Bürgerkrieg und Aufstände zerreißen das einst mächtige und unantastbare Elektorat, welches versucht die Ordnung um jeden Preis zu erhalten. Teil dieser Ordnung ist die Kommissarin Mia Preston. Als linke Hand des herrschenden Ministerrats unterdrücken die Kommissare jeden noch so kleinen Wiederstand mit eiserner Hand und er Unterstützung durch die Ulan-Garden des Militärs. Als Mia den Auftrag erhält nach dem
abtrünnigen Kommissar Aaren Terrel und den Rebellen Jack Walt zu suchen und den Mord an einem Minister miterlebt muss sie erkenne, das die Werte die sie einst verteidigt hat, längst nicht mehr existieren.
Und so beginnt das Ende…
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Escaping the City by Tugboat
Sie hatte bereits die Industrieparks bereits hinter sich gelassen und eine weitere Wohngegend erreicht, als sich ihre Befürchtungen doch noch bewahrheiteten. Sie waren zu viert, wie sie sofort erkannte. Männer in dunklen Panzerungen, jeder mit einem Sturmgewehr bewaffnet, die aus dem Schatten eines Wolkenkratzers auftauchten. Noch erreichte die Sonne nicht überall die Straßen der gewaltigen Metropole, mit ihren wie Finger zum Himmel zeigenden Bauten, so dass es auf den großen offenen Hauptstraßen
bereits Taghell war, während in den Gassen, die Mia nutzte, noch Dämmerung herrschte. Trotzdem hatten die Männer sie gesehen, das wusste sie spätestens, als eine Stimme durch die Nacht halte. ,,Halt !“ Kalt und tonlos, aber bestimmt. Innerlich hatte sie darauf gehofft, dass es normale Soldaten wären, keine Ulanen. Mit denen hätte man reden oder sie austricksen können. Diese Gestalten jedoch… Ein schwerer Schlag erschütterte den Boden und riss sie aus ihren Gedanken, während die vier auf sie zukamen. Hinter ihnen bewegte sich noch etwas anderes. Ein einzelner roter Punkt, der hoch über
ihren Köpfen schwebte. Mia schluckte. Sie wusste durchaus, was sie dort sah. Das Kameraauge eines Zerstörers. Mit den Ulanen wäre sie vielleicht fertig geworden, doch die gewaltige Kampfmaschine, die ihnen folgte war etwas völlig anderes. Wie die Soldaten, war die Drohne komplett in schwarz gehalten. Auf zwei schweren, stelzenförmigen Beinen befand sich ein flacher Aufbau, mit dem Kameraauge in seinem Zentrum. Und einem Dutzend Geschützen darum herum angeordnet, die sich allesamt auf sie fokussierten. Ein einziger dieser Kriegsroboter konnte Hunderte innerhalb weniger Herzschläge töten. Und sie war
alleine… Langsam, ganz langsam wanderte ihre Hand zu der verbliebenen Pistole. Wenn sie weglief, würde sie sterben. Und wenn sie kämpfte… vielleicht genauso. Einer der vier oder die Maschine würden sie erwischen. Aber wenn das ihr Ende war… dann würde sie zumindest einen Eindruck hinterlassen, dachte sie grimmig und mit einem Blick auf die näherkommende Drohne. ,, Wer sind sie ?“ Mittlerweile waren die vier nahe genug, das Mia einzelne Züge unter den Helmen ausmachen konnte. Bald musste man auch sie erkennen. Statt einer Antwort, zog sie die Pistole,
Zielte und feuerte. Ein einzelner, greller Lichtblitz durchbrach das Halbdunkel, dann implodierte das Auge der Drohne hinter den vier Männern und wurde Dunkel. Einen Moment lang geschah gar nichts. Die gewaltige Maschine stand einfach nur erstarrt da, genau wie die vier Männer, davon abgesehen, dass sie jetzt die Waffen auf die Kommissarin richteten. Dann stürzte das Metallkonstrukt langsam zur Seite und schlug scheppernd auf den Asphalt. Funkensprühend lösten sich Kabel und Verkleidungsplatten, als die Drohne unter ihrem eigenen Gewicht teilweise zerdrückt
wurde. Das sind eure Maschinen Wert, dachte sie mit einem Gefühl der Genugtuung. Wenn sie sich nicht mehr orientieren konnten, verloren sie das Gleichgewicht. Rasch wechselte Mia ihr Ziel. Sie wusste, sie würde niemals alle Ausschalten können. Aber ein paar wollte sie wenigstens mitnehmen. Etwas, das sie bisher nur selten gekannt hatte, trieb sie an und es erschreckte sie selbst ein wenig, als sie es als das erkannte, was es war. Wut. Etwas, das ihre Gegner nie wieder kennen würden. ,, Waffe runter !“, schrie einer der Männer, während seine Finger sich bereits um den Abzug krümmten. Mia
spannte sich innerlich an für das, was gleich folgen würde. Im nächsten Moment hallte ein weiterer Schuss durch die Nacht. Nein, nicht einer, dachte Mia. Vier, in so rascher Folge, dass sie sich überlagerten. Sie zuckte unwillkürlich zusammen und stolperte rückwärts. Aber der erwartete Aufprall blieb aus. War sie getroffen? Seltsam, bisher war sie nie verletzt worden, aber sie hatte immer gedacht, sie müsste so etwas spüren. Die Kommissarin sah an sich herab. Keine Spur einer Verletzung… Langsam hob sie wieder den Blick. In die Helme der vier Ulanen war jeweils ein sauberes Loch gestanzt worden.
Einer nach dem anderen sanken die Gestalten zu Boden, genau wie zuvor die Zerstörer-Drohne. Hinter ihnen kam eine fünfte Person zum Vorschein. Eine Hand vor der Brust verschränkt, hielt sie in der anderen eine Pistole. Dunkle Augen blitzten zwischen einigen verirrten Haarsträhnen hervor, während der Mann sich aufrichtete, die Waffe aber nicht wegsteckte. Auch Mia hielt die Waffe weiterhin erhoben und richtete sie jetzt auf den Fremden. Im Halbdunkel konnte sie ihn nach wie vor nicht richtig erkennen, aber irgendwie kamen ihr seine Züge bekannt vor. Wo hatte sie ihn schon einmal gesehen? Einen Moment herrschte ein
angespanntes Patt. Dann jedoch war es der Neuankömmling, der die Pistole sinken ließ. ,, Hätte ich sie töten wollen, hätte ich das schon getan.“ , meinte er und nickte in Richtung der vier toten zu Mias Füßen. Noch zögerte sie, es ihm gleichzutun. Sie kannte ihn, da war sie sich nach wie vor sicher. Aber mit einem hatte er wohl Recht. Hätte er sie tot sehen wollen, hätte sie es nicht einmal mehr mitbekommen. ,, Gleichfalls.“ , sagte Mia schließlich und steckte die Waffe weg. Erst jetzt kam der Fremde näher. Bedächtig, so als würde jeder Schritt wehtun, stieg er über
die zusammengebrochene Drohne und die Toten auf dem Weg. ,, Wer sind sie ?“ Er musterte sie einen Moment, bis sein Blick an der kleinen, silbernen Anstecknadel an ihrem Kragen hängen blieb. ,, Sie sind eine Kommissarin.“ , stellte er fest, ohne ihre Frage zu beantworten. ,, Warum waren die hinter ihnen her ?“ ,, Sie zuerst.“ Mia war es leid, im Unklaren gelassen zu werden. Erst erzählte ihr Jones grade das, was sie wissen musste, jetzt speilte dieser Kerl scheinbar Spielchen mit ihr. Gott, sie hätte vielleicht doch die Mentalblocker holen sollen. Im Augenblick viel es ihr zunehmend schwerer, ruhig zu bleiben. ,,
