Kurzgeschichte
Tüte zu

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"Wenn ich nicht aufgepasst hätte, dann hätte meine Kinder nichts davon gehabt"
Veröffentlicht am 20. April 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Anna Omelchenko - Fotolia.com
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Wenn ich nicht aufgepasst hätte, dann hätte meine Kinder nichts davon gehabt

Tüte zu

Titel

Am liebsten hätte ich einen Ton gesagt. Nicht liebevoll, sondern scharf. Aber ich ließ es bleiben. Erstens, standen zu viele Menschen um uns herum und zweitens, hätte es eh nichts gebracht. Bei späteren Diskussionen bekam ich mit, das sie entweder begriffsstutzig ist, oder einfach nicht kapieren will, um was es geht. Daher bin ich ganz froh, das ich damals einfach meinen Mund hielt. Es war so gewesen: Wir waren auf einem Stadtfest gewesen. Meine Frau, meine Kinder und ich. Dort trafen wir die Schwester meiner Frau und deren Kinder. Mir gefiel das gar nicht. Nichts

gegen diese Frau an sich. Als ich damals noch Spiegeltrinker war, hatte ich auch Interesse an ihr. Bis ich ihren Kerl sah. Sein Nachfolger wollte ich dann doch nicht sein. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Manchmal juckt es mir dermaßen, wenn ich sie sehe und reden höre. Ihre Dreistigkeit ist sagenhaft. „Würdest du mein Kind vom Kindergarten abholen? Ich bin zu faul dazu.“, hatte sie wortwörtlich zu meiner Frau am Telefon gesagt. Und es war nicht wirklich eine Frage gewesen. Es war beschlossen. Ich war stinksauer, weil meine Frau Ja sagte und das Kind abholen ging. Dabei waren wir gerade erst heimgekommen und sie hatte mir auf

dem Nachhauseweg gesagt, das sie nicht noch einmal rausgehen wird, das sie völlig KO sei. Am liebsten hätte ich ihr eine gescheuert, weil sie gegangen war, obwohl ihre Schwester ihr gesagt hatte, das sie selber einfach nur zu faul sei, um selber zu gehen. Wäre sie krank gewesen, oder hätte einen wichtigen Termin gehabt, dann wäre es was anderes gewesen. Aber nicht, weil sie zu faul dazu ist. Es war ihr Kind, nicht unseres. Zurück zum Stadtfest. Wie jedes mal, holte ich uns eine extra große Tüte Kräppelchen. Für meine Frau und unsere beiden Kinder. Falls ich Glück hatte, bekam ich auch mal was ab. Wobei mich

das nicht interessierte, ob sie mir was abgaben, oder nicht. Ihre glücklichen Gesichter zu sehen, reichte mir vollkommen. Dann war ich auch glücklich. Diesmal schien es, als würde niemand von uns vier was abbekommen. Wie eingangs erwähnt, trafen wir auf meine Schwägerin und ihre beiden Töchter. Sie wollten auch was von dem Inhalt. Zumindest die Gören. Und da man nett ist, erlaubt man eben, das sie reingreifen. Es hätte blöd ausgesehen, wenn ich Nein gesagt hätte. Außerdem hätte sich meine Schwägerin beschwert und rumdiskutiert. Das wollte ich vermeiden. Hätte ich aber gewusst, was dann passierte, hätte ich die Tüte erst

beim Nachhausegehen geholt, wenn überhaupt. Ich sah nur Hände. Aber weder die von meiner Frau, noch die von meinen Kindern. Wenn ich die Tüte nicht zugemacht hätte, dann hätte meine Familie, für die der Inhalt gedacht war, nichts abbekommen. Erst das eine Kind. Kaum hatte sie ihre Hand draußen, steckte das andere Kind seine Hand rein. Und wieder umgedreht. Meine Familie hatte gar keine Chance auch mal reinzufassen. Mir kam es vor, als wären die Gören ausgehungert gewesen. Ich musste die Tüte wegnehmen, sonst wäre sie alle gewesen, ohne das meine Familie etwas davon abbekommen hätte. Die waren mit ihrer Mutter da gewesen.

Jene Person stand neben ihnen. Das die nichts gesagt hatte. Wahrscheinlich war sie froh, das ich eine Tüte hatte, damit sie keine kaufen musste. Wer weiß? Warum soll ich, der sich kaum die eine Tüte leisten kann und sie nur geholt hatte, weil ich wusste, das sich meine Familie sehr darüber freuen würde, für andere Kinder Geld ausgeben, was er nicht hatte, nur weil ihre eigene Mutter keine Lust hatte ihren Arsch zu bewegen? Meine Schwägerin wollte später noch, an diesem Tag, das meine Frau was für sie holt. Und auch noch vorschießt. Das sah ich nicht ein. Weder, das meine Frau was vorschießt, weil ich meiner

Schwägerin, aus gutem Grund, nicht vertraute, noch das sie deren faulen Arsch unterstützte. Daher gingen wir. Die Alte regte sich zwar darüber auf, aber das war mir egal. Ich wollte nicht, das meine Frau so viel für andere tat. Zuerst wir. Wenn Zeit war, konnte sie sich um andere kümmern. Leider war ich aber nicht immer in der Nähe. Und das nutzten die anderen aus. Nicht nur ihre Schwester. Das ist auch ein Grund, warum ich bei ihnen unbeliebt war. Ich ließ nicht zu, das sie meine Frau ausnutzten.

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