~*~ EPILOG ~*~
„Und ihr kommt klar die nächste Zeit?”, fragte Jens und sprühte ein letztes Mal Haarspray über seine frisch gestylte blonde Bürstenfrisur.
Ich konnte gerade noch zur Seite springen und schimpfte „Pass doch auf, die Kleine!” Ein niedliches Niesen von unten bestätigte mich und mein Mann schaute schuldbewusst runter.
„Oh sorry”, sagte er, musste aber gleich wieder lachen über den Anblick, der sich ihm bot. „Meine kleine Kratzbürste”, grinste er mich dann an, „I'll miss you– nooot!”
„Pfff”, machte ich, „so, wie das aussieht, können wir ja auch wir hier nur froh sein, wenn du jetzt auf Tour gehst ...”
Ich hatte nicht erwartet, dass er meine Worte
auf die Goldwaage legen würde, doch scheinbar hatte ich einen Nerv getroffen, so ernst und böse, wie er da plötzlich schaute. Bedrohlich kam er näher und knurrte „Was soll das heißen, wirst du mich denn gar nicht vermissen?”
Ein Blick in sein Gesicht machte mir jedoch schnell klar, Jens spielte nur mit mir. Entschlossen machte ich einen Schritt auf ihn zu und knöpfte das so sorgsam geschlossene schwarze Hemd mit einer fließenden Bewegung wieder auf.
Mit den Fingernägeln der rechten Hand kratzte ich über seine bloße Brust, ließ die linke flach über seinen Bauch tiefer gleiten. „Doch doch”, grinste ich dabei wie eine Katze am Milchtopf, „glaub mir, ich werde dich sehr vermissen – so wie du hoffentlich auch mich!”
„Cat!”, keuchte Jens. „Ich muss doch los, der Bus kann jeden Moment-”
„Ach ja?”, schnurrte ich. „Willst du wirklich
jetzt los?” Noch einmal strich ich über den Reißverschluss seiner Hose.
Seit unserer Rückkehr aus Südamerika hatte sich, um es mit Giuseppe di Lampedusa auszudrücken, nichts und doch alles geändert. Unsere Ehe war stabiler und inniger denn je, aber gleichzeitig waren wir mehr Partner als bisher – und ich persönlich war wesentlich mutiger als früher, was den Sex anging, übernahm nun viel häufiger die Führung, was Jens sehr gut gefiel – wie ich auch jetzt wieder an einem dunklen Glitzern in seinen wunderschönen Augen erkennen konnte.
Und auch sein Körper reagierte auf mich, kein Zweifel!
„Aber ich-”, nuschelte mein Mann und seufzte ihm nächsten Moment voller Begehren auf.
Ich streckte mich, drängte mich an ihn und leckte einmal kurz über seine Lippen. „Oooch”,
gurrte ich und sah unter meinen Wimpern verfĂĽhrerisch nach oben mit einem Blick, der sofort weitere Wirkung zeigte.
Mit einer geschickten Beinbewegung kickte mein Schatz die Badezimmertür zu und schloss damit den Rest unserer kleinen Welt aus. Einen Augenblick später hatte er meine Hüfte gepackt und mich auf den Waschtisch gehoben, wo er mich eng an sich zog. Wir küssten uns leidenschaftlich, zerrten an unseren restlichen Klamotten und starteten einen Abschiedsquickie!
In einer kleinen Atempause strich ich ihm über die Brust und sah ihn an. „Also, wie war das jetzt mit Kratzbürste und Bus und so?”, fragte ich heiser.
Verschmitzt grinste er da, raunte nur „Ach, ich dachte mir –: Scheiß drauf!” – und machte dann
so geschickt weiter, dass ich laut keuchen musste.
Berauscht rasten wir der Ekstase entgegen und hörten das laute Hupen des Tourbusses sowie das stürmische Klingeln mit Sicherheit erst, als es schon mindestens 5 Minuten andauerte. Mit einem kleinen Stöhnen lösten wir uns voneinander und ich rechnete es Jens hoch an, dass er nicht sofort nach unten hetzte, sondern „Komm mal her!”, sagte und mich erst noch einmal eng in seine Arme zog.
Erst dann seufzten mir leise und sammelten unsere Klamotten ein, die Jens sich hastig anzog. Und ja, ich habe ihm nicht verraten, dass er das Hemd falsch zuknöpfte. Sollten das Noten-Harem ruhig wissen, dass ich hier die Besitzrechte hatte …
Nun wahrhaft getröstet und gestärkt öffnete ich
die BadezimmertĂĽr, vor der wir natĂĽrlich bereits erwartet wurden.
Jens erwiderte die Begrüßung und seufzte dann. „Na ja, es nutzt ja nichts, ich muss los ...” In der Tat, die Klingel glühte wahrscheinlich schon! „Cat, du weißt Bescheid, wenn ich es auch nicht oft schaffen werde, mich zu melden, in Gedanken bin ich immer bei dir!”
„Weiß ich doch”, lächelte ich und legte ihm die Hand kurz an die Wange. „Pass auf dich auf, ja?”
„Pass du lieber auf dich auf! Ich weiß, du willst den Tiger operieren. Ja, denk nicht, ich wüsste das nicht, ich hör dir wirklich zu! Wenn da die Sedierung nicht passt ...”
Es war kitschig, aber in diesem Moment rutschte mir ein spontanes „Ich liebe dich!” raus, was mir noch einmal einen innigen Kuss einbrachte. „Echt, mach dir keine Sorgen!”, beteuerte ich dann. „Ich hab doch Julia und
Vince und Niels und Stan … Und zur Not kann mich ja unsere Kleine beschützen!”
Da lachte Jens laut auf. „Ja sicher!”, rief er, hob das kleine graue Fellbündel, das zur Feier des Abschieds eine rote Schleife trug, vom Boden hoch und legte es mir in den Arm. „Damit sie mir nicht nachläuft”, brummte er, aber ich wusste, eigentlich wollte er mir damit einmal mehr 'Ich liebe dich' sagen.
Noch ein letzter Kuss und er rauschte die Treppe hinunter, ich selber verzichtete wie meistens darauf, ihn an der TĂĽr zu verabschieden. Ich wusste, ich wĂĽrde ihn wie immer vermissen, aber trotzdem war mein Herz leicht und beschwingt.
Fröhlich drückte ich der kleinen Pudelwelpe in meinen Armen einen Kuss auf die feuchte Nase und fragte fröhlich „So, wollen wir dann auch ab
in den Zoo?!”
Ihr begeistertes „Wuff!”, bedurfte keiner Übersetzung.
„Na dann geht’s jetzt los, Tinkerbell!”
~*~ Ende ~*~