Kapitel II, Ruhe
Mit voller Geschwindigkeit und ohne über die Risiken nachzudenken flog der weiß, blau lackierte Abfangjäger der Menschenallianz mitten durch ein komplettes Geschwader aus Piraten. Per Funk hörte man noch die letzten Schreie des Flügelmanns bevor der Funk abbrach und das Schiff des Kollegen von einer hellen Explosion verschluckt wurde. Trotz der Gefahr jeden Moment erwischt zu werden raste der Abfangjäger
unaufhaltsam weiter.
Dutzende von Piratenschiffen waren ihm auf den Fersen. Mit ihren schwarz lackierten Jägern setzten sie alles daran das Schiff der Allianz mit ihren grünen Lasern zu erwischen. Der Bordcomputer schlug Alarm. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Nur noch ein bisschen länger. Und Feuer!
Die Rakete zischte los. Vorbei an schier unendlich vielen feindlichen Jägern. Haarscharf passte sie in die Öffnung der Piratenbasis. Eine gewaltige Explosion zerfetzt die Asteroidenstation der Piraten und die Wucht der Explosion verschlang alles. Piratenschiffe versuchten zu fliehen, doch die
Explosion breitete sich zu schnell aus. Selbst der Jäger der Allianz mit seiner weißen Farbe und den Blauen streifen schien jeden Moment von der brennenden Wolke verschlungen zu werden.
„Herzlichen Glückwunsch! Sie haben Gewonnen!“, leuchtete eine grüne Anzeige über den virtuellen Cockpit des kleinen Piloten auf. Er nahm seinen Helm ab und im selben Moment erlosch das virtuelle Spiel um ihm herum. Aus dem Cockpit des Abfangjägers wurde plötzlich ein kleiner Raum.
Die langen bläulich gefärbten Haare des Piloten verteilten sich auf den Schultern der jungen Pilotin. Sie drehte sich auf
ihrem Schreibtischsessel, stand auf ging zwei Schritte und ließ sich auf ihr Bett fallen. Viel mehr war dann auch nicht mehr in diesem Zimmer. Ein kleiner, brauner Schreibtisch mit Sessel und Computer, ein Bett mit einer Decke, dessen Bezug mit einem Motiv des Weltraums bedruckt war und ein Kleiderkasten welcher jedoch nicht viel größer war als die Tür die direkt daneben war.
Miranda war 19 Jahre alt und lebte in Valian, der Hauptstadt des Planeten. Sie trug eine dunkelblaue Jeans die auf den Oberschenkel einige Risse hatte die hier und da von einigen Faden zusammen
gehalten wurden. Obwohl sie nur ein weißes Hemd trug war ihr ziemlich warm. Vermutlich lag das an der Aufregung wegen des Computerspiels. Diese virtuellen Welten welche mithilfe dieser Helme direkt in das Gehirn produziert wurden waren aus gutem Grund eine umstrittene Sache. Dem Gehirn wird dabei mit allen Sinnen vorgetäuscht tatsächlich in diesem Spiel zu sein. Ernsthaft verletzen konnte man sich jedoch nicht.
Sie atmete tief durch und starrte an die Decke des Raumes. Dort hatte sie ein Poster aufgehängt welches die Sternenkarte der Menschenallianz zeigt. Wie gern würde sie doch in den Cockpit
eines Raumschiffes steigen und die Sterne erkunden, doch sie war noch zu jung um Pilotin zu werden. Und obwohl die junge Dame nächstes Jahr endlich zwanzig Jahre alt werden würde, so ist es nicht sicher ob sie sich von ihrer Mutter trennen könnte. Sie war alles was von Ihrer Familie übrig geblieben war.
Ihr Vater und ihre beiden Brüder wurden alle in militärischen Einsätzen getötet. Ihre Mutter hasste es wenn sie von Raumschiffen redete und ihren Wunsch äußerte selbst Pilotin zu werden.
„Willst du wie dein Vater und deine Brüder enden?“, fragte sie immer mit zittriger Stimme.
„Aber ich will doch nicht kämpfen! Ich
möchte erforschen!“ argumentierte sie jedoch jedes mal. Letztendlich waren solche Unterhaltungen jedes mal gleich verlaufen. Ihre Mutter musste mit ansehen wie sich ihre letzte Tochter etwas in den Kopf setzte, was ihr überhaupt nicht gefiel und ihr Angst machte. Am Ende einer solchen Unterhaltung kam es meist dazu, dass einer der zwei mit verheulten Augen die Flucht ergriff und nach einer Weile wieder nach Hause kam um sich zu versöhnen.
