Wissenschaft
Massensterben - 2. Ordovizium

0
"Aufstieg und Fall der Raub-Nautiloiden"
Veröffentlicht am 13. September 2015, 32 Seiten
Kategorie Wissenschaft
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Aufstieg und Fall der Raub-Nautiloiden

Massensterben - 2. Ordovizium

Vorbemerkung

Diese Buchreihe ist vollständig neu überarbeitet und bebildert (02.2012)


485-444 Millionen Jahre vor unserer Zeit Wir befinden uns nun im Ordovizium, genauer gesagt bis zur Ordovizium-Selur Grenze. Trotz der Vulkankatastrophe am Ende des Kambriums überlebten die ersten Fisch-ähnlichen Geschöpfe, aber auch einige, wenige Nachkommen der Trilobiten.

Wieder waren neue Nischen des Lebens frei geworden und daher begegnen uns neue Lebensformen.

Vor allem aber wurde angefangen das Süßwasser zu erobern. Leider beendete dieses Zeitalter ebenfalls eine fulminante Katastrophe.

Anmerkung: Ordovicium (lat.), Ordovizium (eingedeutscht)


Ordovizium

Der Name Ordovizium ist von dem keltischen Volksstamm der Ordovicer abgeleitet.

In der Zeitspanne zwischen 485 und 444 Millionen Jahren entwickelte sich das Leben entscheidend weiter. Aber sehen wir uns erst einmal auf der damaligen Erde um. Warm war es. Die wärmste Zeit seit über einer Milliarde Jahren. Die Pole sind eisfrei. Der Meeresspiegel lag hundert Meter höher, als heutzutage. Es entstand Ureuropa durch das Verschmelzen von Baltika mit Mitteleuropa. Am Südpol lag der riesige Gondwana-Kontinent. Der Rest – Wasser, der riesige, tiefe Panthalassische Ozean. Die Erde war ein richtiger Wasserplanet. Der Großkontinent

am Südpol, Gondwana, bestand aus Afrika, der Antarktis, Indien, Australien und Südamerika.

Am Äquator lagen die großen Inseln Laurentia, Siberia und Baltika. Dazwischen lag das flache, frühe Thetis-Meer, in dem das Leben sprudelte. An Land war - nichts.

So muss es unglaublich still an Land gewesen

sein.

Schon am Ende des Kambriums gibt bereits die ersten Fische! Nun begegnen wir verschiedenen Ostracodermi, also frühen, kieferlosen Fischen.

Der Kopf war mit Platten besetzt und den Rückenwirbel und die Schwanzflosse bedeckten Schuppen.

Auch einige Trilobiten hatten die Kambrium-Katastrophe überlebt. Sie kamen noch in einer Größe von bis zu 40 cm vor.

Die wahren Herren dieser Zeit waren aber die

Kopffüßer. Diese Nautilotiden kamen in allen Größen vor. Diese "Spitztüten waren reine Fleischfresser. Sie bewegten sich mit dem Rückstoßprinzip voran.

Über der Mundöffnung zwischen den Tentakeln wurde Wasser eingesaugt und über eine Düse wieder ausstoßen. So bewegten sie sich für unser Empfinden

rückwärts, also Tüte voraus. Sie kamen in allen möglichen Größen vor.

Es gab Kopffüsser so groß wie ein Kleinbus. Ein Monster von 11 Meter Länge.

Sehr häufig kamen auch Nautiloide mit eingerolltem Hinterleib vor. Es gibt sie tatsächlich noch heute.

Es sind die sogenannten Perlboote.


(vor 460 Mio. Jahren und heutiges Perlboot)


Weitere, angeblich unangenehme Zeitgenossen waren die Seescorpione, die sogenannten Eurypteriden.

Mehrere Fernsehsendungen stellten diese Skorpione als grässliche Räuber dar. Arme Trilobiten wurden mit Giftstachel betäubt. Die Eurypteriden zischten auf ihre Opfer zu und zerhackten sie mit ihren Zangen.

