Als ich 18 Jahre alt war begegnete ich meiner ersten Liebe, wobei unser erstes Zusammentreffen verrückt, schrill und schriller war. Er trug den Namen Jan, war gut gebaut und hatte ein hübsches schiefes Lächeln. Ich kannte ihn aus meiner Parallelklasse, wobei ich nie den Mut hatte ihn anzusprechen. Ich beobachtete ihn oftmals mit meinen großen grünen Augen und bewunderte seine athletische Figur, seine freche Art und sein gutmütiges Lächeln. Ich hatte damals keine Ahnung wie ich ihn ansprechen sollte und wie ich an ihn herankommen könnte, was jedoch nichts daran änderte, dass ich ihn immer wenn
er mir begegnete mit tiefen Blicken durchbohrte. Meine Freundinnen meinten ich sollte ihn einfach ansprechen und meine Scheu ablegen, dennoch fehlte mir der Mut, die Fesseln der Schüchternheit zu sprengen. Eines Tages jedoch passierte das Unglaubliche und es war als hätte es das Schicksal mit uns gut gemeint.
Es war ein sehr warmer August, wir saßen alle schweißtriefend im Unterrichtsraum und der Lehrer versuchte bei triefender Hitze zu erklären, wie Algorithmen funktionieren und wie man Quadrate, Wurzeln und Potenzzahlenoptimal mit dem X kombinieren kann. Während der Lehrer
erzählte schweiften meine Gedanken immer mehr ab, bis sich schließlich bei meinem Traumprinzen war. Jan. Ich malte mir aus wie ich mit ihm zusammen bin, wie ich mit ihm einen Film im Kino anschaute, wir zusammen lachten und viel Spaß miteinander hatten. Wie schön es doch wäre Jan zu treffen… Mit einem Schlag schallte die Klingel auf und alle Schüler schienen aus ihren Wachschlaf zu erwecken. Bevor der Lehrer die letzten Sätze rein rufen konnte packten schon alle Schüler ihr Schulzeug ein und suchten das Zimmer für die nächste Chemiestunde auf. Und genau da passierte es.
Man muss bedenken, ich trug an diesem
wundervollen Tag einen sehr kurzen Rock der Rüschen besaß und mir einen etwas kindlichen, koketten und lieblichen Look verlieh. Wie es kommen musste ging ich entlang des Flures und unterhielt mich mit einer Freundin, als sich mit einem Schlag ein langes Zischen und Rauschen hörte, als würde man Papier endlos lange zerreißen. Mich störte das nicht weiter, nein, ich schaute unentwegt zu Jan, der direkt mir gegenüber am Spind seine Bücher einsortiert. Mit einem Schlag erwiderte er meinen Blick und ich stand da. Ich stand einfach nur da und blickte tief in seine Augen. Ich war wie verträumt, versteinert und überglücklich, als er sein
schiefes Grinsen aufsetzte und mir mit dem rechten Auge zuzwinkerte. Noch begriff ich überhaupt nicht wie mir geschah, als mich meine Freunde mit einem Schlag anstuppste und mich fragte wo ich gerade sei. Um mich herum standen einige Jungs aus der Unterstufe und begannen wie wild zu lachen. Ebenso richteten sich mit einem Schlag unglaublich viele Blicke auf mich und ich wusste nicht was los war. Meine Gedanken waren bei Jan und genau dort wollte ich sie auch haben. Als ich mit einem Schlag im rechten Augenwinkel sah, wie ein großer Teil meines Rockes direkt in der Tür hing. Nun wurde mir alles klar. Während ich verträumt auf Jan
schaute bin ich zwischen Tür und Rahmen hängen geblieben, wodurch es mir den halben Rock heruntergerissen hatte. Dieses Unglück werde ich nie vergessen, wobei man im Nachhinein wirklich vom Glück im Unglück sprechen kann.
Während ich mich ärgerte und gerötetem Gesicht meinen Rockzipfel aufhob erschien auf einmal Jan direkt hinter mir, klopft auf meine Schulter und sprach mit sanfter Stimme: “Ich weiß ja, dass du mich interessant findest, aber eine einfache Frage hätte gereicht. Es ist süß von dir auf diese Weise meine Aufmerksamkeit zu bekommen.” Mag sein dass dieser Tag recht unglücklich
verlief, dennoch war das für Jan wohl der Auslöser seinen Mut zusammen zu fassen und mich anzusprechen. Wir kamen ins Gespräch, trafen uns und führen seit nunmehr zwei Jahren eine glückliche Beziehung.