Titel
Ich war eine kleine Berühmtheit. Zwar wurde ich nicht von Fans umlagert, aber jeder kannte mich und meinen Rattenschwanz. Eines Tages kam ein kleiner Mann auf mich zu. Er lief ziemlich gekrümmt. Mir kam er ein wenig ängstlich vor. Deshalb dachte ich, das er wollte, das ich ihm ein paar Typen vom Hals hielt. Doch da lag ich voll daneben.
Wir gingen in eine schlecht besuchte Schenke. Dort setzen wir uns in die äußerste Ecke. Nachdem die Wirtin uns unser Bier gebracht hatte, fing er an zu
erzählen:
„Es war ein Morgen, wie jeder andere. Am Tag zuvor hatte meine Frau unsere Betten frisch überzogen. Das Bettzeug hatte sie von ihrer Tante bekommen, bei der sie an jenem Tag gewesen war. Es roch ganz gut und ich konnte sehr gut schlafen. Ich wachte auch ziemlich erholt auf. Nur irgendetwas hatte mich gepikt. Voll in meine Backen. Es juckte. Daher legte ich mir ein Kühlakku unter die Sitzfläche, während ich meinen Morgenkaffee trank. Zu meiner Überraschung, verschwand der Juckreiz und blieb auch weg.
Am Tag darauf, hatte ich den Juckreiz schon wieder vergessen. Ich spulte das
ganze Morgenritual runter. Auf dem Weg zur Arbeit aber...“
Er hielt inne. Schien zu überlegen, ob er mir wirklich den Rest der Geschichte erzählen sollte. Den wahren Grund, warum er mich angesprochen hatte.
Mir fiel auf, das er nicht ganz normal aussah. Er sah schon aus, wie ein Mensch. Aber irgendetwas an ihm war anders. Nicht nur seine Haltung.
„Ich stand an der Straßenecke. Wollte über die Straße gehen. Plötzlich kam ein Vollidiot um die Kurve. Der hatte mindestens hundert Sachen drauf. Erschrocken sprang ich zurück...Ich sah auf die Straße runter. Verwirrt saß ich auf dem Dach eines Hauses und fragte
mich, wie ich hinaufgekommen war. Wieso ich keine angst hatte. Denn eigentlich habe ich extreme Höhenangst. Im nächsten Augenblick landete ich sanft und sicher auf dem Fußweg. Zuerst dachte ich, das ich mir das alles nur eingebildet hatte. Als ich sicher war, das mich keiner beobachtete, sprang ich hoch in die Luft. Sehr hoch. Ich berührte fast die Wolken. Da war ich mir sicher, das ich nicht geträumt hatte. Mir fiel auch wieder der Juckreiz ein. Mich musste ein Floh gebissen haben. Das würde erklären, warum ich auf einmal so hoch springen kann, keine Höhenangst mehr habe und auch meine Haltung. Naja, und diese Extremitäten. Wie es
aussieht, bin ich eine Mischung aus Floh und Mensch. So, wie du halb Ratte und halb Mensch bist. Deswegen kam ich auch zu dir. Ich dachte, dir kann ich es erzählen und du könntest mir helfen, es meiner Frau zu erklären. Sie ist alles, was ich habe. Es wäre für mich schrecklich, sie zu verlieren.“
Natürlich half ich meinem neuen Freund Floh. Nicht nur, weil ich von nun an nicht mehr der Einzige war, der halb Mensch und halb Tier war. Auch tat er mir leid. Außerdem lag es in meiner Natur, anderen zu helfen.
Seine Frau war sehr verständlich. Ich erläuterte ihr seinen Zustand. Zuerst wollte sie es nicht glauben. Sah dann
aber ein, das er sich verändert hatte. Im nächsten Augenblick wollte sie, das er zum Arzt ging. Aber gleich darauf verwarf sie den Gedanken wieder. Was konnten die Ärzte schon tun.
Ich konnte sehen, das sie nicht des Geldes wegen geheiratet hatten. Es war nicht leicht für sie, zu akzeptieren, das sich ihr Mann seltsam verändert hatte. Dennoch war es für sie kein Grund ihn zu verlassen. Schließlich war er immer noch der selbe liebenswerte Mann, in den sie sich vor Jahrzehnten verliebt hatte. - Ihre Worte.