Journalismus & Glosse
Ja, die öffentliche Meinung...

Vor zehn Tagen sind Flugreisende ums Leben gekommen. Eine Katastrophe im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Tragödie, für die Opfer, eine Tragödie für deren Angehörigen und Freunde. Und ein gefundenes Fressen für unsere Medien. Am frühen Nachmittag sickerte die Nachricht aus allen Radiosendern, und da war klar: Nun würde das Halali der Journaille geblasen werden, mit Brennpunkten, auch wenn noch gar nix zu bequatschen war, und dem üblichen Verblasen der nachrichtlichen Strecke durch die Stukas der BLÖD. Wo haben diese

scheinheiligen Fledderer eigentlich immer so schnell ihre halbgaren und auch bisweilen wahren Informationen her? Mein lieber Scholli, da kannste nur froh sein, wenn du ein stinklangweilig-normales Spießerleben mit dem bekannten Personal wie Arsenal führst! Bislang jedenfalls haben die BLÖDis noch nicht Hand an all die vielen Normalos gelegt, die weder Stütze ergaunern, noch auf Kinder stehen oder schießen, sich nicht ins Koma saufen und auch keine Hunde quälen. Aber wenn du zu den Unglücklichen

des Unglücksfluges gehörst, dann wirst du plakatiert, zur Endlosnachricht verwurstet, bequatscht und verklickert, dass es nur so knallt. Du kannst dich ja nicht mehr wehren, als Toter hast du keine Rechte mehr. Das Private bleibt dann nicht mehr privat, beim Opfer genau so wenig wie beim Täter. Und mag dieser Suizid noch so unbegreiflich sein, nicht fassbar in seiner gewalttätigen Konsequenz, deren Ausdeutung ernsthaften Psychologen, Theologen und überhaupt fühlenden Menschen unmöglich erscheint, zu ungeheuerlich die Tat, so gibt es ja

zum Teufel immer noch unsere Dauerquatscher, Vollschreiber, Spekulierer und Meinungsbildner, die ihre Endlosschleife mit immer neuen Arabesken und Luftblasen verzieren. Bei Ard & Zdf in der erstbesten Reihe, und auch le Spiegel bildet sich was drauf ein, vor Ort und dahinter zu sein. Ein bekanntes Märchen endet so: "Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt," schrie das Männlein und stiess mit dem rechten Fuss vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in

seiner Wut den linken Fuss mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei. Ach, wenn die Laberschnallen und all die Schmuddelsspeier doch auch einmal, nur einmal diesen Zorn aufbringen könnten. Eure principessa jedenfalls hat an strategischen Orten Eimer stehen...