Wenn sie mir erst zuhören würden, bevor sie mich erschießen.“ , meinte er. ,,Meine Name ist Aaren….“ ,, Terrel ? Der Abtrünnige ?“ Endlich wurde ihr klar, woher sie ihn kannte. Aaren Terrel. Ein Name, der sich in den letzten Wochen wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, grade bei der Kommission. Dieser Mann dort vor ihr war der Auslöser für alles gewesen. Und einer der zwei Namen auf ihrer Liste… ,, Abtrünniger, ja ? Sieht aus, als hätte ich mir wirklich einen Namen gemacht. Hören sie zu…“ ,, Mia.“ ,, Hören sie zu Mia. Da ich noch nicht tot bin, kann ich wohl davon ausgehen,
dass wir auf derselben Seite sind?“ ,, Wenn sie das so sehen wollen.“ , antwortete Mia. Sie war sich ja selber nicht ganz sicher, was hier eigentlich vor sich ging. Abtrünnige Kommissare, die plötzlich auf der Erde auftauchten, die Ulanen, die Ermordung eines Ministers… Die ganze Welt schien verrückt geworden zu sein. Noch vor ein paar Stunden hatte alles so einfach gewirkt. ,, Aber… Was machen sie hier? Es hieß sie seien auf Liruie gestorben.“ ,, Lange Geschichte.“ , antwortete der Kommissar mit einem gequälten Grinsen. Nach wie vor hielt er einen Arm dicht an den Körper gepresst und jetzt aus der Nähe war nicht mehr zu übersehen, dass
er verletzt war. ,, Wichtig ist jetzt erst einmal, das ich einige Leute wiederfinde.“ , fuhr er angestrengt fort. ,, Und ich muss mit Jones sprechen.“ Aaren wartete geduldig auf eine Antwort. Aber zu lange würde er sich nicht hier aufhalten. Jeden Augenblick stieg die Wahrscheinlichkeit, d s man sie doch noch entdeckte. Die Gassen fernab der Hauptstraße würden nur noch für einige Minuten ruhig bleiben, bevor auch hier die Leute aus ihren Häusern kamen und die allgegenwärtigen Patrouillen sich verstärkten. Und dann würde irgendjemanden schnell die zerstörte Maschine und die vier toten entdecken. ,, Arthur… der Justizminister ist tot.“ ,
sagte Mia schließlich. ,, Was ?“ Aaren hatte mit viel gerechnet. Das man Jones einsperren, das man ihn verschwinden lassen oder zum Rücktritt zwingen würde. Aber das ? ,, Die anderen Minister haben ihn getötet. Angeblich wegen Verrats. Genau genommen…“ Mia griff in ihre Jackentasche. ,, Stimmt das wohl auch.“ Aaren ertappte sich selbst dabei, wie seine Hand erneut zur Waffe wanderte. Diese ganze Situation machte ihn nervös. Und das lag nicht nur an der ständigen Gefahr, dass sie jemand bemerken könnte, dachte er. Er war jetzt lange genug auf der Flucht. Vielleicht war er einfach zu lange nicht mehr unter
Menschen gewesen. Aaren zwang sich, sich zu entspannen. Die Kommissarin zog einen Umschlag hervor, zusammen mit einer silbrigen Karte, die leicht in Aarens ausgestreckte Hand gepasst hätte. ,, Was ist das ?“ ,, Eine Zugangskarte für das Ministerium. Die von Jones. Er… wusste wohl, dass er sterben würde. Und er wollte, dass sie das bekommen. Und was in dem Brief ist weiß ich selber nicht. Sir ?“ ,, Nur Aaren.“ , antwortete der Kommissar, während er einen Blick über die Schulter warf und gleichzeitig den Umschlag, sowie die Karte an sich nahm.
