Spanien sehen und sterben
Eingangssatz...:
"J. fuhr nach Spanien, um zu sterben."
Distel
flirrend
Perle
Vermächtnis
schwindelig
Sonnenuntergang
palavern
Wildbienen
Affenbrotbaum
beurlauben
Kaninchen
ungezähmt
Randbeitrag zum Forumbattle 40
Spanien sehen und sterben
"J. fuhr nach Spanien, um zu sterben."
Nicht, weil er daran glaubte,
dass seine Zeit gekommen war. Mitnichten.
Das, was seinen Glauben raubte,
war das Leben. Ganz offenbar –
dies lärmende Drumherum, das ihn umgab
und seiner Selbst, höchst widerwärtig war. Denn der tiefe Sinn des Seins verstarb
in dem Getöse, so folgerte er. Und wer, bitte sehr, wer hörte dann das Ächzen der Welt?
Vermag Zukunft noch unser Vermächtnis sein,
wenn alles in sich zusammen fällt?
Wie war er der Fragen überdrüssig!
Zu lange schon hatten sie ihn gequält.
Zuviel Gesellschaftsunrat! Überflüssig,
wie Disteln in einem Rosenbeet.
Zu spät für all die Seelenlosen. Jene
palavernden Hüllen, die sich schwindelig lebten,
um ihre Leere zu füllen. Mit Irgendwas -
bloß das, wonach sie alle strebten,
bliebt nur hoffen. Am Ende dann schwieg offen
nur ein Anzug, ohne Inhalt.
Wem also dienten ihre Lügen?
Wem die ungezähmte Macht und Gewalt?
Ein letztes Mal berauschte er sich.
Sein Blick strich über bunte Hänge hinab,
zu kleinen Häusern - wie Perlen im satten Grün.
Dort lag sein Grab.
Im Schatten des Affenbrotbaumes,
wo Wildbienen summten im Zyperngras
und Kaninchen, nebst Familie wohnten.
Er fand, hier auszuruhen, hatte was!
Tief sog er die flirrende Stille ein,
die im Strahlen des Sonnenuntergangs lag.
Es wurde Zeit. Zeit das Leben zu beurlauben –
für ewig und einen Tag.
©roxanneworks 2015 / 04