Liebe kann Irre Machen
Wieder einmal war es soweit. Die Nacht der Nächte, die im Reich der Geister, Hexen, und anderen seltsamen Wesen Samhain und in der menschlichen Welt Halloween genannt wird nahte wie jedes Jahr. Sabine war eigentlich eine ganz normale junge Frau Ende 40, und doch war sie ein bisschen anders als die anderen.
Sie hatte in ihrer Kindheit und ihrer Jugend immer gerne Hexen und Geistergeschichten gelesen. Als sie dann mit Ende 20 eine Frau kennenlernte die sich Shintessa nannte, und die von sich selbst sagte, dass sie eine Hexe sei, da war ihre Neugier erwacht. Ab diesem
Zeitpunkt verschlang sie sämtliche Geschichten und sämtliche Bücher in denen Hexen vorkamen, oder auch Sachbücher in denen es um Wicca geht. Die Menschen die sich Wicca verbunden fühlen nennen sich auch oft neue Hexen. Und wie bei jedem Glauben, und jeder Vereinigung, sei sie politischer, religiöser oder anderer Natur, so gab und gibt es auch unter den Wicca-Anhängerinnen einige, die in einem Convent zusammengeschlossen haben, und sich sehr streng an die Regeln ihres Convents halten. Auch wenn es bei den Menschen die dem Glauben der Wicca zugeneigt waren und sind nicht solche, teils sehr strengen, Dogmen wie in den christlichen Kirchen gab und gibt. Im Grunde konnte und kann jeder und jede sich
das herausziehen was sie oder er gut fand oder findet. Das wiederum fanden und finden dann nicht alle Wicca gut. Letztlich muss das jeder und jede für sich selbst entscheiden.
Sabine nannte sich selbst freifliegende Hexe. Sie war in keinem Convent, und eigentlich war sie auch mehr eine Wicca-Sympathisantin als eine echte Wicca. Eines jedoch ließ sie sich nicht nehmen.
Auch sie wusste dass die Tore zwischen den Welten sich an Halloween öffneten. Sabine hatte eine sehr gute Freundin, die schon vor sehr langer Zeit nach schwerer Krankheit gestorben war. Sabine und Susanne waren solange Susanne lebte unzertrennlich. Und wenn Sabine heute jemanden vermisste,
dann war es Susanne. Daher versuchte sie jedes Jahr in der Halloween Nacht Kontakt mit Susanne aufzunehmen. Die letzten 5 Jahre hatte es nicht geklappt, doch sie gab nicht auf. Vielleicht würde es ja dieses Jahr klappen. Für einen Kontakt mit ihrer Freundin Susanne hätte sie wahrlich alles getan.
Als es dann soweit war, und die Halloween-Nacht gekommen war, und die ganzen Kinder, die Süßigkeiten wollten, geklingelt hatten, setzte sich Sabine wie jedes Jahr an ihren riesengroßen Tisch, holte ihre Tarot Karten, zündete Weihrauchkerzen an, und legte New-Age Musik auf.
Normalerweise hörte sie keine New-Age Musik, sondern eher Country-Musik, oder hin
und wieder auch mal deutschen Schlager. Sie dachte allerdings, dass diese New-Age Musik vielleicht doch ein wenig passender wäre um Kontakt zu der anderen Welt, und damit vielleicht auch zu Susanne herzustellen.
Sabine wartete noch bis es draußen dämmerte, denn sie wusste dass es bei Dämmerung noch leichte war, als bei Tageslicht Kontakt zu der anderen Welt zu bekommen. Sobald es dämmerte versuchte sie es, doch irgendwie wollte es nicht klappen. Irgendetwas lenkte sie ab. Lag es daran dass sie heute Morgen fast einen Unfall gehabt hätte? Oder lag es n ihrem komischen Traum heute Nacht, bei dem sie von Susanne geträumt hatte? Sie wusste es
nicht, doch was sie wusste war, dass sich der Kontakt zur sogenannten anderen Welt niemals erzwingen ließ. Außerdem war es auch nicht ganz ungefährlich. Denn in dieser Nacht konnte nicht nur das gute durch das Tor auf die Erde kommen, das böse hatte es auch deutlich leichter als an anderen Tagen.
Zum Glück wusste sie sich davor zu schützen, doch sie wusste auch dass es davor keine 100%ige Sicherheit gab. Sie machte sich trotz der vorgerückten Stunde erst einmal einen Kaffee. Es klang seltsam, aber es war die Wahrheit: Kaffee wirkte entspannend auf Sabine. Sie war eben in vielem ein wenig anders als andere.
