Ein Vogel im Garten
Vor Jahren im Garten erwartete mich
ein winziger Vogel und der setzte sich
auf meine Schulter und piepst´ in mein Ohr,
"Ich bring´ eine Nachricht!" und sang sie mir vor:
"Er kommt, kommt heut´ Abend, um bei dir zu sein,
eine Stippvisite, vielleicht ein Glas Wein.
Ein Abstecher nur, auf dem Rückweg nach Haus´,
darum bittet er dich: `Bitte geh´ heut´ nicht aus´.
Gemeinsame Stunden sind kostbar und schön,
drum genießt und begießt euer Wiederseh´n.
Er sagt, du hast den Weinkelch und er bringt den Wein,
zum Anstoßen auf euer Beisammen-Sein."
So sang mir das Vöglein, dann flog es davon.
Ich blieb zu Hause, bin nicht fort gegangen.
Bei Nacht klopft´ es tatsächlich an meine Tür
und ich öffnete ihm, lud ihn ein, rein zu mir.
Strahlende Augen erhellten die Nacht
und wir feierten weiter bis weit in den Tag,
waren trunken vor Freude, vergaßen die Zeit
und genossen weinselige Stunden zu zweit.
Seitdem, manchmal wenn ich im Garten steh´,
halt´ ich Ausschau, ob ich jenes Vögelchen seh´
und manchmal, da kommt es und setzt sich zu mir,
singt: "Er kommt und er bittet um Einlass bei dir!"
Strahlende Augen erhell´n dann die Nacht
und wir feiern wieder bis weit in den Tag.
Dann genießen wir uns´re gemeinsame Zeit,
stoßen an und sind beide ganz trunken vor Freud´.
Und wird meine Sehnsucht zu groß und beginnt
zu schmerzen, schick ich dir ´nen Vogel, der singt:
"Komm bitte bald wieder, bald wieder hier her,
denn seit du fortgingst, da blieb mein Kelch leer.
Dann erhell´n uns´re strahlenden Augen die Nacht
und wir feiern wieder bis weit in den Tag.
Ich hab´ den Weinkelch, bring du deinen Wein,
dann stoßen wir an auf das Beisammen-Sein.