Als er erwachte, war das nichts. Licht und Wolken bildeten sich vor ihm. Orange leuchtete alles auf. Er lag auf etwas das einem Bett ähnelte. Nur eben aus Wolken. Als er sich um sah musste er fest stellen, dass er alleine war. Dennoch fühlte er sich wohl. Er kannte diese Welt. Nicht selten landete er hier wenn er träumte. Da er nun wusste, dass er träumte schuf er sich, wie beim letzten Mal, eine riesige Festung. Sobald er sie sich vorgestellt hatte, ragte sie aus dem
Boden und wuchs auf die Größe an die er sich vorgestellt hatte. Gut. Er ging durch den Thronsaal ins Atelier um zu Zeichnen was er erlebt hatte. Die Bilder vom letzten mal hingen noch da. Auch gut. Ein kalter Windstoß zog durch das weit geöffnete Fenster und sorgte für Gänsehaut. Die Galerie bestand aus tausenden Bildern die alle grob das selbe zeigten. Nichts. Aber dennoch fühlte man etwas wenn man diese Bilder betrachtete. Trauer. Einsamkeit. Hass. Wut. Alles Emotionen die er jeden Tag unterdrücken muss. Als er fertig mit dem neuen Bild war verließ er das Schloss und veränderte mit ein paar
Handbewegungen das Wetter. Er sorgte für einen warmen Sommerabend mit leichtem Regen. Sein liebstes Wetter. Je perfekter diese Welt schien, desto schlechter war die echte Welt. „Ich habe dort keinen Platz mehr,“ murmelte er in den Sonnenuntergang „Hier werde ich eher gebraucht. Hier fühle ich mich wohler. Hier.“ Jeder andere wäre jetzt einfach nur Glücklich. Er jedoch merkte nur umso mehr das er Einsam war. Ein leichtes Schmunzeln zeichnete sein Gesicht. „Ich würde sie so gerne her holen.“ Eine Weile lag er noch so in den Wolken bis er einschlief und damit in der anderen Welt erwachte. In der
echten. Als Jason erwachte könnte er sich selbst dafür in den Hintern beißen eingeschlafen zu sein. Halblange verstrubbelte braune Haare standen von seinem Kopf ab. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er 14 Stunden in seiner Wolkenwelt verbracht hatte. Die Schule hatte er damit verschlafen, so wie den halben Tag. „Ach fuck.“ stöhnte er als ihm Bewusst wurde, dass er eine Klassenarbeit verpasst hat. Schleppend stieg er aus dem Bett und überlegte eine ausrede. Nachdem er einen Blick in dem Medizinschrank geworfen hatte entschied er sich dazu Bauchschmerzen vor zu
täuschen. Zwei Tabletten drückte er aus der Packung und zerbröselte eine leicht. Die Andere hatte er im Klo 'runter gespült. Muss ja schließlich echt aussehen. Vor dem Spiegel probte er noch ein paar mal den Gesichtsausdruck den er haben sollte wenn seine Mutter in anderthalb Stunden von der Arbeit kommen würde und ging danach ins Wohnzimmer. Dort Angekommen entschloss er sich dazu den Fernseher einzuschalten und ein wenig fern zu sehen. Jason zappte gelangweilt durch die Kanäle – fand aber nichts ordentliches. Also schaltete er auf eine Dokumentation. Die Doku lief gerade eine halbe Stunde als er wieder in seinen
Träumen versank. Endlich. Anstatt wie erhofft in seiner freien Welt zu landen träumte er sich in ein abgelegenes Stück Wald. Circa 9 Kilometer von seinem Haus. Er kannte die Stelle gut, denn bevor er Süchtig nach schlafen wurde, verbrachte er hier jede Sekunde seiner freien Zeit. Ein klitzekleiner Wasserfall verbarg ein kleines Stück Höhle. Dieses war sein damaliges Atelier. Stimmt, dachte er sich ich sollte bei Gelegenheit meine Sachen aus der Höhle holen. Im Hintergrund sah er eine Frau mit weißen Haaren, weißem Kleid und blasser Haut. Ihre lockigen Haare
reichten ihr bis zur Taille. Er machte sich auf den Weg hinter ihr her zu laufen, doch egal wie er rannte, sie war immer gleich weit weg von ihm. Am Rande des Waldes verlor er sie aus den Augen und das leichte Tröpfeln entwickelte zu seinem leichten Sturm.
„Wer war sie?“
Schleppend versuchte Jason sich von seiner Decke zu befreien was ihm anfangs nicht sonderlich gelang. Schlaftrunken erhob er sich von seinem Sofa, fiel jedoch beinahe um. In seinem Kopf drehte sich alles und er spürte stechenden Schmerz. Seine Mutter lief ins Wohnzimmer und sah wie es ihm ging. Mit ihrer Hilfe schaffte er es gerade so zur Toilette bevor er sich übergab. Er hatte nun so lange nichts gegessen das ihm schlecht vor Hunger war. Jasons Mutter hatte die Tabletten
gesehen und glaubte, wie geplant, dass er Magen-Darm-Grippe hatte. Er fühlte sich schrecklich. „Wie hast du es geschafft schon wieder so schnell Krank zu werden?“ fragte ihn seine Mutter verzweifelt. „Ich weiß nicht Mama.“ log er ihr ohne mit der Wimper zu zucken ins Gesicht. Sie sah ihn ernst an: „Vielleicht ist dein Immunsystem von irgendetwas geschwächt. So wie es bei Papa war.“ War. Vor drei Jahren schied Jasons Vater durch Herzversagen dahin. Ein Grund mehr für Jason in seine Welt zu fliehen. „Nein, alles gut.“ versprach er seiner Mutter. Er wischte sich etwas erbrochenes von
der Wange, betätigte die Spülung und zog sich um. Mit der Ausrede er wolle an die frische Luft damit es ihm besser ginge. Zwar war es längst Dunkel – aber schlafen konnte er ohnehin nicht mehr. Er entschied sich das alte Waldstück aus seinem Traum aufzusuchen. Auf dem Weg zur Bushaltestelle rauchte er eine Zigarette. Seine Lieblingsmarke. Das Rauchen hatte er sich kurz nach dem Tod seines Vaters angewöhnt. Er war nicht süchtig, aber es half ihm abzuschalten. Auf dem Plan sah er, dass tatsächlich noch ein Bus fuhr aber er wahrscheinlich zu Fuß zurück laufen müsse. Gegen Ein Uhr nachts würde er wieder hier sein.Kaum war er mit seiner Zigarette
fertig kam auch schon der Bus. Der Busfahrer sah ihn prüfend an und fragte ihn ein wenig aus, ob den alles in Ordnung sei. Nach dem er den Busfahrer, mehr oder weniger, davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung sei setzte Jason sich ganz nach hinten. Während der Fahrt sah er nach seinen Nachrichten am Handy. 29 Textnachrichten. Ein paar bekannte fragten ob alles in Ordnung sei, andere fragten warum er wieder nicht in der Schule erschien. >>Hab nur 'ne Magen-Darm-Grippe. Alles okay.<< antwortete er jedem. Danach schaltete er sein Internet ab und schloss seine Kopfhörer an.