Das sieht in der Computeranimation Klasse

aus, so schön horrormäßig, aber leider ist es völlig falsch.

Die Skorpione konnten viel zu schlecht sehen. Sie hatten auch keine Zangengelenke. Die Fortsätze dienten eher dazu, sich im Schlamm am Meeresgrund langsam voran zu paddeln und Weichtiere aufzuscheuchen. Irgendwelche Panzerung zu knacken, dazu waren sie gar nicht in der Lage. Zudem fehlt für die Existenz eines Giftstachels jeder Anhaltspunkt.

Eigentlich schade!

Es waren einfach lahme, steife, halb blinde Kolosse.

Die größten Riesenskorpione (Gliederfüßer), die es je auf der Erde gegeben hat, mit

über zeieinhalb Metern Länge!



Es gab auch schon Krebse. Man nimmt an, so ähnlich wie heutzutege Krill. Noch erstaunlicher, es gab auch einen Jäger, der sich auf den Fang dieser Minitierchen spezialisiert hat. Sozusagen ein Bartenwal der Urzeit, der mit einem Fangkorb

ausgestattet war, einem Filterapparat, den er aufspreizen konnte..


(Aegirocassis benmoulae)


Und damit sich der 'Netzfischfang auch lohnte, war Aegirocassis benmoulae entsprechend groß. Gut über 2 Meter!

Das deutet darauf hin, dass es in den Ozeanen schon sehr viele dieser Kleinlebewesen gab, sozusagen Urplankton.


Der absolute Super-Knorpelfisch dieses Zeitalters war Pterapsis. Er hatte zwar noch die Plattenform am Kopfbereich, aber er war dynamisch stromlinienförmig. Die Flügelauswüchse stabilisierten das Schwimmen. Mit seinen Kiemen war er wohl der beste Schwimmer. Ein nur 7,5 cm High Tech Gerät dieser Zeit.

Es ist nur eine Theorie, aber man vermutet, dass sich Pterapsis bereits in Richtung Flüsse, also zu Süßwasser aufmachen konnte. Ein enormer Vorteil, weil es da noch keine Fressfeinde gab.


Es existierten bereits weite Rifflandschaften mit Schwämmen, Algen Korallen, Schlangensternen. Sogar die allerersten Seeigel tauchten auf.

Es wimmelte von Moostierchen, Schnecken, ersten Muscheln, Ringelwürmern.

Weil die Abdrücke der Fossilien aus dem Devon wie Schriftzeichen aussahen, nannte man diese Lebewesen Grapholiten. Es sind Kragentiere, so ähnlich, wie Röhrenwürmer und ergänzten das Plankton der damaligen

Zeit. Sie kamen in sehr vielfältigen Formen vor.


Ein unglaublich lebendiges Treiben war in den Meeren zu verzeichnen.

Aber dann musste etwas sehr Einschneidendes geschehen sein.

Eine echte Katastrophe.

Die Katastrophe

Innerhalb der Ordovizium-Periode sank die Temperatur. Ursprünglich enorm warm, kühlte es ab, so dass auf Gondwana in der Gegend der heutigen Sahara zu Eisbildung kam.

Neueste Erkenntnisse hinsichtlich der Temperatur im Ordovicium zeigen, dass die Meerestemperatur von 45 Grad auf 25 Grad abfiel und daher für die Entwicklung ideal war. Das müsste sich auch so in der Atmosphäre abgespielt haben. Ein umfassender Klimawandel innerhalb von 40 Millionen Jahre? Und zum Ende des Ordoviziums, in diese Wärme brach eine Eiszeit herein? Die zweite? Man spricht von der Gondwana-Vereisung, die sich ebenfalls in der heutigen Sahara durch Schleifspuren

nachweisen lässt. Es bleibt im Großen und Ganzen alles ziemlich rätselhaft, wie es nun zu einem solchen Temperatursturz kam. An der Grenze zum Selur war zumindest die Meerestemperatur katastrophal niedrig. Es muss ein Ereignis gegeben haben, das eine völlig andere Gaszusammensetzung unserer Erde ausgelöst hat, eine lebensfeindliche.

