Fremdwörter und Freundschaften
Geht es euch auch so? Egal, ob man sich unterhält, beim Lesen, beim Fernsehen oder Radiohören, immer wieder tauchen Wörter auf, die man sich nicht erklären kann oder noch nie gehört hat. Nun will man ja auch nicht ganz dumm bleiben. Und nicht immer hat man die Nachschlagewerke dabei.
Ich habe einen guten Freund, er ist ziemlich gebildet und bei seinen Besuchen hat er immer etwas zu erzählen. Und da fallen dann gelegentlich auch Fremdwörter. Da ich nicht immer gleich alles weiß, habe ich
hier aus meinen eigenen Erfahrungen ein paar seltene Begriffe für euch zusammengestellt und ausführlich erklärt. So kann man sich dann beim nächsten Mal darunter etwas vorstellen oder man gibt den Unwissenden selbst einmal Hilfestellung und erzählt ihnen dann etwas zu diesen Begriffen. Macht auch immer einen guten Eindruck.
Frauen stehen besonders auf Männer, die alles wissen. Ich will euch dabei ein wenig unterstützen.
Homopathie
Neulich war mein Freund bei mir und erzählte, dass er bei einem Homopathen
war. Dort hat er sich mit natürlichen Substanzen behandeln lassen. Nun wollte ich nicht weiter nachfragen sondern mich erst mal schlau machen. Diesen Begriff hatte ich nämlich noch nicht gehört.
Homopathie ist also die Lehre von der Sympathie zu Homosexuellen und man muss sich behandeln lassen, wenn die Sympathie des Einzelnen für Homosexuelle nicht ausreicht. Sind doch inzwischen Schwule und Lesben in unserem Leben angekommen und aus dem öffentlichen Leben auch nicht mehr wegzudenken. Wir finden sie als Regierenden Bürgermeister, bei Modedesignern, Starfriseuren, Schauspielern und selbst hinter der
Fleischtheke. Auch bei uns im Supermarkt. Neulich war ich da einkaufen und der junge Mann schaute mich mit einen Augenaufschlag an und fragte dann mit seiner süßlichen, etwas verschnupft klingenden Stimme „Was darf es denn sein?“. „Ach geben Sie mir bitte hundert Gramm von dieser Wurst“ sagte ich und zeigte auf die Salami. Er nahm sie, schnitt ein Stückchen ab, legte es auf die Waage und: es waren einhundertzwanzig Gramm! „Darf´s ein bisschen mehr sein?“ säuselte er wieder und ich antwortete ihm
„Nein, dieses Jahr fahre ich in die Berge!“. Den Witz hatte er nicht verstanden. Verdutzt schaute er mich an,
erst etwas pikiert, dann aber abwertend und antwortete lang gezogen mit seiner näselnden Stimme „Lustig, wirklich sehr lustig! Sie können wohl keine Schwulen leiden?“.
Ich wurde leicht rot und entschuldigte mich hastig. Wollte doch nur einen Witz machen.
Vielleicht ist ja Homopathie auch für Schwule und Lesben da, damit sie die Witze der Umwelt auch immer in den richtigen Hals bekommen. Ich werde beim nächsten Einkauf wieder zu dem jungen Mann gehen und ihm sagen, dass er so etwas ja homopathisch behandeln lassen könne, eben mit Naturmitteln und für mehr Toleranz. Die Natur heilt
schließlich alle Wunden.
Und ich werde ihm sagen, dass er mir homopathisch ist, schließlich mag ich ihn ja.
Kuckucks-Clan
Neulich war wieder mal mein Freund da und erzählte diesmal, dass er eine Sendung über den Kuckucks-Clan gesehen hat und was da alles so passiert zwischen Schwarz und Weiß. Wieder konnte ich nicht ganz so mitreden, habe mich aber dennoch schlau gemacht.
Der Kuckuck (lat. Cuculus) ist ein taubengroßer Vogel, der weltweit in vielen Regionen vorkommt. Sein
Gefieder ist meist grau.