„Friedhof“ stand auf dem halb kaputten Schild neben der Haltestelle. „Zehn Minuten bis zur Höhle.“ dachte er sich. Der klare Himmel erlaubte den Sternen ihm den Weg zu weisen. Hinter dem Friedhof rechts, den Trampelpfad bergab und dann an durch das Loch an der bemoosten Felswand. Nach einigen Augenblicken totaler Dunkelheit hörte er den Wasserfall plätschern und sah das Licht durch die Risse in der Wand schimmern. „Alles noch da.“ Behutsam schob er eine kleine Maus von seiner Tasche in der die Stifte und das restliche Material verstaut waren, hob diese hoch und schaute sich um. „Da vorne bin ich
gestanden. Ich muss nur durch den Wasserfall.“ grübelte Jason. Er streifte seine Regenjacke ab und hob diese Schützend über den Kopf. Mit einem Satz war er durch den kleinen Wasserfall gesprungen und auf einer Wiese gelandet. „Genau hier.“ Wie schon im Traum sah er den Fluss an, welcher durch die Felswand zum Wasserfall wurde. Doch es geschah nichts. „Spinne ich jetzt eigentlich?,“ murmelte er lachend ,“Nur weil im Traum etwas geschehen ist hat es noch lange nichts mit der Realität zu tun.“ Über sich selbst lachend machte er sich auf den Weg zurück zum Friedhof. Da! Er schaffte es noch den Bus mit dem er her gefahren
war zu erwischen. Er muss wohl ein paar Orte weiter gewendet haben. „Ich musste was holen.“ entgegnete er dem fragenden Blick des Busfahrers. Dieser ging nicht weiter darauf ein und schüttelte einfach nur den Kopf: „Seltsame Jugend, heutzutage.“ Zuhause angekommen öffnete er, nachdem er eine weitere Zigarette rauchte, behutsam die Tür um seine Mutter nicht zu wecken. Diese aber schlief noch nicht, sondern sah ein wenig fern. „Geht's dir besser?“ fragte seine Mutter besorgt. „Stimmt ja, ich bin krank.“ dachte er sich. „Ja, aber nicht viel besser.“ log er. Bevor er sich in sein Zimmer zurück zog wünschte er
seiner Mutter eine gute Nacht. Mit der kleinen Lampe am Tisch konnte er nachts zeichnen. So, wie er es schon damals getan hatte. Nach einigen Anläufen stellte er fest, dass er ziemlich aus der Übung war. Beim fünften Versuch entschied er sich den Wasserfall zu Zeichnen. Im Hintergrund sorgte er für einen orangenen Sonnenuntergang und den Felsen schattierte er übermäßig. Das Wasser ließ er lila-blau schimmern. Wie im Traum. Genau da wo er des Mädchen stehen sehen hat, ließ er eine ovale Fläche weiß. Jason schaltete den Feuermelder an seiner Zimmerdecke aus und öffnete die beiden Fenster. Rauchend überarbeitete
er alles mehrfach und verbesserte alle Details. Als seine Hand verkrampfte und er eine Pause einlegte sah er aus dem Fenster. „Scheiße!“ die ersten Sonnenstrahlen zierten bereits den Himmel und er hatte zwei Packungen verraucht. Zu seinem Glück hatte seine Mutter nicht mehr nach ihm gesehen! Er verstaute die leeren Packungen im doppelten Boden der Schreibtischschublade und räumte sein Zeichenmaterial auf. Alles, bis auf die Zeichnung. Die ließ er auf dem Schreibtisch liegen. Jason stellte die Lampe ab und entschied sich zu frühstücken. Auf dem Weg zur Küche stellte er fest, dass seine Mutter
vor dem Fernseher eingeschlafen sein muss. Sie lag in einer Decke vermummt auf dem Sofa und vor ihr lief im Fernseher eine dieser Homeshopping-Sendungen über Pfannen. Sie sah nicht sonderlich fit aus, also entschied Jason sich dafür Frühstück für sich und sie zu machen. Er erschrak als er das piepen einer Fieberthermometers hinter sich hörte. „Lieb, dass du für uns beide kochst und nicht nur für dich.“ hustete seine Mutter kränklich. „Is' doch klar, Mama.“ lachte Jason verlegen. „Es sollte eigentlich eine Überraschung sein.“ „So wie der Fakt das du rauchst?“ fragte seine Mutter als sie Teller und Besteck aus dem Schrank holte. „Ich rauche doch
nich-..“ „Lüg' nicht,“ lachte seine Mutter ,“Du riechst extrem nach Zigaretten und außerdem liegt ein Feuerzeug auf deinem Bett. Keine Angst, ich bin nich' böse oder so was. Ich war in deinem Alter nicht besser. Ich bin sogar froh, dass du rauchst und nicht wie andere kiffst oder trinkst.“ Verwirrt ließ Jason beinahe das Rührei anbrennen. „Vorsicht, es brennt bald.“ lachte seine Mutter und deutete auf die Pfanne. Erschrocken zog Jason die Pfanne vom Herd und verteilte das Rührei halbe-halbe in die Teller. „Weißt du, wenn du das nächste mal so tun willst als hättest du Magen-Darm-Grippe hast, dann bitte schauspielere besser.“ kicherte seine
Mutter als sie mit ihrem Frühstück und einer Decke auf den Schultern zurück ins Wohnzimmer lief.
Einige Tage später hatte sich Jasons Mutter dazu entschieden, ihn wieder in die Schule zu schicken. Die ganzen Tage über die er zuhause verbracht hatte, hatte er es nicht ein einziges weiteres Mal geschafft zurück in seine Traumwelt zu gelangen. Ihm fehlte diese perfekte kleine Welt. Er vermisste die weiß leuchtenden Wege und die Schwarz schimmernden Bäume. „Nächstes mal möchte ich einen orangenen Himmel. Wie immer. Schwarze Bäume. Wie immer. Und schwimmen. Unbedingt
schwimmen." nahm er sich vor während er seine Schultasche packte. Ein belegtes Brötchen aß er zuhause und ein weiteres nahm er in die Schule mit. Er könnte ja Hunger bekommen. Auf dem Weg zur Bushaltestelle musste er sich verschiedene dumme Kommentare anhören: „Da is' ja der Untote." oder „Seht mal wer wieder aus seiner Höhle gekrochen kommt." Diese Sprüche war er gewöhnt. Zwar tat er als würde er sie nicht wahrnehmen, aber innerlich taten sie verdammt Weh. Vor allem weil die meisten Sprüche von seinem damaligen bestem Freund kamen. Leicht genervt murmelte Jason :"Ach, fick' dich Niklas." Niklas war ein, freundlich
gesagt, stämmiger junger Mann mit lockigen blondem Haar und einer piepsigen Stimme. Mehr hatte Jason ihm nicht zu sagen. Nie wieder! Er war seine Kindheit lang sein bester Freund und wusste jedes Geheimnis von ihm, jedes. Er war der erste, und einzige, Mensch dem er je von seinen Träumen erzählt hatte. Mit der Zeit wurde immer mehr Mist über Jason erzählt und als Jason Niklas zur Rede gestellt hatte lachte er ihn nur aus. Jason fand es krank wie sehr sich die Leute um ihn herum veränderten. Freunde wurden zu Feinden, Randfiguren zum Mittelpunkt. Er wollte die dummen Sprüche nicht mehr hören und nahm seine Kopfhörer
raus. Mit Musik verging die Zeit nun mal schneller. Nach Zehn Minuten warten kam dann endlich der Bus die kaputte Straße entlang gekrochen. Im Bus setzte er sich ganz nach hinten, dahin wo nie jemand saß. Vorne im Bus kreischten die kleinen Kinder aufgeregt durcheinander. In der Mitte des Busses saßen ähnlich laute Jugendliche aber auch einige ruhige. Und ganz hinten saß Jason. Die Schüler wollten einfach nie bei ihm sitzen wegen all den kuriosen Gerüchten die über ihn verbreitet wurden. Man behauptete er sei Drogenabhängig und sogar Gewalttätig. Alles Schwachsinn. Die Leute die Jason kannten wussten das auch. Sie wussten
nicht warum er so oft in der Schule fehlte aber sie wussten, dass die Gerüchte frei erfunden waren. Die erste Doppelstunde lang hörte Jason gelangweilt den Worten des Mathelehrers zu und versuchte wie immer zu schlafen. Es gelang ihm aber einfach nicht. Für ihn war das nicht die echte Welt. Schule? Arbeit? Er wusste damit nichts anzufangen - immerhin konnte er ja jederzeit in seine „perfekte" Welt. Konnte. „Seit diese Frau aufgetaucht ist.. Liegt es an ihr?" Zuhause angekommen war seine Mutter bereits auf der Arbeit. Sie war mittlerweile Gesund. Verzweifelt versuchte Jason zu 'fliehen'. Weg von
