Falabella
Wir nehmen mal an, dass wir uns vor 55 Millionen Jahren durch das Dickicht eines urzeitlichen Urwalds in der Gegend des heutigen Deutschlands pirschen könnten.
Es ist sumpfig, feucht und unsere Gummistiefel schmatzen im Morast. Dann teilen wir ein paar blättrige Zweige und wenn wir unbemerkt geblieben sind, blicken wir auf Blätter mampfende Pferde. Wir könnten auf das Urpferd Hyracotherium blicken.
Sie stehen in einer Gruppe von vielleicht fünf bis sechs Tieren.
Süß sind sie, denn ihre Schulterhöhe beträgt nur 20 cm, sind also nur so groß wie ein Fuchs.
( wikipedia - Hyracroterium )
In den meisten Rekonstruktionen wird ein Tarnfell mit Punkten angenommen, aber das ist nicht gewiss.
Dieses Pferdchen hatte noch keine Hufe, sondern vier Zehen an den Vorderbeinen und
drei Zehen hinten. Verbreitet war dieses Tier in Europa, Asien und Nordamerika. Die Zahnrelikte lassen auf einen Blätterfresser schließen.
Wenn wir unser Szenario nochmals um 10 Millionen Jahre verschieben, dann landen wir ca. 40 Millionen Jahre vor unserer Zeit.
Da begegnen wir auf der Pirsch Mesohippus
Jetzt, so glauben die Wissenschaftler, sind wir auf der sicheren Seite, wenn wir annehmen, dass dies ein Vorfahr, der echte Urahn unserer heutigen Pferde ist.
Auch die Zahnstruktur hat sich verändert.
Deshalb kann es sich nun auch an einem mit Gras gedeckten Tisch erfreuen.
( wikipedia: Mesohippus )
Das Pferdchen hatte auch nur 60 cm Schulterhöhe. Da können wir uns die Größe eines Labradors vorstellen, aber natürlich weit zierlicher. Inzwischen hatte es nur noch drei Zehen, sowohl vorne, wie hinten und weitere
Verhornungen sind schon erkennbar.
Ca. 34 kg soll Mesohippus auf die Waage gebracht haben. Die Veränderungen sind auf das andere Klima zurückzuführen. Nun war die Umwelt eher Steppen gleich.
Auch in Nordamerika war es beheimatet.
Und ausgerechnet in Nordamerika ist es wieder ausgestorben.
Bei der neuzeitlichen Entdeckung Amerikas, weder unter Erik dem Wickinger um ca. 900, noch unter Columbus, gab es nämlich keine Pferde in Amerika.
Das Urpferd und deren Nachkommen überlebte in der Steppe des heutigen Russlands.
Ach, so werden sie sagen, wer pirscht schon vor 50 Mio. Jahren, oder vor 40 Mio. Jahren
durch die Gegend?
Ist ja auch interessant, dass es solche schnuckeligen Stofftierchen von kleinen Pferden gab, aber das war eben damals!
Weit gefehlt!
Es gibt heutzutage die sogenannten Mini-Pferde.
Es sind einfach gesagt richtige Pferde im Kleinformat.
Nehmen wir es genau, so wird unterschieden:
Es gibt mehrere unterschiedliche Rassen, die üblicherweise als „Miniaturpferd“ bezeichnet werden. Dazu gehören z.B. argentinisches Miniaturpferd (meist Falabella genannt), britisches Miniaturpferd, dänisches Miniaturpferd usw. Daneben gibt es auch die
Rasse des Amerikanischen Miniaturpferdes (American Miniature Horse). Dabei handelt es sich um eine Miniaturpferderasse, die ihre Anfänge bereits vor mehreren Jahrhunderten in Europa genommen hat, aber erst in den letzten Jahrzehnten systematisch in den USA aufgebaut und weitergezüchtet wurde. (Stockmaß unter 86 cm nach AMHA Standard gemessen am letzten Mähnenhaar des Widerristes).
Im Gegensatz zum American Miniature Horse kommen Falabellas aus Argentinien, also Südamerika. Von der Größe her sind beide Rassen vergleichbar. Das primäre Zuchtziel beim American Miniature Horse ist die Großpferdeproportion.
Bei Falabellas wird vor allem der Kleinwuchs präferiert.
