Kurzgeschichte
Schweigen wäre Gold gewesen

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"Seinen Kameraden hatte er etwas gebeichtet und sie haben ihm Flausen in Kopf gesetzt"
Veröffentlicht am 05. April 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Seinen Kameraden hatte er etwas gebeichtet und sie haben ihm Flausen in Kopf gesetzt

Schweigen wäre Gold gewesen

Titel

Sie hatten darüber geredet. Ganz offen. Was sie ihm zu sagen hatte, war ein Schock für ihn gewesen. Aber dennoch nahm er es mit Fassung auf. Schätzte es ihr hoch an, das sie es ihm gestanden hatte. Sah es ihr auch an, das es ihr leid tat. Deshalb verzieh er ihr. Zwar vertraute er ihr nicht mehr, aber war dennoch glücklich darüber, das er es von ihr persönlich erfahren hatte und ziemlich zeitnah. Ihr Versprechen, das sie nie wieder mit jemand andern schlafen würde, nahm er ihr nicht wirklich ab. Er wollte es glauben. Aber Zweifel blieben. Vielleicht hatte sie Blut

geleckt. Wer wusste das schon? Er wollte die Sache auf sich beruhen lassen. Für einige Zeit hielt er sie auf Distanz. Auch wenn er gern mit ihr geschlafen hätte, so konnte er nicht vergessen, das ein anderer es mit ihr getan hatte. Er sah es direkt vor sich. Wie gern würde er es vergessen wollen. Am Stammtisch war es ihm einfach so von den Lippen gefallen. Hatte seinen Stammtischbrüdern von dem Seitensprung seiner Frau erzählt. Das er sie nicht mehr ansehen konnte. Und wenn er sie ansah, dann sah er sie, wie sie es mit jemand anderen wild trieb. Spaß dabei hatte. Keinen Gedanken an ihn

verschwendete. Seine Stammtischbrüder erzählten ihm, wie sie reagieren würden, wenn sie erführen, das ihre Frauen fremdgingen. Von Mord und Totschlag war die Rede gewesen. In seinem Kopf entstanden Bilder. Seine Hände zuckten. Er sah es ganz genau vor sich, wie er seine Frau an der Kehle packte und fest zudrückte. Mit voller Wucht an die Wand prallen ließ, während er seine Hand immer fester um ihren Hals drückte. Er schüttelte mit dem Kopf. Nein, das wollte und konnte er nicht. Es war seine Frau. Die Frau, die er liebte und die es bereute, das sie mit einem anderen geschlafen hatte. Er konnte ihr nicht

wehzutun. Außerdem hatte er ihr verziehen. Es war ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Das hatte sie ihm geschworen. Und er glaubte ihr. Er hatte genug. Es war auch schon spät. Und er wollte nicht mehr hören, was die anderen tun würden, wenn sie erführen, das ihre Frauen ihnen untreu waren. Die Bilder, die er davon im Kopf hatte, verursachten ihm Alpträume und Kopfschmerzen. Schwankend lief er nach Hause. Der Weg zog sich. Aber dafür war es angenehm warm. Er versuchte die Bilder loszuwerden. Doch stattdessen wurden sie immer schlimmer. Realer. Ganz genau sah er, wie er mit einem

Küchenmesser auf sie einstach. Immer und immer wieder. Blutrausch. Je mehr er Blut spritzen sah, desto schneller stach er zu. Rippen. Brust. Bauch. Plötzlich wurde es dunkel. Ein dumpfer Knall und er war weg. Für Stunden. Als er aufwachte, dröhnte ihm der Schädel. Ihm war übel. Als sein Blick nach rechts schwankte, erschrak er. Es war also doch kein Traum gewesen. Er hatte sie umgebracht. Erstochen. Ermordet. Wie konnte es nur so weit kommen? Dann fiel ihm wieder ein, was seine Stammbrüder erzählt hatten. Wie sie ihm berichteten, was sie mit ihren Frauen machen würden, wenn sie mit anderen schlafen

würden. Er holte das Messer aus ihrer Brust und stach es in seine. Das sie mit jemand anderen geschlafen hatte, damit konnte er irgendwie leben. Aber das er sie umgebracht hatte, damit konnte er nicht leben. Dafür hatte er sie zu sehr geliebt. Es war nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Das hatte sie ihm geschworen. Und er glaubte ihr. Auch wenn ein Rest Zweifel übrig blieb. Er hätte ihnen nichts sagen dürfen, denn dann hätten sie ihm keine Bilder in den Kopf gesetzt und er hätte seine Frau nicht umgebracht.

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