„Miranda? Kommst du bitte mal kurz runter?“, schrie ihr ihre Mutter in diesem Moment zu. Neugierig sprang sie
vom Bett verließ ihr Zimmer und rannte die Treppe hinunter.
Nun stand sie in der Küche und sah ihre Mutter wie sie gerade etwas Gemüse zerkleinerte. Ein angenehmer Duft durchströmte diesen Raum.
Ihre Mutter war eine ausgezeichnete Köchin und probierte stets neue Rezepte aus. Einige davon selbst erfunden andere aus dem Netzwerk.
Auch heute schien sie etwas neues auszuprobieren. Die junge Dame ging einige Schritte auf ihre Mutter zu und fragte neugierig: „Was gibt es denn heute zu essen?“
„Das siehst du noch früh genug.“, antwortete ihre Mutter etwas tadelnd.
Diese Antwort bekam sie eigentlich jedes mal, doch Miranda konnte sich nicht abgewöhnen trotzdem immer wieder zu fragen.
„Du hast Besuch, Kleines.“, bemerkte ihre Mutter nun und deutete kurz in Richtung Wohnzimmer. Miranda zögerte nicht lange und öffnete bedenkenlos die Tür in den nächsten Raum. Auf dem altem Sofa welches ihre Familie nun schon besitzt seit ihr großer Bruder zur Welt kam saß ein junger Herr.
Sie erkannte ihn sofort. Es war Thomas, ein Arbeitskollege von ihr. Er ist immer sehr freundlich zu Miranda und hilft ihr überall wo er nur kann, doch seit einigen
Tagen hat Miranda das Gefühl er empfindet vielleicht etwas für sie und das gefiel ihr überhaupt nicht. Er war keineswegs unattraktiv, doch er war ihr einziger Freund und die Vorstellung mit ihm etwas anzufangen und dafür die Freundschaft zu riskieren gefiel ihr ganz und gar nicht.
Er sah zu ihr auf und grinste sie freundlich an. „Hey Thomas. Cool, dass du da bist.“, begann sie ihn zu begrüßen. Er stand sofort auf und umarmte sie. Eigentlich eine Umarmung unter Freunden, doch selbst dabei fühlte sich Miranda nun unwohl.
„Also was gibts?“, fragte sie hastig um nicht aufzufallen. Thomas holte sein
Handy aus seiner Hosentasche und zeigte ihr eine Anzeige aus dem Netzwerk. Neugierig betrachtete sie die holografische Anzeige welche einige Zentimeter über dem Display schwebte. Verblüfft riss sie die Augen auf und begann über das ganze Gesicht zu strahlen.
„Eine Ausstellung von echten Raumschiffen?“, fragte Miranda aufgeregt.
„Oh, nicht nur irgendwelche Schiffe“, besserte Thomas sie aus. „Jedes dieser Schiffe war bereits im Dienst. Das heißt einige der Schiffe weisen richtige Kampfschäden auf. Der Independence-Jäger zum Beispiel hier ist
durchlöchert wie ein Schweizer Käse...“, doch Mirande hörte ihrem Freund gar nicht mehr zu. Sie musste das unbedingt sehen.
„Wie viel kostet der Eintritt?“, unterbrach sie ihren Arbeitskollegen. Dieser grinste nur steckte sein Handy wieder ein und antwortete: „Ich hab dir bereits eine Eintrittskarte gekauft. Ich wusste ja, dass du dir das sicher nicht entgehen lassen willst.“ Miranda umarmte ihren Freund noch einmal ganz fest, diesmal jedoch ohne einen ungemütlichen Gedanken.
Wieder einmal war sie einfach nur froh diesen Jungen kennengelernt zu haben.
„Wann?“, fragte sie fast schon
kreischend vor Freude. Thomas sah sie zufrieden an und informierte sie sogleich: „Nach dem Essen können wir losfahren.“ Miranda stürmte ins Nebenzimmer zu ihrer Mutter und drängelte sich zu ihr an die Küche. „Zack, zack, Mama. Thomas und ich haben heute noch etwas wichtiges vor.“, hetzte sie ihre Mutter. Alle Anwesenden kicherten und Miranda half ihrer Mutter beim Kochen auch wenn sie von ihr trotzdem nicht erfuhr was es werden würde.