Bürgerkrieg und Aufstände zerreißen das einst mächtige und unantastbare Elektorat, welches versucht die Ordnung um jeden Preis zu erhalten. Teil dieser Ordnung ist die Kommissarin Mia Preston. Als linke Hand des herrschenden Ministerrats unterdrücken die Kommissare jeden noch so kleinen Wiederstand mit eiserner Hand und er Unterstützung durch die Ulan-Garden des Militärs. Als Mia den Auftrag erhält nach dem abtrünnigen Kommissar Aaren Terrel
und den Rebellen Jack Walt zu suchen und den Mord an einem Minister miterlebt muss sie erkenne, das die Werte die sie einst verteidigt hat, längst nicht mehr existieren.
Und so beginnt das Ende…
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Escaping the City by Tugboat
Er hörte die Explosion, bevor er sie sah. Ein tiefes Grollen, das selbst die Grundfesten der Ministeriumsgebäude zum Zittern brachte. Scheiben zerbrachen, lose befestige Schränke kippten… Abundius schenkte dem allem nur wenig Beachtung, während er aus dem Fenster seines Büros auf die Stadt unter sich starrte. Irgendwo im Norden stieg eine gewaltige Staubwolke auf, während der Boden nur langsam wieder zur ruhe kam. Der Mann der vielen Namen sah zu, wie sich der aufgewirbelte Schutt langsam
über der Stadt verteilte und wie grauer Regen zu Boden fiel. Große Risse liefen durch das Glas der Scheibe vor ihm. Aber zumindest hatte sie standgehalten. Er wusste, was er da sah, genauso wie er wusste, wer dafür verantwortlich war… und was nun geschehen würde. Hatte er zu lange gewartet? , fragte er sich innerlich. Aaren und die anderen hatten ganz offenbar ihren eigenen Plan gefasst und waren ihm damit zuvor gekommen. Das machte alles komplizierter. Und was er nun tun musste, umso schwerer. Ein einziger Tag, mehr Zeit hätte er nicht gebraucht um seine eigenen Pläne umzusetzen. Er hatte immer noch genug Asse im Ärmel gehabt. Oder zumindest
hatte er das geglaubt. Abundius stand von seinem Platz auf, der vor weniger als einer Woche noch Arthur Jones gehört hatte. Den kompletten Ministerrat zu vergiften oder anderweitig unauffällig aus dem Weg zu schaffen, wenn sie sich das nächste Mal trafen, wäre eine Möglichkeit gewesen. Doch jetzt hatte er nichts hier, das ihm weiterhelfen könnte… Er schloss die Augen, als sich die Freisprechanlage im Raum einschaltete. ,,Flynt ? Ich glaube ich brauche ihnen nicht sagen, was da draußen los ist.“ , meinte eine Stimme, die er unschwer als die von Daniel Symanski erkannte. Der
Finanzminister. Der Mann klang irgendwie immer herablassend, selbst wenn man ihn einmal in seine Schranken verwies. ,,Wir werden unser Treffen vorverlegen müssen. In einer halben Stunde.“ Das war keine Bitte gewesen, dachte Abundius, während er eine der Schubladen des Schreibtischs öffnete und zwei Gegenstände herauszog. Der erste war eine schwere, mit einer silbernen Gravur versehene Pistole. Die Waffe hatte Jones bei sich getragen… Das zweite war ein Buch mit einem roten Umschlag. Abundius ließ die Pistole in seiner Tasche verschwinden, während er das
Buch an sich nahm, das ihn nun seit einer ersten Reise nach Liurie begleitete. Es gab noch eine Sache, die er tun konnte, wie riskant es auch immer war. Jones war daran gescheitert. Vielleicht würde es aber grade den Ausschlag liefern, der über Erfolg oder Misserfolg dieser Rebellion entscheiden würde. Keine Minister bedeutete, keine Organisation. Er trat durch die Tür seines Büros auf einen der Flure des Justizministeriums hinaus. Die Gänge hier waren praktisch ausgestorben, wenn man von den überall Wache haltenden Ulanen einmal absah und diese Wesen waren… weniger als Gegenstände. Maschinen, die taten, was man ihnen