allem. Von Jedem. Von dieser beschissenen Welt. Also ging er an den Medizinschrank nahm ein paar Schlaftabletten in die Hand und sah sich im Spiegel an. „Nicht wie letztes mal." stotterte er. Das letzte Mal als er Schlaftabletten nahm war er in einem Albtraum gefangen. Alle seine Ängste nahmen in seinem Traum Gestalt an und redeten auf ihn ein - warfen ihm alle seine Fehler vor. „Zwei Tabletten. Mehr nicht." befahl er sich. Mit einem Mal schluckte er beide Tabletten und machte sich auf den Weg ins Bett. Warme Tränen liefen seine Wange herunter. Er schluchzte. „Ich will doch nur zurück!" schrie er das nichts an, während seine
Schritte immer schwerer wurden. Kurz bevor er sein Bett erreicht hatte wurde es beinahe unmöglich für ihn sich fortzubewegen. Die Wirkung der Tabletten zog ihn aus diesem Leben in die Traumwelt. Hoffnungsvoll und lächelnd. Erreichte er sein Bett als er einschlief. „Bitte lass' es meine Welt sein." sprach er hoffnungsvoll als seine Augen sich schlossen. Wirre Geräusche um ihn herum hallten durch den Raum in dem er sich befand. Er lag auf einem nassen und kaltem Boden. Als er sich umsah stellte Jason fest, dass er sich im Kerker seines Schlosses befand. Außer ihm war niemand da und dennoch fühlte es sich
an als würde jemand ihn beobachten. Als wäre jemand neben ihm. Durch das Kerkerfenster sah er, dass es Stürmte. „E-Ein Sturm?" fragte er erschreckt. Niemals zuvor gab es in dieser Welt ein anderes Wetter wie Sonnenschein. Ganz deutlich konnte er das niedliche Kichern eines kleinen Mädchens hören. Es entfernte sich nach Osten, in die Haupthalle. Er ließ die Gitterstäbe verschwinden und folgte den fliehenden Schritten. Noch nie war jemand hier. Nie. Was wollte er auch mit anderen Menschen? Sie machten seinen Traum nur komplizierter. Er war einsam, verdammt Einsam. Aber er war immer
noch Glücklich. Für einen Augenblick konnte er sie sehen. Sie sah ungewöhnlich aus. Lange, weiße Haare. Ein langes weißes Kleid mit einem rot gestreiftem Rand. Und klare lilafarbene Augen. Sie wirkte enorm erwachsen - aber Kindlich zugleich. Ein Grinsen schlich über ihr Gesicht als er in ihre Augen sah. Leere durchzog ihn und ließ ihn zittern. Es fühlte sich an als hätte man ihn hoch gehoben, über die Wolken und Regenbögen, und ihn anschließend fallen lassen - auf den kalten Boden der Tatsachen. All der Schmerz, all der Hass. Alles was er jemals Verdrängt hatte. Alles. Alles schlug ihm mit einem
Mal ins Gesicht. Er begriff wer sie war. Sie war seine Furcht. Seine Furcht davor alles zu ändern, zu überwinden. Seine Furcht wieder verletzt zu werden. Jason fiel auf die Knie, sah an die Decke und schrie. Mit seinem Schrei war auch die Frau verschwunden. Sämtliche Fackeln begannen zu brennen und er sah mit an wie sein Schloss auseinander brach. Es fiel wortwörtlich aus allen Wolken. Seine Bilder waren nun bemalt, seine Dörfer bewohnt. „Du kannst nicht vor dir selber fliehen." lachte die Frau zynisch. Jason schlug wild auf den Boden und schrie : „Lass' mich in Ruhe! Es ist nur ein Traum! Nur ein Traum!" Seine Stimme überschlug sich und er lag
verzweifelt am Boden. Das nächste was er sah war wie der Kronleuchter von der Decke stürtzte.
Schweißgebadet schreckte er hoch. Früher Abend. Noch immer begriff er nicht ganz was eben geschehen ist. „I-Ich habe es.. es alles.. zerstört."stotterte er. Langsam kam sein Gespür zurück in seinen Körper. Er fühlte wie etwas warmes seine Wangen herunter rann. Blut. Jason hatte sich während seinem Traum an etlichen stellen aufgekratzt. Paralysiert von dem Schock konnte er nicht richtig aufstehen. Als er sich aufgerappelt hatte um das Bild los zu werden traf ihn ein weiterer Schock. Das weiße Oval - es war ausgefüllt.
Jason stolperte entsetzt ins Bad. Im Spiegel sah er deutlich was er getan hatte : Er hatte sich die Wangen aufgekratzt! Besonders stark blutete es nicht, aber dafür an mehreren Stellen. Das Wasser mit dem er sich des Blut vom Gesicht wusch brannte schrecklich während es rot gefärbt im Abfluss verschwand. Noch unter Schock trug er etwas Wundsalbe auf die offenen Stellen. Seine Mutter schlief bereits. Elf Uhr? Jason warf sich seine Jacke über den Rücken und ging auf den Balkon – eine
rauchen. Sich beruhigen. Seinen Kopf klar bekommen. „Was zur Hölle ist passiert?“ fragte er sich als der Qualm der Zigarette in seinem Hals begann zu kratzen. Durch die wenigen kleinen Wolken am Himmel schimmerten die Sterne. Einige Sternbilder erkannte Jason. Den großen- , sowie den kleinen Wagen und einige weitere. Gerade als er fertig mit rauchen war und die Wohnung betrat kam seine Mutter, eingemummelt in ihre Decke, auf ihn zu. „Jason, was machst du für einen Krach?“, fragte sie besorgt „wir haben elf Uhr.“ Erschrocken bemerkte sie die Pflaster in seinem Gesicht. Sie schluckte und versuchte nicht
aufdringlich zu wirken : „Was ist passiert?“ „Ich weiß nich' genau, Mama.“ „Möchtest du darüber reden?“ fragte sie mit einem verletztem Unterton. „Nichts Wichtiges, bin gestolpert. Deshalb der Krach.“ Seine Mutter wusste ganz genau, dass er log. „Versuch ein wenig vorsichtiger zu sein.“ kicherte sie falsch. „Gute Nacht, Mama.“ sprach Jason in einem kalten, gefühllosem Ton. Auf dem Weg ins Bett machte er sich über seinen Traum lustig. „Ist ja nur ein Traum.“ dachte er sich. Er legte sich in sein Bett und zog die Bettdecke über seine Schultern, damit es sich anfühlt wie eine Umarmung. Wie sehr er es vermisste von ihr umarmt zu werden.
Schneller als Gedacht fiel Jason in den Schlaf und landete an einem Ort den er verloren Geglaubt hatte. Seinem Schloss. Nur etwas war anders. Es war nicht mehr nur ein simples Schloss in den Wolken, es war ein ganzes Dorf. Aber auf der Erde. Das Dorf war alles andere als Stark bevölkert, aber auch nicht so groß. Auf dem Marktplatz standen vier Leute. Sie waren die einzigen im Dorf – neben Jason. Bei genauerem Hinsehen fiel Jason auf, dass sie alle eine Maske trugen. Jede Maske gab es nur ein mal. Trauer, Wut, Neid, Freude und eine leere Maske. Die drei mit den bemalten
Masken tauschten diese fröhlich untereinander aus ohne ihr Gesicht zu offenbaren. Derjenige mit der leeren Maske zückte ein Messer und ritzte ein Grinsen in die Maske. Sobald der das Getan hatte zerbrach sie an der linken Hälfte und offenbarte die Lippe des Trägers. Sie hing hinunter und zeigte deutete schlechte Laune. Die Anderen Masken-Träger begannen den mit der anfangs leeren Maske auszulachen und zu spotten. Die Traurige Lippe begann sich zu regen. Sie wurde zu einem hasserfülltem Grinsen. Wechselte rasch zu einem Lächeln – und anschließend zu der Lippe des neidischen Gesichts. So wechselte sie bis die Maske Brocken für
Brocken bröselte und zerbrach. Mit einem mal waren die übrigen Masken leer und der nun krankhaft lachende Unmaskierte begann die anderen zu erstechen. Die ganze Zeit über versuchte Jason einen Blick auf das Unmaskierte Gesicht zu werfen. Erst als der letzte regungslos am Boden lag drehte sich der Mörder in Jasons Richtung. Kalter Schweiß begann Jason den Rücken herunter zu laufen als er erkannte, dass der Mörder sein Gesicht trug – nur mit schwarzen Augen. Jason floh panisch vor seinem Verfolger aber konnte ihn nicht abschütteln. Jason floh ins Schloss doch der Wahnsinnige war im dicht auf den Fersen! Im Schloss angelangt versteckte
Jason sich in einem Nebenzimmer hinter einem Regal. Langsam kamen schwere Schritte auf ihn zu und hallten laut durch die leeren Gänge. „Weißt du,“ begann der Wahnsinnige zu reden „ ich war mal so wie du. Immer ganz nett obwohl ich alles hasste.“ Der Verrückte trat eine Tür auf und schrie: „Da bist du! Ach, falsch.“ Ungerührt fuhr er seine Ansprache fort: „Ich war nicht wie du, ich war ein Teil von dir. Der Teil den du abgelegt hast. Ich bin deine Wut. Deine Wut auf die Schule, deine Lehrer, die Menschen die dich fallen lassen haben. Die Wut auf sie. Ach, haben wir sie geliebt. Aber aus Angst davor, dass sie mich kennen lernt hast du sie
