Als Vegetarierin betrete ich selten eine Metzgerei. Heute war selten. Der Grund: Sohn, Schwiegertochter uns auch Tochter haben sich heute zum Essen angemeldet. Mein Ehegatte wird sich freuen, muss er doch oft genug einsam und allein sein Steak in das heiße Bratfett legen.
Ich warte also bis ich an die Reihe komme und bitte um ein Kilogramm Rindergulasch.
Irgendwie sieht man sofort, dass hier Profis zu Werke sind. Die nette Metzgereiverkäuferin, ich vermute es ist die Chefin, greift ohne zu überlegen zu einem großen Stück Rindfleisch, das in einem Glasschrank hinter der Theke hängt. Da gibt es kein Überlegen,
zumindest ist es für mich nicht ersichtlich. Das scharfe Messer in ihrer bestimmenden Hand schneidet zielstrebig ohne abzusetzen ein großes Stück ab, ungefähr zwei Zentimeter dick. Diese Frau arbeitet, so erscheint es mir, sehr bewusst, achtsam, lässt sich von nichts und niemanden ablenken, spricht auch nicht mit mir. Alle Sehnen, Fettstückchen, alles was dem angestrebte Format von ca. zwei Zentimeter Breite, Höhe, Dicke im Wege steht wird abgeschnitten. Die geschnitten Fleischstückchen liegen, gleich einem Kunstwerk, auf dem Brettchen neben dem Schneidbrett. Diese Frau versteht ihr Handwerk, das ist offensichtlich.
Sie füllt die Fleischwürfel in eine Plastiktüte und wiegt sie. ...1020 g....wow.
Bin ganz ehrfürchtig und erblicke, den kleinen Rest des abgeschnitten noch nicht gewürfelten Fleisches. Ich beschließe in sekundenschnelle diese Meisterin ihres Handwerks zu bitten das restliche Fleisch doch auch noch kleinzuschneiten und in die Tüte zu geben. So kann ich noch eine Minute länger ihrem Wirken zuschauen.
„ Darf es noch etwas sein?“
„Nein danke!“
Ich lächle der Dame zu.
Klare Augen schauen mich an.
Sie lächelt mich an und bittet mich zur
Kasse.
Das Gulasch wird meiner Familie schmecken, da bin ich mir sicher!