Ein kolossales Ereignis muss also her. Wie wäre es mit einem Meteoriteneinschlag? Möglich wäre es. In der Folgezeit wird die Atmosphäre vergiftet, wird sauer. Die Erde verdunkelt sich, es wird kalt. Die Ozonschicht ist zerstört. Der Sauerstoffgehalt sinkt. Brände konnten nicht entstehen, da es noch kein Landleben gab. Aber der Sauerstoff hätte verpuffen können. Der Sauerstoffmangel läßt die Tiere im Meer

verenden. Immerhin eine Möglichkeit.

Neuerdings macht sich ein ganz anderer Widerling daran die Krone der Apokalypse dieses Zeitalters sich aufs Haupt zu laden. Es könnte sich auch ein sogenannter. Gammaburst zugetragen haben. Immer mehr verdichten sich diese Hinweise. Voraussetzung für dieses Szenario ist, dass eine Supernova Explosion statt gefunden hat. Sie muss sich in adäquater Entfernung ereignet haben, also in ca. 6000 Lichtjahre Entfernung. Einer der Bursts, zwei an der Zahl, die aus der Mitte entgegengesetzt herausschießen, muss sich direkt die Erde ins Visier genommen haben. Dabei hätten paar Sekunden ausgereicht. Sollte dieser Zufall eingetreten sein, dann bin ich der Überzeugung,

dass selbst ein Gamma-Burst in einer Entfernung von 200.000 Lichtjahren ebenso verhängnisvoll gewesen sein könnte. Es hätte ausgereicht. .Solche Bursts sind derart Energie-gewaltig, dass man es sich kaum vorstellen kann. Die Supernova hätte man neben der Sonne sehen können.

(rechts die Supernova, deren Gammablitz die Erde traf)

Jedenfalls eines dieser beiden Katastrophenauslöser war der böse Junge. Das Leben war nicht tot, obwohl es knapp davor war. Es hing am seidenen Faden. 50% bis über 80 %

alles Lebens waren dahingerafft, einschließlich der Mikroorganismen. Die Brutalität der angenommenen Sterberate schwankt stark, zumal die Kadaver ebenfalls den Sauerstoffgehalt im Meer reduzierten. Diese Phase muss als entscheidend angesehen werden. Das Leben an sich war mehr als gefährdet, zumal es sich gerade gebildet hatte.. Das Ergebnis: Mehr als hundert Familien mariner Organismen wurden ausgelöscht. Da es damals nicht so weit gefächertes Leben gab, war der Kahlschlag umso gravierender. Besonders hart traf es die Lebensgemeinschaften an den urzeitlichen Korallenriffen. Moostierchen, Korallen und Brachiopoden starben aus und auch die

dominierenden Nautiloideen gingen fast alle zugrunde.


Ich persönlich finde am meisten Geschmack daran einen Gammastrahlenblitz dafür verantwortlich zu machen.

Diese paar Sekunden, als der Energiestrahl die Erde traf, reichte aus, um ca. 30% der schützenden Ozonschicht zu zerstören. Außerdem zerschlug er die Sauerstoff- und Stickstoff-Moleküle in der Atmosphäre. Ein Teufelskreislauf, weil die nun entstehenden Stickoxyde die Ozonschicht weiter abbauten.

Das Licht mit der harten UV Strahlung wurde grell. Rund fünfzig mal stärker, als die Helligkeit in der heutigen Sahara.

Der Sekunden Gammastrahl verbrennt nun die meisten der Planktonorganismen im Meer. Die Nahrungskette bricht ab. In den obersten Wasserschichten war der Kindergarten der Trilobiten, aber die sengenden UV – Strahlen können sie nicht überleben.


Vor allem das sprudelnde Leben der Flachgewässer war betroffen. Quer durch die Nahrungskette fallen nun die Dominosteine um.

Am Äquator sterben die Riffe, Korallen zuerst. Auch die weiteren Auswirkungen lassen sich nun erklären.

