Fantasy & Horror
HORRORNACHT - Kurzgeschichte

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"Ob du es glaubst oder nicht ..."
Veröffentlicht am 02. April 2015, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Ob du es glaubst oder nicht ...

HORRORNACHT - Kurzgeschichte

Vorbemerkung



Eine wahre Geschichte, deren ich mich hier angenommen habe.



Der Text wurde überarbeitet und die Battle-Wörter eingefügt, obwohl die Geschichte kein Battle-Beitrag ist.





Titelfoto Heidemarie Opfinger

horrornacht

Wir schreiben die 1960er Jahre. Es ist ein heißer Sommer. Tagsüber brennt die Sonne vom Himmel und nachts ist es so warm, dass man kaum Schlaf findet. Ich bin nach einem langen, arbeitsreichen Tag auf dem Heimweg.


Obwohl es langsam auf Mitternacht zugeht, spüre ich noch die Tageshitze. Um nicht am Steuer meines schweren amerikanischen Dienstfahrzeuges, eines Chevrolet mit über 200 PS, einzunicken, biege ich an der im Scheinwerferlicht auftauchenden Raststätte ab. Die Pause wird mir gut tun. Im Auto war es stickig

und heiß, aber auch die Nachtluft ist schwer und warm. In der Gaststube bestelle ich mir starken Kaffee und Rühreier mit Speck, weil ich seit dem Sandwich zur Mittagszeit nichts mehr gegessen habe. Der Wirt setzt sich zu mir und wir plaudern ein wenig. Zum Schluss mahnt er mich zur Vorsicht, denn die Strecke ist nachts recht gefährlich. Ich lache nur.


Vor der Gaststätte neben meinem Auto sehe ich in der Dunkelheit eine hübsche junge Frau stehen. Sie trägt einen dunklen Minirock und eine weiße Bluse, die ein schönes Dekolletee zeigt. Ihre langen dunklen, schimmernden Haare

sind mit einem roten Band im Nacken zusammen gehalten. Sie spricht mich an:


„Please, can you help me? I had an accident with my car. It’s damaged and I need a lift to the next town.“ (Können Sie mir bitte helfen? Ich hatte einen Autounfall. Mein Auto ist kaputt und ich will in die nächste Stadt.)


Ganz selbstverständlich antworte ich ihr: “Yes, of course. Get in, please.” (Natürlich. Bitte steigen Sie ein!) Ich kann sie doch nicht einfach zurücklassen.


Dann öffne ich ihr die Wagentür und sie

steigt ein. Ich steige ebenfalls ein und fahre los. Deutlich spürbare Kälte beginnt mich zu umgeben wie ein klebriges Netz. Ich fröstele trotz der Wärme draußen. Ich bin froh, eine Mitfahrerin zu haben und hoffe auf eine gute Unterhaltung gegen meine Müdigkeit.

Aus den Augenwinkeln betrachte ich meine Beifahrerin. Ihr ebenmäßiges Profil, ihr schön geschnittener Mund, die schlanke Figur und die herrlich langen Beine sowie das schöne Dekolletee lassen mich von weiteren Freuden träumen. Ihre auffallende, fast durchsichtige Blässe wird an dem eben

überstandenen Unfall liegen, denke ich. Wenn es doch bloß nicht so empfindlich kühl wäre! Ich öffne auf meiner Seite ein Fenster, um die Wärme der Sommernacht herein zu lassen. Wieder und wieder versuche ich ein Gespräch mit ihr. Aber sie schaut nur still gerade aus. Mein Gasfuß tritt das Pedal wieder voll durch und so rasen wir über die nachtdunkle Autobahn.


Plötzlich sagt sie mit einer seltsam hohlen, fast mechanisch klingenden Stimme: „Please, don’t drive so fast. It’s very dangerous.“(Bitte fahren Sie nicht so schnell. Es ist sehr gefährlich.)


In diesem Moment taucht in einiger Entfernung am Fahhrbahnrand im Scheinwerferlicht ein riesiges Schild auf. In einem Bilderrahmen auf weißem Grund ein schwarzer Totenkopf mit gekreuzten Knochen, darin eine leuchtend rote 80. Instinktiv trete ich auf die Bremse. Mit einem Blick zu meiner Beifahrerin streife ich die Uhr auf dem Armaturenbrett. Es ist genau Mitternacht und der Platz neben mir leer.


Ich bin irritiert, halte sofort an. Aber sie kann nicht einfach so verschwunden sein! Alle Türen waren geschlossen. Ich steige aus, laufe um das Auto herum und rufe nach der Frau. Sie ist und

bleibt verschwunden, soviel ich auch suche und rufe. Auch das große Schild ist nicht mehr da. In diesem Moment richten sich mir alle Härchen auf und der kalte Schweiß bricht mir aus.


Als ich wieder ins Auto einsteigen will, bemerke ich hinter der lang gezogenen Kurve einen hellen Schein. Da ich nicht weiß, was los ist, fahre ich langsam weiter. Nach etwa 100 Metern in der Kurve dann: eine Feuerwalze kommt auf mich zu. Mitten darin liegt ein umgestürzter Tanklastzug quer über die ganze Autobahn. Ich wäre um ein Haar mit mindestens 200 km/h in das Inferno gerast.

In diesem Augenblick verstehe ich.