sagte, ohne eigene Gedanken oder Ziele. Abundius suchte sich seinen Weg durch die Gänge des Gebäudes, bis er schließlich den Versammlungssaal erreichte. Die große, runde Kammer im Erdgeschoss des Gebäudes war noch verlassen, als er eintraf. Die übrigen Minister waren sicher bereits Unterwegs, würden aber länger brauchen. Vor allem jetzt, wo ein Teil der Stadt zerstört war oder in Flammen stand. Abundius dachte wieder an die Rauchwolke, die er gesehen hatte. Was hatten Aaren und die anderen bloß vor? Wände, Boden und Decke des Raums waren in dem gleichen, konturlosen Grauton gehalten, der sich in einer dunkleren Spielart auch in einer
Reihe von Säulen wiederfand, welche das Dach und die darüber liegenden Stockwerke stützten und sich in einem Hexagramm an den Wänden anordneten. Abundius ging langsam den Zwischenraum zwischen den Säulen und der Wand an, während er nachdachte. Die Waffe in seiner Tasche wog schwerer, als er es in Erinnerung hatte. So hatte das alles eigentlich nicht laufen sollen. Vielleicht könnte er es immer noch korrigieren. Aaren, Jack und Mia könnten versagen, wenn er sich nicht einmischte. Sein Weg würde Erfolg haben. Ihr Weg dagegen…. Er wusste nicht einmal, wie dieser aussah.
Vielleicht hatte er in all den Jahren auch einfach verlernt, sich auf irgendjemanden anders zu verlassen. War es das? Er trat in die Mitte des Saals, wo ein gewaltiger Tisch einen annähernden Halbkreis bildete und ließ sich auf einen der Plätze daran fallen. Vielleicht war es das. Aber da war noch mehr. Er hatte Angst. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit würde er gezwungen sein, Blind zu handeln. Nach seinem Gefühl, nach seiner Intuition, wie immer er es auch nennen sollte. Er hatte Gedacht, sich das abgewöhnt zu haben. Genau wie das Elektorat… Stimmte das denn? In der Stille, die ihn umgab, konnte er
jetzt Schritte hören, die sich der Tür näherten. Das mussten die anderen Minister sein. Keiner von ihnen würde diesen Raum wieder verlassen… War er nach all der Zeit wirklich geworden, was er ursprünglich bekämpfen wollte? Abundius zog die Waffe, hielt sie aber nach wie vor unter dem Tisch verborgen, während die Türen des Saals aufschwangen und die zehn Personen eintraten, die das weitere Schicksal dieser Stadt bestimmen wollten. Und nicht nur dieser Stadt. Jeder Stadt, auf jedem Planeten… Er erhob sich nicht, als die ersten eintraten, allen voran Szymanski, der trotz der gegenwärtigen Lage etwas
abstrahlte, das Abundius immer wieder einen Schauer über den Rücken jagte. Wäre es nur Hochnäsigkeit gut, damit konnte er arbeiten, aber der Mann war zuweilen so kalt, das selbst ihm dabei nicht wohl war. Ihm folgten die übrigen in rascher Folge. Jeder hatte es heute eilig, wie Abundius feststellte. Es schien ein Witz zu sein, den niemand der hier Anwesenden später zu schätzen wissen würde. Erst, als er sah, wie der letzte Minister eintrat und die ihnen auf Schritt und Tritt folgenden Ulanen nachströmten, stand er auf. Die meisten sahen die Waffe zu spät. Die meisten. Die erste Kugel fällte bereits zwei von ihnen, die zu dicht beieinander standen.
