Prolog
Die Welt Palatina ist eine Welt, in der viele unterschiedliche Kreaturen leben. Wesen, die die Kräfte der Natur und des Lebens in sich tragen. Wesen erschaffen aus Magie, so mächtig und unvergänglich, dass sie in den Rang von Göttern aufgestiegen sind. Wesen aus den Kräften der Elemente, so facettenreich wie das Antlitz der Welt nur sein kann.
Es gab viele Konflikte und Kriege in der vergangenen Geschichte von Palatina, doch die Entschlossenheit der Völker hat sie vor ihrem Aussterben gerettet. Die Völker befinden sich in einer Periode des Friedens.
Doch nichts währt für die Ewigkeit und neue Gefahren erwarten die Kinder Palatinas.
26. des Spätwinters im Jahr 7671 nach dem Götterkrieg.
Eine Frau lehnte sich aus einem offenen Fenster hinaus, vor dem Fenster erstreckte sich die schlafende Stadt von Esra. Ihr Blick war gen Sterne gerichtet. Tief in Gedanken versunken über die Ereignisse der vergangenen Monate nahm sie weder ihre Umgebung noch die Geräusche der Nacht wahr.
Die Frau gehörte zum Volk der Fele'gen. Die Fele'gen haben die Erscheinung der Menschen, allerdings ist ihr Körper mit einem dünnen Fell bedeckt. Mit Ausnahmen von Gesicht, Brust-Bauch-Raum, Unterarm Innenseiten, Händen und Füßen. Die Füße sind geformt wie die Hinterpfoten von Katzen, mit ihren kräftigen Beinen sind die Fele'gen bekannt für ihre Geschwindigkeit und Sprungkraft. Da sich die Fele'gen aus einer Katzenrasse entwickelt haben
besitzen sie noch andere äußerliche Ähnlichkeiten und Eigenschaften. An der Rückseite des Beckens wächst den Fele'gen ein Schwanz, dieser segnet sie mit einem außergewöhnlich guten Gleichgewichtssinn. Auch die Ohren sind die einer Katze.
Esra ist der Hauptsitz des La'estroischen Militärs und stellt die Hauptstadt des Militärstaates La'estro dar. La'estro wurde von den Fele'gen nach dem Götterkrieg gegründet, um jenen eine eigene Heimat zu geben und unabhängig von den anderen Völkern zu sein, durch welche sie versklavt und gejagt wurden.
Ein lautes: „Frau Unterleutnant!“ riss die Fele'genin aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um. Am anderen Ende des kleinen Büros stand ein Soldat des Reiches in aufrechter strammer Körperhaltung vor einer geschlossenen Tür. Die Frau ging auf den Tisch zu, der zwischen ihr und dem Soldaten, stand und setzte sich.
Erst dann blickte sie nochmals in Richtung des Soldaten und sprach:„ Rühren Soldat. Was bringt sie zu mir?“
Der Soldat fiel in eine entspannte Körperhaltung und schritt auf den Schreibtisch zu. Er holte aus einer Beuteltasche, die über seiner Schulter hing, einen Brief hervor und legte ihn vor sich auf den Schreibtisch.
„Das Oberkommando gab mir den Befehl ihnen diesen Brief sofort zuzustellen. Außerdem soll ich von Stabsoffizierin Astra Bes eine persönliche Nachricht übermitteln.“, sprach der Soldat und wiederholte die Worte, die sie ihm mitgeteilt hatte:„Wir werden eine Lösung finden Sera. Ich werde nicht aufgeben. Aber gib mir etwas Zeit, es ist auch für uns kompliziert damit umzugehen.“
Sera blickte den Soldaten sorgenvoll an und wies ihm mit einem Wink der Hand an den Raum zu verlassen. Er nickte und ging.
Da lag der Brief auf den sie Tage gewartet
hatte. Stunde um Stunde hatte sie in ihrem Büro gewartet, doch jetzt wo der Brief vor ihr lag verspürte sie Angst und Unsicherheit.
Warum musste Astra ihr so eine Botschaft mitschicken?