Obwohl sich nach relativ kurzer Zeit die Ozonschicht offensichtlich wieder erholte war der Schaden enorm.

150.000 Jahre nach dem Gammastrahl beginnt eine Eiszeit. Die Erde wird immer kälter. Der Eisschild breitet sich über Gondwana am Südpol aus. Warum?

Es scheint einen Abfall der atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Konzentration gegeben zu haben.

Weil ein neuer Gasumformer auftauchte. Übeltäter sollen die ersten Landpflanzen gewesen sein, die das Land eroberten und Kohlendioxyd verbrauchten.

Das mag mit eine Rolle gespielt haben, aber so abrupt fand die Landbesiedelung nun doch nicht statt.

Angeführt werden auch vulkanische Aktivitäten. Jedenfalls muss es enorme plattentektonische Bewegungen gegeben haben. Durch diesen

Vulkanismus verdunkelte sich der Himmel und es wurde kälter.

Der Eispanzer band Wasser, weshalb der Meeresspiegel nun um ca. 60 Meter gefallen war. Eine so rapide Änderung der Umwelt können nur wenige Tiere überstehen.

Astraspis aber passte sich an. Er war eben nicht

wählerisch, was die Nahrung betrifft. Heutzutage würde man sagen, dass er ein Allesfresser geworden war. Es entwickelte sich allmählich eine neue Art von Fischen. Die ersten Kiefern entstanden aus den Kiemen. Auch die Eurypteriden überlebten. Sie konnten ebenfalls in die neuen Meeresgebiete zurückweichen und waren aber nicht so groß, wie die Nautilotiden.

Eine halbe Million Jahre später waren die Nautilotiden ebenfalls kleiner, nur noch bis zu 3 Meter und wurden von den Meeresskorpionen gejagt. Diese Eurypteriden hatten nun sogenannte Buch-Lungen entwickelt, so dass sie sogar ihre Beute an den Strand ziehen konnten.

(Acanthodians)

Neu tauchte dieser Fisch auf, der wirkliche Kiefer ausgebildet hat (Acanthodians).

Schon ein recht modernes Konstrukt. Der braucht sich vor den heutigen Fischen nicht zu verstecken.

Weitere 2,5 mio jahre später war der Meeresspiegel wieder gestiegen, so dass es

wieder große Flachwassergebiete gab.

Jetzt werden auch die Süßwasserseen und die Flüsse auf den Kontinenten erobert. Nach 2,5 millionen Jahren erholt sich das Leben wieder.

Ganz verloren waren die Erfindungen des Kambriums und des Ordoviziums nicht.

Es ist irgendwie doch so, wie es das Sprichwort sagt: Die Zeit lässt sich nicht zurück drehen.

Ich fasse noch einmal zusammen. Dieses allmähliche Massenaussterben war in ihrer Wirkung fast dazu imstande gewesen das Leben auf unserer Erde endgültig zu vernichten. Und das gerade zu einem Zeitpunkt, als es richtig loszugehen schien.


Aber das Leben fand eine Nische. Die

Vernichtung war gewaltig, aber eben nicht völlig total.

Das ist das Entscheidende und zugleich eine spannende Aussicht auf den nächsten Band, welches das Zeitalter des Devon behandelt.

0

Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

Leser-Statistik
20

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
NORIS Ein absolut "geiles" Buch ... hoch spannend ... wie das Leben selbst ... ich liebe diese Reihe von Dir, lieber Günter.
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste 
Da diese Buchreihe sehr mühsam und aufwendig ist, freut mich ein solch gewaltiges Lob umso mehr!
Herzlich
Günter
(in kurzer Zeit werden die restlichen Bände ergänzt)
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ich weiß, wie aufwendig allein die Recherchen sind, Dann kommt die Texterarbeitung und schließlich das Bildmaterial. Wirklich eine mühselige Arbeit, die eben auch Qualität hat.
LG und DANKE für die Münzen
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
3
0
Senden

125681
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung