Gedichte
Haupt(Stadt) - Ein Wort-Bilder-Buch

Haupt einer Stadt, gibt es das? Eine Stadt mag viele Gesichter haben, die Augen der Fenster, die Münder der Türen und Tore, die Haut der Straßen und Parks. Nein, eine Stadt erhebt nicht ihr Haupt; Menschen erhoben dereinst ihre Häupter, machten eine Stadt zur Haupt-Stadt, erhoben ihre Stadt über die Städte anderer Länder, gar über den Kontinent, Hauptstadt eines Reiches. Die harte Hand der Rache schlug ihr ins Gesicht, immer und immer wieder.

Zerschlagen das vermeintliche Haupt, zertrümmerte das Gesicht, geborsten die Augen, zerfallen die Münder, zerrissen die Haut.

Auferstanden das Gesicht aus Trümmern und Ruinen, glatter nun die Haut, glänzender nun die Augen, lachender nun die Münder;

doch eine tiefe Wunde klaffte mitten darin; geteiltes Hirn geteiltes Denken, geteiltes Herz, geteiltes Leben.

Die Wunde verheilte. Blieben Narben tief unter der neuen, glatten Haut?

Besucher der Hauptstadt, sie blicken in ihr frisches Gesicht, meist da, wo die Schokoladenseiten sind. Wer will schon Problemzonen sehen. Mag gut sein, auch die Stadt will sie verbergen.

Erhobenen Hauptes passieren
all die Menschen die Straßen,
die Stadt sollte sich in Demut daran erfreuen,
doch einer Hauptstadt genügt dies nicht.

Sie trägt ein markantes Stadtgesicht zur Schau.
Wie hoch erhebt die Stadt ihr Haupt in diesen Tagen?

Die Worte: © Tusitala

(Dez. 2014 - Feb. 2015)
Die Bilder: © Angelo Zitto (2014)