Es war die Hölle für mich. Woher sollte ich das auch wissen? Das sie so reagierte, ist verständlich. Ich war auch nicht besser drauf. Sie war meine erste Freundin, nach meiner Scheidung. Eine wunderschöne, intelligente Frau. Ich genoss jeden Augenblick mit ihr. Das Besondere an ihr war auch, das sie zu denen gehörte, die es langsam angingen. Sie ging nicht gleich mit jedem ins Bett. Wenn dem Mann wirklich was an ihr lag, würde er warten können, sagte sie zu mir. Eine Seltenheit. Oder ich kannte die falschen Frauen.
So lange hatten wir aber dann doch nicht gewartet, wie sie ursprünglich wollte. Ich weiß nicht warum, aber ehe ich es mich versah, lagen wir zusammen im Bett und vereinten uns leidenschaftlich. Es war wunderbar gewesen. So schön hatte ich es schon ewig nicht mehr erlebt. Was für eine Nacht. Und es blieb nicht bei der Einen. Wir hatten darüber geredet. Ihr war es wichtig, das wir gemeinsam darüber sprachen. Mir war es anfangs nicht sehr angenehm, da ungewohnt und... Eigentlich wäre es mir lieber, darüber zu schweigen. Andererseits hatte es auch seine guten Seiten. So erfuhr ich, das ich
der erste war, mit dem sie so schnell und häufig geschlafen hatte. Sie konnte selbst nicht glauben, das es mit uns so schnell ging. War deswegen ein wenig in Sorge. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander und waren kurz davor zusammen zu ziehen. Doch da kam die erschreckende Nachricht. Sie hatte kein Vertrauen mehr zu mir. War mehr als enttäuscht. Sie verließ mich unter Tränen. Eine Mischung aus Wut und Trauer. Ich konnte sie nur zu gut verstehen. Tagelang verbrachte ich die Zeit allein mit mir in meiner Wohnung. Nur zum Bier holen, ging ich nach draußen. Ich
trank jeden Tag. Es war zu Schmerzhaft gewesen, von ihr verlassen zu werden. Doch noch mehr weht tat es, das meine Ex mir das eingebrockt hatte. Das ich damals doch Recht hatte und sie mir untreu gewesen war. Eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein. Denn ich war stets treu gewesen. Und ich glaubte nicht, das meine letzte Freundin mir untreu gewesen war. Dafür waren wir zu häufig zusammen gewesen. Die Gelegenheiten waren nicht gegeben. Nach mehreren Tagen Gefangenschaft, nüchterte ich aus. Dann rief ich meine Ex an. Wie zu erwarten, ging sie nicht an ihr Telefon. Seit der Scheidung hatten wir uns weder gesehen, noch
gesprochen. Also schrieb ich ihr, was geschehen war und bat sie um Erklärung. Ich konnte nur hoffen, das sie nicht mit all zu vielen Männern geschlafen hatte. Und wenn, dann Safersex. Ich glaubte nicht, das sie mich absichtlich angesteckt hatte. Wahrscheinlicher war, das sie davon nichts wusste. Ich hoffte inständig, das sie ihre Triebe im Zaum hielt. Während unserer Ehe hatte sie es zumindest getan. Meine Ex antwortete ziemlich schnell. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber es freute mich. Doch was sie mir schrieb, passte nicht zu dem, was war. Ich hatte eine Geschlechtskrankheit. Die hatte ich entweder von meiner Exfrau, oder von
meiner neuen Freundin. Mit keiner anderen hatte ich sonst geschlafen. Bei wem hatte ich mich angesteckt? Irgendwie glaubte ich meiner Exfrau mehr, als meiner letzten Freundin. Sie hatte mir auch zeitnah gestanden, das sie mit einem anderen Mann im Bett gewesen war. Das war auch der Grund für unsere Scheidung gewesen. Verlorenes Vertrauen. Meine Exfrau und ich trafen uns auf neutralem Boden, um darüber zu reden. Wir redeten lange und ausführlich. Und vor allem sachlich. Ohne Sticheleien und Vorwürfen. Ich glaubte ihr, das sie gesund war und sie nur mit dem einen Mann einen Seitensprung hatte. Das es
ihr leid tat und sie es bereute. Mir tat plötzlich leid, das ich so schnell die Scheidung eingereicht hatte.
Der Tag wurde noch sehr schön. Zum ersten mal sprachen wir uns richtig aus. Genau das hatte mir gefehlt. Was die andere zu viel geredet hatte, redete sie zu wenig. An dem Tag hatte sie alles ausgesprochen. Es war herrlich gewesen. Mir wurde einiges klar. Schade nur, das es so spät kam. Das hätte unsere Ehe gerettet. Hinterher ist man immer schlauer.