Aus dem Bauch kam ich als Klumpen.
Es ist 22 Uhr. März.
Draußen ist es dunkel.
Vergleiche tun nicht gut, Vergleiche tun weh.
Dann bekam ich ein Gesicht und einen Namen.
Marie, Louisa, Fred, Anette, Carsten, Hubertus, Leonie.
Das Kind braucht einen Namen.
Es soll ein Etwas werden und kein Nichts.
Untergehend in der Masse,
es braucht einen Namen.
Der Nachname,
festgelegt.
Geburtstag, besiegelt.
Das Kind hat eine Identität.
Geburtsort, ich kann mich nicht erinnern.
Und irgendwann sagte ich wohl ein Wort.
Das tut man so, als Mensch.
Und auf in die Welt,
beginn zu laufen, Mensch,
beginn zu rennen.
Deine Zeit ist knapp
und du musst schneller werden.
Kind was tust du da?
Kind wo bist du nur?
Hängt es etwa fest, hängt es hinterher?
Haben wir etwas falsch
gemacht?
Unser Kind, wie können wir es erreichen
Unser Kind, wo ist es nur?
Wir müssen loslassen doch es bricht unser Herz.
Wir können nicht mehr formen, Kind sträubt sich, wehrt sich.
Kind zieht sich zurück.
Wir machen uns Gedanken, machen uns Sorgen.
Und irgendwann merken wir,
dass wir einen ganzen Tag nicht an es gedacht haben.
Haben wir es vergessen, einen Tag?
Wird aus diesem Tag bald eine Woche?
Wann wird es soweit sein? Wird es jemals so weit
sein?
Wann hörten wir das letzte Mal die Stimme,
ist es wirklich einen Monat her?
Die Tage ziehen vorüber
und wir wissen, sie werden schneller.
Entfernung
Entfremdung
Abschied
Wir lieben Dich.
Wir vermissen Dich.
Hasst ihr mich?
Erkennt ihr mich denn nicht mehr?
Ich bin doch eure Tochter.