Preislich muss mann mit 5000 € aufwärts für die Anschaffung rechnen. Sie können natürlich auch über 100.000 € in die Hand nehmen.
Bei einem Import aus den USA kommen noch erhebliche Kosten für Tierarztzeugnisse dazu, insbesondere Quarantäne, Flug und Zoll.
Ein Miniaturpferd ist kein Haustier. Genau wie seine großen Verwandten gehört ein Miniaturpferd nach draußen. Da Miniaturpferde eine sehr robuste Rasse sind, drängt sich Offenstallhaltung geradezu auf. Dabei lebt das Pferdchen auf einer Weide oder einem Paddock und hat dort einen Unterstand, in den es sich nachts oder bei schlechtem Wetter zurückziehen kann. Wichtig ist nur, dass das Pferd immer ausreichend Auslauf hat. Pferde sind Herdentiere, daher ist es nicht ratsam, ein Miniaturpferd alleine halten zu wollen. Sie fügen sich sehr schön in einen anderen Herdenverband ein
(z..B. Shetty oder andere Ponyrassen).
Lediglich die Haltung in Gesellschaft von Großpferden sollte man gründlich überdenken,
da der Größenunterschied zu einem Problem werden kann (z.B. bei Futterstreitereien o.ä.).
Das Erscheinungsbild des Miniaturpferdes könnte zu dem Vorurteil zu führen, dass es sich um "Porzellanpferdchen" handeln würde, die man am besten nur mit Samthandschuhen anfassen und unter dem Sauerstoffzelt halten sollte.
Das ist Unsinn.
Kleinpferde sind von Natur aus sehr robuste Pferde. Sie können durchaus das ganze Jahr über im Offenstall gehalten werden.
Bei Artgerechter Haltung werden sie bis zu
30 Jahre alt.
Die Amerikaner sagen, um auszudrücken, dass man von diesen niedlichen Freunden nicht mehr loskommt:
„They are like potatoe chips“ – Sie sind wie Kartoffelchips: Einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören!
Das südamerikanische Falabella ist dagegen kälteempfindlich und nicht so robust, dafür aber im allgemeinen ein ganzes Stückchen kleiner.
Die Entstehung und Herkunft liegt bei Miniaturpferden ziemlich im Dunkel.
Es soll sich ursprünglich um kleine Wildpferde gehandelt haben, die aus dem Grand Canyon stammen oder man habe sie lediglich von ihren großen Verwandten, den Vollblutarabern, klein gezüchtet. Ich glaube diesen Mythos nicht so ganz.
Erste Beweise für die Existenz von extrem kleinen Pferden entnehmen Wissenschaftler schon Höhlenmalereien, die auf das 8. Jh. v. Chr. datiert werden.
Die ersten geschriebenen Quellen über echte Miniaturpferde finden sich 1765 in Form zweier Zeitungsartikel, die im Gentlemen's Magazine in England erschienen. Sie beschreiben die Ankunft eines nur 76 cm großen Hengstes aus Bengal und einer nur 71 cm großen Stute aus Ostindien in England. Natürlich waren diese Tiere die Sensation schlechthin.
Minipferde wurden wohl früher als Spielgefährten der Königskinder der europäischen Königshäuser gehalten und
gezüchtet. Beweise finden sich dafür unter anderem in zwei Gemälden, die Historiker bisher finden konnten und die Kinder in königlichen Gewändern in Begleitung von sehr kleinen Pferden - nicht größer nämlich als der in einem Fall ebenso abgebildete Collie - zeigen. Diese Bilder werden auf das 19. Jahrhundert datiert.
Mit dem Verschwinden der überzüchteten Monarchie Allüren, starb die Rasse in Europa weitgehend aus und nur wenige Exemplare konnten in die Vereinigten Staaten von Amerika gerettet werden.
