde, dem Schamanen verständlich zu machen, dass ich das Glücksritual lernen und in die Welt tragen möchte. Doch außer einem freundlichen Grinsen mit seinem großen Mund konnte ich nichts bewirken. Der Häuptling schien zumindest verstanden zu haben, dass ich länger bleiben möchte. Er ließ mir eine Hütte bauen, in der ich neben einem Lager aus Blättern und Fellen auch einen von mir entworfenen Tisch und Stuhl stehen hatte. Es war nicht ganz einfach ohne eine Säge oder Hammer, geschweige denn ohne Nägel, so etwas zu fertigen. Der Stuhl besteht aus einem

Baumstumpf der mit verschieden, groben und feinen Steinen glatt geschliffen wurde, und auch der Tisch ist nur eine Holzplatte die mit Lianen auf zwei Baumstümpfe befestigt ist. Es ist mir unbegreiflich wie dieses Volk so lange überleben konnte. Aber sie sind erfinderisch und lernen schnell. Mit der entsprechenden Anleitung könnte sich aus ihnen eine zivilisierte Gesellschaft entwickeln.“ Vierter Tag, des siebten Monats im Jahr 1613 des Ersten Zeitalters „Heute habe ich mir die Höhlen angeschaut in denen die Orcca den

Winter über verbringen. Nach einer gefühlten halben Stunde Fußweg durch dunkle Gänge, derer Decke nicht für jemanden meiner Größe geeignet war, bin ich in einer großen Höhle angekommen. Auf mehreren Stapeln lag aufgeschichtet trockenes Holz als Brennmaterial. Dazu kamen noch eine Ansammlung von Schalen und verschiedener Gefäßen aus Ton, sowie einige Haufen mit Fellen. Eine kleine Quelle spendete kristallklares Wasser, und Vertiefungen in der Erde, umrandet mit handgroßen Steinen, charakterisierten die Feuerstellen. Etwas Glitzerndes in den Steinen erweckte meine Aufmerksamkeit. Doch zuerst

mußte ich meinen Durst löschen. Bei der Gelegenheit konnte ich mir auch gleich die Töpferarbeiten der Orcca aus der Nähe anschauen. Einfache Tonschalen ohne jegliche Muster oder Gravierungen. Kunst schien diesem Volk ebenso fremd zu sein wie das Anhäufen von Reichtümern. Aber sie erfüllten ihren Zweck und ich konnte mit ihrer Hilfe meinen Durst in der Quelle löschen. Als ich mir die Steine der Feuerstellen anschaute machte ich eine bemerkenswerte Entdeckung. Was für die meisten Völker schon selbstverständlich ist, wäre für die Orcca mit Sicherheit ein

Wunder.“ Die nachfolgenden Wörter waren verwischt und unleserlich. „… hätten damit völlig neue Möglichkeiten in ihrer Entwicklung. Egal ob in der Landwirtschaft, beim Jagen, oder beim Bau von Häusern. Ich hatte die Höhle danach abgesucht, sie jedoch nicht gefunden. Vielleicht können mir die Orcca die Fundstelle zeigen.“ Taanuen fragte sich was Antaras wohl gefunden haben mag das ihn so begeisterte. Gerade als er weiterlesen wollte hörte er leise Stimmen. Elfische

Wörter drangen in seine Ohren. Starr vor Schreck lauschte er und versuchte etwas zu verstehen und herauszufinden wie nahe sie sind. Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn. Nach einigen Sekunden in denen er in dieser angespannten Position verharrte packte er schnell seine Sachen zusammen, hängte sich seine Tasche um die Schulter, und nahm das Buch von Antaras unter seinen linken Arm. In der Rechten hielt er seinen Zauberstab. „Sie haben mich letztendlich also entdeckt.“, sagte er zu sich selbst. „Doch ich werde nicht kampflos sterben. Ich werde überhaupt nicht sterben. Sie werden! Sie werden sterben,

und ich werde mich an ihren leblosen Körpern erfreuen. Dies wird der Anfang meiner Rache an denen sein, die mich aus meinem Heim vertrieben haben.“ Er bewegte sich schnell durch die Reihen der Regale um zum anderen Ende, wo sich die Tür befand, zu gelangen. Dort verharrte er leise und angriffsbereit um seine Gegner überraschen zu können. Die Waldläufer gingen den schmalen Gang entlang bis sie zu zwei Türen kamen. Die Tür rechts von ihnen war geöffnet. Enduen prüfte die Linke, aber sie war verschlossen. In diesem kurzen

Augenblick war Nemdel schon verschwunden. Enduen seufzte leise. „Diese Ungeduld der Jugend.“, dachte er sich und ging ebenfalls durch den offenen Eingang. „Das war also mit der Rune Bücher gemeint. Eine Bibliothek!“ Er bereitete sich auf einen Angriff aus dem Hinterhalt vor und bewegte sich wachsam auf Nemdel zu, der einige Schritte vor ihm stand und sich umsah. Mit einem Pfeil in der Sehne seines Bogens suchte er sich sein Ziel. Doch es blieb ihm verborgen. Taanuen hockte hinter einem der schweren Regale und spähte durch die Lücken zwischen den Büchern und dem