Er würde ihn später öffnen. Noch war alles still, abgesehen von den gelegentlichen Funken, die aus der Hülle der beschädigten Drohne schlugen. ,, Ich glaube, die Zeiten, sind endgültig vorbei.“ Mia nickte. Sie verstand durchaus. ,, Sie haben einen Plan ?“ ,, Sicher hier zu Landen.“ , antwortete er. ,, Das hat sich bereits erledigt, fürchte ich. Ich hatte gehofft, Jones könnte mir dann weiterhelfen. Aber wenn nicht, dann ist es jetzt umso wichtiger, dass ich meine Leute wiederfinde. Ich bin nicht alleine hierhergekommen. Meine Begleiter… einer heißt Jack Walt. Die andere… nun
das ist auch wieder eine lange Geschichte.“ Sie mussten überlebt haben, dachte er nur. Wenn er es geschafft hatte, dann sie erst recht. Vor allem Sonea. Ihr konnte sicher nichts so schnell etwas anhaben. Aber alleine würde sie sich hier niemals zurechtfinden… Eine düstere Vorstellung. Nein, sowohl Jack als auch sie mussten noch am Leben sein. Das Schiff war irgendwo hier in den Außenbezirken runter gegangen. Wenn Jack schlau war, würde er sich allerdings so schnell wie möglich von dem entfernen, was jetzt noch davon übrig war… Die beiden könnten mittlerweile überall
sein. Mia lief, die Hände hinter dem Rücken verschränkt auf und ab. ,, Also schön.“ , sagte sie schließlich. ,, Ich helfe ihnen. Sie wissen aber nicht zufällig, wo wir ihre Freunde finden, oder ?“ Aaren schüttelte den Kopf. ,, Wenn er klug ist, bringt Jack sie entweder aufs Land… oder tiefer in die Stadt.“ Und so wie er ihn kannte, würde Jack nicht weglaufen. Nein. Selbst wenn er davon ausgehen musste, das Aaren bei dem Absturz umgekommen war… er würde weitermachen. Und damit gab es nur eine Richtung, die er einschlagen würde. ,, Vermutlich Richtung Innenstadt.“ ,, Dort wimmelt es von Ulanen und
Sicherheitskräften.“ , gab Mia zu bedenken. ,, Selbst wenn sie nicht bereits nach ihnen suchen, sie suchen nach mir. Und so wie sie aussehen Aaren , fallen sie garantiert auf.“ ,, Wie schon gesagt. Meine Ankunft hier war nicht grade sanft.“ ,, Das sieht man.“, antwortete Mia kühl. ,, Bevor wir irgendwo hin gehen, brauchen sie einen Arzt.“ Aaren schüttelte den Kopf. ,, Keine Zeit.“ Mit jedem Augenblick der verging, stieg die Chance, das er die anderen endgültig verlor. Und wenn er Sonea fand, wäre das vielleicht ohnehin nicht mehr nötig. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
,, Schon klar. Aber wenn sie alles vollbluten, verhaftet man uns, bevor wir das Justizministerium auch nur sehen können. Wir verstehen uns?“ ,, Und welcher Arzt bitte meldet mich nicht sofort, wenn ich dort auftauche ? Ich dürfte mittlerweile zu den meistgesuchtesten Männern auf diesem Planeten gehören. Und sie werden ebenfalls gesucht, oder ?“ ,, Im Gegensatz zu ihnen, weiß aber nicht jeder, wie ich aussehe. Und ich habe immer noch das hier.“ Sie löste die silberne Anstecknadel von ihrer Kleidung. ,, Der Ministerrat mag ja darauf abzielen, die Kommissare langsam zu ersetzen, aber in den Köpfen der
Leute hat dieses Symbol immer noch genau so viel Macht wie eh und je.“ Aaren wusste, wie sehr das stimmte. Die Kommissare waren für über ein Jahrhundert zu dem Symbol für das Elektorat schlechthin geworden. Respekteinflößende und für manche auch furchterregende Gestalten und ob man nun zu ihnen aufsah, oder wie so viele, sie eher fürchtete, das Wort eines Kommissars war das Wort des Gesetzes und der Gerechtigkeit. Oder sollte es im Idealfall sein, dachte Aaren. Die Wahrheit war freilich eine ganz andere. Denn wenn Recht und Gesetz von einzelnen gesteuert wurden, nutzte auch die Bewahrung derselben nicht mehr
viel.
Mit diesem Gedanken folgte er Mia, hinaus aus der Gasse, die langsam ebenfalls vom Sonnenlicht erhellt wurde. Die hier und da verstreut stehenden Laternen erloschen flackernd vor ihnen, als sie sich auf den Weg machten. Aaren leicht hinkend und den Kopf wieder einmal voller Sorgen und die Kommissarin nach wie vor verwirrt und ohne Orientierung. Aber wenigstens, dachte Mia, gab es etwas, das sie tun konnte. Eine Aufgabe vielleicht…
EagleWriter Nein zu rosig sind die Aussichten wirklich nicht. Aber hey, sag bloß, du bist was anderes von mir gewohnt. lg E;W |
abschuetze gleich zu Anfang: ein "bereits" genügt^^ Das sollte man allen sagen, einfach auf's Visier schießen.... |
EagleWriter Upps^^ lg E:W |