Selbst vertrauen
Ich darf mir nicht selbst vertrauen.
Meine Wahrnehmung ist ein krummes Gebilde.
Völlig Instabil. Einsturzgefährdet.
Ich bewege mich in ihr auf knarrenden Dielen aus denen
jedes Mal, wenn ich einen Fuß vor den anderen setze,
Staub aus längst vergangen Jahren aufwirbelt.
Kämpfe mich durch Spinnenweben, die nach mir greifen,
verfange mich darin, um dann hektisch alles von mir zu
streichen, während Sekunden
verstreichen und
selbst endlose Stunden nicht reichen,
um zu sehen, dass mich längst nichts mehr hält.
Ich darf mir nicht selbst vertrauen.
Diese Stimme in meinem Kopf ist ein guter Lügner.
Eine hinterhältige, manipulative Persönlichkeit.
Ein Geschöpf, zusammengebastelt aus
Erinnerungen und Erfahrungen, die ich eingesperrt hatte,
Beleidigt und auf Rache aus.
Immer, wenn ich Glück erfahre, flüstert sie mir ins Ohr:
„Das ist nicht echt. Die lieben dich
nicht.“, und ich wehre mich
und schüttle mich und will das nicht hören.
Sie kriecht durch mein Gehirn, setzt den Gedanken darin fest.
Ein Gift, das sich langsam in mir breit macht.
„Sie gehen, weil sie dich nicht aushalten.“
...
Ich wehre mich
Das stimmt doch nicht!
…
Doch immer wieder
höre ich sie flüstern…
diese Stimme in mir
und irgendwann höre ich mich,
wie ich sage
„Du hast Recht…ich glaube dir.“
Ich darf mir nicht selbst vertrauen.
Meine Wahrnehmung ist ein krummes Gebilde.
Völlig Instabil. Einsturzgefährdet.