Als sie den Kaffee ausgetrunken hatte versuchte sie es noch einmal. Sie legte ihre Tarot-Karten in Form des keltischen Kreuzes und kaum dass sie die Karten gelegt hatte hörte sie einen leisen Windhauch und als sie auf die Uhr sah war es genau eine Minute nach Mitternacht. Wenn das mal nicht die perfekte Uhrzeit war um Kontakt zu der andren Welt herzustellen.
Da sie als Wicca-Sympathisantin gelernt hatte auch auf Feinheiten zu hören, vernahm sie nicht nur das Geräusch des Windes, sondern sie hörte im Wind auch eine leise flüsternde Stimme die da rief: Sabine, ich bin es,
Susi….Sabine, ich bin essss, Sssssusssssi…. Gerade die vielen S in diesem Satz hätten bei einem weniger sensiblen Menschen wahrscheinlich dazu geführt dass er diese Stimme nicht gehört hätte. Sabine dagegen hörte es und sie freute sich sehr, doch sie wusste auch dass sie es nicht übertreiben durfte ihre Freude zu zeigen. Die Wesen aus der anderen Welt sind weitaus sensibler als alle Menschen zusammen und so konnte ein einfacher Freudenschrei dazu führen dass die Tür von der anderen Seite verschlossen wurde. Oftmals sogar so sehr dass man sie nicht mehr öffnen konnte.
Das führte dann oftmals dazu dass die Menschen, die Kontakt zu einem Wesen der
anderen Welt hatten und es zuerst nicht fassen konnten weil sie eigentlich nicht daran glaubten, später dachten, dass sie sich alles nur eingebildet hätten. Doch so war es nicht. Sie hatten sich das nicht eingebildet. Lediglich ihre Freude oder auch ihr Schrecken über den gelungen Kontakt zu der anderen Welt war so intensiv gewesen, dass die Wesen der anderen Welt Angst bekommen und die Türe verschlossen. Da die Türe auch für einzelne Personen verschlossen werden konnte hatten die die sich mit ihrer Freude oder ihrem Schrecken zurückhalten konnten weiterhin die Möglichkeit Kontakt zur anderen Welt aufzunehmen. Und so ist es zu erklären warum es auf der menschlichen Seite der
Welt Menschen gibt, die an die andere Welt glauben und teilweise sogar Kontakt mit dieser aufnehmen konnten, während andere dies alles für Humbug und Aberglauben hielten.
Sabine wusste, dass es kein Aberglaube war, und sie wusste, dass die Stimme die sie da im Wind vernommen hate, auch wirklich zu ihrer früheren Freundin Susanne gehörte.
Susanne war sensibel genug den Kontakt aufrechterhalten zu können. So unterhielten die beiden sich sehr lange. Außenstehende hätten nur eine Frau im Kerzenlicht auf dem Boden sitzen gesehen. Mit Karten vor sich die Selbstgespräche führt, denn sichtbar waren die Wesen der anderen Welt normalerweise
nicht. Sie konnten sich zwar sichtbar machen, doch das kostete diese Wesen derartig viel Kraft, dass sie es normalerweise nicht taten. In den allermeisten Fällen war es ja auch nicht nötig. Die Menschen die andere Welt glaubten, die spürten sie auch ohne dass sie sichtbar waren, und bei den anderen war es eh egal. Diese würden wahrscheinlich nicht einmal dann an die andere Welt glauben wenn sie eines der Wesen leibhaftig vor sich sehen würden. Für was also Energie für etwas derartig unsinniges verschwenden?
Susanne hatte eine wichtige Nachricht für Sabine. Zuerst druckste sie ein wenig herum. Denn es war nicht einfach einer menschlichen Frau das zu sagen was sie ihr
zu sagen hatte.
Denn alles was Gefühle betraf war in der anderen Welt anders. Und wie sollte sie es Sabine beibringen, dass der König der Geister mit Namen Caspar sich in Sabine verliebt hatte. Denn auch wenn in dieser Nacht die Türen zwischen den Welten durchlässiger waren, so war es doch das ganze Jahr möglich von einer Welt in die andere zu schauen. Sowohl die Wesen aus der geistigen Welt konnten die Menschen beobachten, als auch umgekehrt, aber eben nur wenn man entsprechend sensibel für so etwas war.
Irgendwann hatte Susanne lange genug herumgedruckst und sie sagte: Sabine, der
König der Geister Caspar hat sich in Dich verliebt.
Da wusste Sabine zuerst nicht wie sie reagieren sollte, denn wie oft hatte sie schon versucht menschliche Partnerschaften einzugehen, doch spätestens wenn sie von ihrer Hexenliebe, und ihrer Wicca-Sympathie berichtete war bisher noch jeder Mann geflohen. Einerseits hatte sie durch diese Erlebnisse jetzt große Beziehungsangst, andererseits war es vielleicht eine Idee es einmal mit einem Wesen aus einer anderen Welt zu probieren.
