Kurzgeschichte
Weltenchat - Wege in die Freiheit

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"Weltenchat - Wege in die Freiheit"
Veröffentlicht am 16. März 2015, 20 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Weltenchat - Wege in die Freiheit

Weltenchat - Wege in die Freiheit

Wege in die Freiheit Die Situation die alles bewirkte, lag Wochen zurück, vielleicht sogar weitaus länger. Es hatte mit harmlosen, recht seltsam zu anschauenden Videos begonnen. Wütende fanatische Männer schrien belanglose geistlose Phrasen in die Kameras, an die sich keiner mehr zu erinnern glaubte. Kein Mensch schenkte diesen Ausrufen Beachtung, doch eigenartigerweise, schienen sich diese nichtssagenden Männer zu vermehren, so die Woche zuvor drei Typen dummes Zeug faselten, wurden es in der darauf folgenden sechs. Schleichend wurden sie

immer mehr und mehr und ehe man sich versah, schrie die ganze Welt. Bücher sind Teufelszeug, in welchem Jahrhundert leben wir bitte? Was stimmt nicht mit der gemeinen Masse. Nun strömten sie von überall her und mordeten das geschriebene Wort. Am Anfang war das Wort, sagte Gott, und nun war das Wort tot. Die Menschen, so verschieden sie immer zu sein vermochten, ob Herkunft, Religion, politische Ansichten oder was auch immer, verschmolzen zu einer gleich denkenden Masse. Während dieser Zeit lernten drei Personen, so grundverschieden nur Menschen sein konnten, einander

kennen, mehr dem Zweck wegen, als irgendetwas anderem. Ihre bühnenreife Flucht vor der aufgehetzten Masse, lag nun vier Tage her. Natürlich hatten sie versucht nach Hause zu kehren, doch ihre Verfolger hatten längst ihre Whereabouts entdeckt, nun war die Heimkehr nicht mehr möglich. Wie die Ratten mussten sich die drei in der alten Fabrik verkriechen und lebten nun seither von Wasser auf Automatennahrung. Die Stadt lag ruhig in einem unsicherem Trug und Schein. Das Leben ging wie gewohnt seinem Gang, doch immer mehr gepanzerte Fahrzeuge drehten ihre Touren, immer auf der

Suche nach den letzten Intellektuellen mit ihren Büchern, um sie der wütenden Menge zum Fraß vorzuwerfen. Sie hatten alles aus geduckter Haltung beobachtet, die Menschen die auf offene Straßen gezerrt wurden, ihre erschrockenen Gesichter als sie in die Vernehmungsquartiere gebracht wurden, um dann nach Folter und erzwungenem Geständnis zu ihrer öffentlichen Exekution gebracht wurden. Das alles dauerte nicht lange, sie waren todgeweiht und das wussten sie auch, der Besitz von Büchern war nun eins der größten Verbrechen überhaupt. Immer wenn man einen Schuss zu hören vermochte, klammerte sich Suri an ihr in

Leder gebundenes Buch. Sie trug ihr Geständnis und Todesurteil zugleich stets bei sich. Doch das war nun auch irrelevant, ihre Gesichter zierten nun unendlich viele Plakate, die auf Masten befestigt waren. Die neu ernannte Geheimpolizei war schon seit Tagen auf der Suche nach ihnen, sie konnten sich nirgendwo mehr blicken lassen. Collin hockte in der Ecke des Gebäudes und kaute unbefriedigten Gesichtes an seinem Schokoladenriegel. -Wir müssen aus der Stadt. Sagte er tonlos, Wasu verdrehte die Augen -Wie sollen wir das anstellen und vor

allem wo sollen wir hin? -Auf das Land? -Glaubst du da lauft es besser? -Und was ist mit den Partisanen? Ziehen sie nicht alle dahin? Wir könnten uns ihnen anschließen... das letztere nuschelte er mehr. -DU willst kämpfen? Die junge Frau spuckte das DU beinah aus, als wäre es unschmackhaft, Suri, die bis eben geschwiegen hatte, ergriff das Wort -Was sollen wir sonst machen, wir können uns hier nicht ewig verkriechen, gerade du solltest es doch verstehen... Sie zeigte auf Wasus Jacke, diese schien nicht sofort zu begreifen, fasste sich