Während auf vielen Kontinenten der Graue vorherrscht gibt es im Süden von Amerika zwei besondere Arten, die schwarzen und die weißen Kuckucke. Da die Schwarzen sich ständig vermehren und ihr Gelege in alle anderen Nester legen, scheint die Population der Weißen zu schrumpfen. Deswegen hat sich ein Clan gebildet. Das sind rechtschaffende und äußerst gebildete Bürger des freien Amerikas, die es sich nun zur Aufgabe gemacht haben, Jagd auf die Schwarzen zu machen. Da die Retter der Natur auf dem amerikanischen Kontinent so selbstlos und bescheiden sind, möchten sie dennoch unerkannt bleiben.
Deswegen tragen sie auf allen ihren Veranstaltungen weiße Kapuzen, in Anlehnung an die weißen Köpfe der weißen Kuckucke. Nur zwei kleine Schlitze ermöglichen ihnen das Sehen und die Jagd auf die Schwarzen wird so zu einem Erlebnis. Auf ihren Touren haben sie auch große brennende Kreuze, wahrscheinlich um besser sehen zu können und damit sich wild umher fliegende schwarze Kuckucke die Schwanzfedern verbrennen können und somit flugunfähig werden. Und wer nicht fliegen kann, kann sich auch nicht mehr vermehren. Dies gilt natürlich nur für Vögel, Piloten und Stewardessen.
Ziepresse
Letztens, als mein Freund wieder mal bei mir war, erzählte er, dass er sich eine Ziepresse im Gartencenter gekauft hat. Die steht nun in seinem Garten und verleiht im ein besonderes südliches Flair.
Ich konnte mir darunter nichts vorstellen, habe mich also wieder einmal schlau gemacht.
Die Ziepresse ist ein Baum, der meist in südlichen Regionen der Erde vorkommt und besonders durch seine Wuchsform auffällt.
Der Name resultiert aus den Fähigkeiten Ziehen und Pressen. Während sich die
Spitze immer weiter nach oben, also gen Himmel zieht, pressen sich die Wurzeln immer fester in den Boden, um so dem Wind Widerstand bieten zu können. Aus diesen Fähigkeiten resultiert auch die Wuchsform. Eine Ziepresse ist groß und schlank. Hätte sie diese Fähigkeiten nicht, wäre sie wahrscheinlich eine Eiche oder einfach nur ein Apfelbaum und würde in die Breite wachsen.
Ursprünglich kommt dieser Baum aus Ziepern und die Einwohner, nämlich die Zieprioten sind das Urvolk, die den Bäumen das „Ziehen“ beigebracht haben. Mittlerweile können diese Bäume das auch alleine. Sonst hätte ja mein Bekannter auch noch einen Zieprioten
bei sich einquartieren müssen, als er die Ziepresse gekauft hat.
Ist doch schon toll dieser Fortschritt!
Legostheniker
Als mein Freund bei uns zum Grillen war erzählte er, dass er jemanden in der Familie hat, der Legostheniker ist. Und wie schwierig es ist, damit zu leben. Ich hörte bereitwillig zu, jedoch ohne eine Ahnung zu haben, was Legostheniker sind.
Heute weiß ich es.
Legosthenie ist eine Sucht.
Als Legostheniker werden Menschen
bezeichnet, die nichts, aber auch nichts anderes spielen als mit Legobausteinen. Gut werden jetzt manche sagen: Haben wir das nicht alle schon mal? Und deswegen sind wir doch keine Legostheniker.
Stimmt! Aber das ist bei den meisten nur eine vorübergehende Phase, meist im Kindesalter, später manchmal als Vater wenn man selbst Kinder hat. Aber immer nur vorübergehend.
