Es haben sich in einem größeren Raum, irgendwo zwischen den Welten, zwei Blöcke mit illustren Gestalten der Hölle und des Himmels zusammengefunden. Zwischen diesen Blöcken steht Protokollführerin Athene. „Sehr geehrte Anwesende! Willkommen zur Sitzung über das diesjährige Haushaltsbudget. An euch alle wurde bereits die Tagesordnung verteilt. Die Seitensprecher sind Gott und Satan, wie immer bisher in den 8674 Treffen zuvor. Sollte irgendjemand gegen diese Einspruch erheben, dann ist hier jetzt Zeit
dafür.“ Die satanische Hand erhob sich. „Athene, hier steht dass du nicht nur Protokollantin bist sondern zudem Vertreterin der griechischen Götter. Das halten wir auf keinen Fall für möglich, du dürftest dann gar nicht unparteiisch sein. Überhaupt, wo ist Zeus?“ „Satan, jetzt bleib mal entspannt!“, rief Jesus von der anderen Seite. „Junge, bitte! Du bist keine 33 mehr“, tadelte seine Mutter. Athene blickte ruhig in die Runde. „Mein Vater ist...geschäftlich unterwegs...", wobei ihre sichere Art jetzt in Verschämtheit umschlug. "Bestimmt auf dem Golfplatz, einlochen!"
Satan klatschte mit Charlie Harper ab. Dann fing sie sich wieder. "Trotz deines kindischen Zwischenrufes ein nicht unberechtigter Einwand. Die Statuten sind nicht eindeutig, aber wir haben ja eine Expertin. Justizia! Komm bitte mal rüber.“
Von einem Blindenhund geführt trat die Genannte zwischen die beiden Blöcke.
„Hallo zusammen! Ja, ich hab jetzt einen Blindenhund. Er heißt Rex. Ja, ein ganz Braver bist du“, meinte sie zum Hund gewandt und graulte ihn hinter den Ohren. „Ich spüre dass ihr mich alle doof anglotzt, aber wisst ihr wer zwei Daumen hat und darauf
scheißt?!“ „Justizia, bitte! Beantworte unsere Frage!“, mahnte sie Athene im strengen Ton. „Also gut. Der Einwand ist ja nicht weit hergeholt. Allerdings sollten wir uns einmal klar machen, was denn ein Protokollant überhaupt tut. Leitung und Aufzeichnung, mehr nicht. Athene fällt in dieser Position keine Entscheidungen, das machen allein die Parteien, sie kann Vorschläge unterbreiten aber auf die müssen sich ja dann beide Seiten einigen. Dass sie also Vertreterin auf der einen Seite ist und zugleich Protokollführerin ist mit Sinn und Zweck der Statuten noch
vereinbar.“ Auf der Höllenseite gab es kurz Gemurmel unter den Juristen, welche sich eilig Notizen für ihre Kommentare machten, dann blickte alles wieder zur Protokollführerin hinüber. „Dann soll die Höllenseite ihre Einwände gegen den Budgetentwurf vorbringen. Ich bitte alle, dass Ruhe herrscht und jeder bitte einzeln spricht.“ „Als das Monster von Dr. Frankenstein und Vertreter aller Monster, die man aus menschlichen Teilen zusammengeschustert hat u.ä. bin ich dafür, dass der Posten für Transportmittel aufgestockt wird. Menschen erschrecken ist wirklich ein
Knochenjob und dann immer nur zu Fuß gehen, nein, das kann heutzutage nicht mehr zumutbar sein! Wir wollen endlich, dass man Sondertickets für den ÖPNV endlich auch uns zugesteht.“ „Ich glaube es gibt darüber hinaus eine besonders schwere Anklage gegen die da drüben!“, hob Dracula an und zeigte mit dürrem Finger auf seine Kontrahenten. „Sag mal hast du Bräunungscreme drauf?“, fragte Justizia kichernd, die ein wenig ihre Augenbinde erhoben hatte. Athene mahnte sie zur Ruhe. „Ja und ich schäme mich dessen nicht! Aber kommen wir zur Sache zurück. Ihr verringert seit Jahren das Budget der
Musen! Die können ja gar nicht mehr zu unseren Gunsten intervenieren und Ängste vor uns in die Träume der Menschen pflanzen. Dadurch werden wir immer weniger gefürchtet. Die Leute haben plötzlich nur noch vor Sachen Angst, die sie wirklich erleben, wie vor Arbeitslosigkeit, Globalisierung oder dass konservative muslimische Kreise irgendwann denen die Nackedeis auf dem Playboy verbieten. Seht mich an! Man hatte mal Angst vor mir! Und heute? Da haben sie glitzernde Vampire, die enthaltsam sind und sich mit eingeölten Werwölfen um ein blasses Weib prügeln.“ „Ja, Team Jacob!“, rief der Werwolf aus
den Höllenreihen. „Das ist kein Zustand“, beendete der Graf und nippte wieder an seiner Bloody Mary. „Noch schlimmer als den Grafen trifft es mich!“, hob die Mumie an. „Ihm huldigt man ja wenigstens noch ein wenig. Ich bin heute nur noch ein Kostüm für Halloween. Angst hat man vor mir nicht. Ich wurde mit Ölen gesalbt, meine Organe fein säuberlich entfernt…“ „Dein Hirn auch?!“, rief Bacchus von der anderen Seite. „Ruhe bitte!“, ging ihn Athene scharf an. „War kein anderer römischer Gott in der Lage hierher zu kommen?“
„Hab beim Streichholzziehen verloren“, gab der Weinumrankte kleinlaut zu. Mit einem Fingerzeig gab sie der Mumie das Zeichen weitersprechen zu dürfen. „Ja, ich bin jedenfalls wie ein König behandelt worden aber jetzt, da werfen die Gören Toilettenpapier nach mir, ekelhaftes, zweilagiges Klopapier! Das kratzt so sehr wie Sandpapier, egal ob man es weich nennt oder nicht“, weinend ließ sich die Mumie an die Brust von Kleopatra sinken. „Pssst. Kleo hat ihren Mumienmann lieb. Aber bitte nicht auf das Armanikleid tropfen, ja? Sonst bildet sich da ein Salzabdruck und dann muss ich mich
erst wieder umziehen.“ Jetzt erhob sich Satan. „Und die größte Schweinerei war ja als ihr da oben den Künstlerhimmel eröffnet habt in den jeder Künstler reinkommt, der in seiner Zeit oder später Weltgeltung erreicht. Sogar Beckett ist jetzt im Himmel. Genau der, der coole Typ, der jeden Tag mindestens drei Stangen Zigaretten, zwei Flaschen Whiskey und eine Prostituierte verbraucht hat. Seitdem leidet die Hölle einfach unter einem Imageproblem. Ich kann fast nicht mehr mit solchen Partytieren aufwarten, es will ja keiner mehr zum Barbecue freiwillig vorbeikommen! Deshalb fordern wir die
Einführung der 40 Stunden Woche in der Hölle bei voller Gehaltsbeibehaltung, die Erhöhung des Musen- sowie des Verkehrsbudgets!“ Athene wartete den Applaus des Höllenblocks ab, als Satan zur Bekräftigung ein Solo auf seiner E Gitarre spielte. „Du bekommst später Jimmy Page, aber auch den steck ich in den Sack!“, rief er und ließ einen Powerchord dröhnen, wie man ihn selten zuvor hörte. „Sind wir jetzt fertig?“, fragte Athene leicht genervt. „Dann, was hat der Himmel zu erwidern?“ „Wir können euch bei den Musen ein Zugeständnis machen allerdings nicht in
der geforderten Höhe. Es kann nicht angehen, dass wir so viel Geld zum Fenster rauswerfen, damit kurzfristig die Menschen wieder Ängste haben, wie vor 150 Jahren. Das ist reine Augenwischerei, denn die wirklichen Ängste, die können wir nicht verdrängen“, mahnte Gott mit ehrfurchterbietender Stimme. „Und wenn ihr euch mal etwas anstrengt?!“, rief Dracula wütend. „Ich will endlich keine weichgespülte Witzfigur mehr sein, ich will endlich wieder eine größere Zielgruppe haben, die mich als das sieht, was ich wirklich bin.“ „Ruhe bitte!“, gemahnte
Athene. „Ihr seid doch immer noch präsent, also als eine Art Metapher. Dracula für einen menschenverachtenden Kapitalismus beispielsweise, also haben die irgendwie auch vor euch Angst, wenn sie diese neuen Ängste haben. Ich bin ja auch eine Metapher für…äh…“ „Joseph, halt doch einfach deine Klappe!“, raunzte ihn Maria an. „Hast du wieder deine Tage?!“ „Nicht vor dem Jungen!!“ „Er ist über 2000 Jahre alt, der wird schon damit zurecht kommen, dass seine Eltern, ach ja, ich bin ja gar nicht sein Vater, mal streiten.“ „Wehe du gehst dann zu deinen Kumpels
in diese Kneipe in Judäa“, drohte Maria, doch beide verstummten unter dem strengen Blicken von Athene. „Ich notiere mir, dass man sich hier sicherlich wird irgendwie auf eine gewisse Höhe wird einigen können. Bitte, der Himmel weiterhin.“ „Das mit dem ÖPNV finden wir zwar irgendwie lustig, aber nicht wirklich bedenkenswert.“ „Hey! Die Apokalyptischen Reiter haben auch Harleys bekommen. Da gab es nun wirklich keine großen Einwände seinerzeit!“, rief Satan dazwischen. „Sollen wir etwa auf Schwalben fahren? Und bei Hephaistos bekommen wir alle Reparaturen zum Freundschaftspreis“,
gemahnte Tod und setzte sich seine Sonnenbrille auf. „Meinetwegen, dann lasst das eben. Wenigstens mal Tickets für eine Kreuzfahrt im Jahr, auf der man Leute beim Kapitän Dinner erschrecken kann. „Auf der AIDA, dann passt das“, warf Gott ein. „Geizkragen, wollte eigentlich Queen Mary II, aber ist ein Kompromiss.“ Athene machte zufrieden eine Notiz. „Einigung zu diesem Punkt bereits erzielt. Und jetzt nochmals der Himmel.“ Jesus sprang auf. „Jetzt mal ohne Witz; das mit der 40 Stunden Woche meint ihr nicht wirklich ernst? Wir arbeiten auch rund um die
Uhr, Gottes Sohn zu sein…“ „Zumindest für Einige“, warf ein Rabbiner ein. „…auch das ist ein fulltime Job. Aber was macht ihr? Nach 8 Stunden am Tage einfach die Folterinstrumente an den Nagel hängen und dann Tee trinken, oder was? Und das Fegefeuer, stellt ihr das auch aus?“ „Der junge Bursche sollte mal ein Praktikum bei uns machen“, erwiderte Satan vollkommen gelassen. „Das Fegefeuer wird über ein Zentralsystem gesteuert, das wir im Schichtsystem überwachen und Schichtbetrieb ist hier auch möglich. Aber wir wollen kürzere Arbeitszeiten, einfach, weil wir uns
langweilen da unten seitdem die ganzen Künstler weg sind. Und deshalb fordern wir, dass wir da auch nicht immer so ewig lange arbeiten müssen.“ „Aber bei gleichem Gehalt wird der 2000te ausgeglichene Haushalt seit Menschengedenken gefährdet.“ „Oppenheimer! Banken arbeiten für die Hölle, oder? Ich habe euch Zinsen und Zinseszins geschenkt, egal was die da drüben immer gesagt haben. Also reitet mich jetzt nicht in irgendwelchen Schlamassel rein, Ihr mit eurem Zahlenfetisch.“ „Entweder ihr bleibt bei dem jetzigen Stundensatz oder ihr bekommt weniger bei 40“, warf Gott in die
Runde. Auf Höllenseite gab es einen regen Austausch. „Ich weiß nicht, wie weit können wir von unserer Position abweichen?“ „Ich weiche keinen Millimeter!“ „Wisst ihr eigentlich, wie teuer diese Statement Ketten sind, die ich immer trage? Die sind einer Königin wahrlich würdig. Aber dann will ich auch weiter volles Gehalt.“ „Kleo hat recht, wir werden doch wegen deren Geiz nicht zurückstecken, außerdem ist das eine Sünde, also eigentlich sollten wir davon mehr verstehen.“ „Herrschaften, ich schlage vor, sie
nehmen eine gewisse Umverteilung einer ihrer Posten vor um eure Gahaltsforderungen aufrecht zu erhalten. Ich schlage vor, die geben deren Himmelsorchester einfach weniger aber verlangen dafür jetzt Eintritt. Das refinanziert eure Forderung auf jeden Fall.“ „Guter Vorschlag, Oppenheimer!“ Satan wandte sich dem Himmel zu. „Wir machen es so, wie Oppenheimer vorschlägt. Weniger für euer Orchester, aber ihr verlangt da jetzt Eintritt.“ „Kunst muss frei bleiben!“, rief Athene entrüstet. „Wenn ich DAAAS schön hörrre, diese Sozialudobistin!“, eiferte Franz Joseph
Strauß von hinten aus der Höllenecke. „So ein kleiner Obolus macht die Himmelsbewohner schon nicht arm. Wobei wir wahrscheinlich Rekordeinnahmen haben werden, wenn die Stones endlich zusammen sind.“ „Aber das kann noch sehr lange dauern“, warf Tod ein und ließ seine Harley schnurren. „Ich liebe dieses Geräusch. Ich bin viel cooler als dieser Ghostrider.“ „Gut, dann fasse ich mal zusammen. Beim ÖPNV für Monster wurde schon eine endgültige Einigung erzielt und bei Gehaltshöhe für Höllenmitarbeiter sowie dem Musenbudget geht es nur noch um die Höhe. Kann man so
schließen?“
Beide Parteivertreter nickten.
„Dann schließe ich die heutige Sitzung offiziell. Die letzten Details klären jetzt die beiden Vertreter noch, dann erhalten morgen alle das Protokoll sowie alle Ergebnisse. Schön das ihr euch alle habt einfinden können.“
Alle Parteien stoben auseinander
RogerWright Zumindest steht sie besonders eindrucksvoll über und im Gebäude des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) zu Leipzig, dem ehemaligen Sitz des Reichsgerichts (RG). Sehr empfehlenswert da mal eine Führung durch zu machen, insbesondere der große Sitzungssaal ist beeindruckend. Also kann ich meine Herkunft aus sächsischen Landen doch nicht verstecken ;-D Und die GEMA ist sowieso nur Dreck in Deutschland. Das gibt es nirgendwo anders, aber die armen Künstler werden arm wenn die ihre paar Cents aus Deutschland nicht erhalten. |