vergrault. Danach hast du mich hier Eingesperrt – bis man mich befreit hat.“ Jason hörte wie die Schritte auf ihn zu kamen. Er hatte ihn gefunden. Gleich würde alles vorbei sein! Doch, er Mörder hockte sich neben Jason und flüsterte : „Du kannst nicht ewig vor mir fliehen und das weißt du. Wir beide wissen es.“ Er lachte leise, mit einer viel raueren Stimme als Jason sie hatte. „Wenn du zögerst könnte das tödlich enden,“ sprach der Wahnsinnige ungerührt und spielte mit dem Blut beflecktem Messer „Hass ist ein so wundervolles Gift. Es kommt schleichend in deinen Körper – doch wenn es erst mal da ist.. Dann wird alles
gut.“
Zitternd begann Jason zu fragen: „Gut? Du bist Böse!“ „Ach, was ist schon gut und was böse? Würdest du ohne gutes wissen was böse ist?“ „L-lass mich in Ruhe.“ stotterte Jason verwirrt. Der Wahnsinnige lachte düster und schüttelte den Kopf: „Eines Tages, ja, eines Tages wirst du verstehen was ich dir erklärt habe. Eines finsteren Tages wenn der Hass beginnt dich zu übernehmen.“
An dieser Stelle wachte Jason auf da sein Wecker begann Musik zu spielen. Er schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf und fragte sich selbst: „Bin ich denn jetzt vollkommen bescheuert?“
Noch immer schockiert schaute Jason sich vorsichtig um. Er spürte ein feuchtes Hauchen an seinem Nacken: „Ich warte. Ich werde immer warten. Ich werde ausbrechen. Du kannst nicht fliehen." Jason führte seine Hand an seinen Nacken um zu überprüfen ob er tatsächlich feucht war. Es stellte sich herraus, dass es Einbildung war. „Kann ja garnich' anders sein." dachte sich Jason. Langsam stieg er aus dem Bett, noch immer verängstigt. Die Decke fiel zu Boden als er den zweiten Fuß aus dem
Bett zog, was ihn nicht weiter störte. Nach diesem Traum interessierte ihn erstmals nicht mehr so richtig. Nicht mal rauchen wollte er. Er wusste nicht was er tun sollte, aber eins stand fest - nicht schlafen. Nach diesem Schock, dieser Begegnung, war das letzte was er wollte schlafen. Es war ein leicht stürmischer Samstag am Ende eines anstrengenden Herbstes. Als er dann doch Rauchen ging bemerkte Jason das es noch dunkel war. 8 Uhr. „Verdammt nochmal," fluchte er als sein Feuerzeug nicht funktionieren wollte. Gereizt warf er es zu Boden woraufhin es mit einem Knall in die Luft flog. Er setzte sich auf einen nassen Gartenstuhl der auf dem Balkon stand
und starte die Sturmwolken an. „Warum träume ich so 'ne Scheiße zusammen. I-ich mein, eine böse Gestalt erscheint nach Jahren wieder und möchte mich dazu anstiften böse zu sein? Was für 'ne Scheiße." lachte er über sich selbst. Der Wind pfiff und wirbelte ein paar Blätter vom Balkon. Er überlegte weiter: „Wenn dieser Kerl böse ist - dann muss die Frau 'gut' sein. Oder?" Dieser Gedanke machte ihn neugierig. „Was wenn... Was wenn ich von einer Art Krieg um mein Schloss träume?" kicherte er. Dieser Gedanke gefiel ihm, sehr sogar. Langsam breitete sich ein breites Grinsen auf seinem nun beinahe ausdruckslosem Blick. „Naja, wenn dass mein Krieg ist
dann sollte ich auch mitkämpfen" sagte er düster. Blitze begannen dennoch dunkeln Himmel in Licht zu hüllen, weshalb er sich dazu entschloss wieder ins Haus zu gehen und seinen Krieg zu gewinnen. Gerade im Traum verschwunden versuchte er so schnell er konnte in den Wald zu gelangen. Er musste die weiße Frau finden. Sie würde ihm helfen können. Genau an der selben Stelle wie das letzte mal traf er sie an. Nur eine Sache war anders als beim letzten mal. Ihre Augen waren nun Rot und die Streifen ihres Kleides lila. Jason interessierte sich nicht dafür,schließlich gab es einen Krieg zu gewinnen. Oder?
„Wie heißt du?" fragte Jason die auf ihn zu laufende Frau. „Ich bin wie du, wie die anderen. Ich habe keinen Namen, ich weiße wie deine Fantasie es will." „Lucia?" „Ja, Jason?" „Wer ist der schwarzäugige Kerl mit meinem Gesicht?" „Seltsame Frage. Das bist du." „A-aber.." „Jedes Licht wirft Schatten. Je heller du in der leuchtest, desto mehr möchte er ausbrechen." „Wie kann ich ihn auslöschen?" „Du kannst ihn nicht töten - er ist du. Aber er kann dich töten." Ihr linkes Auge veränderte sich. Es wurde Gelb. „Ich beschütze dich." wiederholte sie mehrfach und lief auf ihn zu."Ich beschütze dich." Jedes mal wenn sie diesen Satz sagte änderte ein
Stoffteil oder ein Körperteil die Farbe. „Ich beschütze dich." Ohne zu zucken oder sich zu erschrecken öffnete Jason die Augen. „Sie beschützt mich. Kann ich ihr Vertrauen?" murmelte er. Er legte seine Arme unter seinen Kopf und grübelte. „So sehr ich es auch versuche - ihr verhalten kann ich nicht bestimmen. Genau so wenig wie seines. Aber wie kann das sein? Es is' mein Traum. Meiner." Er kratzte sich am Kopf. „Ihn kann ich nicht töten. Kann ich ihn einsperren? Immerhin habe ich ihn ja anscheinend schon einmal eingesperrt." dachte er nach. Seine Uhr zeigte bereits 12 Uhr an. „So langsam könnte ich wirklich aufstehen." Mit
einem Satz war er aus dem Bett gesprungen und bemerkte erst jetzt das weit geöffnete Fenster. Die Sonne strahlte freudig durch die wehenden Gardinen und sorgten für ein gutes Gefühl.Grübelnd ging Jason in Richtung Küche und machte sich etwas zu essen. Gerade als er sich hingesetzt hatte und begonnen hatte sein Brot zu essen kam seine Mutter ins Haus. „Jason," rief sie strahlend „hast du aus dem Fenster gesehen? Sieh dir an wie Bunt alles ist. Die Farben der Blätter wechseln."
Jason fand sich auf einem weißem Weg wieder. Um ihn nichts als Finsternis. Die Dunkelheit schwappte immer wieder leicht auf den strahlenden Weg und ließ ihn kurzzeitig dunkel erscheinen. Der Weg begann langsam hinter ihm zu verschwinden und zwang ihn dazu sich zu bewegen. Nach einer ganzen Weile sah er kurzzeitig die Bilder von seinen wenigen Freuden und Verwandten. Je weiter er lief – desto schlechter sahen die Erscheinungen am Wegrand aus. Sie
sahen entsetzt, entstellt und verletzt aus. Körperlich Verletzt. „Jedes Mal“ tönte eine bekannte Stimme „jedes mal wenn du mich unterdrückst – Jedes mal riskierst du verrückt zu werden.“ „Verrückt?“ fragte Jason benommen. Seine Böse Seite materialisierte sich vor ihm. Die Böse Seite streckte sich als wäre sie gerade aufgewacht. „Du brauchst mich.“ lachte er dreckig. Er öffnete einen kleinen Reißverschluss an seiner linken Seite und viel wie ein leerer Umhang zu Boden. Aus dem dem leeren Umhang flogen Schmetterlinge, Raben und einige Insekten. Sie flogen Wild durcheinander bevor sie Jason in die Unendlichkeit stießen. Schreiend fiel
er. Er fiel schneller und schneller, beschleunigte immer mehr bis er Aufkam – unversehrt. Auf dem weißem Kiesweg. „Lass mich dir helfen.“ spottete seine Schattengestalt. „Zusammen geht es uns besser. Zusammen können wir -“ „Alles erreichen.“ lachte Jason. Seine Augen färbten sich Rot-Schwarz. Er lachte kurz hämisch und sagte zweistimmig: „Ich fühl' mich guuuut.“ Jason erwachte nicht wirklich – er war einfach wach. Er saß auf seinem Bett und starrte das nichts an. Er fühlte sich nicht mehr leer – aber gefüllt mit Hass. Eine ihm komplett
fremde Kraft durchfloss ihn. Er fühlte sich verdammt gut. Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht. Als er sich im Spiegel ansah wurde er bleich. In seiner Iris war ein rotes Kreuz! Aufgebracht suchte er nach einer Sonnenbrille um seine Augen zu verstecken. Zu seinem großem Glück war es ein außerordentlich sonniger Tag. Seine Mutter war, wie so oft, auf der Arbeit also brauchte er sich keine Sorgen um sie zu machen. Ihm machte es nichts aus mit Sonnenbrille herum zu laufen – trotz dem Schnee. Mittlerweile war es Winter geworden. Auf dem Weg zum Bus sah er einige Kinder im Schnee herumtollen.
