Gedichte
morgen GRAUEN

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"Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben. © Kurt Tucholsky"
Veröffentlicht am 15. Februar 2015, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: fleur de la coeur
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln." Wilhelm Busch Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-) Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen. Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume ...
Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben. © Kurt Tucholsky

morgen GRAUEN

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wenn mich das warten frieren macht mit kalten händen nach mir greift so dass mein herz zu sprödem eis erstarrt und angst mich lähmt mit schwarzen schleiern fesselt – reglos macht erblinden lässt mit leere flutet nur apathie noch bleibt

geht freude auf den neuen tag nur still am trauerband ich kann die asche nicht mehr lang’ vergraben ... © fleur 2015

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Hörbuch

Über den Autor

FLEURdelaCOEUR
"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln."
Wilhelm Busch

Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-)
Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen.

Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume für mich ausgesucht. Er hat nichts mit der Gestalt aus den Harry-Potter-Büchern Fleur Delacour zu tun.

Inzwischen bin ich im letzten Lebensquartal angelangt, da küsst mich die Muse nur noch selten. ;-(

mariewolf43@gmail.com

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cassandra2010 
Liebe Fleur,
dein Gedicht hat mich an eines von Harry Heine erinnert, seine "Nachtgedanken". Es erschien 1843. Seit zwölf Jahren lebte Heine im Pariser Exil, als politischer Autor vertrieben von der Metternich-Restauration, als – getaufter – Jude vom Antisemitismus in Deutschland bedroht Seine Schriften waren längst berühmt – und verboten. Doch Harry, der scharfe Beobachter, der begabte Dichter, dem romantische wie auch sozialkritische und satirische Texte nur so aus der Feder zu fließen schienen, ballerte aus Paris hinüber ins durchmetternichte Deutschland:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und Verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext.
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land!
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Seit ich das Land verlassen hab,
So viele sanken dort ins Grab,
Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.

Und zählen muß ich – Mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust – Gottlob! sie weichen!

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

Heinrich Heine (1797-1856)

Passt doch irgendwie ganz gut zu deinem Gedicht, oder? Denn du bist ja inzwischen fünf Jahre weiter...
LG
Cassy

Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Herzlichen Dank, ich kann es zwar nicht auswendig, aber wir haben es intensiv in der Schule behandelt. Ebenso die schlesischen Weber. Heine war in der DDR ein sehr beliebter Dichter.
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Diese Zeilen habe ich gern noch einmal gelesen, liebe Fleur. Das innerliche Stöhnen ist hörbar. Dieses MorgenGrauen liegt hoffentlich hinter Dir.
Ich wünsche Dir zum 2. Advent, dass Du Deine Umzugsgedanken etwas bändigen kannst und bei Kerzenschein die Vorweihnachtszeit mit Deinem Mann genießt.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ich werde mir Mühe geben, liebe Kara, aber es müssen jetzt endlich Termine festgelegt werden, dann werde ich auch wieder ruhiger.
Danke für deinen nochmaligen Besuch und die Dublonen, ich wünsche dir einen schönen 2. Advent!
Lieben Gruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
AnneSchrettler 
Liebe Fleur,
dieses bereits 2015 eröffnete Buch von dir,
passt in die Gedanken unserer Zeit.
Deine Worte klingen so traurig, grad wie es auch mir und vielen Menschen geht.
Da ist keine Freude aufs Weihnachtsfest,
da ist nur Angst und Skepsis, dass nicht mehr so viele Menschen leiden und sterben müssen.
Ja, da ist so viel Hilflosigkeit und die Gedanken
"was wird werden" ...

Ganz liebe Grüße und trotz allem
ein besinnliches 2. Adventwochenende
Anne
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Liebe Anne,
ich konnte den konkreten Schreibanlass von damals nicht mehr eruieren, weiß nur, dass damals der Krieg in der Ukraine tobte und ich darunter sehr litt, weil ich dort Bekannte und Freunde hatte. Jetzt vermischt sich die Angst/Ohnmacht gegenüber der Coronapandemie mit meinem immer schwerer auf mir lastenden Umzugsprojekt, dem ich mich kaum gewachsen fühle ... Weihnachten bin ich sowieso mit meinem Mann allein, aber noch vor dem Fest kommt die Familie des Sohns mit Enkelinnen zu Besuch, wir haben uns sehr lange nicht gesehen, nur telefoniert und Fotos mit WA ...
Ich danke dir herzlich für alles und wünsche auch dir ein besinnliches Wochenende!
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Fleur,
"Morgengrauen" hat wirklich Doppelsinn. Du hast gute treffende Bilder gefunden. Ja immerhin müssen wir nicht alles schlucken, sondern können es wenigstens formulieren, unmittelbar oder danach.

Der November war diesmal gar kein typischer - ich liebe den Klimawandel dafür... Nur mehr Licht würde ich mir wünschen, wie Goethe.

Alles Gute (und beschäftige Deinen Mann -- frag Sigrid z.B.)!
;-)
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Lieber Gerd, bei uns war der November ziemlich sonnig und "golden".
Das Gedicht ist ja 5 Jahre alt, aber es passt so gut auf meine Angst vor dem Umzug ... Mein Mann kümmert sich um den Schriftkram und um seine Wissenschaft. Mit Aufräumen resp. Entrümpeln hat er's nicht so übermäßig.
Herzlichen Dank und Gruß
fleur
PS.
den Schreibanlass von damals weiß ich nicht mehr, im familiären Umfeld war alles paletti, aber in Europa tobte der Ukraine-Krieg ...
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Harte Zeiten, dunkle Tage, schwarze Gedanken und kaum Land in Sicht. Aber auch da raus können uns Worte Erlösung und Hoffnung schenken.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Wenn ich dann irgendwann im Januar plötzlich nicht mehr hier auftauche, sitze ich ohne Internet (und TV-Anschluss) in der neuen Wohnung und heul mir nach euch die Augen aus ...
Ich danke dir für dein Mitgefühl, Harry!

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
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