Holz, auf denen diese standen, hindurch. Er wartete auf den richtigen Moment indem die Zwei nahe genug beieinander waren und er sie unter einer Lawine aus Papier begraben konnte. Nur noch wenige Sekunden und er sollte seine Rache bekommen. „Nein, was macht der da.“ Seine Gedanken überschlugen sich. Enduen wechselte die Richtung und ging nicht mehr zu seinem Begleiter, sondern entfernte sich von ihm in Richtung eines anderen Regals. Taanuen mußte handeln bevor es zu spät war. Mit einem Satz sprang er aus seinem Versteck und ließ mit seiner magischen Kraft das Regal an dem Nemdel stand auf ihn stürzen. Die

schweren Bücher und das massive Holz begruben den Elfen bis er nicht mehr zu sehen war. Enduen schaffte es gerade noch so sich vor der Flut in Sicherheit zu bringen. Doch ein Foliant traf seinen linken Oberschenkel und er knickte vor Schmerzen ein. „Neiiiin!“, wütend ließ er eine lila, von kleinen Blitzen durchzuckende Energiekugel in seiner linken Hand entstehen und schleuderte sie in Enduens Richtung. Dieser machte jedoch einen Sprung zur Seite und ließ das Geschoss auf dem steinernen Boden verpuffen. Er hob das fallengelassene Kurzschwert auf und schleuderte es in

die Richtung des Zauberers. Doch auch er verfehlte sein Ziel um Haaresbreite. Die scharfe Klinge trennte eine Strähne von Taanuens langem Haar bevor sie sich in den hölzernen Rahmen der Tür bohrte. Gerade als er sein zweites Schwert aufhob und es erneut versuchen wollte stürmte sein Ziel aus der Tür heraus. Enduen hörte nur den hasserfüllten Ruf, „Wir werden uns wiedersehen, und dann kommst Du nicht so glimpflich davon.“ Er steckte sein Schwert in die Scheide und humpelte unter Schmerzen dem Zauberer hinterher. Ein kurzer Gedanke war bei Nemdel, der noch unter einem

Meer aus Papier gefangen war. Und vielleicht auch nicht mehr lebte. Doch sein Auftrag war wichtiger als das Leben seines Schülers. Also machte er sich auf die Verfolgung, nahm seinen geschulterten Bogen in die rechte Hand und legte einen Pfeil aus dem Köcher auf die Sehne. Als der Waldläufer durch die Tür zum Thronsaal trat sah er wie Taanuen einen ein Schritt breiten Feuerball auf eine riesige Echse schleuderte, die im Begriff war sich auf ihn zu stürzen. Doch dieser verpuffte auf dem dicken Panzer des Ungeheuers. Ein Weiterer traf das Tier am vorderen, rechten Bein, und ein Anderer an seiner langen Schnauze. Die Bestie stieß ein

schrilles Heulen aus und bäumte sich auf. Taanuen nutzte diese Ablenkung, rannte zum Ausgang und quetschte sich durch den schmalen Spalt zwischen den massiven Torflügeln. In der Zwischenzeit erreichte Enduen die Kreatur, dessen Schulterhöhe ebenso hoch war wie er selbst. Er wollte über den Schwanz zu dessen Kopf rennen um es zu töten, aber die Bestie bemerkte dies und schleuderte ihn in die Luft. Mit einem Salto landete auf dem Rücken der Echse und federte sich wie gewohnt beim Aufkommen mit dem verletzten Bein ab. „Ahh!“, schrie er vor Schmerzen. Doch er mußte seine Mission

vollenden und machte weiter. Die Kreatur wand sich und versuche ihn abzuwerfen, doch es machte den Anschein als wenn seine Füße an der schuppigen Haut klebten wie eine Fliege im Netz einer Spinne. Nach drei Schritten war er am Kopf angelangt und Schoss einen seiner Pfeile in die gepanzerte Schädeldecke. Dieser blieb jedoch nur an der Oberfläche stecken. Er versuchte es erneut, doch das Ergebnis war das Selbe. Selbst der gehärtete Stahl der elfischen Pfeilspitzen vermochte es nicht den Panzer zu durchdringen. Taanuen hörte auf dem Weg nach

draußen den schmerzvollen Schrei des Waldläufers und freute sich über dessen Tod. Zu gerne hätte er mit angeschaut wie der Elf von der riesigen Echse zerfleischt wurde. Doch er konnte es nicht riskieren, dass der Elf überlebte und sich auf ihn stürzte. Also rannte er durch die große Vorhalle des Palastes und stoppte als er plötzlich einen weiteren Schrei der Kreatur vernahm. Dieser Ton war jedoch höher, und nicht hinter, sondern vor ihm. Lautlos ging er auf die Lücke zwischen den beiden Torflügeln zu und schaute vorsichtig hindurch. Eine weitere Echse lief an der Treppe des Palastes aufgeregt hin und her. Sie muß den schmerzhaften Schrei

ihres Artgenossen vernommen haben. Wie sollte Taanuen unbemerkt aus dem Reich der Fünften hinaus gelangen? Er war umzingelt. Vor ihm lauerte der Tod, und hinter ihm ebenfalls. Er wusste nicht wie viel Zeit im bleiben würde bis entweder die Echsen, oder der verbliebene Waldläufer ihn erwischten. Die Tore verschließen und abwarten konnte er ohne Vorräte auch nicht. Er saß in der Falle. Alle Versuche Enduens den harten Panzer der Bestie zu durchdringen schlugen fehl. Selbst sein elfisches Kurzschwert, welches in manchem Kampf die Klinge des Gegners hatte

brechen lassen, scheiterte. Er hatte keine Zeit sich eine Lösung einfallen zu lassen und mußte den flüchtigen Zauberer verfolgen. Die Kreatur verhinderte allerdings seine Absichten und wollte ihn nicht gehen lassen. Sie wollte ihn fressen. Als Sie erneut den Kopf nach unten neigte und den Rücken nach oben schleuderte um ihn abzuwerfen fiel ihm eine Lücke zwischen den gepanzerten Platten am Nacken auf. Blitzschnell rammte er sein Schwert zwischen diese hindurch und durchtrennte die Wirbel zwischen Kopf und Körper. Ein kräftiger Blutstrahl spritzte auf seine Kleidung. Die Echse stieß einen letzten schmerzerfüllten