Schneemänner, Schneeengel und weitere Dinge aus Schnee bauten sie. Jedes Gesicht in das Jason blickte sah aus als ob es leiden würde. „Hey Jason.“ meldete sich eine Stimme in seinem Kopf. „All' diese Kinder leiden. Wie wäre es wenn du mitspielst?“ schlug ihm die altbekannte Stimme vor. Also tappte Jason auf die Kinder zu, zertrat den Schneemann, tunkte eines der Kinder in den Schneeengel und bewarf das letzte Kind mit seinen eigenen Schneebällen. Alle drei rannten weinend davon und die Stimme meldete sich erneut: „Siehst du? Viel besser.“ „Besser...“ murmelte Jason seelenlos. Den Tag über blieb die Stimme ruhig und ließ ihn in Frieden.
Abends jedoch begann sie ihn zu hetzten. „All' diese Menschen leiden. Sie alle wollen erlöst werden.“ und „Die einzige endgültige Lösung ist deren Tod.“. Frustriert schrie Jason: „Lass mich in Frieden! Ich hab' dir nichts getan also verschwinde!“ „Nichts? Du hast dich auf mich eingelassen. Du wolltest es so. Du wolltest sie retten. Und ihre Rettung bedeutet nun mal ihren Tod.“ hallte es durch seinen Kopf. So gut es ging ignorierte Jason seine düstere Seite. Nach einer qualvollen Stunde entschloss er sich dazu eine Schlaftablette zu nehmen. „Ich muss die beiden besiegen.“ sagte er sich immer
und immer wieder und nahm eine zweite Tablette.
„Zorn und Wahnsinn – ich werde euch besiegen.“ schwor er.
Auf einer grünen Wiese, erfüllt von einem Duft der an frisches Gebäck erinnert, lag Jason. Er genoss das kühle feuchte Gras an seinen nackten Füßen als er über die Wiese lief. Alles wirkte so Vertraut wie Fremd. Stück für Stück bewegte er sich auf die einzelnen Bäume zu. Ein Mann mit weißem Bart, einer hölzernen Krücke und einer grünen Mönchskutte stand zwischen den Bäumen. „Jason?“ fragte er sanft. Ein seichter Wind flog auf Jason zu und es fühlte sich an als würde der Wind sich
an ihn schmiegen. „Erkennst du mich den gar nicht?“, lächelte der ältere Herr „ich bin dein alter Freund. Der den du hast starben lassen – Ich bin diene Hoffnung.“ „Sterben?“ „Ja. Du hast die Hoffnung in alles verloren – in jeden. Du bist immer trauriger geworden.“ „Hoffnung..“ murmelte Jason. „Nun, da du ein Ziel hast, habe ich neue Kraft erlangt.“ „Du kannst mir bestimmt helfen ihn zu besiegen.“ „Ja.“ „Du scheinst ein weiser Mann zu sein. Was kannst du mir über ihn sagen?“ „Schwarz? Schwarz und Weiß dürfen nie zusammen kommen. Schwarz und Weiß dürfen nie in Berührung treten. Sich nicht sehen. Sich nicht hören. Schwarz
und Weiß ergeben Grau. Grau ist, was dich auf ewig zeichnen würde. Alle Farben würden verblassen, dein Herz ein Stein werden. Die kindliche Freude deiner Augen würde erstarren zum Alltagshass eines Erwachsenen. Schwarz? Schwarz ist das Böse. Weiß? Weiß ist das Gegenteil von gutem – jedoch nicht böse. Weiß ist der Wahnsinn den du in jeder Zelle hast. Die verrückte Seite die viele zu abartigem bewegt.“ „Kann ich nicht einfach beide wieder einsperren?“ Der Mann lachte Er hielt Jason seinen Stock hin und als dieser den Stock annahm ließ sich der alte ins hohe Gras fallen. Jason tat es ihm gleich. Jason fühlte wie Freude sich in seinem Körper
ausbreitete. Die alten Erinnerungen an seinen Vater kamen hoch. „Wir sind immer rausgefahren. Mit dem Fahrrad in die Wälder. Einen Picknickkorb hatten wir dabei. Gefüllt mit Brötchen und Eistee.“ Langsam, ganz langsam, zerbrach ein warmes Lächeln Jasons eiserne Miene. Ein kleines Kind in einem gelben Anorak und gelben Stiefeln erschien. Es begann durch die Wiese zu tollen und sich zu freuen. „Wie man Schwarz besiegt? Du musst mit deine Mitte finden. Deine – Unsere Mitte bedeutet Frieden. Ausgeglichenheit. Angreifen ist Wut. Wut stärkt
Bosheit.“ Das kleine Kind hüpfte fröhlich auf Jason zu und sah ihm ins Gesicht : „Bluarp!“ Das Kind rannte aufgeregt davon und rief: „Wann kommt den der Regen wieder?“ Alte Erinnerungen flossen durch Jason und erfüllten ihn mit Freude. Dieses Gefühl wenn alles toll ist – alles perfekt ist breitete sich in Jason aus und er stand auf. „Den brauche ich nich'. Gewalt sorgt für Gewalt, das habe ich jetzt verstanden.“ lächelte Jason und hielt dem Mann seinen Stock hin. „Jason? Erkennst du das Muster?“ „Muster?“ fragte Jason überrascht. „Über jedes
Gefühl, - jede Erinnerung, kannst du eine Emotion zurück holen. Kaum hoffst du Schwarz zu besiegen schon erscheine ich. Kaum legst du dich, wie damals, ins Gras erinnerst du dich an die Freude die du hattest. Es fehlt nicht mehr viel – aber es wird schwerer. Schwerer nicht dem Bösen zu verfallen.“ Dankend verließ Jason die Wiese um aufzuwachen. Jason erwachte in seinem Bett. 9:45 Uhr. „Ach verdammt.“ „Keine Sorge, du gehst heute nicht in die Schule, mein Freund.“, rief seine
Mutter ihm zu. „Du bist mit einer Sonnenbrille in die Schule gegangen, da dachte ich das irgendetwas nicht Stimmen kann. Fieber hast du keins.“ „Mama .. ichh...-“ Jason versuchte sich 'raus zu reden aber wenn er ihr sagen würde, dass er ein Kreuz im Auge hat würde sie ihn für bescheuert halten. Noch bevor er das Zimmer verlassen konnte stand seine Mutter vor ihm und hielt ihm erwartend die Hand hin. Sie wollte die Sonnenbrille. Verdammt. Zu Boden sehend zog Jason langsam die Brille ab und hielt sie seiner Mutter hin. „Hast du dich geprügelt oder warum versteckst du deine Augen?“ fragte seine
Mutter streng. Jason hatte nicht die Gelegenheit etwas zu antworten da hatte sie schon seinen Kopf zu ihr gerichtet. „Da ist doch nichts.“ sagte seine Mutter verwundert. „Außer dem Kreuz.“ dachte er sich. Sie nahm seine Augen genauer unter die Lupe. „Absolut nichts.“ sagte sie. Jason überlegte kurz ihr von allem zu erzählen – verwarf den Gedanken aber sofort. „Sie würde mich einweisen.“ dachte er sich und wusste nicht ob ihm zum lachen oder zum verzweifeln zu mute war. Sie ließ ihn wortlos im Gang stehen und begann das Frühstück vorzubereiten. Jason setzte sich in sein Zimmer und
kramte einen alten, verstaubten Ordner unter seinem Bett hervor. Darin waren seine alten Bilder. Jahrelang lagen sie unberührt unter dem Bett und blieben vergessen. Beim öffnen des Ordners fielen ein Bild und ein Brief heraus. Das Bild zeigte einen kleinen Jungen mit seinem Vater wie sie Picknickten. Mit Tränen in den Augen streifte er darüber und flüsterte : „Bluarp.“ Er öffnete behutsam den Briefumschlag mit der Aufschrift „An mich“ und nahm den Inhalt heraus. Ein Handgeschriebener Brief und eine Münze waren
darin. >>Lieber Jason, ich weiß nicht ob das wirklich was bringt aber Luisa hat gesagt das ist cool. Sie hat gesagt ich soll mir selber schrieben. Das bringt doch nix. Wenn ich was schreieb weiß ich was ich geschreibt habe. Luisa wollte das ich ein bisschen schreibe wie es mir geht. Mir geht’s supa. Mami war heute einkaufen und hat mir einen tollen Gummiball geschenkt!!! Ich habe ihn Luisa gegben weil ich sie mag. Sie ist supa!! Sie hat mir beim spielen eine Münze gegeben und ich mag die Münze!! Ich klebe sie hier drauf damit ich sie nicht verliere.