Sie dienten der Veredelung der Shetlandponyzucht.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren Miniaturpferde plötzlich wie verrückt nachgefragt, speziell Shetlandponys. Anlass war eine Gesetzesänderung in England. Kinder sollten ab 1847 nicht mehr im Kohlebergbau eingesetzt werden. Wer sollte also in den Stollen transportieren, schuften?Diese kleinen kräftigen Ponys stammen, wie der Name schon sagt, von den Shetland Inseln im Nordatlantik und zeichnen sich durch ihr langes, dichtes Fell, die kompakte Form und Robustheit aus, die ihnen überhaupt erst ein Leben im rauen Klima ihrer Heimat ermöglichten. Ursprünglich wurden diese Ponys nicht viel größer als 107 cm und obwohl heute beispielsweise in den USA eine Größe von bis zu 117 cm für diese Zucht erlaubt ist,
werden in dem seit 1891 bestehenden Zuchtbuch Großbritanniens bis heute nur solche mit einem Stockmaß von 107 cm und kleiner eingetragen.
Die Pferdezüchter fanden schnell heraus, dass sie für ein kleines Shetlandpony oder Miniaturpferd in den meisten Fällen einen wesentlich höheren Preis erzielen konnten, als für ein Großpferd und so entstand ein regelrechter Boom, der sich auch alsbald auf die USA ausweitete.
Seit der Gründung der American Miniature Horse Association 1978 hat die Rasse Amerikanisches Miniaturpferd stetig an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen – und das inzwischen auf der ganzen Welt. Zurück nach Deutschland kamen Miniaturpferde zum
ersten Mal im Jahre 1976 – damals wurden zwei Miniaturpferdehengste aus den USA nach Deutschland importiert, wo sie als Attraktion auf der Equitana in Essen auftraten. Danach geriet die Rasse hier aber leider für fast drei Jahrzehnte wieder in Vergessenheit.
Nun sind wir endlich bei den Falabellas angelangt.
Die Falabellas stammen ursprünglich aus Argentinien und gingen aus der Kreuzung zwischen Andalusiern, Shetland Ponys, Welsh Ponys, Vollblütern und Criollos hervor. Dabei wurde die Rasse konsequent klein gezüchtet, während die Großpferdeproportionen - in diesem Falle vergleichbar mit dem Quarter
Horse - beibehalten werden sollten. Falabellas werden durchschnittlich 75 cm groß und kommen in allen Farben vor. Benannt wurde die Zucht nach der Begründerfamilie bzw. dem Herausgeber des ersten Zuchtbuches 1940, Julio C. Falabella.
2002 entdeckte Conny Steinbrecher die damals in Deutschland noch seltenen Pferdchen für eine eigene Zucht.
Falabellas sind also die wirklich kleinsten Pferde auf der Welt.
Das Falabella wurde ausschließlich auf geringe Größe, nicht auf Farbe gezüchtet, sodass alle Farben zu finden sind, einschließlich Schecken und Tigerschecken.
Seltene Farben sind jedoch sehr beliebt, vor allem bei Ponys, die auf Schauen vorgestellt werden sollen. Begehrt sind vor allem Falabellas in den Appaloosa-Farben Schabrack-, Schneeflocken- und Marmorbunt. Mähne und Schweif sind dicht und buschig.
Die geringe Größe bringt vor allem Nachteile bei der Geburt mit sich. In den meisten Fällen muss die Geburt durch Kaiserschnitt erfolgen, weil schon das Neugeborene im Verhältnis zu Mutter relativ groß ist.
Der Rekordhalter ist „Einstein“.
Na gut, nicht ganz fair, weil er noch ein Fohlen ist. Er weist eine Eifelturmhöhe von 35 cm auf und ist ein Koloss von ganzen
3 Kilogramm.
(Einstein)
Allerdings war er schon bei seiner Geburt kuschelig klein, nämlich nur die 33 cm.
Bei der Geburt können nämlich diese Fohlen schon 40 cm – 50 cm groß sein, wie oben bereits erwähnt.
Das kleinste ausgewachsene Falabella Pferdchen heißt Thumbelina (aus St.Louis) und kommt auf gerade einmal 44 Zentimeter.
Und zum Abschluss noch ein Leckerli für meine Leser:
Falabellas sind erstaunlich gelehrig und so sind sie vor allem bei Schauen, bei Zirkusauftritten beliebt.
Aber wussten sie, dass Falabellas tatsächlich in den USA als Blindenpferd eingesetzt werden?
Sie sind sogar rechtlich in den USA mit einem Blindenhund gleichgesetzt!
Wer hätte das gedacht!