Kapitel 1: Lucy's Sicht
» Ich stand an der Kante. Der Wind zerzauste meine Haare. Ich schaute auf die Stadt herab, sie war diese Nacht sehr belebt und die Lichter funkelten. Ein Schritt weiter und ich würde 64 Stockwerke in die Tiefe stürzen. Ich steckte meinen Fuß nach vorne, doch ich zögerte. ~ Soll ich es tun? Soll ich all dem hier ein Ende setzen? ~ Ich tat es, ich setzte mein Fuß ins Leere und raste dem Asphalt entgegen. Ich hatte keine Angst, ich wusste, dass die Schmerzen jetzt ein Ende haben, es fühlte sich wie Fliegen an. Das letzte was ich wahrnahm war das laute knacken meines
Genicks.«
Der Wecker riss mich aus dem Schlaf. Ich fuhr hoch und atmete schnell. Tränen liefen mir übers Gesicht. ~ Warum musste ich aufwachen?! Warum konnte dieser Traum nicht Wirklichkeit sein?! ~ Mühsam richtete ich mich auf und ging ins Bad. Ich betrachte mich lange und erkannte dieses Mädchen im Spiegel nicht mehr. Ihre Haut war blass, ihre Augen leer, ihre Arme waren mit roten Striemen übersäht. "Lucy! Beeil dich du kommst zu spät zur Schule!", hallte die Stimme meiner Mutter durch die Wohnung. Ich machte mich fertig, verdeckte meine Wunden, griff nach meiner Tasche und lief die Treppe
hinunter. "Morgen Lucy! Hast du gut geschlafen?", sagte meine Mum fröhlich. Ohne ein Wort zu sagen und ohne sie auch nur anzusehen ging ich an ihr vorbei und zur Tür hinaus.
Da war sie. Lucy. Sie war verändert, abwesend, nicht mehr das Mädchen in das ich mich verliebt hatte. Ihr Kleid zierte ihr müdes Skelett. Ich wollte mit ihr sprechen, ich wollte wissen was mit ihr los war. Sie schaute zu mir rüber, jetzt wurde mir klar, dass ich sie anstarrte. Verlegen lächelte ich sie an, doch sie schaute sofort weg. "Also die nächsten Stunden werdet ihr an einem Projekt arbeiten. Die Note dieses Projektes wird 30 Prozent eurer Abschlussnote ausmachen also gebt euch Mühe!", verkündete Herr Baxtor. "Ich werde euch nun jeweils einen Partner zuteilen. Jamie, du arbeitest mit Nadine.
Euer Thema wird Kinderarbeit in Asien sein. Jack, du arbeitest zusammen mit Janina. Ihr übernehmt häusliche Gewalt in Deutschland. Riley, du arbeitest mit Lucy. Euer Thema wird die Kinder-Vermisstenrate hier in New York." Ich schaute meinen besten Freund Jack an und grinste.
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