kurz auf das schmutzig gewordene Lederimitat, umher, bis ihre Hand an der Tasche stehen blieb, ihr Blick wandert langsam auf zu Suri, die lethargisch drauf starrte, sie hielt inne, ihre Worte kamen ihr mehr fremd vor, als sie sie aussprach -Ihr wisst es? Die Frage hätte sie sich schenken können, die Blicke die ihr entgegen starrten, sprachen mehr als tausend Worte. Wasu wurde wütend, doch ehe sie ihrer Wut freien Lauf ließ, besann sie sich seltsamerweise wieder, sie war auf ihre Begleitung angewiesen, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. -Okay, was schlägt ihr

vor? Die Worte kamen zwischen ihren zusammengepressten Lippen wie ein Zischen hervor. Der Junge ergriff das Wort: -Wir gehen bei Nacht, ganz klar... im Notfall... du hast das Ding... das letztere nannte er nicht bei Namen, klar, für ihn schien er es einfach, er hatte ja das DING nicht in der Hand, er wagte es ja nicht mal es bei Namen zu nennen. Aber was sollte sie tun, sie hatten recht, sie mussten hier weg, so bald es nur ging. Ein Blick auf die Uhr verriet, es war dreiundzwanzig Uhr. Zeit über uns selbst

zu richten und das Schafott zu betreten. Die Dunkelheit lag schwer über der toten Stadt, ihre Zombies schienen heimgekehrt, nur die Scheinwerfer der Autos der Patrouilliere, die regelmäßig die Straßen in grelles Licht hüllten, tauchten auf und ab, wie das Ticken der Uhr. In zwei Minuten würden sie gehen, da war kein Auto in der Nähe, sie würden genau zu dieser Zeit aufbrechen müssen, wenn sie zum nächstem Versteck wollten, um dort wieder auf richtig abgerechnete Zeit weitergehen zu können. Doch all das war nur Theorie, Berechnung, ein echtes Leben ließ sich nicht berechnen, man musste mit allem

rechnen. Die Uhr tickte leise und gleichmäßig, eine Schwermut machte sich in ihnen breit, in in der Luft hing mit Schweißgerüchen,der erquickliche Hauch vom unausgesprochenem Todesurteil. Der Mond wachte über ihnen, doch war er Freund, oder verräterisch, wer wusste das schon, jetzt hieß es schlagen oder geschlagen werden. Suri machte dass Zeichen, paar Meter vor ihnen an der Ecke im Türrahmen versteckt, hatte sie die Straße beobachtet. Wasu und Collin rannten vor, holten sie ein und dann rannten alle drei über die dunkle Straße. Weiter, schneller, das Stück war nicht im Spaziergang rechtzeitig zu

bewältigen. Die Sechste kam langsam ins Blickfeld, sie mussten auch darüber, hinter ihr, befand sich ein alter ausgeplünderter Bücherladen. -Schnell jetzt! Zischte Wasu und begann die angebrochene Tür vorm Schutt vorne zu befreien, sobald sie frei war, glitten alle drei geräuschlos hinein. Es war stockdunkel und nur ihre lauten Atemlaute zu vernehmen, sie mussten hier exakt sieben Minuten warten, zwei Streifen lang. Ein Lichterschein drängte durch die angerissene Tür ins Dunkle hinein und durchflutete den Raum für kurze Zeit, die drei drängten sich dichter an der

Wand, um nicht durch das schmutzige Fenster gesehen zu werden. Die Streife fuhr vorbei, es wurde wieder dunkel. Keiner wagte sich ein Wort zu sprechen, Wasus Ziffernblatt leuchtete im Dunkeln, jeder verfolgte den Zeiger mit seinen Augen. -In drei Minuten müssen wir los, die siebte Streife ist solo unterwegs, wir brauchen das Auto. Wasu flüsterte die Worte, ihre Begleiter nickten stumm. Sie konnte es nicht sehen, weil es in dem laden stockfinster war, doch sie spürte die Bewegung. Es wurde Zeit. Vorsichtig tastete sie nach der Tür und schob sie geräuschlos auf, es wurde

wieder gerannt. Immer wieder blieben sie kurz stehen in den dunklen Ecken, den Blick stets starr auf das vorne geparkte Auto gerichtet. Ein junger Mann stand im Scheinwerferlicht, er war allein und packte ein Butterbrot gemächlich aus seiner Verpackung. Er wirkte harmlos. Warum wirkte nur ein Mörder nicht wie ein Mörder? Das würde die Sache sichtlich einfacher machen und vor allem... Wasu kratzte sich kurz im Schutz der Dunkelheit am Kopf, wo kommt mein Gewissen plötzlich her? Keine Zeit für Gefühlsduseleien, sie fühlte dass Metall in der Jackentasche, sie wusste sie hatte noch drei Schuss