Schrei aus und sackte daraufhin in sich zusammen. Der massive Schwanz und die kurzen Beine zuckten noch einige Male und verstummten. Er nahm die Verfolgung wieder auf und, als er das Tor zur Halle des Königs durchschritt, sah er schon von weitem Taanuen der vor dem Ausgang stand. Dieser bemerkte den heranstürmenden Waldläufer und murmelte eine Zauberformel, woraufhin sich eine undurchdringliche Feuerwand vor Enduen bildete. Das lodernde Flammenmeer ließen ihn zurückweichen, was der Zauberer als Gelegenheit nutzte um den Palast zu verlassen. Die wartende Echse stürmte sogleich die

Stufen der Treppe hinauf und machte sich mit weit aufgerissenem Maul bereit ihn mit den spitzen Zähnen zu packen. Doch sie war zu langsam und er schleuderte ihr eine durchsichtige, rote Energiekugel entgegen. Er war erschöpft, und seine Kraft reichte nicht aus um noch einen Feuerball zu erzeugen. Das war auch nicht nötig. Die Kugel traf die Kreatur direkt ins Maul, woraufhin diese leicht betäubt wurde und von links nach rechts schwankte. Taanuen schaute zu dem Höhlenausgang am Ende der Hauptstraße, und dem der sich links von ihm befand. Auch wenn dieser mehrere hundert Schritte entfernt war lag er am nächsten. Die Gassen der

Arbeitsgebäude sollten ihm Schutz bieten wenn die Feuerbarriere nachließ und der Waldläufer ihn wieder jagte. Einen konnte er zumindest erledigen. Für den Zweiten würde die Zeit auch noch kommen. Er bemerkte wie die Echse langsam wieder zu sich kam und den Kopf schüttelte. So als wolle sie den gewirkten Zauber von sich abschütteln. Ihre gierigen Augen waren von Hass erfüllt und starrten ihn an. Der erneute Angriff erfolgte zugleich. Sie rannte mit ihren kurzen, aber muskulösen Beinen die letzten Stufen hinauf, und war nur noch zwei Schritte von Taanuen entfernt. Um seinem Tod zu entrinnen stach er mit dem Ende

seines hölzernen Stabes der Kreatur direkt auf die Schnauze und nutzte den Augenblick der Ablenkung um mit einem Satz über die Brüstung der Treppe zu springen. Er federte seinen kurzen Flug gekonnt mit den Beinen ab und lief so schnell er in seinem geschwächten Zustand konnte zu den schmalen Gassen zwischen den Handwerkergebäuden. Die Bestie war hart im nehmen und nahm die Verfolgung auf. Enduen saß in der Zwischenzeit auf den Knien vor der lodernden Feuersbrunst und legte seine Hand auf den linken Oberschenkel um seine heilenden Kräfte wirken zu lassen. Nachdem sein

verletztes Bein wieder geheilt und einsatzbereit war beobachte er entspannt die immer schwächer werdende Flamme und wartete auf den Moment in der er seinen Weg fortsetzen konnte. Anstatt wie ein wildes Raubtier im Käfig hin und her zu wandern schonte er lieber seine Kräfte. Es hätte sowieso nichts geändert. Nur noch wenige Minuten und er konnte sich den Zauberer schnappen. Seine Gedanken waren ausschließlich auf das Feuer gerichtet, denn er wollte keine Sekunde verlieren und die Verfolgung sofort wieder aufnehmen. Selbst die Sorge um Nemdel verbannte er aus seinem Kopf. War er tot, oder nur verletzt und erlitt

gerade unerträgliche Schmerzen die durch seine Hilfe hätten gelindert werden können? Der Auftrag war wichtiger als das Leben seines Gefährten, ja, sogar wichtiger als sein eigenes Leben. Er würde es jederzeit hergeben um Schaden von seinem Volk abwenden zu können. Der Augenblick auf den er gewartet hatte war gekommen. Die alles verzehrenden Flammen waren jetzt niedrig genug um über sie hinweg zu springen. Wie eine gespannte Feder schoss er nach oben, nahm Anlauf und machte einen hohen Satz über das Hindernis. Sein Aufkommen hallte

dumpfe durch den Saal. Der Staub von Jahrzehnten oder Jahrhunderten wurde aufgewirbelt und setzte sich wie ein grauer Teppich auf seine braunen, ledernen Schuhe. Er rannte zum Ausgang, quetschte sich durch den engen Spalt zwischen den Torflügeln, und verschaffte sich schnell einen Überblick. Taanuen verschwand gerade zwischen den Handwerkshäusern in einer engen Gasse. Eine zweite Echse verfolgte ihn. Enduen schwang sich über die Brüstung der Treppe und eilte ihnen hinterher. Die Bestie versuchte durch die Gasse zu gelangen, wurde jedoch von den Gebäuden aufgehalten. Wütend stemmte sie sich gegen den

steinernen Widerstand, doch sie schaffte es nicht diesen zu durchdringen. Wieder und wieder rammte sie ihren gepanzerten Körper gegen die Ecken der Häuser bis diese anfingen zu bröckeln. Stück für Stück drang die Echse vor. Taanuen stand am anderen Ende des Gebäudes mit seitlich ausgestreckten Armen und verhöhnte die Kreatur mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Doch die Bestie schaffte es nicht ihn zu erreichen und ging ein paar Schritte zurück. Das Lächeln verschwand nach und nach als Taanuen merkte was sein Verfolger vor hatte. Er nahm langsam seine Arme runter und fing an zu rennen. Auf der parallel

verlaufenden Straße stürmte die Bestie links von ihm nach vorne und suchte sich einen anderen, breiteren Zugang in die Gasse in der er Richtung Ausgang rannte. Als die Kreatur am Ende des Häuserblocks angelangt war entdeckte sie Taanuen, der vorsichtig um die Ecke blickte. Wenn er das ungeschützte, freie Feld hinauf zum Ausgang nehmen würde wäre die Echse wahrscheinlich schneller gewesen, und das hätte sein blutiges Ende bedeuten. Allzu lange warten konnte er auch nicht, da die Feuerbarriere, die den Elfen aufhalten sollte, langsam ihre Wirkung verlor. Was sollte er also tun um sich in Sicherheit zu

bringen? Während er seinem Ziel hinterher rannte nahm Enduen seinen Bogen vom Rücken, einen Pfeil aus dem Köcher und spannte diesen auf die Sehne. Er ließ sie los und der geflügelte Tod schoss durch die Luft um einen Wimpernschlag später sein Ziel zu finden. Ein lauter Aufschrei des Schmerzes hallte durch die Höhle, und zwei wütende Paar Augen blickten zu ihm hinüber. Schnell hängte er sich den Bogen wieder um den Oberkörper und zog seine beiden Kurzschwerter aus den Scheiden, um diese kurz darauf seinem Opfer in den Körper stoßen zu können. Sein Gegner wendete sich ihm

zu und rannte ihm mit dem Pfeil im Rücken entgegen. Die Rache für diesen Angriff sollte tödlich sein. Als beide Kontrahenten aufeinander trafen sprang Enduen hoch, stieß seine Schwerter in die großen Augen der Kreatur und landete mit einem Salto auf dessen gepanzerten Rücken. Geblendet, und mit einer unglaublichen Wut und unter großen Schmerzen, versuchte die Echse Enduen von ihrem Rücken zu werfen. Sie bäumte sich auf, doch der Waldläufer hielt sich an ihrem schuppigen Panzer fest. Als sie merkte, dass das nicht half warf sie sich mit ihrem mächtigen Körper an die Wand eines Hauses um ihn so zu zerquetschen.

Doch der Elf brachte sich mit einem eleganten Sprung in Sicherheit und widmete sich seinem eigentlichen Auftrag. Taanuen! Der dunkle Zauberer nutzte die Ablenkung und rannte in Richtung Ausgang, wo er vermutete in Sicherheit zu sein. Als er vor den großen Torflügeln stand schaute er sich ein letztes Mal um. Er wollte sehen ob der Elf endlich das Zeitliche gesegnet hat. Plötzlich bemerkte er einen stechenden Schmerz in der linken Schulter und ließ seinen Stab fallen. Ein Pfeil steckte in ihr und auf seinem Umhang machte sich ein Blutfleck breit. Taanuen ging mit

einem schmerzverzogenen Gesicht in die Knie und hob seinen Zauberstab mit der rechten Hand auf. Der Waldläufer kam immer näher und war weniger als 100 Schritte von ihm entfernt. Er merkte, dass der Pfeil ein betäubendes Gift enthielt und lief in seinem geschwächten Zustand mit schweren Schritten in Richtung Ausgang. Enduen brachte ein weiteres Geschoss auf den Weg, welches einen kurzen Augenblick später sein Ziel erreichte. Von der Wucht des Pfeiles getroffen flog Taanuen durch das Tor und landete auf dem in der linken Schulter steckenden Pfeil, der sich durch das blutende Fleisch bohrte um hinten wieder hervor zu treten. Fast

ohnmächtig vor Schmerzen, und aufgrund des in seinem Körper weiter ausbreitenden Giftes, lag er auf dem kalten, felsigen Boden und versuchte einen letzten Zauber zu wirken. „Wenn ich schon sterben muß, dann werden sie meine Leiche nicht bekommen um sie ihrem König präsentieren zu können.“, dachte er sich. Sein letzter Zauber schloss die Türflügel. Enduen zog an einem großen Griff und versuchte das massive, hölzerne Tor zu öffnen, aber dieses bewegte sich kein Stück. Er stemmte sich mit seinem rechten Fuß gegen den Torflügel und zog am Griff seines Gegenstücks um

dieses einen Spalt zu öffnen, doch es passierte wieder nichts. Seinem Ziel so nahe, und doch so fern, schaute er sich um nach etwas das er als Hebel verwenden konnte. Die Suche war jedoch ohne Erfolg gekrönt. Sofern Nemdel noch lebte könnten Sie zusammen versuchen das Tor zu öffnen. Also lief Enduen den langen Weg zurück zur Bibliothek um seinen verschütteten Gefährten zu bergen. In der Halle des Wissens angekommen ging er direkt auf das Regal zu unter dem Nemdel begraben wurde. Von dem Elfen war jedoch nichts zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er noch lebte,

war sehr gering. Doch ein Funken Hoffnung bestand, und Enduen fing an die schweren Bücher beiseite zu schaffen. Eines nach dem Anderen warf er auf einen neuen Haufen, und der Berg wurde kleiner und kleiner. Nach einigen Minuten sah er einen Fuß aus dem Papiermeer heraus ragen. Dieser bewegte sich jedoch nicht. Vorsichtig entfernte Enduen auch noch die restlichen Bücher, die seinen Gefährten verbargen. Ein Teil des umgestürzten Regals lag auf ihm drauf. Er wurde allerdings nicht davon zerquetscht, sondern ein Stapel Bücher fing den hölzernen Tod ab der ihn wie eine Guillotine zerteilen

wollte. „Wie geht es Dir?“, frage ihn Enduen „Wie sieht es denn aus?“, entgegnete er mit einem schmerzverzehrten Gesicht. „Du bis spät dran. Ich dachte schon, ich müsste in diesem Grab elendig verkümmern.“ Nemdel war unfähig sich zu bewegen, woraufhin Enduen eines seiner Schwerter zog und die massiven Bretter entzwei hakte. Wenige Augenblicke später war sein Waffenbruder befreit. Ersteckte seine Waffe zurück in die Scheide und half ihm sich aufrichtigen. Vorsichtig glitt er mit seinen Händen

unter die Arme des Verletzten und zog ihn aus dem ehemaligen Gefängnis sodass dieser sich auf einen Stapel Bücher fallen lassen und kurz erholen konnte. „Was ist passiert? Etwas hat mich am Kopf getroffen, und als ich wieder aufwachte fand ich mich in der Dunkelheit wieder.“ „Der Verräter hat dieses Bücherregal über Dir einbrechen lassen und Du wurdest darunter begraben. Ich musste die Verfolgung aufnehmen damit er nicht entwischt.“ „Und, hast Du Ihn?“ „Ich weiß nicht mit Sicherheit ob er

noch lebt. Nachdem er Dich außer Gefecht gesetzt hatte habe ich ihn durch den Palast gejagt. In der Halle des Königs war er in einen Kampf mit einer riesigen Echse verwickelt. Damit wir ihn lebend unserem König, und dem Hohen Rat der Elfen, vorführen können habe ich in den Kampf eingegriffen und die Kreatur getötet. Die Gunst der Stunde hat er ausgenutzt um zu fliehen. Als ich ihn dann in der Eingangshalle stellen wollte hielt er mich mit einer Wand aus Feuer davon ab und konnte erneut entkommen. Doch ich holte ihn, nachdem der Zauber schwächer wurde, abermals ein. Eine weitere Echse blockierte seine Flucht, und auch diese

musste ich davon abhalten ihn zu zerfleischen. Er schaffte es durch das Tor und versiegelte es mit einem Zauber. Doch zuvor fanden zwei meiner Pfeile mit einem betäubenden Gift ihr Ziel. Bedauerlicherweise gelang es mir nicht das Tor zu öffnen und ihn festzunehmen. Also bin ich zurück gekommen und habe Dich ausgegraben.“ „Du hättest mich sterben lassen nur um unseren Auftrag zu erfüllen?“, frage Nemdel verwundert. „Die Erfüllung unserer Aufträge ist wichtiger als unser eigenes Leben. Das sollte man Dir in der Grundausbildung beigebracht haben. Wäre ich an Deiner Stelle unter der Lawine begraben

worden, ich hätte es verstanden und versucht mich selber zu befreien.“ „Nur das ich dies nicht aus eigener Kraft hätte schaffen können. Eine falsche Bewegung und alles wäre über mir zusammen gebrochen. Meine einzige Möglichkeit war es zu warten, und zu hoffen das Du wieder zurück kommst.“ „Jetzt bin ich ja da und wir können aufbrechen.“ Enduen hing sich seine Tasche um die Schulter auf der einen Seite, den Bogen und Köcher auf der Anderen, und ging Richtung Ausgang. Als er bemerkte, dass sein Begleiter ihm nicht folgte drehte er sich um und sah ihn fragend an. „Was ist los? Wir haben einen Auftrag zu

erfüllen.“ Nemdel versuche aufzustehen, aber er schwankte und setzte sich wieder auf seinen Thron aus Wissen. „Mir ist schwindelig. Ich kann noch nicht aufbrechen. Abgesehen davon ist mein Bogen dem Angriff zum Opfer gefallen.“ Ohne sich anmerken zu lassen das er aufgrund der weiteren Verzögerung genervt ist griff Enduen in seine Tasche und holte eine ledernen Schlauch heraus. „Trink das!“, sagte er ohne eine erkennbare Regung in seiner Stimme und hielt ihm den Behälter hin. „Was ist das drin?“, wollte Nemdel wissen. Er nahm den Schlauch und öffnete den Stöpsel um den Inhalt am

Geruch identifizieren zu können. „Eine Mischung aus Kräutern die Dir gut tun werden. Ich habe sie selber gesammelt und aufgekocht.“ Er nahm einen kräftigen Schluck und verzog das Gesicht. „Bäh, ist das bitter.“ „Die Wurzeln des Keuribaumes sind bitter, aber sie lindern Deine Schmerzen.“, antwortete er in einem belehrenden Tonfall. „Außerdem beschleunigt der Trunk den Heilungsprozess Deiner Blutergüsse.“ Sichtlich angewidert nahm Nemdel einen weiteren Schluck und verschloss den Schlauch wieder. Nachdem er sich mit Mühe aufgerafft hatte gab er Enduen den Heiltrank zurück und hob seine

Ausrüstung vom Boden auf. „Mein treuer Bogen. Nie hat er mir seine Dienste versagt und immer sein Ziel getroffen.“ Er streichelte über das Holz wie über das weiche Fell einer Katze. Es war der Bogen den er im Wald während seiner Abschlussprüfung gebaut hatte. „Wir werden einen neuen Bogen für Dich bauen. Einen der besser in der Hand liegt und eine noch größere Reichweite hat als dieser. Du wirst es noch mehrmals erleben das Dein Bogen im Kampf Schaden nimmt, oder Du ihn bei einer Mission zurück lassen mußt um Dein Ziel zu erreichen.“ Enduen legte die linke Hand auf die Schulter seines Gefährten und packte nach einem

kurzen Augenblick der Stille den Trinkschlauch an seinen ursprünglichen Platz. Mit einem Gefühl von Trauer entfernte Nemdel die Sehne von seinen Bogen und steckte diese in seinen Beutel. Den Bogen legte er in das von Taanuen für ihn bestimmte Grab. Die Elfen gingen durch den dunklen Gang in Richtung Thronsaal. Als Nemdel durch die Tür schritt sah es schon von weitem die sterblichen Überreste der von seinem Begleiter getöteten Kreatur. „Das ist ja ein ganz schönes Ungetüm das Du da erlegt hast.“, sagte Nemdel und blieb an der Echse stehen um sie

sich genauer anzuschauen. Doch Enduen schenkte dem Kadaver keine große Beachtung und ging einfach daran vorbei. So als wenn nichts passiert wäre. Einige Schritte von der Pforte entfernt, die den Ausgang aus dem Thronsaal markierte drehte sich Enduen um und fragte seinen Mitstreiter ob er nicht langsam folgen wolle. Sichtlich verärgert machte sich dieser auf den Weg und folgte seinem Lehrer mit großen Schritten. Sie gingen durch die Vorhalle, wo man noch die Brandspuren der Feuerwand auf dem Boden sehen konnte, zwängten sich durch den engen Spalt zwischen den Torflügeln des Palastes, um kurz darauf an einem

weiteren, schuppigen Leichnam vorbei zu kommen. „Diesem hier fehlen die Augen.“, bemerkte Nemdel im vorbei gehen. Auch dem schenkte Enduen wenig Beachtung. Am Ausgang zur Höhle angekommen blieben die zwei Waldläufer vor den großen Torflügeln stehen. „Hast Du einen Vorschlag wie wir diese Türen aufbekommen sollen?“, fragte Enduen. Nemdel nahm den großen, runden Griff in seine beiden Hände und stemmte sich mit dem rechten Fuß gegen die andere Tür. Mit einem kräftigen Ruck öffnete sich diese einen Spalt der groß genug war damit sie bequem durch passten.

„Na bitte, war doch gar nicht so schwer.“, entgegnete der junge Elf mit einem Lächeln im Gesicht. Enduen hob nur die linke Augenbraue und entgegnete, „Interessant! Vermutlich ist Taanuen tot, oder so stark verletzt das sein Zauber nicht lange währte. Lass uns gehen und schauen ob wir ihn hier irgendwo in der Nähe finden.“ Sie folgten den Blutstropfen auf dem kalten, felsigen Boden. Enduen zeigte auf eine Blutlache. „Dort muß er gelegen haben. Das Gift in das meine Pfeile getränkt sind sollte ihn

betäuben. Unfähig sich zu bewegen hätten wir ihn so festnehmen und dem Rat vorführen können. Seine Zauberkraft scheint stärker zu sein als wir ursprünglich annahmen.“ Ermahnend sagte er zu seinem Begleiter, „Wir müssen uns beim nächsten Mal vorsehen. Konzentriere Dich und achte auf mögliche Fallen.“ Mit einem Nicken bestätigte Nemdel das Gesagte und machte sich weiter auf die Suche nach Spuren die den Verbleib von Taanuen liefern sollten. Da das Sonnenlicht, welches durch den Spalt zwischen den Torflügeln hindurch schien, nicht mehr genug Helligkeit aufwies holte Nemdel eine Fackel sowie

eine kleine Schachtel mit Zunder, einem Feuerstein und einem weiteren Stein hervor. Er legte den Zunder auf den Boden, hockte sich daneben und schlug die zwei Steine aufeinander. Ein Funke fiel direkt auf den Zunder und dieser fing kurz darauf an zu qualmen. Vorsichtig blies er in das rauchende Material woraufhin ein kleines Feuer entstand. Nicht sehr groß, aber ausreichend um seine Fackel zu entzünden. Enduen hatte in der Zwischenzeit ebenfalls seine Fackel hervor geholt und entfachte ebenfalls das Licht an seinem Stab. Nemdel trat auf das weiterhin brennende Material und riss mit den Fingern den glimmenden

Rest ab. Nachdem er alles verstaut hatte machten sie sich auf die Suche nach dem Zauberer. Der Stollen in dem sie sich befanden bot keine Möglichkeit sich zu verstecken. Kein Fels oder Strauch hinter dem Taanuen Schutz suchen konnte. Nur grob bearbeitet nacktes Gestein. In gebückter Haltung hielt Nemdel seine Fackel nah an den Boden um so den Blutspuren besser folgen zu können. Sein Begleiter hatte in der einen Hand das erhellende Feuer, in der Anderen sein Schwert welches er im Notfall sofort einsatzbereit wissen wollte.

Sie gingen gefühlte drei Stunden durch den endlos wirkenden Tunnel. Die Luft war stickig und es gab auch keine Spur mehr von Taanuen. So als wenn er sich in nichts aufgelöst hat. Da sie den Weg schon einmal gegangen sind wußten sie, dass bald die Höhle mit dem unterirdischen See, in der sie von Fledermäusen angegriffen wurden, kommen müsse. Und so war es auch. Nach wenigen hundert Schritten standen sie vor der Brücke. Es herrschte Totenstille. Aufmerksam versuchen sie mit ihrem ausgezeichneten Gehör ein Geräusch auszumachen. Vielleicht den

schnellen, aufgeregten Atem des Gesuchten, oder Fledermäuse, die an ihren Ruheplatz zurück gekehrt waren. Regungslos verharrten sie einige Minuten und schauten in die Dunkelheit, in der Hoffnung etwas ausmachen zu können. Doch da war nichts. Vorsichtig gingen sie Schritt für Schritt über die Brücke. Ständig auf der Suche nach der Bedrohung. Am Ende angekommen schaute sich Enduen noch einmal um ob er vielleicht etwas übersehen haben könnte. In der Zwischenzeit tat sich etwas auf dem Grund des Sees. Luftblasen platzten an der Wasseroberfläche und

bewegten sich immer näher in Richtung Ufer. Ein Kopf mit langer Schnauze kam zum Vorschein. Schritt für Schritt folgte ihm ein schuppiger Körper, dessen schwarze Augen den Elfen im Blick hatten und unaufhaltsam auf ihn zu steuerten. Ein leises Plätschern drang an Enduen Ohr und bemerkte die Echse. „Lauf!“, schrie er und rannte an Nemdel vorbei, der nicht wußte wie ihm geschah. Nachdem er sich umgeschaut hatte und eine kleinere Ausführung der Echsen erblickte fing er ebenfalls an in Richtung Ausgang zu laufen. Die Fackel in ihren Händen fing heftig an zu flackern und Nemdel befürchtete das diese aus gingen und sie im Dunkeln

ihren Weg suchen müssten. Nach ungefähr 20 Minuten ununterbrochenem Rennen waren die Fackeln in ihren Händen fast erloschen und sie wurden langsamer. Eine körperliche Belastung durch den kurzen Dauerlauf sah man ihnen nicht an, und sie gingen ganz normal weiter, so als wenn nichts passiert wäre. Nemdel schmiß seine Fackel weg, holte einen Bernimstein aus seinem Beutel und fragte Enduen währenddessen, „Was war denn das vorhin für eine Kreatur?“ Nach einem kurzen Moment des Schweigens entgegnete dieser, „Dem Aussehen und der Größe nach zu Urteilen

vermutlich ein Junges der Echsen die uns in der Zwergenstadt begegnet sind.“ „Lästige Kreaturen! Hast Du eine Ahnung wie die Echse in den Thronsaal gelangt ist? „Ich kann nur mutmaßen, aber es hat den Anschein, dass sie sich durch einen der Seiteneingänge durchgezwängt hat. Eine andere Möglichkeit wäre ein sehr langer Winterschlaf.“ Obwohl Enduen dies in seiner nüchternen Art sagte mußte Nemdel grinsen. Ein Winterschlaf über mehrere Jahre, oder vielleicht sogar Jahrhunderte, war für ihn undenkbar. Sein Magen machte sich schon wieder nach mehreren Stunden ohne Nahrung

bemerkbar. „Wollen wir nicht eine kleine Rast einlegen und uns stärken, damit wir ausgeruht unsere Suche fortsetzen können?“ Nemdel wußte die Antwort schon im Voraus, aber der Donner in seinem Magen wurde immer lauter. „Und den Schurken wieder entkommen lassen?“, entgegnete Enduen gereizt. „Wohl kaum! Du kannst auch im gehen essen. Alles Andere wäre verlorene Zeit die wir wieder aufholen müssten.“ Er nahm den Bernimstein in die Linke, und kramte mit der anderen Hand in seiner Tasche nach etwas essbarem. Er griff in etwas Klebriges. Die Birne, welche Ihm Enduen geben hatte, muß

während der Bücherflut zermatscht worden sein. Er legte seine Leuchtquelle auf den Boden und leerte die Tasche aus. Die Sachen im unteren Teil des Beutels war durch den unappetitlichen Mus verdreckt worden. Nemdel schüttelte die großen Stücke von seiner Ausrüstung ab, und wischte den Rest mit einem kleinen Leinentuch sauber. Ohne der Situation Beachtung zu schenken ging Enduen langsam weiter. Sein Schützling sollte lernen das keine Verzögerung geduldet wird und nur der Auftrag zählt. Auch wenn die Umstände auch noch so unangenehm sein sollten. Als Nemdel aufschaute und sah das sein Begleiter nicht auf ihn wartete steckte er

schnell seine Ausrüstung wieder in die Tasche zurück, nahm den Bernimstein in die Hand und eilte ihm hinterher. Er wusste, dass ein Kommentar nichts bringen würde und passte seine Schrittgeschwindigkeit ohne etwas zu sagen Enduen an. Nach einigen Stunden kamen sie an eine Abzweigung. Der rechte Weg führte zu dem Ausgang durch den sie herein gekommen sind. Den Linken kannten sie nicht. Da es keine Anzeichen dafür gab das Taanuen einen der zwei Wege genommen hatte, er aber auch nicht an ihnen vorbei geschlüpft sein konnte, holte Enduen eine Münze aus seinem

Geldbeutel und warf diese in die Luft. Gekonnt fing er diese mit der einen Hand auf und klatsche sie auf den Handrücken der Anderen. „Kopf, wir gehen nach links. Zahl, wir gehen nach rechts.“ Gespannt schaute Nemdel auf die verdeckte Münze. Welchen Weg würden sie nehmen, und wäre dieser richtig gewählt? Das Schicksal sollte entscheiden. Er nahm die Hand weg und es war entschieden. Sie würden den linken Weg wählen. Also steckte er die Münze zurück an ihren Platz und sie machten sich wieder an die Verfolgung des

Übeltäters. Wenige Stunden später sahen sie schon von weitem das Ende des Tunnels, welches durch helles Licht markiert wurde. „Die Luft wird besser. Das da vorne muß der Ausgang aus diesem steinernen Grab sein.“ Enduen nickte ihm zu und beschleunigte seinen Schritt. Auch er wollte wieder hinaus in die freie Natur. So wie es sich für einen Elf der Wälder gehört. Als sie aus dem Tunnel traten atmeten sie die frische Luft tief ein. Ein laues Lüftchen streichelte ihre Wangen und

ließ die langen Haare tanzen. Die untergehende Sonne wärmte mit den letzten Strahlen ihre Haut und zauberte ein Lächeln in ihre Gesichter. Vögel begrüßten sie mit einem Lied, während Eichhörnchen geschäftig Nüsse in ihre Vorratskammer stopften und nebenbei neugierig die Fremdlinge anstarrten. Die Welt hatte sie endlich wieder zurück. Nach einem kurzem Moment der Zufriedenheit schauten sie sich um und fanden auch schnell die ersten Spuren. „Sieh, hier muß er entlang gegangen sein. Und er scheint es nicht einmal für nötig gehalten zu haben seine Spuren zu verwischen.“, stellte Enduen

fest. „Dann werden wir ihn bestimmt bald eingeholt haben. So groß kann sein Vorsprung mit den Verletzungen nicht sein.“ „Das denke ich auch.“, bestätigte er nachdenklich. „Es wird bald dunkel. Schlagen wir unser Nachtlager auf. Hier im Wald wird er uns nicht entkommen, also können wir uns etwas Ruhe gönnen. Außerdem wird es in der Nacht sowieso schwierig seiner Fährte zu folgen. Du richtest eine Feuerstelle ein und ich suche nach etwas Essbarem.“ Enduen kam mit ein paar Wurzeln, Beeren und Äpfeln zurück. Das Feuer

loderte bereits, und Nemdel hatte einen kleinen Haufen abgebrochener Äste gesammelt damit sie es auch in der Nacht schön warm haben würden. Nachdem sie sich gestärkt hatten übernahm Enduen die erste Wache. Da es in der Nacht sehr kalt werden konnte schlug er den Umhang um seine Schulter und setzte sich auf einen großen Stein der nahe dem Feuer lang. Nemdel war bereits im Reich der Träume angelangt welches ein Grinsen in sein Gesicht zauberte. Sein Kamerad hingegen starrte nur in die tanzenden Flammen und ging im Gedanken noch einmal die Ereignisse der letzten Tage durch. So vergingen die Stunden ohne

das etwas Aufregendes passierte. Enduen stand auf und weckte leise seinen Gefährten. Es war Zeit für die Wachablösung. Endlich war er dran ein paar Stunden zu ruhen. Nemdel zog es wieder vor seinen Posten auf einem dicken Ast in einem Baum zu beziehen. Er war unruhig und legte vorsichtshalber einen Pfeil auf seinen Bogen. In diesem Teil des Waldes war allerlei Gesindel unterwegs, und sie waren nur zu zweit.

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Angel21

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Angel21 Kapitel 6 ist am 04.05.2015 erschienen.

Ich freue mich über jeden konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung des Kapitels. Falls etwas nicht schlüssig ist, oder Rechtschreibfehler entdeckt wurden, dann bitte eine Info an mich.
Vor langer Zeit - Antworten
Angel21 Werde ich überarbeiten. Zu gegebener Zeit. Und wie immer meinen Dank für Deine Kommentare. Das beflügelt weiter zu machen und öfters was zu schreiben. Denke mal das ich diese Woche noch ein Kapitel einstellen werde.

Bisher hatte ich nicht geplant das sich Taanuen unsichtbar machen kann. Aber die Waldläufer können mit ihrer Umgebung verschmelzen. Wir werden sehen welche Fähigkeiten der Zauberer noch entwickelt. Ideen werden nieder geschrieben, und dann wieder geändert, weil es einfach besser passt. Der Roman ist wie ein Kind das sich entwickelt. Man überlegt sich als Elternteil einen Weg, und hinterher geht das Kind einen ganz anderen als man das gedacht hatte. :-)
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Seite 13: schreib besser, wer die Energiekugel geschleudert hat
Seite 33: Taanuen merkte, dass der Pfeil ein betäubendes ....
Wenn du zwischen den Personen hin und her springst, musst du sie beim Namen nennen. Sonst bezieht sich "er" immer auf den Letzteren :))

So so, da hatten sie wohl Glück mit dem Münze-Werfen, dass sie den richtigen Weg genommen hatten ...
Kann sich der Zauberer eigentlich unsichtbar machen?

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
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