Kurzgeschichte
Zufrieden

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"Er ist nicht perfekt. Gibt sich aber Mühe"
Veröffentlicht am 14. März 2015, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
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Er ist nicht perfekt. Gibt sich aber Mühe

Zufrieden

Titel

Zack. Voll auf die Nase. Sarah fiel heulend um. Blut floss aus ihrer Nase. „Was fällt dir ein, mit meinem Freund ins Bett zu gehen, du fette, hässliche Sau.“, schrie Heike sie an. Dann spuckte sie auf Sarah und stürmte in die Werkhalle. Wenige Minuten später durfte sie nach Hause gehen, mit ihrer fristlosen Kündigung. Sarah bekam das volle Mitleidsprogramm. Denn niemand hatte so recht mitbekommen, weswegen Heike sie geschlagen hatte. Oder sie konnten es sich nicht vorstellen, das Sarah mit Heikes Freund geschlafen hatte, da sie

nicht sonderlich aussah. Etwa einen Monat später klingelte es an Heikes Tür. Jene konnte nicht glauben, wer sie freiwillig besuchen kam. Es war ihre damalige Kollegin. Bis zu dem Vorfall, hatten sie sich ziemlich gut verstanden. Seit dem war Funkstille gewesen. „Heike. Tut mir leid, wenn ich so unangemeldet vor deiner Türe stehe. Ich war gerade in deiner Nähe und habe ein wenig Zeit. Aber wenn ich störe, oder du mich nicht sehen willst, dann gehe ich wieder. Ist kein Problem. Ich wollte mich ja schon eher bei dir melden. Nur in letzter Zeit hatte ich so viel Stress...“ „Komm rein.

Kaffee?“ „Klar.“ Sandy stand ein wenig überrascht im Wohnzimmer. Plötzlich stand ein Schrank da. Aufgebaut und eingeräumt. Als sie das letzte mal dagewesen war, stand an dem Fleck ein Karton. Angestaubt. Heikes Freund verschob den Aufbau immer wieder. Nun schien er es endlich geschafft zu haben, seinen Hintern in Bewegung zu setzen. Sandy hatte noch nie viel von ihm gehalten. Er machte viele Versprechungen und hielt sie dann nicht. Deshalb verstand sie nicht, was Heike an ihm fand. „Setz dich doch. Kaffee ist gleich fertig. - Ah – Du errätst nie, wer ihn für mich

aufgebaut hat. Sarahs Ex. Der Typ, der ihr immer das Essen auf Arbeit brachte. Zwischen denen war es schon lange aus gewesen. Das Problem war nur, das er an ihr hing und keine Neue fand. Nun hat er eine Neue. Ich kann dir sagen, der Typ ist genial. Zugegeben, er sieht nicht sonderlich aus. Im Bett … Naja. Aber handwerklich hat er was drauf...“ „Moment mal. Du warst mit Sarahs Ex im Bett? Bist du und er...?“ „Mh. Wir haben es nie ausgesprochen. Aber ich denk schon, das wir irgendwie zusammen sind. Weißt du, er ist so anders, als die Typen, mit denen ich sonst zusammen war. Eigentlich ist er ganz und gar nicht mein Typ. Aber

dennoch fühle ich mich zu ihm hingezogen. Ich kann gar nicht verstehen, warum Sarah sich so über ihn ausgelassen hatte. Sieh sie dir doch mal an. Schon allein, wie sie rumläuft. Nicht nur auf Arbeit. Auch privat läuft sie schlampig herum. Das mein Letzter mit ihr...Oh Gott. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke.“ „Er war nicht der Einzige. So weit ich erfahren habe, ist sie ein Wanderpokal. Jeder darf. Ich würde wahrscheinlich auch mit ihr schlafen, wenn ich ein Kerl wäre. Schließlich verlangt sie kein Geld dafür. Und wenn es stimmt, was ich hörte, zahlt sie für Sex.“ „Das würde so einiges erklären. Denn ich