Papa hat gesagt das er mit mir in den Wald geht zu Frühstücken. Das ist doof. Das ist so weit weg. Aba da sind ganz viiele Tiere und das ist auch supa! Ich hab Mama und Papa und Luisa ganz doll lieb. Bald kommen wir in die vierte Klasse und dann wird die Schule noch schwerer. Aba Papa hilft mir. Papa ist mein Held!!<< Einzelne Tränen finden an den alten Brief auf zu weichen. Jason nahm die Münze fest in die Hand und alle Erinnerungen waren wieder da. >>Papa ist mein
Held!!<<
Jasons Herz fühlte sich an als würde es langsam zerrissen und er find leise an zu Wimmern : „.. Papa..“
Luisa Fischer war eben erst hergezogen als sie und Jason sich das erste Mal getroffen hatten. Jason hätte jedem über den Weg laufen können, wirklich jedem, doch sein Schicksal entschied sich für Luisa. Sie war im Vorgarten und bemalte den Weg zum Haus mit Kreide. Jason fuhr mit seinem Fahrrad auf sie zu weil er mit ihr spielen wollte. Und, schusselig wie Jason war, stürzte er direkt vor ihr und lag ihr wortwörtlich zu Füßen. Als sie sich um Jasons offenes Knie
kümmerten, stellten sie fest, dass sie in dem selben Mehrfamilienhaus lebten. Sogar auf dem selben Stockwerk, direkt gegenüber. „Ihr seid also die die so einen Krach machen.“ motzte Jason als er ihre Mutter kennen lernte. „Ja“, lachte Katrin „tut uns leid.“ „Ich konnte nicht mal Fernsehen, so laut war das.“ „Tut mir echt leid, kleiner Freund.“ lachte ein freundlich aussehender Mann mit kurzen Haaren und schwarzer Brille. „Ich musste Luisas Bücherregal aufhängen und da ist es laut
geworden.“ Langsam öffnete Jason die Augen ein kleines bisschen. Er sah sich um, grübelte kurz und öffnetet die Augen schließlich ganz. Jasons Arme und Beine ließen sich kaum bewegen. Wie erstarrt lief er in Richtung Badezimmer. Er ließ ein wenig kaltes Wasser in seine Hände laufen und wusch damit schnell sein Gesicht. Gänsehaut schlich sich über seine Haut und ließ ihn kurz zusammen zucken. Jason betrachtete sich im Badezimmerspiegel. Er hatte beängstigend abgenommen und seine
Rippen waren einigermaßen erkennbar. Auch ansonsten hatte er sich verändert – seine Wangenknochen waren nun viel deutlicher zu sehen, seine Haare waren dünner und er hatte allerhand Mängelerscheinungen. Er musste dringend wieder etwas ordentliches Essen. Schleppend und noch immer müde lief Jason in sein Zimmer um sich für die Schule anzuziehen. „Luisa...“, murmelte er „verdammt noch mal...“. In der Schule passte er wie immer nicht auf, ausnahmsweise nicht weil er schlief,
sondern weil er zeichnete. Er zeichnete wie besessen. Immer wieder. Verschiedene Szenarios. Verschiedene Erinnerungen. Aber immer sich und Luisa. Sie beide auf der Schaukel. Sie beide beim schief gelaufenen „Picknick“ im Garten, den Wasserfall den sie ihm gezeigt hatte und alles andere was er noch wusste. Mit jedem Strich des Stiftes wurden die Bilder in seinem Kopf klarer und die Schmerzen in seinem Herz unerträglicher. Er vermisste sie mit jedem Wimpernschlag mehr und einzelne Bilder schossen ihm durch den Kopf. Noch nie hatte er so intensiv gezeichnet und mit so viel Herzblut. Er hielt die
komplette Zeit mit ihr fest bis ...- bis zu diesem verfluchtem schwarzen Tag vor drei Jahren. Jasons Pupillen weiteten sich und seine Augen füllten sich mit Tränen. Den Anruf den er so sehr verdrängt hatte spielte sich in seinem Kopf ab und Jason gab so einen Druck auf den Stift, dass die Mine abbrach. >> Sind sie Jason Ars? Ist ihre Mutter zuhause? Nicht? Naja – es gab einen Unfall in den ihr Vater verwickelt ist. Wie bitte? Was genau passiert ist? Genaues können wir noch nicht sagen – außer das eine jugendliche mit ihm im Auto war. Luisa Salu. Beide sind
wahrscheinlich direkt beim Unfall gestorben...<<
„Er wollte mit ihr ein Geburtstagsgeschenk kaufen fahren. Er wusste er war Herzkrank.“ erinnerte sich Jason. „Ein Infarkt während der Autofahrt. Wer hätte schon mit sowas gerechnet?“
„Die erste Zigarette seit langem.“ dachte sich Jason als er sie anzündete. Er musste lächeln. Lächeln darüber wie sich alles verändert hat. Beinahe alles hatte sich verändert, ist besser – oder schlechter geworden. Je intensiver er nachdachte desto mehr wirkte die Realität wie ein schrecklicher Albtraum aus dem er nicht erwachen konnte. Obwohl.. was war den an seinen Träumen so viel besser? Eine schwarze Macht die versucht ihn und alle seine Gefühle auszulöschen? Eine weiße Macht
die ihn angeblich Beschützen möchte aber anscheinend einen rießen Knall hat? Es schien ihm alles ein wenig wirr. „Wie komme ich nur auf so eine Scheiße?“ fragte er sich lachend. Lachend. Gelacht hatte er schon eine ganze Weile nicht mehr. Es kam ihm vor als wäre es eine Ewigkeit her. Bluarp. Mit diesem „Wort“ hatte Luisa ihn immer zum lachen gebracht. Jason konnte sich noch ganz genau erinnern. Und sobald er sich an sie erinnerte, erinnerte er sich genau so an den Hass den er verdrängt hatte. Er hasste sich dafür nicht bei ihr gewesen zu sein. Nicht an ihrer Stelle gestorben zu
sein. „Du warst der einzige Mensch den ich jemals geliebt habe.“ sagte er monoton. „Der einzige Mensch den WIR geliebt haben.“ hörte er durch die Wohnung hallen. Etwas kam näher. Die Luft schmeckte blutig und war erfüllt mit Hass. Schwarz materialisierte sich neben ihm, grinsend. Die Lippen von Schwarz waren zerbissen und blutig. Sie formten sich zu einem ekelhaftem, breitem Grinsen das bald schon das komplette Gesicht zeichnete: „Buh.“ Jason ließ vor Schreck den Zigarettenstummel fallen und wurde bleich: „Was zur -?,“ flüsterte Jason, „du
bist ein Albtraum! Ein gottverdammter Albtraum! Du kannst nich' hier sein!“. Jasons flüstern entwickelte sich immer mehr zu einem schreien. Zu einem Kreischen. Schwarz legte den Kopf seitlich in den Nacken und lachte : „Wenn ich es nicht könnte, dann wäre ich nicht hier.“ „Du bist nur ein verschissener Albtraum!“ schrie Jason. Mit jeder Sekunde verzweifelte Jason mehr und mehr. „Geh zurück in meinen Kopf, mach sonst was, aber bleib weg von hier!“ flehte Jason. Schwarz sah ihn verwundert an : „Warum sollte ich das tun? Du hörst eh nicht auf mich. Da ist ziemlich langweilig. Und wenn doch
gerade alles gut ist, kann ich ja ein wenig meinen Spaß haben.“ Jason fasste sich. Allem Anschein nach hatte er sich gefasst. „Wenn du hier bist dann kann es nur ein Traum sein,“ Jason grinste „Ich muss einfach nur Aufwachen.“ Doch so sehr er es Versuchte, er war gefangen. Wworin genau wusste er nicht. Traum oder Realität. „Ich habe dich nie angelogen Jason. Aufrichtiger Hass ist der wundervollste. Der Stärkste. Wenn ich dich anlügen würde, würde ich mir selbst Steine in den Weg legen. Du bist nicht gerade dumm, also solltest du gemerkt haben was ich erreichen will. Du wünschst doch das Luisa noch lebt, oder? Wird sie aber nicht. Du hängst an
ihr und das macht dich schwach. Dich zu töten wäre mein Ende – ich bin immerhin du. Iich wollte dich übernehmen. Aber du bist verweichlicht. Ich wollte den Menschen durch dich, - durch uns, zeigen wie Wertvoll leben ist. Du kannst nämlich nur erahnen wie wertvoll es ist wenn es noch nie in Gefahr warst.“ „Halt den Mund.“ sagte Jason gefasst, den Blick auf den Boden gerichtet. „Was?“ „Ich sagte du sollst das Maul halten!“ hauchte Jason zornig. „Geht doch, so gefällst du mir schon viel besser.“ spottete Schwarz. Abrupt schlug Jason Schwarz ins