Näher und näher kommt die Feuerwalze. Ich spüre schon ihre Hitze. Ich springe ins Auto. Kein Zeichen mehr von Müdigkeit. Ich kehre um und fahre sofort zu der nur wenige Kilometer entfernten Raststätte zurück. Da taucht im Scheinwerferlicht vor mir eine taumelnde Gestalt auf. Ich halte sofort an. Der Mann trägt einen Tarnanzug der US-Armee. Mit einem Blick erfasse ich die Situation. Er braucht Hilfe. Als ich ihn ansprechen will, starrt mich ein halb verbranntes Gesicht an. Es ist nur noch eine Fratze. Die eine Körperseite ist ebenfalls schwer vom Feuer gezeichnet.

Diese Hand nur noch Knochen und rohes Fleisch, der Anzug hängt in verbrannten Fetzen am Körper. Alles stinkt nach Kerosin. Ein leises noch aus seinem Mund, dann bricht er in meinen Armen zusammen. Ich schleppe ihn zum Auto, setze ihn auf den Platz meiner spurlos verschwundenen Begleiterin und bin wenig später an der Raststätte. !>


Wir verständigen Polizei und Krankenwagen, die zum Glück in der Nähe stationiert sind und wenig später eintreffen. Während ich von dem verunglückten und brennenden Tanklastzug berichte, wird auch schon

die Feuerwehr alarmiert. Die kann, als sie am Unfallort eintrifft, nur noch dafür sorgen, dass das Feuer nicht weiter um sich greift. Der Notarzt nimmt sich des Brandopfers an. Zuerst glauben sie, der Mann sei schon tot, aber er hat doch noch einen sehr schwachen Puls. Eine Notversorgung mit Sauerstoff und Infusion stabilisiert ihn. Dann bringt ihn ein sofort angeforderter Hubschrauber direkt in eine Spezialklinik für Brandverletzte. Während die Polizei meinen Bericht aufnimmt, erzählt der Wirt, dass in dieser Kurve schon viele tödliche Unfälle passiert sind. Besonders in letzter Zeit berichten immer wieder

Autofahrer, die nachts bei ihm eine Pause einlegen, es sei eine Frau am Straßenrand aufgetaucht und habe ihnen mit den Händen signalisiert, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Die Polizisten erzählen aber, sie hätten dort nachts noch nie Fußgänger angetroffen. Dann erzählt aber einer von ihnen, es habe sich vor einigen Monaten nachts in dieser Kurve ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. Eine junge Frau aus England sei mit ihrem Sportwagen, einem Jaguar, aus der Kurve getragen worden. Das Auto war in den Bäumen zerschellt. Der Tacho zeigte noch 240 km/h. Die Fahrerin war aus dem Wagen geschleudert worden und sofort tot. Sie

war auffallend hübsch, mit dunklen langen Haaren, die im Nacken mit einem roten Band zusammengehalten waren. Sie trug einen Minirock und eine weiße Bluse. Der Wirt holt dann noch den Zeitungsausschnitt mit dem Unfallbericht. Alle flatterhaften Gedanken sind wie ein Luftballon auf und davon geflogen und ich mache mich still auf den Heimweg.


Vom Rasen mit dem Auto bin ich endgültig geheilt.


Das Brandopfer besuche ich regelmäßig im Krankenhaus oder habe mindestens telefonisch Kontakt mit ihm. Nach etwa

sechs Monaten kehrt er in seine Heimat Anchorage zurück, wo er bei seiner Schwester lebt. Wir stehen auch weiterhin in telefonischem Kontakt. Eines Tages erreicht mich ein Anruf seiner Schwester. Weinend erzählt sie mir, dass ihr Bruder bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Brandunfall wurde er beim Motorradfahren von einem Tanklastzug überrollt.


© HeiO 02-04-2015

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Hörbuch

Über den Autor

NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

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welpenweste Eine tolle Geschichte!!1
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Danke, dass Du es so empfindest ... ich bin froh, dass ich es nicht selbst erlebt habe!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Das ist ja eine mysteriöse Geschichte, liebe Heidemarie. Sonntagabendspannung! Gern gelesen!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Freut mich, dass diese Geschichte einen kleinen Adrenalinschub verursacht hat ...
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks ja, es sind Kreise, die sich schließen. Spannend und vom Feinsten!
Danke für die osterlektüre der besonderen Art. Stoff für einen feinen Fernsehfilm
liebe Grüße
der Leseklecks
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ich freue mich sehr, dass Dich meine Geschichte so begeistert hat.
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Man möcht`s nicht glauben, was es so alles gibt.
Sehr spannend geschrieben liebe Heidemarie - und toll zu lesen.
Liebe Ostergrüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ich freue mich sehr, dass Dir die Geschichte trotz allem gefallen hat.
Vielen Dank auch für die Ostereierchen ... schmunzel!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Bei dieser Erzählung habe ich auch eine Gänsehaut bekommen. Doch das glaube ich absolut - es gibt eben Geschehnisse, die sich vom Verstand her nicht erklären lassen. Dass er ein Jahr später bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist tragisch. Sehr spannend geschrieben
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Und das genau EIN Jahr später am gleichen Tag und auch durch einen Tanklastzug. Er hatte ja den brennenden Tanklastzug gefahren!
Und vielen Dank auch für die ♥♥♥ Ostereier!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
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