An das Leben
Ich genieße das Leben: scheint die Sonne, leuchten meine Augen, ich strecke mein Gesicht in Richtung Feuerball und genieße das warme Kribbeln auf der Haut.
Prasselt jedoch der Regen an das Fenster, betrachte ich die Tropfen - ich fotografiere sie ab mit meinen Augen oder dem Apparat. Ich beobachte sie dabei, wie sie die Scheibe runter rinnen, sich vereinigen und ein Ganzes bilden und sich wieder trennen.
Zieht ein Sturm auf, genieße ich die Ruhe vor dem (eigentlichen) Sturm. Ich atme ein, sauge die Luft die mich umgibt
tief in meine Lungen und rieche die Nuancen die der Wind herbeiweht. Mal ist es die feuchte Luft die ich wahrnehme, oder der Blumenduft, manchmal gar die Abgase der Autos. Ich strecke die Arme aus und spüre wie die Kleidung meinen Körper umspielt. Sehe ich den Blitz so warte ich auf das Donnergrollen und spüre eine Glückseligkeit.
Im Winter kann ich den ersten Schnee kaum erwarten.Begebe ich mich in die eisige Kälte so lausche ich dem Knirschen meiner Schuhe im Schnee. Ich fange eine Schneeflocke ein und betrachte sie erwartungsvoll ehe meine warme Haut ihre Erscheinung
verschwimmen lässt. Die Form ist immer die gleiche, ich zähle gewöhnlich 6 Zacken. Doch eigentlich ist die Schneeflocke vielfältig – ihre Form ist variabel, ähnlich wie die Formen in einem Kaleidoskop.
Aber manchmal da kommt auch die Dunkelheit. Nicht die gewöhnliche Dunkelheit der Nacht mit ihrer Stille und der Abwesenheit von Sonnenstrahlen. Sondern eine Dunkelheit - angeschlichen auf leisen Füßen. Sie kommt. Ist da. Sie hüllt mich ein. Die Schönheit der einfachen Dinge scheint gänzlich verschwunden. Das Leben erscheint unerträglich grau, einsam und traurig. Die Lebensgeister reisen aus und kehren
nach unbestimmter Zeit zurück...
Doch nun zur Quintessenz der Geschichte: So geht die Sonne streng mit der Zeit, ist doch meine innere Dunkelheit von Zeit befreit. Ist der Tag auch noch so schön, muss ich dieser Dunkelheit frön’.
© Nevertheless 2015