Gesicht. Schwarz lief einige Schritte zurück und taumelte leicht durch den überraschenden Angriff. „Du bist ein ganz schöner Narr.“ spottete Schwarz. Mich aufzuregen macht mich stärker – oder hast du schon den alten Mann vergessen?“ Schwarz legte eine kurze Pause ein, fuhr dann aber Triumphierend fort: „Ich werde mich hier von dir verabschieden. Endgültig.“ „Du gehst?“ wunderte sich Jason. „Ich habe deine Intelligenz anscheinend weit überschätzt.“ Das waren die letzten Worte von Schwarz, bevor sich unter Jason ein
Loch im Boden auftat. Ein, gefühlt, endloses Loch. Jason fiel. Schneller. Und immer schneller. Er verlor das Gefühl in seinen Armen und Beinen und fiel. Er hörte nur noch das Pfeifen der Luft die an seinen Ohren vorbei zischte. Immer lauter. Immer schneller. Jeden Moment würde es mit ihm vorbei sein. Ein Aufprall der ihm das Leben nehmen würde. Er dachte an nichts. An nichts Böses – nichts Gutes. Doch anstatt Aufzuschlagen, fand er sich nach dem Öffnen seiner Augen auf dem Weg wieder auf dem er Schwarz das erste mal begegnet war. Er lächelte.
Jetzt wusste er wie er ihn los werden könnte.
Dreames Away – Kapitel 9 : Schwarze Gedanken
Jason stand noch immer auf dem Weg. Als er sich umsah stellte er fest das sich nichts verändert hat. Nichts. Außer, der Stock des alten Mannes lag vor ihm auf dem Boden. Sachte hob er ihn auf und musste feststellen das dieser leicht angeknackst war. Mit dem Stab in der Hand hob er seinen Blick nach oben und sah ein Loch in weiter ferne. Durch das Loch konnte er seinen Balkon erkennen. Grelles Licht fiel von dort aus in die scheinbar endlose Leere. Wortlos machte er die Hand zu einer
Faust und begann loszulaufen. Er hielt kurz inne, nahm einen tiefen Luftzug um sich abzuregen und lief weiter. „Schwarz und Weiß dürfen niemals zusammen kommen.“ hörte er Grün in seinem Kopf sprechen. „Niemals.“ „Sie ist meine letzte Hoffnung. Es tut mir leid – sie ist jetzt die letzte Chance. Ich habe einen Plan.“ hauchte Jason. Er wusste genau, dass ihn niemand hörte; aber er wünschte sich sehr das Grün das hier gehört hätte. „Grün muss es gehört haben. Ich habe die Hoffnung das mein Plan klappt. Also muss Grün am Leben sein. Er muss.“ dachte Jason sich. Nach einer Weile auf dem endlosen Weg
wechselte die Umgebung zur Bushaltestelle des Friedhofs. „Genau hier muss ich hin.“ Jason lief,ohne ein weiteres Wort zu sagen, wie ferngesteuert auf die Stelle zu an der er sie das erste Mal getroffen hatte. Den Wahnsinn. Sie erwartete ihn schon. Sie stand einfach da und starrte auf den Vollmond. Die Temperatur, das Wetter, die Tageszeit – absolut alles wie beim ersten Aufeinandertreffen. Noch ehe er auch nur einen Luftzug nehmen konnte begann sie zu sprechen, allerdings ohne ihren Blick vom Mond abzuwenden: „Warum?“ Gerade wollte Jason etwas sagen doch sie
unterbrach ihn ein zweites Mal: „Warum lässt du mich nicht los? Was zur Hölle möchtest du erreichen?“ Ihre Stimme klang eben so monoton wie sanft. Jetzt war er sich sicher. „Hör mal Luisa-..“ stotterte er bevor er ein drittes Mal unterbrochen wurde. Ruckartig drehte sie sich um und schrie ihn an: „Nein! Ich will das nicht! Ich bin tot, verdammt! Lass mich endlich los Jason. Ich flehe dich an. Du kannst nichts für diese Unfall. Ich ebenso wenig. Und am wenigsten dein Vater – oder denkst du es war seine Absicht zu sterben?“ Je mehr sie sprach desto mehr beruhigte sie
sich. „Jason, bitte. Du machst dich verrückt. Du machst mich verrückt. Nur durch dich bin ich noch hier. Bitte.“ Einzelne Tränen ließen ihre Wangen glitzern. „Sag mir wofür.“ schluchzte sie. Je mehr sie sprach, desto mehr verschwand sie. Sie wurde langsam, schleichend und Stück für Stück durchsichtig. Jason begann ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Lange starrte er sie Wortlos an. Ihre Pupillen zitterten nervös und sie sah ihm, noch immer weinend, in die Augen. Er zog sie behutsam zu sich, und küsste sie.
Anfangs erschrak sie, schloss jedoch nach kurzer Zeit ebenfalls die Augen und küsste ihn ebenfalls. Auch Jason kamen nun die Tränen. Einzeln rannten sie abwechselnd über seine Wangen. Sie verlor immer schneller an Existenz, wurde schneller durchsichtig. Beide kümmerte es nicht. Sie löste sich langsam zu Staub auf, der von einer sanften Brise davon getragen wurde. Geradewegs zu den Sternen. Schwach lächelnd sah Jason dem Staub hinterher und flüsterte: „Warum? Weil ich dich liebe. Ich wollte dich in mein Schloss mitnehmen – aber das ist unmöglich. Wollte mit dir bleiben – für
immer.“ Jason sah den Stab an, überlegte kurz und stieß ihn in die Erde neben dem Fluss. Der Stab gehörte der Hoffnung. Luisa war seine Hoffnung. Aber jetzt, wo er sich von ihr verabschiedet hatte, war der Wahnsinn ausradiert. Es war seine Chance wieder normal zu werde, seine Chance Schwarz unter Kontrolle zu bringen, Schwarz zu besiegen. Jason drehte sich und sah sich um, doch Schwarz war nirgendwo zu erkennen. „Zuletzt war er bei mir Zuhause.“ dachte sich Jason. Er schwenkte kurz seine Hand um eine
Pistole erscheinen zu lassen – doch es funktionierte nicht! „Das hier ist kein Spiel, ist kein Traum,“ sagte Jason sich selbst um der Situation klar zu werde ,“das hier ist Real.“
Jason lief durch den Geheimgang zurück zur Bushaltestelle. Der einzige Gedanke den er noch hatte war Schwarz zu besiegen, zu vernichten. Zwar waren es finstere Gedanken die ihn Antrieben und zum Lächeln brachten, doch er hatte einen, in seinen Augen, perfekten Plan. Er fuhr mit dem Bus durch die nächste Stadt zum „Haus am Stadtrand“. Es war eine verlassene Fabrik die lange vor Jasons Geburt bei einem Feuer beinahe komplett zerstört wurde. Die Stadt ließ
das Gebäude nur aus einem Grund nicht abreißen : Es war ein wichtiger Teil der Geschichte. Durch die Firma wurde die Stadt bekannt und die Umgebung konnte erst durch den Reichtum der Firma besiedelt werden und hatte nur durch sie einen Lebensstandard. Sie wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut und einige Leute wurden Stück für Stück eingestellt. Andere begannen Bäckereien, Schneidereien und Schulen aufzubauen. Heute aber bestand die Firma kaum noch, war größtenteils eine Ruine und bot vielen Obdachlosen ein Heim. Jason war zwei Jahre lang täglich mit dem Fahhrad zu ihnen gefahren, hatte sich
mit ihnen unterhalten, Karten gespielt und ihnen etwas zu warmes zu Essen gebracht. Er war jederzeit von ihnen willkommen. Auch das war nun Teil seines Plans. Als Obdachloser in einer Ruine, in einer Großstadt, kann es durchaus gefährlich werden – also waren einige von ihnen bewaffnet. Zwar war es unwahrscheinlich, dass sie einem Jugendlichen eine Waffe geben würden – aber nicht unmöglich, -oder? In der Stadt viel ihm etwas auf. Leer. Sie war komplett leer. Keine Menschenseele war dort. Zwar war er sich sicher einen Busfahrer gesehen zu
haben, doch beim zweiten hinsehen bemerkte er das der Bus fahrerlos war. „Wenn so'n Vieh aus meinem Kopf mich bedrohen kann dann ist ein fahrerloser Bus auch nicht besonderes.“ Das Lenkrad drehte sich dennoch und die Pedale bewegten sich. Sogar die Tür ging von selber auf. Einen automatischen Bus konnte Jason komplett ausschließen da in ihm nicht mal das Licht ordentlich funktionierte. Auf dem komplettem Weg begegnete er keiner einzigen Person. Die Laternen leuchteten, Lichter in Häusern brannten und man hörte Stimmen – doch es war niemand da. In der Fabrik war ebenfalls niemand.
Nicht einmal die Ratten die dort sonst ihr Unwesen trieben. Nichts. Niemand. Unter ein paar, von Hand aus Stofffetzen zusammen genähten, Kissenbezügen fand er eine M11-A1, eine Halbautomatische .45er, mit genau sechs Kugeln und einem Schalldämpfer. Den Schalldämpfer würde er nicht benötigen, also ließ er ihn zurück. Er lud die Pistole, mit der er sogar ein wenig Erfahrung hatte, und versuchte sich im Zielen. Immerhin war es eine Weile her das er zum Spaß mit den Obdachlosen geübt hatte. Wo sie die Waffe her hatten war ihm noch immer ein
Rätsel. Er stellte eine leere Dose auf die zerbröckelte Mauer, nahm circa 20 Meter Abstand, zielte und schoss. Er vergaß komplett an den Rückstoß zu denken und die Waffe flog ihm nach dem Knall ins Gesicht. Beim zweiten Versuch schoss Jason genau auf die Dose. Sein Plan würde genau so sicher funktionieren wie er nun ein pochendes blaues Auge hatte. „Jetzt der einfache Teil.“ sprach Jason mit einem finsteren Grinsen. „Schwarz!“, schrie er „komm her! So ein Macho wie du wird doch wohl nicht auf
einen Showdown verzichten.“ Die Schatten der Fabrik begannen sich an einem Punkt zu sammeln. Schwarz hatte sich äußerlich extrem verändert. Er hatte eine nahe zu dämonische Form angenommen. Schwarz ähnelte Jason nicht mehr. Es gab keine Ähnlichkeit zwischen den beiden. Schwarz glich einer Horrorgestalt. Seine Finger waren Klauen. Seine Haare Zacken. Sein Gesicht komplett unkenntlich. Man erkannte nur noch seine Rot funkelnden Augen und seinen zackigen Mund. „Wie kannst du nur so dumm sein? Nein, im Ernst. Ich war mal ein Teil von dir? Peinlich. Jason, töte
ich dich, sterbe ich. Tötest du mich, wirst du sterben. Showdown? Ich werde nicht nicht selbst zur Strecke bringen.“
Die beiden standen genau 15 Meter von einander entfernt. Leichter Regen begann die stille Aufzuwiegen. Jason zielte auf Schwarz und begann hämisch zu lachen: „DU warst ein Teil von mir? Das ist peinlich, ja. Aber für mich, nicht für dich. Ein Zirkusclown der sogar einen Stein weinen lassen könnte vor Dummheit sehe ich in die – nicht mehr. Mehr gibt es nicht zu sehen. Du sagst mir immer wieder die selben Dinge. Immer wieder. Du erklärst mir dauernd deine Schwachstelle. Immer
wieder. Ich baute mir eine Burg um vor allem zu fliehen aber du hast mich da raus geworfen. Du hast mich zurück zur Hoffnung gebracht. Du hast dafür gesorgt das ich meine Vergangenheit akzeptiere. Und du denkst ich bin dumm?“ Jason hatte recht. Schwarz' lächeln verschwand langsam. Ein heftiger Windstoß ließ Jasons Kapuzenpullover umher schlackern und zog ihm die Kapuze auf. Die nassen Bändel sowie der Regen peitschten ihm ins Gesicht. „Die Sache ist eigentlich genau so offensichtlich wie lächerlich. Du kannst mir nichts antun ohne selber Schaden zu
nehmen.“ spotte Jason und schoss absichtlich an Schwarz Kopf vorbei. Schwarz zuckte zusammen als der das pfeifen der Kugel an seinem Ohr vorbei zischen hörte. „Auch ich kann dir nichts anhaben ohne Schaden zu nehmen – das habe ich beim dem Schlag in deine Visage erfahren.“ erklärte Jason weiter. Ein paar Blitze krochen durch die Wolken um hart auf den Häusern der Stadt aufzukommen. „Vieles habe ich gelernt. Ohne Freude, kein Hass. Ohne Wahnsinn, keine Normalität. Und du nennst mich dumm? Meinen Plan hast du quasi selber
gemacht.“ provozierte Jason. Schwarz' Augen sahen aus als würde hinter ihnen eine riesige Flamme lodern. Ein Inferno in seinem Kopf. Auch er hatte etwas vor. „Weißt du Jason“, kicherte Schwarz röchelnd „du weißt genau das ich dich Einsperren kann. Einsperren in diesem ekelhaftem Kerker. Mehr als eine dreckige Ratte bist du eh nicht.“ Schwarz hob die Hände um ihn ins Schloss zu schicken, doch Jason schoss. Ein Warnschuss. „Lass die Scheiße.“ sagte Jason verachtend.
Jason lächelte. „Luise, wir sehen uns.“ sprach er. Ein lächelnd zierte sein Gesicht und er hob die Waffe an seinen eigenen Kopf. „Nein!“ schrie Schwarz „du Hund machst alles zunichte!“ Ein weiterer Schuss zerstörte den idyllischen Rhythmus des Regens und ließ Jason tot zusammenbrechen. Schwarz begann zu kreischen und zu zerbröckeln. Er schrie und schrie immer lauter. Er verschwand und anstelle des dämonischen Wesens flog ein kleiner
Schmetterling auf Jasons Leiche zu, schwirrte ein wenig um seinen Kopf herum und verschwand dann letzten Endes auch.
Noch eine ganze Weile lang fühlte es sich an als würde Jason nur da stehen. In einem unendlich großem Raum. Er war schwerelos. Es fühlte sich an wie Träumen doch es konnte kein normaler Traum sein. Immerhin hatte er sich eben das Leben genommen. Jason öffnete seine Augen. Eine weißer und geschmacklos eingerichteter Raum umgab ihn. Er bemerkte die Geräte neben sich. Er sah wie jemand das Zimmer betrat. Eine Ärztin? Sie rannte
Aufgeregt raus und rief etwas was etwa klang wie:“ Herr Doktor! Schnell! Der Koma-Patient Jason ist wach!“ Etwa zehn Minuten später betrat seine Mutter das Zimmer, das sich mittlerweile als Krankenhauszimmer entpuppt hatte. Sie weinte. Freudentränen. Sie rannte auf ihn zu und schubste einen Arzt zur Seite um ihren Sohn in den Arm schließen zu können. Jason begriff nicht was da passierte. Einer der Ärzte begann zu erklären, nachdem man seine Mutter vom Bett gezerrt hatte: „Junger Mann, erinnern sie
sich noch an den Unfall? Es ist ein Wunder das sie ihn überlebt haben. Die anderen beiden hatten nicht so viel Glück wie sie.“