Titel
Sie war schon eine Fesche. Wir waren ziemlich gute Freunde. Häufig passte ich auf ihre Kleine auf, damit sie ausgehen konnte. Aber irgendwann zog ich einen Schlussstrich. Es war nichts gegen sie persönlich. Ihr Umgang störte mich. Irgendwie hatte sie einen schlechten Geschmack, was Kerle betraf. Jene waren nie lange da. Wahrscheinlich mussten sie zurück ins Gefängnis und kamen deswegen nie wieder. Vielleicht hatte es auch andere Gründe. Sie könnten von ihr abserviert worden sein. Schließlich hatte sie eine Freundin, die von Bett zu Bett sprang.
Auch in meines. Es war die Einzige, die in mein Bett sprang, obwohl ich mehrere Hüpferlinge kannte. Naja, zwei. Diese, mit der ich angeblich zusammen war, bis zu dem Zeitpunkt, als sie von mir wollte, das ich es mit ihr und so einem seltsamen Typen treibe. Ich hatte die Wahl. Entweder tat ich es oder ich hatte keine Freundin mehr. Und da ich sie eh nur selten gesehen hatte und sie nicht nur mit mir schlief, entschied ich mich gegen den Dreier.
Eigentlich Schade, um manche Frauen. Sie sehen gut aus, könnten was aus sich machen, aber stattdessen vertreiben sie sich die Zeit im Bett. Heute mit dem und morgen schon wieder mit einem anderen.
Als würde es nichts anderes und wichtigeres geben, als das Eine.
Ab und zu sehe ich die Fesche auf der Straße. Sie sieht immer noch gut aus. Und mein Betthase ist immer noch an ihrer Seite. Also, mein damaliger Betthase. Mit einem neuen Typen sehe ich sie nie. Entweder allein oder mit ihr. Aber was geht mich das an. Es ist ihr Leben. Ich finde es nur schade, das sie nichts aus sich machte. Das Potenzial hatte sie dazu. Nur nicht die Lust. Dafür ging sie in die Breite. Und so weit ich weiß, bekam sie auch ein weiteres Kind, nach dem sie mindestens eins abgetrieben hatte. Zum Zeitpunkt des einen Eingriffs, war ich bei ihr.
Gedanklich. Hatte ihr eine aufmunternde SMS geschrieben. Hinterher hatte sie sich dafür bedankt. Es hatte ihr geholfen, den Eingriff zu überstehen.
Zu mir war sie immer nett gewesen. Hatte immer ein Lächeln für mich gehabt. Jetzt, wo ich daran denke – an sie denke – an ihr Lächeln, muss ich lächeln. Kann es nicht unterdrücken, obwohl es mir im Moment gar nicht gut geht.
Obwohl sie drastisch zugenommen hat, lächelt sie wie eh und je. Zauberhaft. Und wenn sie lächelt, muss ich automatisch mitlächeln. Keine Ahnung warum. Es geht ganz automatisch.
Wenn die seltsamen Typen nicht gewesen
wären, mit denen sie sich abgab, wären wir vielleicht immer noch Freunde. Würden uns nicht nur zufällig auf der Straße sehen, sondern mal bei ihr und mal bei mir. Wir würden gemeinsam was unternehmen und viel miteinander reden. Aber ich konnte nicht weiter zu sehen, mit was sie sich abgab. Sie war so ein liebes und hübsches Mädel. Nicht einmal ich wäre gut genug für sie. Nicht, das ich was von ihr gewollt hätte. Gefühle hatte ich nicht für sie. Obwohl sie äußerlich sehr schön war und mir daher gefallen hatte und immer noch gefällt, weil sie nichts von ihrer Schönheit verloren hatte.
Wir hatten keine Streit oder ähnliches.
Unsere Freundschaft endete sanft. Ganz langsam und sacht. Eigentlich kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern, wie unsere Freundschaft endete. Ist auch schon Jahre her. In der Zwischenzeit war so viel geschehen. Aber sie hat immer noch ein Lächeln für mich. Wir sehen uns zwar selten. Aber wenn wir uns sehen, dann lächelt sie mich freundlich an und ich lächle freundlich zurück.