"Entschuldigen Sie, wissen Sie, wie ich von hier zum Museum komme?"
"Zum Museum?
"Zum Museum."
"Welches Museum?"
"Das Museum, zu dem ich gerne möchte."
"Hier gibt es kein Museum."
"Ich möchte aber in ein Museum."
"Da kann ich Ihnen auch nicht weiter helfen."
"Das ist traurig. Kein Wunder, dass die ganze Welt die Deutschen als unfreundlich bezeichnet."
"Verzeihen Sie, aber ich war doch nicht unfreundlich. Ich habe nur sachlich darauf hingewiesen, dass es hier kein Museum gibt."
"So nahmen sie das also wahr."
"Wie?"
"Sie nahmen es so wahr, als ob sie sachlich darauf hingewiesen hätten, dass es hier kein Museum gäbe."
"Das ist korrekt."
"Nein, das ist es
nicht."
"Nicht?"
"Nein. Dass hier kein Museum existiert, das ich gerne besuchen möchte - das ist auf keinen Fall korrekt."
"Ich meinte nur, dass mein Hinweis darauf, dass es hier kein Museum gibt korrekt war."
"Das mag sein, dass ihr Hinweis korrekt war. Doch inwiefern hilf mir das weiter? Ich möchte das Museum besuchen, und Sie sind mir dabei nicht sehr hilfreich."
"Aber werter Herr, hier gibt es eben kein Museum, das sie besuchen könnten. Dafür bin ich doch nicht verantwortlich."
"Sind sie nicht?"
"Nein, bin ich nicht."
"Haben Sie denn schon einmal ein Museum gebaut?"
"Nein."
"Hätten Sie eins gebaut - ich nehme an, Sie wohnen hier in dieser Stadt und hätten es auch
eben hier gebaut -, dann gäbe es hier ja ein Museum, das ich besuchen könnte. Insofern kann ich doch mit Recht sagen, dass Sie nicht ganz unschuldig an der angenommenen Tatsache sind, dass hier kein Museum existiert."
"Mein Herr - ja, ich wohne hier in dieser Stadt -, Sie können mich doch nicht dafür verantwortlich machen, dass es hier kein Museum gibt."
"Doch, das kann ich. Und jeden anderen, der hier niemals ein Museum errichtet hat."
"Ihre Weltsicht ist krude."
"Meine Weltsicht ist also krude? Und Ihre Weltsicht, als Bürger einer Stadt, in der es noch nicht einmal ein Museum gibt, ist akzeptabel? Mit Verlaub - Wie kann ein Bürger einer Stadt, die kein Museum besitzt überhaupt so etwas wie eine Weltsicht besitzen?"
"Mein Herr, nun gehen Sie aber zu weit! Natürlich besitze ich eine Weltsicht; unabhängig davon, ob meine Heimatstadt ein Museum besitzt oder
nicht."
"Worauf ist Ihre Weltsicht denn basiert?"
"Naja. Auf gesundem Menschenverstand."
"Wie hat man sich das denn vorzustellen?"
"Das braucht man sich gar nicht vorzustellen"
"Warum denn nicht?"
"Entweder man hat ihn, oder nicht."
"Wen?"
"Den gesunden Menschenverstand."
"Ich kann mir nichts darunter vorstellen."
"Das habe ich befürchtet."
"Mir scheint es, als wäre das eine schnippische Erwiderung gewesen."
"Das ist korrekt."
"Schnippisch sind Sie also. Und Sie haben noch nie ein Museum errichtet."
"Das ist korrekt."
"Weshalb gebe ich mich überhaupt mit Menschen wie Ihnen ab, frage ich mich."
"Das haben Sie ganz richtig erkannt."
"Was
denn?"
"Dass Sie sich das selbst fragen müssen."
"Das ist korrekt."
"Das stimmt."