Andere erstarrten wo sie waren. Nur einige wenige, darunter der Finanzminister besaßen die Geistesgegenwart, sich in Deckung zu bringen. Damit, dachte Abundius, hatten sie schlicht nicht gerechnet. Das sie erneut jemand in ihrem innersten Heiligtum angreifen könnte… Eine Welle aus Euphorie und Erleichterung überfiel ihn. Gleichzeitig spürte er jedoch auch leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Er hatte direkte Gewalt immer abgelehnt, wenn es einen besseren Weg gab. Jetzt jedoch war die Zeit des Subtilen endgültig vorbei. Und irgendwie, war es Befreiend… Im nächsten Moment jedoch reagierten
bereits die Ulanen. Zwei Dutzend oder mehr Waffen richteten sich zeitgleich auf ihn und wurden durchgeladen. Abundius kümmerte es nicht. Ihn interessierten nur die bereits am Boden liegenden Gestalten, während er die jetzt leer geschossene Waffe fallen ließ. Neun rührten sich nicht mehr. Aber Neun… waren genau einer zu wenig. Daniel Szymanski erhob sich hinter einer mit Einschusslöchern übersäten Säule und klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Einen Moment traf sich sein Blick mit dem von Abundius. Ihm hatte genau eine Kugel gefehlt… Aaren stolperte durch die zunehmend
chaotischer werdenden Straßen. Die gewaltige Staubwolke, die keinen halben Kilometer von ihm entfernt aufstieg, wallte in die Straßen und überzog alles mit einer dunklen Schicht aus fein zermahlenem Beton. Für einige Augenblicke wurde es dunkel, als Staub und Asche die Sonne verdunkelten. Trotzdem strömten jetzt überall, soweit er noch sehen konnte Leute auf die Straße. Hunderte, tausende… Als hätte er ein Ventil geöffnet. Sonea sah sich ebenfalls mit einer Mischung aus staunen und entsetzen um. Innerhalb weniger Herzschläge war aus der oberflächlich aufrechterhaltenen Ordnung ein Hexenkessel geworden. Einer, der sich
dieses Mal nicht mehr beruhigen würde. Mit einem hatte Abundius sich getäuscht, dachte der Kommissar. Diese Leute waren mehr als bereit zu kämpfen. Es hatte nur einen kurzen Anreiz dafür gebraucht. Er beschleunigte seine Schritte, immer noch das Dröhnen der in sich zusammenstürzenden Häuserzeile in seinen Ohren. Halb blind und taub, wäre er beinahe in Jack hineingestolpert. Der Mann kämpfte sich genau wie er durch Staub und die Menschenmasse, stützte sich dabei jedoch auf Mia, die ihrerseits wiederum ein schweres Gewehr über der Schulter trug. Die Kommissarin schien genau so überrascht, ihn zu sehen, wie er
sie. ,, Ich werde irgendwann aufhören mich darüber zu wundern, wie wir uns begegnen.“ ,, Ich könnte das gleiche sagen.“ , erwiderte Aaren mit einem Blick auf Jack. ,, Was ist passiert ?“ ,, Nun, wir haben ein Problem weniger.“ , antwortete der Mann mit einem Grinsen, das ihm aber augenscheinlich nicht richtig gelingen wollte. ,, Allerdings hat dieses Problem auch mich erwischt. Vämskä…“ ,, Er ist tot.“ , erklärte Mia nur und nickte in die Richtung, aus der die Staubwolke kam. Langsam aber sicher setzte sich diese wieder, so dass die untergehende
Sonne erneut als blassrote Scheibe am Himmel zu erkennen war. Während dessen war Sonea ohne ein Wort zu Jack getreten und besah sich die Verletzung des Mannes. ,, Hatte ich schon erwähn, das das Höllisch brennt ?“ , fragte Jack. ,, Könntest du…“ Weiter kam er allerdings schon nicht mehr, als Sonea eine Hand auf die Wunde legte. Jak keuchte, als Gewebe und Blutbahnen sich mit atemberaubender Geschwindigkeit wieder zusammenfügten und neu entstanden. So schnell alles auch wieder vorbei war, so wenig erpicht war er darauf, das ganze jemals wieder durchleben zu müssen.
