Einleitung
Simon Belfare war einst einer der mächtigsten Zauberer im gesamten Reich und als Herr des Sangius-Ordens selbst vom Kaiser und all jenen gefürchtet, die sich ihm in den Weg stellten. Doch als er sich einiger Dörfler entledigen will, die ihm beim Bau seiner neuen Burg im Weg stehen, werden ihm seine Kräfte geraubt. Verwundbar und von seinen eigenen Leuten verraten befindet er sich alsbald auf der Flucht, mit nur einem Ziel: Zurückzuerlangen was ihm genommen wurde. Sein Weg führt ihn dabei durch Armut, Finsternis und
letztendlich auch die Folgen seines eigenen Handelns…bis er im Norden des Kontinents schließlich sein Schicksal findet. Zum Guten oder zum Bösen.
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Prolog
Der Wind trug den Geruch von Blut und Asche heran. Delia stand auf einem kleinen Hügel und sah hinab auf das in Flammen stehende Dorf. Einige der Hütten, die sich weiter außen befanden waren bereits zu wenig mehr als Glut und verkohlte Balken, während das Feuer weiter in den Straßen wütete. Aus der Ferne konnte die Seherin die Schemen von Dutzenden wenn nicht hunderten Männern und Frauen erkennen, die sich
durch das Inferno kämpften. Längst nicht alle stammten von hier. Aber alle waren hier zusammengekommen, um dem Mann, der sie vertreiben wollte entgegen zu treten. Mit bescheidenem Erfolg, wie Delia für sich feststellte. Wenn überhaupt hatten sie durch ihren Widerstand heute mehr verloren als sie je hätten gewinnen können. Aber so waren Menschen nun einmal. Sie hatte sie jetzt lange genug beobachtet um das zu wissen. Sie schlugen lieber eine Schlacht, von der sie wissen konnten, dass sie sie nicht gewinnen konnten, anstatt sich in ihr Schicksal zu fügen. Und genau darauf setzte sie doch, oder nicht?
Über der dem Untergang geweihten Siedlung thronte eine gewaltiges Bauwerk, eines, das dort vielleicht schon gestanden hatte, als das Kaiserreich noch ein kleiner Barbarenstaat gewesen war. Die uralten dunklen Festungsmauern ragten unüberwindbar aus den Bergflanken auf. Das war ein alter Ort… doch nun war er zur Heimat für etwas Neues geworden, etwas, das alles verschlang und verzehrte, das ihm in den Weg kam. Selbst auf die Entfernung waren die gewaltigen Grabungsarbeiten um die Burg nicht zu übersehen und bald würde ihnen wohl auch das Dorf zum Opfer fallen… oder das, was dann noch davon übrig wäre.
Delia raffte den blauen Mantel den sie trug mit einer Hand enger um sich. Der Wind war durch die Feuer aufgewärmt, aber hier oben in den Bergen konnte es trotzdem noch empfindlich kalt werden. Mit der Anderen hingegen zog sie sich eine Kapuze über die grau melierten Haare, bevor sie sich auf den Weg in Richtung Siedlung machte.
Sie konnte die Gegenwart des Mannes, den sie suchte, beinahe spüren. Und das, dachte sie, machte ihre Aufgabe nicht leichter. Es bestand nach wie vor die Möglichkeit, dass sie starb, bevor sie dazu kam, ihre Aufgabe zu erfüllen, egal, was das Konzil vorhergesehen hatte. Ihre Visionen waren
nicht unfehlbar. Doch solche Proteste stießen bei ihrem Volk auf taube Ohren. Seit Jahrhunderten hatten sie über die Welt gewacht. Vielleicht, überlegte Dalia, würden sie am Ende erkennen, wer recht gehabt hatte.