Erst jetzt viel Sera auf, wie dunkel der Raum war und entschloss sich die Feuerstelle anzuzünden. Sie stand auf und ging hinüber zum sorgfältig gestapelten Feuerholz, das neben dem Kamin lagerte. Achtlos warf sie die obersten Stücke des Holzes in den Kamin. Sera streckte ihre Hand aus und hielt einen Moment inne, dann murmelte sie leise vor sich hin:„Feuer.“
Eine kleine Flamme schoss aus ihrer Handfläche auf das Holz. Die Flamme schlang sich gierig um die Holzscheite und wuchs zu einem prasselnden Feuer heran. Der Raum wurde mit Licht erfüllt und wäre der Soldat noch da gewesen, hätte er nun Seras Antlitz erkennen können. Sie wirkte schwach und
kränklich mit einer ausgesprochen blassen Haut. Die dunklen Ringe unter ihren Augen besserten ihre Erscheinung nicht wirklich.
Sera ging zurück zum Schreibtisch und nahm den Brief in die Hand, sie musterte ihn deutlich.
Ein leichter dünner Brief mit dem roten Siegel des Oberkommandos. So dünn wie der Brief ist können keine langen Hiobsbotschaften drin sein, dachte sie sich und versuchte sich damit selbst Mut zu machen.
Sie entfernte das Siegel und nahm den Brief aus dem Umschlag. Mit dem entfalteten Brief in ihrer Hand begann sie den in einer sauberen, doch ihr unbekannten, Handschrift geschriebenen Text zu lesen.
Unterleutnant Sera Selbas,
Oberster Großgeneral Romdos der II und das Oberkommando zollen ihnen Respekt zu der Beendigung ihrer Mission und zur erfolgreichen
Rückkehr nach La'estro. Wir befördern sie mit sofortiger Wirkung um 3 Rangstufen als Ehrung für ihre Dienste.
Sie sind ab sofort Leutnant 1. Ranges.
Das Oberkommando hat ihren Bericht gründlich besprochen und hat sich dazu entschieden weitere Nachforschungen anzustellen.
Aufgrund ihrer Erkrankung stellen wir sie weiterhin unter Beobachtung, ihnen ist es nicht erlaubt ihr Büro zu verlassen, um eine Verbreitung zu verhindern.
Sie werden in den kommenden Tagen abtransportiert zu einer Zweigstelle außerhalb von Esra, halten sie sich dafür bereit.
Ihre militärische Autorität wird ihnen weiterhin entzogen.
Hochachtungsvoll,
General
Henzar
Sera konnte es nicht glauben, sie drehte den Brief um, nur um festzustellen, dass die Rückseite leer war.
Eine halbe Seite, das ist alles was ich bekomme? Nachdem ich durch die Hölle für euch gegangen bin?
Wütend knüllte sie den Brief zusammen und warf ihn in das Kaminfeuer. Langsam kroch die Aussichtslosigkeit ihre Lage in jede Faser ihres Körpers.
Das Oberkommando sah sie schon als tot an. Es ist Brauch im La'estroischen Militär einen Verstorbenen zur letzten Ehrung im Rang zu befördern.
Was will Astra schon machen? Sie hatte als Stabsoffizierin schon einigen Einfluss, aber sie könnte niemals das ganze Oberkommando umstimmen.
Wie konnte mir das nur passieren? Vor einigen
Monaten habe ich mir noch Sorgen um meine Karriere gemacht und jetzt wirkt diese Zeit so weit weg und unwirklich. Warum musste es auch ausgerechnet ich sein?
Sie werden mich in dieser Zweigstelle verrotten lassen oder sonst was mit mir anstellen. Ich bin doch kein Tier, was sie einfach untersuchen können.
Weitere Wut und Verzweiflung stiegen in ihr auf, sie ging wieder in Richtung Fenster, um erneut in das nächtliche Esra hinaus zu blicken.
Wird das mein letzter Blicke auf meine Heimat sein? Geht es hier mit mir zu Ende? Hätte ich etwas anders machen können, um das zu vermeiden?
Ihre Augen nahmen kaum noch den Anblick der Nacht wahr, so vertieft verfiel sie in ihre Gedanken über die letzten Monate.