Nach heute würde das auch hoffentlich nicht mehr nötig sein. Aaren war derweil auf eine Straßenabsperrung aus Betongeklettert, von der aus er die Menge überblicken konnte, die sich um sie sammelte. Noch waren sie ziellos. Mehr als einer hatte bereits inne gehalten, als er die Gestalt bemerkte, die aus der Menge hervorragte. Aber was sollte er jetzt tun? Aaren sah zu Sonea, dann weiter zu Jack und schließlich Mia. Es war eine lange Reise bis hierhin gewesen, nicht? Und wie immer es endete… es endete noch bevor die Sonne erneut aufging… Er zog die Waffe deutete damit in Richtung des nun offenen
Regierungsbezirks. ,, Ich war ein Kommissar.“ Die Kraft seiner eigenen Stimme überraschte ihn. Oder vielleicht war es die Tatsache, dass die Menge von einen Moment auf den anderen zur Ruhe kam? ,, Ich habe das Elektorat und für was es steht immer verteidigt. Und ein Teil von mir mag auch jetzt noch daran glauben, das wahre Gerechtigkeit und Sicherheit Werte sind, für die es sich zu kämpfen lohnt. Aber das, was der Ministerrat heute verkörpert hat nichts mehr das Geringste damit zu tun. Irgendwo… haben sie den Weg verloren. Das haben wir alle, den wir haben dabei nur zugesehen und es erlaubt. Aber nicht länger, keinen
Moment länger sage ich. Das Elektorat kann besiegt werden. Die Kolonie auf Liurie ist schon frei. Ich sage, tuen wir es ihnen gleich und schleißen uns ihnen an. Heute werden sich die Minister vor uns verantworten, nicht mehr umgekehrt.“ Aaren wusste, dass er Erfolg hatte, als sich die Leute wie auf ein stummes Kommando hin wieder in Bewegung setzten. Und jetzt wussten sie auch wohin… Der Kommissar sah zu, wie die ersten in Richtung Regierungsbezirk stürmten und über die Trümmer hinwegsetzten, die die Explosion hinterlassen hatte. Es gab keine Schilde mehr, die sie aufhalten konnten. Die
ersten Schüsse fielen, noch bevor Aaren die Schutthaufen selbst erreichte. Einige Ulanen hatten sich bereits eingefunden und feuerten auf die Menge. Ohne Gedanken, ohne Warnung. Doch dieses Mal hatten sie sich verrechnet. Die Männer in den dunklen Panzerungen wurden einfach überrannt, als sich der Zorn von zehntausend Menschen, die Angehörige, Freunde und Bekannte an die Brutalität der neuen Ordnungshüter verloren hatten entlud. Einige wenige Polizisten und normale Soldaten hatten sich ebenfalls eingefunden, doch mehr als einer davon warf ,bereits beim ersten Blick auf die Menge, die Waffe weg… oder richtete sie sogar gegen die noch
stehenden Ulanen. Aaren hatte sich mit den anderen derweil fast an die Spitze der Leute gekämpft, die nun geschlossen in Richtung der Ministeriumsgebäude strebten. Dort jedoch wartete bereits etwas auf sie, das Aaren das Blut in den Andern gefrieren ließ. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, nicht einmal gedacht, dass so viele übrig wären… Vor ihnen stand eine dichte Mauer aus Männern und Frauen, die alle das gleiche, silberne Justiziablem an ihrer Kleidung trugen. Und alle waren mit gleichförmigen nur an Größe und Gewicht angepassten Pistolen bewaffnet. Zum ersten Mal wurde die Menge hinter
Aaren langsamer… und bleib schließlich tatsächlich stehen, weniger als fünf Meter vom Beginn der menschlichen Barriere entfernt.
Terazuma Puh! Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Aber zum Schluss verlässt man sich wohl immer noch auf loyale Menschen, wie die Kommissare, anstatt auf die willenlosen Maschinen - äh Ulanen. Dass ausgerechnet dieser kalte Finanzminister überlebte behagt mir überhaupt nicht. Das bedeutet nichts Gutes. Warum hat Abundius nicht zuallererst auf ihn gezielt? Grrr... ^^ LG Tera |
EagleWriter Schlau wärs gewesen wie ?^^ lg E:W |
abschuetze Wie werden wohl die Kommisare reagieren^^ |