Kurzgeschichte
Zum Monatsende

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"Der Monat schlich dem Ende zu, der Kontostand sagte nein. Der Idiot ließ sie ein."
Veröffentlicht am 10. April 2015, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Monat schlich dem Ende zu, der Kontostand sagte nein. Der Idiot ließ sie ein.

Zum Monatsende

Titel

Kaum war das Monatsende in Sicht, meldete sie sich bei mir. Waren ja nur drei Wochen vergangen, als ich das letzte mal was von ihr gehört hatte. Dabei hatte sie mir versprochen, mir zu helfen, ein neues Hochbett zu bauen. Kein kleines, wie ich es bei ihr getan habe, sondern ein Breites. 140, um genau zu sein. Schließlich wollte ich, das sie ab und zu bei mir übernachtete. Aber sie ließ nichts von sich hören. Beantwortete keine meiner Nachrichten. Ich war sauer, böse und enttäuscht. Konnte mir aber denken, warum ich nichts von ihr hörte. Ihre Freundin war

immer noch bei ihr und die bestimmte. In meinen Augen ist es keine Freundin, da sie verlogen ist und andere ausnutzt. Sie ist eine von mehreren, die dafür gesorgt hatte, das sich meine Gattin von mir trennte. Mich packte jedes mal die Lust, ihr den Hals umzudrehen, wenn ich sie sah. Ihr Blick, den sie mir stets zuwarf, war – nennen wir es „unfreundlich“. Ich hatte ihr nie etwas getan. Keinen Grund gegeben, mich zu hassen. Dennoch tat sie es. Weil ich ihr im Wege stand. Ich stand zwischen ihr und meiner damaligen Gattin. Leider hatte und hat letztgenannte angst vor ihr. Vor der sechzigjährigen, fetten, runzligen, verlogene und hinterfo... Gott,

wie ich sie hasste. Aber es lag nur an ihr. Denn sie hielt meine Gattin von mir fern. Damals, wie heute. Eine Zeitlang war sie ja weggewesen und ich hatte gute Chancen, mit meiner Gattin einen Neustart zu wagen. Es sah verdammt gut aus. Doch dann kam sie wieder und drängte sich wieder dazwischen. Zog bei meiner Frau ein und machte sich dort fett. Blieb sogar noch, als sie schon ihre neue Wohnung hatte. Nutze meine naive Gattin aus. Kam immer wieder mit einer neuen Ausrede, warum sie kein Geld hatte. Lebte auf Kosten meiner Gattin, obwohl jene schon alleine nicht mit ihrem Geld auskam und sie nun auch noch durchfütterte. Von mir gab es

nichts. Meiner Frau hätte ich was gegeben. Das tat ich jeden Monat, weil sie so viele Schulden hat. Ein Teil der Schulden, hatte sie der Freundin zu verdanken, die ihr immer wieder versprach zu zahlen, aber es nie tat. Ich verstehe bis heute nicht, warum sie ihr immer noch vertraute, nach dem sie, von ihr, so oft verarscht wurde. Wieso machte sie das, was die verlangte. Mir gegenüber setzte sie sich durch. Wieso bei ihr nicht. Warum hatte sie Angst in ihrem Blick, wenn sie in der Nähe war? Ich gestattete ihr, mich zu besuchen und bei mir baden zu gehen. Nicht aus Nettigkeit, sondern weil ich mit ihr schlafen wollte. Eine andere Frau hatte

ich noch nicht gefunden. Selbst mit Hilfe von Freunden, wollte sich keine finden lassen. Muss wohl an meinem Gesicht liegen. Oder meine Freunde schwärmten zu viel und das machte die Mädels stutzig. Wer weiß. Ob ich jemals den Grund dafür erfahren werde? Da ich keine andere hatte, schlief ich weiterhin mit meiner Frau, wenn ich sie mal sah. In den letzten drei Wochen gar nicht. Und ich bin mir sehr sicher, das es an ihrer Mitbewohnerin liegt. Denn bevor sie wieder kam, hatten wir wieder ein besseres und innigeres Verhältnis aufgebaut. Es sah sogar ein bisschen danach aus, als könnte ein Neustart in greifbarer nähe sein. Dann kam sie und

kurz darauf die plötzliche Funkstille. Nun hatte sich meine Dame wieder bei mir gemeldet, weil sie bei mir baden will. Aber bestimmt nicht nur deswegen. Ich kannte ihren Kontostand. Zum Monatsanfang, als frisches Geld auf unsere Konten kam, waren wir gemeinsam auf der Bank gewesen und haben nachgeschaut, wie viel wir jeweils haben. Es sah sehr mickrig bei ihr aus. Und alle Abzüge waren noch nicht geschehen. Mir war klar, das sie nicht bis Monatsende hinkommen würde. Vor allem nicht, wenn sie noch eine Mitesserin bei sich hatte. Wer weiß, wie oft die Alte duschen ging und wie viel Duschzeug sie dabei verbrauchte. Ob sie

mit dem Billigsten auch zufrieden ist. Es war ein gemischtes Gefühl. Zwischen Freude, sie wiederzusehen und abgrundtiefer Hass, weil sie nicht kapieren will, das diese Frau, die sich bei ihr eingenistet hatte, keine Freundin ist. Das Mitleid verbannte ich aus meinem Körper. Die letzten Jahre über hatte ich Mitleid für sie gehabt, weil sie so naiv war. Aber irgendwann lernt selbst der Dümmste aus seinen Fehlern. Sieht selbst der Naivste, wer ein Freund ist und wer ihn nur ausnutzt. Ich hielt mein Versprechen, was ich mir gegeben hatte und schlief mit ihr, nachdem wir gemeinsam in der Wanne gewesen waren. Diesmal war es mir egal

gewesen, ob sie Spaß dabei gehabt hatte. Auch wenn es scheiße klingt. Aber es war so. Zum ersten mal war es mir egal, wie es für sie war. Ich glaube, nur aus diesem einen Grund, nämlich mit ihr ins Bett zu gehen, erlaubte ich ihr, bei mir zu baden. Sie nicht nur eine Nacht. Mir war klar, wieso. Zu Hause hielt sie es nicht aus und Geld hatte sie auch keins. Bei mir konnte sie essen, wie viel sie wollte und was sie wollte. Ich kochte und servierte. Dafür durfte sie mich befriedigen. Ich hätte ihr auch Bargeld gegeben. Aber da die alte Frau noch bei ihr war, blieb ich eisern. Der Frau, die meine Frau ganz für sich alleine einnehmen

will, würde ich nicht helfen. Sie hatte genug Fettreserven, auf die sie zugreifen konnte. Laut ihrem Reden, hatte sie noch irgendwo eine Freundin, zu der sie konnte. Sollte sie zu der gehen. Von mir gibt es nichts. Dafür hatte sie sich zu sehr in unsere Privatgespräche eingemischt und meine Frau verarscht. Wäre es eine nette Frau gewesen, die ehrlich ist und der man vertrauen konnte, dann wäre das was anderes gewesen. Ich hätte meiner Frau Geld in die Hand gegeben und ihr gesagt, kauft euch was schönes. Aber jene Frau hatte es nicht verdient. Zu viel schuldete sie meiner Frau. Oder mir? Schließlich hatte ich meiner Frau jeden

Monat mindestens 100€ gegeben, wenn nicht gar mehr, damit sie sich was zu Essen leisten konnte und nicht noch mehr schulden machte. Ich spürte den Unterschied. Als ich jetzt mit ihr schlief, war es einfach nur wegen meiner Triebe. Damals war Liebe mit dabei. Und da war es viel schöner gewesen. Wir hatten es beide genossen. Das fehlte mir doch irgendwie. Ohne Gefühle, machte es mir keinen wirklichen Spaß. Wir redeten nicht viel. Fast gar nicht. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Sie war ja nie so der große Redner gewesen. Am liebsten hätte ich sie schon gern danach gefragt, wie es

finanziell bei ihr aussieht und wie es ist, mit ihr zu leben. Die Alte wollte eh schon lange mit meiner Frau zusammen leben. Wahrscheinlich auch zusammen sein. Als Paar. Auch wenn sie was anderes behauptet. Ihre Geschenke, für meine Frau, waren stets herzförmig. So was schenkt man jemanden, den man liebt und nicht einer Freundin oder einem Freund. Ist jedenfalls meine Meinung. Davon abgesehen, mochte meine Frau diese Geschenke gar nicht. Egal, von wem sie gekommen wären. Weder stand sie auf Blumen, noch auf Damenparfüm oder irgendwas, was rosa ist. Die rechte Freude wollte nicht

aufkommen. Dabei hatte ich darauf gewartet, das sie wieder zu mir kommt. Nun war sie da und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freute, oder nicht. So allein zu leben machte mir keinen Spaß. Als sie diesmal da war, fühlte ich mich nicht wirklich anders. Ich wusste einfach, das sie pleite war und niemand anderen hatte, zu dem sie konnte, der sie anstandslos aufnahm. Das sie nicht meinetwegen zu mir kam, sondern weil sie mich brauchte. Niemand sonst hatte, der sie anstandslos aufnahm. Zu dem sie einfach gehen konnte, ohne zu sagen, was der wahre Grund des Besuches ist. Ich dachte wieder an die Konzertkarten, die ich ihr vor einiger Zeit geschenkt

hatte. Es war noch ein knappes halbes Jahr, bis das Konzert stattfand und ich war geneigt dazu, mit meiner besten Freundin hinzugehen, anstatt mit ihr, wie ich ursprünglich wollte. Denn nur ihretwegen hatte ich die Karten besorgt. Naja, und um meinetwegen. Um mit ihr etwas gemeinsam zu unternehmen. Ihr zu zeigen, das sie mir nicht egal ist. Das sie ein Mensch mit Gefühlen ist. Zum Zeitpunkt des Erwerbs hatte ich auch gedacht, das sie mir wieder näher kommt. Gefreut hatte sie sich ja darüber. Hatte auch gesagt, das ich derjenige bin, mit dem sie hingehen will. Ich wusste nicht, was ich wollte. Oder was ich tun sollte. Eigentlich wollte ich

sie im Stich lassen. Einfach fallen lassen. Oft genug hatte sie es mit mir gemacht. Erst versprochen, das sie mir hilft und dann kam sie nicht. Wie gern hätte ich es mit ihr gemacht. Aber ich konnte es nicht. Am Montagmorgen stand ich sehr früh auf. Ich konnte nicht mehr schlafen. Noch immer war sie bei mir gewesen. Friedlich schlafend, lag sie neben mir. All zu nett war ich übers Wochenende nicht zu ihr gewesen. Da wollte ich wieder gut machen. Daher stand ich auf und machte ihr Pausenbrot. Dann noch ein leichtes Frühstück, falls sie vorher was essen wollte, bevor sie auf Arbeit

musste. Ihr Pausenbrot und eine Thermoskanne Kaffee, legte ich in ihren Kaffee. Dazu legte ich noch eine Tüte ihrer Lieblingsbonbons. Wie erwähnt, wollte ich wieder nett zu ihr sein. Der Typ, der ich war, bevor der Kontakt unterbrochen wurde. Einfach der sein, der ich wirklich war und nicht irgendwer, der ich nicht war. Vorsichtig legte ich mich neben sie und streichelte liebevoll ihren Körper. Liebkoste ihn von oben bis unten. Verwöhnte sie mit Zärtlichkeiten. Weckte sie sanft mit Kuschelsex. Das war ich. Nicht der andere, der sie einfach nur nahm und dabei einzig und

allein nur an sich dachte. Ich war wieder da. Der zärtliche Typ, der sie über alles liebte und nicht darüber nachdachte, wie sehr und oft sie ihm wehgetan hatte. Lächelnd öffnete sie langsam ihre Augen. Sah mich strahlend an. Ich erwiderte ihren Blick. Hielt ihn eine Weile stand. Dann küsste ich sanft ihre Lippen. Es fühlte sich an, wie beim ersten mal. Für einen Moment war ich in der Zeit zurückversetzt. Als hätte ich sie zum ersten mal geküsst. Nach dem sie ihr Frühstück gegessen und ihren Kaffee getrunken hatte, zog sie sich an. Es war Zeit zu gehen. Die Arbeit rief. An der Tür küsste ich sie ein letztes mal. Der Abschied fiel mir

schwer. Im Nachhinein musste ich feststellen, das das Wochenende hätte besser verlassen können. Schöner und angenehmer. Aber vorbei ist vorbei. Geschehen ist geschehen.

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