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EI EI EI ... JETZT IST'S VORBEI - Eine Hasengeschichte

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"EI EI EI ... JETZT IST'S VORBEI - Eine Hasengeschichte"
Veröffentlicht am 08. April 2015, 22 Seiten
Kategorie Kinderbücher
© Umschlag Bildmaterial: nem4a - Fotolia.com
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Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
EI EI EI ... JETZT IST'S VORBEI - Eine Hasengeschichte

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eine hasengeschichte

Die allerletzten Eier haben soeben ihre wunderbaren Farben bekommen und die meisten von den großen Hasen sind noch mit der Auslieferung der bunten Ostereier beschäftigt. Das Malergeschäft Hoppel ist bis auf weiteres geschlossen und Pinsel und Farben ruhen bis zum nächsten Frühling in Kisten und Truhen in ihren Wurzelverstecken. Nun ist auch die Zeit gekommen, um die dicken Winterpelze gegen leichtere Sommerkleidung auszutauschen. Diese Zeit nutzen immer die jungen Häschen, um sich die Farbreste aus ihren Pelzkleidchen putzen zu lassen. Da hat Hainwitschel alle Hände voll zu tun.

Im letzten Sommer hat er reichlich Klettenfrüchte gesammelt und an einem ganz besonderen Ort versteckt. Dieses geheime Lager hat er mir eben gezeigt. Ich bin heute nämlich zufällig auf meinem Spaziergang dort vorbei gekommen. Es liegt abseits der großen Sanddüne in der Richtung zu den brach liegenden Feldern in der Nähe des Bahngleises. Hainwitschel holt dort gerade eine Anzahl Kletten heraus, als ich ganz unvermittelt vor ihm stehe. „Hallo, kleiner Freund“, begrüße ich ihn voll Freude. Er fährt herum, dann schaut er mich prüfend an und meint: „He, kannst du nicht ein wenig vorsichtiger mit einem alten Mann umgehen? Du hast mich ja gerade fürchterlich

erschreckt. Und was willst du eigentlich hier um diese Zeit?“ Da muss ich ganz ehrlich antworten, ob ich will oder nicht: „Ich gehe heute rein zufällig hier hinten spazieren. Und dich habe ich an diesem Ort überhaupt nicht erwartet.“ Da beginnt Hainwitschel schallend zu lachen: „Hahaha, hohoho, hihihi!“ Wieder und wieder schüttelt den kleinen Wicht ein großes Gelächter. Als er endlich ruhig durchatmen kann, setzt er sich neben das Bündel Kletten und erklärt mir: „Ab heute kommen die kleinen Hasenkinder zu mir, damit ich ihnen die Ostereierfarbe aus dem Pelz putze. Du kannst dich doch noch an die Malerei erinnern, als du mit Krawuzzel vor Ostern bei mir gewesen bist.“ Und ob ich das konnte. So schnell kann ein Mensch solchen

Zauber gar nicht vergessen.


Doch jetzt heißt es für den kleinen Wicht, sich an die Arbeit zu machen. Rasch bittet er mich noch: „Geh, sei so nett und bring mir ein paar Brombeerruten, damit ich erst ein bisschen vorkämmen kann. Sonst ziept das viel zu dolle, wenn dicke Farbe im Pelz sitzt. Damit du es nur weißt, die ersten Rabauken werden gleich da sein.“ Ich beeile mich und schneide ihm eine kleine Hand voll kurzer Stängelstückchen und lege sie ihm zu den Klettenfrüchten. „Dich kann ich ja direkt brauchen!“, lacht Hainwitschel und schickt mich gleich in ein Versteck hinter einem großen Schlehenbusch. Der Wind steht

günstig, die Kleinen können mich nicht wahrnehmen, aber ich habe einen wunderbaren Blick auf Hainwitschels Arbeitsplatz.

Und da sind sie auch schon. Der kleine Rabauke Hoppelmann macht den Anfang. Er ist über und über mit allerlei Farben bedeckt und hat in einem kleinen Körbchen frische Weidenknospen mitgebracht. Die sind offensichtlich für Hainwitschel eine Leckerei, denn ich höre ihn sagen: „Mei, Hoppelmann, das ist ja eine Freude. Mit den Knospen triffst du genau meinen Geschmack. Mmmmmmh, fein, da freu ich mich schon drauf. Und jetzt komm her, dass ich dich gleich putzen kann. Noch mehr Farben konntest du dir wohl nicht

in den Pelz schmieren?“ Schon greift er zur groben Brombeerbürste und dann wird gestriegelt, dass dem jungen Rabauken Hören und Sehen vergehen. Der stöhnt und jammert nicht schlecht, aber wenn ich das zufriedene Gesichtchen von Hainwitschel sehe, dann kann ich nur schmunzeln. Endlich glänzt das Fell, ein großer Berg Wolle liegt abseits und Rabauke strahlt auch wieder. „Und nächstes Jahr fällst du nicht wieder in alle Farbtöpfe!“, wünscht ihm Hainwitschel noch zum Abschied.

Mariechen, Mini und Moni, drei unzertrennliche Freundinnen, haben wohl schon selbst versucht, die Farben aus dem Pelz zu bekommen, aber es hat nicht ganz

geklappt. Nun muss der Meister eben letzte Hand anlegen. Mariechen hat noch etwas Farbe in den Ohren, Mini hat grüne Farbreste an den Pfoten und Moni ist noch etwas blau am Rücken, wo das Fell dichter ist. Auch diese drei bringen eine Kleinigkeit mit. Es ist ein Töpfchen mit Löwenzahnhonig, welchen sie der dicken Hummel abgeschwatzt haben. Als Hainwitschel das Töpfchen im Arm hat, taucht er gleich eines seiner winzigen Fingerchen hinein, schleckt genießerisch den Honigseim ab und lacht. „Hihihi, hahaha, hohoho. Das können wirklich nur Mädchen. Ich dank auch ganz herzlich dafür. So, und nun lasst euch mal schön putzen. Hihihi, bei euch brauch ich wirklich nur die Klettenbürsten.“ Und ruck-zuck sind die drei

Mädchen wieder ohne Farbflecken. „Ihr könntet bei mir Lehrlinge werden“, grinst der Wichtel noch, ehe er die drei verabschiedet.

Der kleine Fips hat dieses Jahr besonders eifrig gemalt und sitzt nun vor dem Wichtel. „Ich hab dieses Jahr lila gemalt und dazu gleich zwei Farben ausgesucht. Ich musste immer gleichzeitig den Pinsel in die beiden Farben tunken. Jetzt hab ich blaue und rote Farbtupfen auf dem Bauch. Dort sind wir Hasenkinder so schrecklich empfindlich“, jammert Fips. Nachdem sich Hainwitschel das Unglück betrachtet hat, meint er: „Meine Bürsten und Kämme sind zu grob und es täte dir echt weh. Aber da greif ich eben in meine Trickkiste.“ Dann verschwindet er in dem

Versteck und kommt nach einer Weile wieder heraus. In der einen Hand hat er eine Bovistkalebasse und in der anderen schleppt er einen Berg ganz feines Moos. „Was is’n das?“ will der kleine Fips wissen. „Das ist Morgentau-Fleckenwasser und ganz zartes Moos, damit ich dir nicht weh tu.“, antwortet der Wichtel und beginnt schon mit seiner Reinigung. „Und jetzt leg dich ordentlich auf den Rücken, damit ich wirklich alle diese Flecken zum Verschwinden bringen kann!“, sagt es und schrubbt ordentlich drauf los. Der kleine Fips verzieht keine Miene, obwohl es offensichtlich nicht ganz angenehm ist. Doch bald ist er erlöst. Als er wieder vor dem Wichtel hockt, greift er in sein linkes Ohr und holt eine kleine Kalebasse mit frischem

Birkensaft hervor. „Das ist für das Putzen, lieber Hainwitschel, und ein herzliches Danke will ich dir auch noch sagen.“ Dann dreht er sich um und hoppelt davon.

Hainwitschel schaut etwas verdutzt drein, denn so etwas ist ihm in seiner langjährigen Praxis noch nicht passiert. Dann nickt er zu mir hinüber, grinst ganz breit und deutet ein Händeklatschen an. Auch ich schmunzele zurück. Mittlerweile sind die beiden Lausbuben Bobo und Bubi eingetroffen. Sie lachen sich halb tot, aber warum sie lachen, das wissen sie selbst nicht. Und wie die beiden aussehen: Farbspritzer überall, an den Pfoten, am Rücken, auf der Brust und sogar hinter den Ohren. Sie stehen vor dem

Wichtel und werden plötzlich ganz kleinlaut: „Wir haben uns die ganze Zeit mit den Farben der anderen bespritzt und Meister Hoppel hat gesagt, dass du uns vielleicht gar nicht sauber machen wirst. Es tut uns ja auch wirklich leid!“ schuldbewusst stehen die beiden vor Hainwitschel, aber der lacht nur und meint“ „So böse kann ich gar nicht sein. Da hat euch der Meister ein bisschen gefoppt. Natürlich putze ich euer Fell auch! Hihihi, hahaha, hohoho!“ Dann lässt er die beiden erst einmal vor ihm Platz nehmen und betrachtet ihre Farbenzier ausgiebig. „Geduldet euch, das haben wir gleich“, meint er dann und verschwindet in seiner unterirdischen Kammer. Nach einer Weile kommt er wieder heraus und hat eine große

Schere unter dem Arm. Den beiden Häschen wird angst und bange, als sie das sehen. Aber der kleine Wicht wirft einen raschen Blick zu mir hinüber und feixt mich keck an. Dann sagt er: „Da hilft nur noch eine Totalrasur. Aber das Fell wächst ja auch wieder.“ In dem Augenblick glitzern Tränchen in den Augen der kleinen Lausebengel. Aber der kleine Wicht lacht und lacht und hält sich den Bauch. „Immer langsam“, meint er dann und greift zur harten Klettenbürste. Nach kurzer Zeit hat er auch diesen beiden das Fell wieder sauber gebürstet.

Jeckies mit seinem gelben Rücken hat sich inzwischen auch eingefunden. Geduldig wartet der Bursche, bis er an die Reihe

kommt. Aber Hainwitschel läuft an ihm eilig vorbei, denn er hat entdeckt, dass Bubi und Bobo einen kleinen Behälter vergessen haben. Der steht noch an der Ecke des Putzplatzes und so ruft er den beiden nach: „He, ihr habt etwas vergessen!“ Aber die beiden drehen sich nur um und rufen gleichzeitig zurück: „Das ist für dich, weil du uns auch geputzt hast. Lasse es dir schmecken!“ „Danke“, kräht der Wicht und schnappt sich den Behälter. Als er ihn prüft, beginnt sich sein Gesichtchen aufzuhellen. Dann schaut er zu mir hinüber und grinst. „Was ist es denn?“, flüstere ich. „Frischer Blütenwein“, lächelt der Wicht zu mir hin, „ich liebe ihn über alles.“

Schließlich wendet er sich doch wieder Jeckies zu. „Wie hast du das bloß gekonnt, dir den ganzen Rücken gelb zu beschmieren?“ fragt er. Und Jeckies antwortet keck: „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Irgendjemand hat mir die Farbe bei einer Rangelei in den Pelz geschmiert. Hoffentlich kannst du das herausbürsten.“ Da grinst der Wicht übers ganze Gesicht und antwortet rasch: „Das ist doch nur eine Kleinigkeit. Und wenn ein paar Reste bleiben, ist das auch egal. Das fällt bei deinem hellen Fell nicht so auf.“ Dann greift er zu einer großen Bürste aus frischen Kiefernnadeln und beginnt, mit raschen Strichen das Fell von Jeckies zu striegeln.

Nicht lange danach glänzt es ganz sauber in der Frühlingssonne. Jeckies bedankt sich artig und überreicht einen Bund Schlehenblüten: „Daraus kannst du dir herben Schlehenwein zubereiten.“

Hainwitschel verbeugt sich tief und Jeckies verschwindet hinter den nächsten jungen Kiefern.

Nun kommt Hänschen an die Reihe. Er hat ein ganz rotes Gesicht, weil ihn bei der letzten Balgerei eines der kleinen Häschen mit dem roten Pinsel im Gesicht getroffen hat. Die Mädchen haben gleich versucht, das Gröbste wieder abzuwischen, aber es ist noch genügend Farbe zu sehen. Dadurch sieht Hänschen immer aus, als würde er sich

schämen. Nun sitzt er ein wenig kleinlaut vor Hainwitschel und bittet: „Sei doch so gut und hilf mir, die grässliche Farbe aus dem Gesicht zu bringen. Alle gucken mich so seltsam an.“ Der Wichtel schüttelt erst den Kopf und antwortet dann: „Mach dir nichts draus, das werden wir bald wieder sauber haben. Ich will nur rasch anderes Putzzeug holen, denn um die Augen sind Hasen recht empfindlich.“ Mit diesen Worten verschwindet er in seiner Höhle und kehrt nach wenigen Augenblicken schon wieder zurück. In einer Hand hält er einen zarten Schwamm aus Islandmoos und in der anderen hat er ein Gefäß mit einer schäumenden Flüssigkeit. „Keine Angst, Kleiner, das ist eine wunderbare Waschlauge aus Seifenkraut und

Nachttau. Und mit dem Moosschwamm bekommen wir dein Gesicht bestimmt sauber.“ Mit diesen Worten fängt er auch schon an, Jeckies noch etwas ängstliches Gesicht zu waschen. Der Schaum kitzelt wohl in der Nase, denn der kleine Hase niest ein ums andere Mal. „Da musst du jetzt durch“, lacht der Wichtel, „wenn du wieder normal aussehen willst.“ Aber ruckzuck ist Hänschens Gesicht sauber und der kleine Hase strahlt auch wieder. Jetzt werden ihn die anderen nicht mehr verspotten. Fast hätte Hänschen den kleinen Wicht vor Freude in den Arm genommen, aber stattdessen überreicht er ihm jetzt einen Korb voll Weidenkätzchen, die dick bedeckt sind mit Blütenstaub. Das ist großes Naschwerk für

den kleinen Wichtel und der kräht fröhlich: „Danke, danke, danke.“ Und Hänschen ruft ihm zu: „ Du bist wirklich riesig, und getröstet hast du mich auch. Und mach’s gut bis zum nächsten Jahr, Hainwitschel. Da brauch ich deine Hilfe hoffentlich nicht wieder.“ Und mit ein paar großen Sprüngen verschwindet Hänschen im nächstgelegenen, dichten Gebüsch.

Hainwitschel wischt sich ein paar dicke Schweißtropfen aus dem kleinen Gesicht, dann winkt er mich freundschaftlich zu sich und sagt: „Da hast du jetzt gesehen, was ich für eine Arbeit mit den kleinen Rackern habe. Aber das passiert wirklich nur einmal im Jahr. Trotzdem macht es mir immer viel Spaß. So,

und jetzt gehe ich mich in meiner Luxuswohnung erholen. Das hab ich mir redlich verdient.“ „Kann ich dich nach Hause bringen, Hainwitschel?“, will ich noch wissen. „Nein, nein“, winkt der Wichtel ab, ich nehm da meinen Geheimpfad. Aber grüß Krawuzzel von mir, wenn du ihn wieder einmal besuchst.“ Dann winkt er mir noch fröhlich zu, wirft mir ein Kusshändchen nach und verschwindet behände im nahen Gestrüpp.

Ich setze mich noch ein wenig ins frische Gras, das nicht weit von diesem Ort einen kleinen Wiesenfleck bildet und erfreue mich an dem schönen Frühlingstag.


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NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

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mohan1948 Gerne gelesen - und ganz liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Vielen Dank fürs Lesen und den Kommi.
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Auch diese Geschichte bunkere ich und lagere sie ein. :)))
Wie kann man besser erklären, was Osterhasen nach der Saison zu tun haben.
Danke und liebe Grüße
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS DANKE für alles!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Viel Spaß beim Bunkern ... ich glaube schon, dass Kinder daran ihre Freude haben.
LG Heidemarie
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