Da fiel ihr ein, dass sie die Regeln über die Liebe zwischen den Welten gar nicht kannte, und so fragte sie ihre Freundin erst einmal ob
sie diesen Caspar denn dann nur einmal im Jahr sehen würde, oder wie in diesem Fall eine Partnerschaft funktionieren könnte.
Susanne erklärte ihr, dass Caspar sich nur einmal kurz sichtbar machen musste. Während er sichtbar war musste Sabine ihn küssen, daraufhin würde er zwar auf der Stelle wieder unsichtbar werden,
und er würde sich niemals mehr sichtbar machen können.
Er wäre aber für alle Ewigkeit an Sabine gebunden. Sie könnte ihn spüren, ihn fühlen, ihn streicheln, und was immer sie machen wollte. Das einzige was nicht gehen würde
wäre, ihn zu sehen, oder ihn zu fotografieren.
Sabine wusste erst nicht so recht ob sie sich darauf einlassen sollte, schließlich kannte sie diesen Caspar nicht. Susanne konnte natürlich Sabines Gedanken lesen, denn die Gedanken von Menschen zu lesen war in der anderen Welt eine der leichtesten Übungen, und so rief sie nach Caspar. Zum Glück hatte Caspar auch gerade Zeit. Er unterhielt sich sehr angeregt mit Sabine, und Sabine lachte, und fand Caspar sehr humorvoll. Schon bald hörte man Sabines Herz ganz laut schlagen. Ja, sie hatte sich tatsächlich in Caspar verliebt. Caspar spürte das sofort und erschien sogleich Sabine in ihrer Welt, denn so langsam dämmerte der Morgen und wenn
Sabine ihn nicht bis zum Sonnenaufgang geküsst hatte, dann würde er bis nächstes Jahr warten müssen, doch das wollte er auf keinen Fall. Dazu war seine Liebe zu Sabine viel zu groß.
Sabine war erstaunt was Caspar doch für eine Schönheit war. Gut, seine Kleidung konnte man jetzt wahrlich nicht mehr als modern bezeichnen. Aber Caspar hatte ihr erzählt dass er im Jahre 1717 gestorben war, und für die damalige Zeit sah er sehr schick aus. Auch sonst war er ein sehr adretter junger Mann und Sabine küsste ihn. Leider hatte sie dabei vergessen, dass Caspar umgehend nach dem Kuss wieder unsichtbar werden würde. Denn wenn sie daran gedacht
hätte, dann wäre es toll gewesen wenn sie ihn noch fotografiert hätte. Dann hatte sie wenigstens eine kleine Erinnerung in den Händen. Doch nun war es zu spät.
Caspar wurde unmittelbar nach dem Kuss unsichtbar. Die Sonne ging auf, das Tor zu der andren Welt verschloss sich, und Susanne war auch wieder verschwunden. Sabine war so müde von der durchgemachten Nacht dass sie dachte dass sie das alles bestimmt nur geträumt hatte. Daher lief sie leise: „Caspar“ „Caaaaspaaar“ und tatsächlich sie hörte ein „Ja?“ also konnte es kein Traum gewesen sein. Das war für beide eine ungewöhnliche Situation. Caspar war noch nie in einen Menschen
verliebt, und Sabine noch nie in ein Wesen aus der anderen Welt. Schon bald hatten sie sich aneinander gewöhnt und wurden glücklich. Bis sie eines Tages wieder unterwegs waren.
Sie waren beide in der Fußgängerzone einer Großstadt unterwegs und sie unterhielten sich. Für Außenstehende die Caspar weder sehen noch hören konnten sah es aus als würde Sabine Selbstgespräche führen. Sie waren gerne und oft in der Fußgängerzone dieser Großstadt unterwegs doch diesmal erschrak jemand aus der menschlichen Welt so sehr dass er einen Arzt rief.
Und als Sabine erklärte dass sie mit dem König der Geister Caspar zusammen war und
dieser neben ihr sitzt, da dauerte es nicht lange und sie wurde in eine Psychiatrie eingewiesen.
Zum Glück sah niemand Caspar, so dass dieser auch in der Psychiatrie bei ihr sein konnte. Nur die Menschen in der menschlichen Welt hielten Sabine für verrückt, dabei war sie einfach nur sensibler als andere und konnte Dinge sehen die andere Menschen nicht sehen konnten, weil sie es schon lange verlernt hatten dass es mehr gibt als das was sichtbar ist. Darum liebe Leser und Leserinnen, öffnet Eure Herzen, Eure Augen und Eure Ohren. Ich bin sicher, dann seht, hört und fühlt auch ihr
Dinge die ihr Euch bisher noch nicht einmal habt vorstellen können.
(c) JeanneDarc2014