kann mir nicht vorstellen, das jemand freiwillig mit ihr schlafen will. So, wie die aussieht. Und so weit ich von ihrem Ex erfuhr, ist sie nicht gerade ehrlich oder zuverlässig. Auch nicht gerade helle. Ihre Beziehungen sind von kurzer Dauer. Sie konnte von Glück reden, ihn zu haben. Stell dir vor, wenn ich von Arbeit komme, ist meine Wohnung geputzt und das Abendessen steht auf dem Tisch. Er verwöhnt mich richtig. Ich kann nicht behaupten, das ich ihn liebe. Aber ich freue mich, ihn bei mir zu haben. Mir geht es richtig gut. Seine Massagen sind zärtlich...“ „Wie kam es, das du und

er...?“ „Wir haben uns im Supermarkt getroffen. Rein zufällig. Ich wollte mir Stoff holen. Die Kündigung und das Wissen, das mein Kerl mit ihr geschlafen hat, machten mich fertig. Ich wollte mich an dem Tag einfach nur besaufen. Als ich ihn sah, wollte ich ihn runtermachen. Aber als ich dann vor ihm stand und ich sein depressives Gesicht sah, da tat er mir leid. Ich meine, du hast ihn gesehen, wenn er zu uns auf Arbeit kam. Wie er anfing zu lächeln, wenn er sie sah. Er suchte ihre Nähe. Und sie suchte die Nähe von allen

anderen. Ich lud ihn zu mir ein. Er trank sein Bier und ich meinen Wein. Wir redeten stundenlang. Es war unglaublich, was er mir berichtete. Sein ganzes Herz hatte er mir ausgeschüttet. Was Sarah über ihn gesagt hatte, stimmt hinten und vorne nicht. Ja, er ist anhänglich. Aber kein Arschloch. Ganz im Gegenteil. Es lief nichts, in dieser Nacht, falls du das gerade fragen wolltest. Er war einfach eingeschlafen. Hier auf der Couch. Eine Weile habe ich ihn beobachtet. Mich gefragt, ob es noch mehr gibt, das ihn belastet. Während des Gesprächs habe ich mitbekommen, das er nicht ganz bei der Wahrheit geblieben

war, wenn es um Sarah ging. Er wollte sie nicht schlecht machen.“ „Er hatte sie wirklich geliebt. Das sah jeder. Doch sie hatte ihn behandelt, als wäre er... Wo ist er eigentlich?“ „Bei seinen Kollegen. Sie treffen sich in unregelmäßigen Abständen. Dann trinken sie Bier und reden über alles mögliche. Deswegen bin ich diese Nacht auch allein. Also wenn du willst, schlafe doch bei mir. Ich meine, wir haben uns seit einem ganzen Monat nicht mehr gesehen. Du hast doch ganz sicher mehr zu berichten, als nur über sie.“ „Naja. Wie man es nimmt. Ich lebe gerade in Scheidung. Als ich meinem Mann davon berichtete, was dein Kerl

gemacht hatte, wurde er ganz komisch. Und dann kam es raus. Ich konnte es nicht fassen. Zu mir hatte er gesagt, das er sie nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde, und dann erfahre ich, das er mit ihr im Bett war. Mehrfach.“ „Was für eine Schlampe. Willst du ein Glas Wein?“ „Gib mir gleich die ganze Flasche. - Jetzt haben wir etwas gemeinsam. Unser beider Typen sind mit der selben Schlampe ins Bett gegangen.“ Noch bis weit in die Nacht hinein unterhielten sie sich angeregt über ihr Ex und über Sarah. Aber auch über Sarahs Ex, der nun Heikes Neuer war. Am Ende waren sie sich einig, das Sarah

eine Schlampe war, die mit jedem Typen in die Kiste sprang und ihre Extypen keine Tränen wert waren. Früh am Morgen, als sie tief und fest schliefen, schlich jemand leise in ihre Wohnung. Jener bereitete das Frühstück zu und brachte es, auf Samtpfoten, in ihr Schlafzimmer. Verdutzt stand er am Bett. Das war nicht Heike, die da lag. Er stellte das Tablett auf den Nachttisch, ging einmal um das Bett herum und zog sanft die Bettdecke zurück. Da lag sie. Sein neuer Traum. Zum wiederholten mal fragte er sich, ob sie nun zusammen waren, oder nicht. Sah in ihr zerknirschtes Gesicht. Ließ seinen Blick über ihren schlanken Körper

gleiten. Streichelte sanft ihre Haut und war glücklich. Mit einem zufriedenen Lächeln, räumte er die Spuren des vergangenen Abends weg.

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