übrig. Diese waren ihr zu schade für das Muttersöhnchen mit dem Butterbrot, sie musste näher ran, sie brauchte etwas schweres, etwas hartes. Ihr Blick glitt zu Collin,in seiner Hand blitzte ein metallischen Gegenstand, den Hammer hatte er in der Fabrik gefunden, er war nicht sonderlich groß, aber es müsste gehen. -gib mir den Hammer flüsterte sie, er sah sie verständnislos an, sie konnte es nicht sehen, aber spüren -Los! Zischte sie um ihrer Aussage mehr Ausdruck zu verleihen und er folgte, widerwillig, aber er hielt ihr dass Ding

vor die Nase. Sie ergriff den hölzernen Griff und sputete vor. -Bleibt hier. Waren ihre Worte, als sie sich langsam, im Richtung der Schweinwerfer bewegte, den Hammer in der Rechten festumklammert, immer auf der Suche nach Schatten, in dessen Armen sie sich sicher fühlte. Er war nun schon zum greifen nah, doch plötzlich hielt er inne, sah ins Dunkel hinein. Wasu wusste, er konnte sie nicht sehen, doch seine Sinne schienen geschärft zu sein. Die Sekunden schienen Ewigkeit zu dauern, da umspielte ein böses Lächeln seine Lippen. Aber ja, irgendwie hatte er sich sehr wohl gemerkt. Die Geheimpolizei

waren alles Idioten , doch nicht jeder Idiot, war ein unachtsamer Idiot. Es gab wohl viele verschiedene Arten von Idioten. Wasu musste kurz schmunzeln, in Anbetracht dieser geistreichen Entdeckung, nur um sich dann selbst eines Idioten zu schimpfen. Tja, ich bin zwar anders, aber Idiot, bleibt Idiot. Es gab kein zurück mehr, ihr griff um die Waffe verstärkte sich und sie sprang aus dem Schatten. Es sollte wohl anmutig wirken, wie in diesen asiatischen Kampfkunstfilmen, wo die Assassine aus dem Dunkel hoch in die Lüfte springen, doch in Realität gab es kein Platz für kriegerische Romantik und Ästhetik. Stattdessen sprang sie ihn

wie eine wild gewordene Furie an, dermaßen inelegant, dass dass selbst ihn schockte und aus dem Gleichgewicht warf. Mit einem Satz warf sie ihre vollen beinahe fünfzig Kilo auf die Millizperson und nutzte mehr den Überraschungseffekt, als ihr Gewicht um ihn zu erden. Der junge Polizist schien nicht als einziger verblüfft von ihrer Aktion, denn mit einem Mal standen Colin und Suri auf der Matte, beide nicht so recht wissend, was sie nun tun sollten, das alles lief ganz und gar nicht nach Plan ab. Schließlich nahm sich Suri als erste zusammen, warf sich auf den Boden und

drückte ihr Knie die die Magengrube des Mannes, als dieser im Bodenkampf beinahe seine erste Angreiferin abzuwerfen drohte. Collin folgte, langte nach dem aus dem Waffenbund des Bullen hervorlugendem Tonfa und machte kurzen , als er es ihm mit voller Aufprallwucht seines Computerathletenbizeps ins Gesicht rammte. Der Angegriffene hörte nun auf sich zu wehren, einerseits ein gutes Zeichen, anderseits... -Scheiße, habe ich ihn umgebracht? Wimmerte er. Die Asiatin machte einen Sprung nach hinten und stand nun aufrecht, während Suri auch ihren Griff lockerte, sie kam

sich merkwürdig vor eine Leiche am Boden festzudrücken. War er nun eine Leiche? -Er scheint noch zu atmen.. glaube ich -Glaubst du?! Was nun? Atmet er, oder nicht?! Collins Stimme wurde hysterisch, da griff Wasu ein -Das ist jetzt völlig nebensächlich, er kann hier nicht bleiben. Die drei blickten sich gegenseitig erschrocken an. Es lag klar auf der Hand, der Typ musste mit ins Auto.

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Reila88

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Emser Hallo!

Wege in die Freiheit, suche ich bis heute. Hat mir gefallen.

Dieter/Emser
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