Oft werden diese Phasen abgelöst durch Barbiepuppen, Modelleisenbahn, Zigaretten, Alkohol und Drogen und durch erste sexuelle Erfahrungen. Bei den Legosthenikern hört die Phase des Spielens mit diesen Bausteinen aber nie
auf. Etwas Schuld daran haben ja auch die Produzenten wenn sie immer wieder neue Spielvarianten und Steine konzipieren. Mal ist es die Harry-Potter-Sonderedition, mal die Angela Merkel- Gedächtnisbausätze, ein anders Mal der neue LegoApple-istone, mit dem man ganze Legosammlungen in einem einzigen Netz zusammenführen kann oder der beliebte Fukushima- Reaktor- Bausatz mit Explosionsgarantie. Und die Legostheniker können sich diesen Trends nicht entziehen. Fast schon krankhaft setzen sie unermüdlich die Steine zusammen, bauen Bauernhöfe oder ganze Atommeiler, sie fangen morgens an und hören abends nicht auf.
Legosthenie nimmt in Deutschland zu. Viele Krankenkassen übernehmen bereits die Therapiekosten für die recht lange währende und überaus teure Therapie. Erste Modellversuche zeigen, dass man Legosthenie nur schwer behandeln kann. Aber aufgrund der besonderen Fähigkeiten räumlichen Denkens und des Zusammensetzens von Steinen finden viele später einen Job in der Baubranche. Geheilt werden können sie nie. Für besonders schwierige Fälle wurde der Rehabereich LEGOLAND konzipiert, eine Einrichtung, in der bereits fertige Produktgruppen anzuschauen sind. Dies nimmt vielen abhängigen Legosthenikern die Lust, sich
weiter mit dem Bauen zu beschäftigen. Das Erkennen, dass ein anderer bereits etwas fertiggestellt hat, lässt den Patienten in eine tiefe Depressionen verfallen und die Lust am Weitermachen verschwindet kurzzeitig. Da aber der krankhafte Drang etwas zusammen zu bauen weiter besteht, sind diese Phasen nur kurzzeitig und sie verfallen in ihr altes Muster zurück. Diese kurzzeitige Linderung wird aber besonders von den Angehörigen der Betroffenen gern angenommen.
Jetzt weiß ich auch was mein Bekannter gemeint hat als er sagte, dass es mit einem Legostheniker zu leben sehr schwierig ist.
Biathleten
Als mein Freund wieder einmal bei mir war fing er natürlich wieder mit einem aktuellen Thema an. Diesmal ging es um Biathleten. Halt habe ich da gedacht. Heute bin ich schlauer und weiß worum es da geht. Ich schnitt ihm also das Wort ab und erklärte ihm, was ich über Biathleten weiß.
Biathleten sind Sportler, die weder Mann noch Frau sind und deswegen in allen Sportarten für beide Geschlechter antreten dürfen. Bisher wird darüber aber öffentlich wenig gesprochen, man kann es aber zum Beispiel bei den russischen Kugelstoßern sehen. Da treten
diese Biathleten dann bei den Frauen an, sie sehen aber aus wie Männer. Auch bei den Gewichthebern und selbst bei den Eiskunstläufern weiß man nicht immer wer oder was da antritt. Und da sie so sind wie sie sind, legen sie sich auch partnerschaftlich nicht immer fest. Ich redete und redete und bemerkte gar nicht, wie sich das Gesicht meines Freundes immer mehr verdunkelte. Irgendwann hielt ich stolz mit meiner Rede an und erwartete Beifall. Das Gegenteil aber trat ein. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, er konnte nur noch „du bist so ein blödes Brot“ rausbringen und ging. Seitdem habe ich lange nichts von ihm gehört.
Ich glaube, dass ich noch eine Weile üben muss, vielleicht sitzen doch nicht alle Fremdwörter so sicher.
Und was haben wir nun daraus gelernt?
Es ist nicht immer gut, sich mit Fremdwörtern zu brüsten, wenn man nicht genau weiß was sie bedeuten. Oder: Lerne, sei achtsam, bilde dich weiter und dir kann so etwas nicht passieren. Oder: Halte einfach den Mund und nicke so, als ob du alles verstanden hättest.
In diesem Sinne Oh pissoar- wie der Franzose sagt !!
Copyright by Thomas Göpfert