Beschreibung
Kommentar über die Kluft zwischen Pflegediensten, Patiebnten, Versorgung...
Gut, dass hinter der Abkürzung AWO die Arbeiterwohlfahrt steht, sollte noch allgemein bekannt sein. Und DRK (Deutsches Rotes Kreuz) kennt man sicher auch. Doch APD heißt nicht „Arbeiter Partei Deutschland“, sondern hat die Bedeutung „Alten-Pflege-Dienst“. BPS ist ein privater Pflegeservice, der nur in einem Stadtteil vertreten ist. So etwas gibt es heute schon in den kleinsten Städten und Dörfern.
Ist das aber gut oder schlecht?
Für die Senioren bedeutet es nämlich eine Flut an Pflegediensten, die allesamt etwa ein und dasselbe Angebot unterbreiten und auch in puncto Kosten kaum voneinander abweichen.
Wie steht es denn um die Qualität?
Schwer zu sagen, denn alle Institutionen müssen examinierte Pflegekräfte stellen. Unqualifizierte Kräfte dürfen nur Teilaufgaben machen. Und Weiterbildungen werden überall angeboten, das Pflegepersonal kann immer freiwillig entscheiden, daran teilzunehmen oder nicht. Deshalb bleiben alle Dienste etwa auf demselben Level.
Das macht dann die Sondierung zu einer Lebensaufgabe. Daher richten sich die meisten Leute an einen Pflegeservice, mit dem sie bereits irgendwann schon einmal durch Nachbarn oder Pflegebedürftige Familienangehörige in Kontakt gekommen sind.
Kennt man kein einziges der Unternehmen etwas besser, sollte man sich entsprechend bei ihnen Erkundigungen einholen.
Wer angst vor „Schwarzen Schafen“ hat, sollte bei der Krankenkasse nachfragen, denn die stehen tagtäglich zu vielen Wohlfahrtsverbänden und Pflege-Dienstleistungsunternehmen in Kontakt.
Während meiner Zeit als Zivi bei der Caritas musste ich feststellen, dass die ältesten Patienten meist gar keine Pflege benötigten, sondern nur das tägliche Mittagessen bekamen. Schlimmer dran waren oft Patienten, die noch nicht einmal siebzig Jahre alt waren. Dies hinterließ einen bleibenden Eindruck bei mir. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass eine Neunzig-jährige Dame, oder ein ebenso alter Herr - halb bis dreiviertel Blind und mit schlechtem Gehör - noch selbstständig sind im Bezug auf das tägliche waschen und ankleiden, teilweise sogar noch selbst den Haushalt zu machen. Und es war nicht nur der Stolz, der sie ihre Selbstständigkeit behalten lies, sondern auch der Wille, nicht nichts tuend herum sitzen zu müssen.
Dennoch - niemand darf sich schämen, wenn er Hilfe hinzuziehen möchte. Es ist nichts verwerfliches dabei, sich auf irgendwelcher Art im täglichen Leben unter die Arme greifen zu lassen. Meine Beschreibung oben sollte nur das Vorurteil widerlegen, es wären nur alte Menschen, die Pflege benötigten, und dadurch oft der Gedanke in vielen aufkeimt, der Nachbar sei vielleicht ein vereinsamter Querulant. Vielen ist es mehr als unangenehm, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Man wird von einer (anfangs) fremden Person gewaschen, ist nackt und scheinbar ohne Würde. Wie denkt die Schwester jetzt gerade über mich, und über was reden sie wohl, wenn sie später alle zusammen sitzen?
Solche Gedanken haben viele Pflegebedürftige Menschen. Nachvollziehbar, denn wer möchte schon seine Selbstständigkeit aufgeben und jemand unbekanntes an seinen Körper lassen. Doch wenn es unumgänglich ist, will man dem Pflegenden Personal auch vertrauen, dass man als normaler Mensch behandelt wird und nicht wie eine schwache, wehrlose Person. Und man will auch nicht nur eine Nummer, ein Name auf einer großen Liste von Patienten sein.
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Da ist der Haken. Durch die riesige Konkurrenz, die untereinander gewachsen ist, muss man die Patienten zufrieden stellen. Das läuft sehr oft darauf hinaus, dass man zwar pünktlich vor der Tür steht, um dies bewältigen zu können, aber wieder Zeit bei der eigentlichen Pflege einsparen muss. Denn alle Institutionen haben zu wenige Fachkräfte. Werden zusätzliche Kräfte eingestellt, fallen Mehrkosten an, einschließlich neuer Dienstfahrzeuge. Das bringt auf die Bilanz wieder rote Zahlen. Sparmaßnahmen müssen folgen. Mehr Patienten für die übrigen Schwestern. Die Zeit ist also knapp bemessen, die für jede Person einkalkuliert wird. Die Behandlungspflege verkürzt sich auf das Nötigste und für diejenigen Senioren, die gern viel plaudern, bleibt weniger Zeit zum unterhalten.
Man darf den Schwestern hier keine Schuld geben, dass sie die Gründlichkeit bei einigen Patienten manchmal nicht vergessen lassen müssen. Denn sie stehen stets unter Strom, weil sie sich an ihre Zeiten auf dem Tourenplan halten müssen. Schuldig sind die verantwortlichen Personen aus den oberen Etagen. Selbst die Stationsleiter/-innen haben da wenig Handlungsspielraum. Denn der Etat muss eingehalten werden. Gehen die Kosten darüber hinaus, müssen im nächsten Jahr Einsparungen gemacht werden. Bleibt man dieses Jahr hingegen sparsam, so kann man im nächsten Jahr mit mehr Geld kalkulieren. Deshalb müssen auch die Verantwortlichen für das Personal den vorgegebenen Kurs mitfahren, ganz gleich welche Intention sie auch damit verbinden.
Fakt ist, die Bedürftigen Menschen werden sich damit abfinden müssen, dass es nicht unbedingt eine für sie maßgeschneiderte Pflege geben kann. Es gibt zu viele Menschen, die Hilfe benötigen und einfach zu wenig Zeit für die Unternehmen, um dem nachzukommen, denn Mobile Pflegedienste gibt es mehr als genug.
Mobilität an sich bedeutet Beweglichkeit, dem Gegenteil von Immobilität. Die Frage ist nur, ob der Andrang an mobilen Pflegeinstitutionen tatsächlich etwas bewegen kann, mal abgesehen von den Zahlen der eigenen Bilanzen.