Die Maiers fahren in den Urlaub
Jetzt war es soweit. Endlich wurden die Koffer gepackt. Herr Maier war nie dafür, ins Ausland zu reisen. Ihm stand nicht der Sinn danach, irgendwo anders, als in seinem Heimatland Urlaub zu machen. Doch Lisbeth, welche Frau Maiers engste Freundin war, hatte bereits schon mehrmals im Ausland verweilt und jedes Mal, wenn sie die Maiers besuchte, kam sie aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Nun hatte sich Herr Maier breitschlagen lassen.
Seine Gattin schien überfordert, denn hier war es noch Winter und deshalb hatte Herr Maier lange Hosen und
mehrere Strickpullover aus dem Schrank genommen.
„Ich weiß nicht, ob das die richtige Kleidung ist. Lisbeth hat gesagt, in der Türkei sei es warm. Dort bräuchte man nur Badesachen.“
„Badesachen?“, gab Herr Maier zum Besten. „So was besitze ich nicht!“
Seine Gattin durchsuchte den Schrank. „Ich weiß genau, dass du mindestens zwei Badehosen besitzt.“
„Du glaubst doch nicht, dass ich dort in den Pool gehe, geschweige denn in dieses verdreckte Meer. Da kann man sich ja wer weiß was holen.“
„Lisbeth hat gesagt, dass ganze Hotel sei sehr sauber. Sonst würden die doch nicht
sooft dort hinfahren.“
Frau Maier kam plötzlich ein Gedanke. Neulich hatte sie sich einen Zettel gemacht, darauf hatte sie sich alle wichtigen Dinge notiert, denn auch sie war vorher noch nie im Ausland gewesen.
Lisbeth hatte ihr alles diktiert, was sie auf jeden Fall mitnehmen müssten.
Frau Maier begutachtete ihren Badeanzug, welcher doch schon etwas in die Jahre gekommen war. Na ja, viel würde man sowieso nicht davon sehen, denn Lisbeth hatte ihr ein riesiges Tuch, so groß wie ein Bettlaken mitgebracht. Zum Kaschieren, hatte sie gemeint. Dann wäre man auch viel angezogener und
bräuchte sich nicht laufend umzuziehen.
„Was, in diesem Aufzug willst du dort herumlaufen?“, fing Herr Maier an zu schmunzeln, was seine Gattin als Beleidigung auffasste. „Lisbeth hat gesagt, dort trägt jeder so was. Egal, ob alt oder jung, das spielt keine Rolle. Schließlich will man ja Urlaub machen und keine Modenschau gewinnen.“
„Na da kann ich ja in meinen Unterhosen herumlaufen, wenn das wurscht ist.“
„Willi, jetzt übertreibst du aber. Unterhosen sind für untendrunter, sonst hießen sie ja nicht so“, sprach Frau Maier ziemlich aufgebracht. Für einen kurzen Moment ging sie in sich. „Ach, da war ja noch was, das hätte ich fast
vergessen. Lisbeth hat gesagt, man müsse ins Flugzeug was zum Lutschen mitnehmen, wegen des Druckes. Weißt du zufällig, wo die Pfefferminzbonbons geblieben sind, welche ich neulich gekauft habe?“
„Du meinst diese kleine, grüne Tüte?“, sprach Herr Maier ein wenig kleinlaut.
„Ja, genau die.“
„Die liegt im Müll!“
„Wieso im Müll?“
„Weil die leer war.“
„Sag bloß, du hast die ganzen Bonbons aufgegessen!“
„Da waren höchstens zehn Stück drin, nicht mehr.“
„Die hatte ich doch extra für die Reise
gekauft“, stöhnte Frau Maier. „Dann nehme ich eben die mit, welche uns Lisbeth mal geschenkt hat.“
„Die sind widerlich“, entgegnete Herr Maier.
„Ich nehme sie trotzdem mit. Basta!“
Seiner Gattin kam ein Geistesblitz. „Schuhe! Mein Gott, wir müssen ja noch Schuhe einpacken! Sandalen und Badelatschen sind alles, was wir bräuchten, hat Lisbeth gesagt.“
„Badelatschen brauch ich nicht. Die braunen Sandalen reichen mir.“
Frau Maier setzte sich schließlich durch und packte die Badelatschen ihres Gatten mit ein.
„Sieben Tage, sieben Paar Socken“,
sprach sie aus.
„So ein Quatsch, soviel brauch ich nicht!“, gab ihr Gatte zu verstehen.
„Für alle Fälle. Ich glaube nicht, dass es in unserem Zimmer eine Waschmaschine gibt, sonst hätte Lisbeth das doch erwähnt.“
Herr Maier schüttelte mit dem Kopf. „Lisbeth hin, Lisbeth her. Die weiß auch nicht alles.“
„Auf jeden Fall, weiß sie, dass es im Hotel ein paar Geschäfte gibt, welche verschiedene Dinge anbieten. Für den Fall, dass man doch etwas vergessen hat.“
„Das kann dir ja nicht passieren. Immerhin hast du ja mit Lisbeth Stunden
verbracht, um die Reise bis ins kleinste Detail zu organisieren“, meinte Herr Maier mit einem sarkastischen Unterton.
Der Zettel war abgearbeitet. „So, was wir jetzt nicht haben, haben wir eben nicht“, kam es der Hausherrin über die Lippen.
„Also ich für meinen Teil gehe jetzt schlafen. Schließlich müssen wir morgen früh zeitig raus. Ach apropos, hast du meinen Schlafanzug eingepackt? Oder hat Lisbeth gesagt, dass ich den auch nicht bräuchte?“
Frau Maier kontrollierte den Zettel, Nein, von einem Schlafanzug war keine Rede.
„Na bitte, da haben wir es. Deine Lisbeth ist auch vergesslich, oder denkst du
etwa, dass sie dort nackt geschlafen hat?“
„Nein, Lisbeth doch nicht“, entgegnete Frau Maier. Ihr kamen die ersten Zweifel. Vielleicht war Lisbeth doch nicht so allwissend, wie sie immer behauptete.
So, ihr lieben Leser! Das war der erste Teil von „Die Maiers fahren in den Urlaub“. Wenn es euch ein wenig gefallen hat, dann schreibt mir was. Natürlich kommen die Maiers auch in der Türkei an. Das wird auf jeden Fall nicht langweilig.