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"Eltern wissen manchmal gar nicht, was sie ihren kindern antun"
Veröffentlicht am 10. Februar 2015, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Eltern wissen manchmal gar nicht, was sie ihren kindern antun

Bitte geht

Titel

Nur nichts anmerken lassen. Einfach so tun, als würde ich schlafen. Ruhig und friedlich schlafen. Augen zulassen und ruhig atmen. Ewig dürfen sie nicht hierbleiben. Hoffe ich jedenfalls. Steffen, mein Freund, hatte mir ein Buch mitgebracht. Sauspannend. Ich würde sehr gern weiterlesen, weil ich wissen will, wie es weitergeht. Aber solange meine Familie hier ist, stelle ich mich schlafend. Schließlich ist es ihre schuld, das ich im Krankenhaus liege. Natürlich sehen sie es nicht ein. Darum stellen sie jetzt auch so dämliche Fragen. „Warum hat sie es nur getan?“

„Was haben wir falsch gemacht?“ „Waren wir nicht immer für sie dagewesen?“ NEIN! Definitiv nicht. Ich war doch nur ein Klotz am Bein. Zu nichts zu gebrauchen. Mein großer Bruder, dagegen, war ein sehr guter Schüler. Der ganze Stolz der Familie. „Warum kannst du nicht so sein, wie dein Bruder?“ Wie oft durfte ich es mir anhören. Nie hatten sie mich in den Arm genommen und gesagt, das sie mich lieben. Ihm geben sie ihre ganze Aufmerksamkeit. Er ist ja so wahnsinnig toll. Weiß alles. Kann alles. Macht was auf sich. Vielleicht wäre ich auch besser, in der Schule, wenn sich jemand um mich

gekümmert hätte. Sich zu mir gesetzt und mir bei den Hausaufgaben geholfen hätte. Stattdessen drehte sich alles nur um meinen großen, begabten Bruder. Ihm störte es auch, das sie so viel Wirbel um ihn machten. Er hatte es mir einmal gesagt, als ich heulend in meinem Bett lag, weil ich wieder einmal nicht beachtet wurde. Dabei hatte ich endlich einmal eine Erfolgsmeldung gehabt. Erste im tausend Meter Rennen. Er hatte sein Abitur bestanden. Natürlich mit Auszeichnung. Es war schön gewesen, als er mich in die Arme genommen hatte und mir sagte, das er stolz auf mich sei und sich mit mir freue, das ich gewonnen hatte.

Außerdem sagte er mir, das es ihm leid täte, das unsere Eltern sich zu wenig um mich kümmerten. Er hatte aber auch keine Zeit für mich, da er seine Nase ständig in irgendwelchen Büchern steckte. Zu mir hatte er gesagt, das er es erst wegen unseren Eltern tat. Um ihnen zu gefallen. Als ich dann auf die Welt kam, wollte er ein Vorbild für mich sein. Später aber erst. Vorher wollte er Nummer eins bleiben, bei unseren Eltern. Verhindern, das sie ihn vergessen. Vernachlässigen. Er möchte ein eigenes Leben führen. Eine eigene Familie haben, damit sich unsere Eltern mehr um mich kümmern. Damit er nicht mehr im Mittelpunkt

steht. Er wollte von ihnen loskommen, um nicht mehr unter diesem Druck zu stehen. Mein Bruder ist schon etwas besonderes. Ich liebe ihn. Leider sah er nicht, wie ich abstürzte, weil seine Nase zu sehr in den Büchern steckte. Und meine Eltern? Die hatten nur Interesse an ihn, oder sich selbst. Ich bin nur ein lästiges Übel. Hätten sie mehr auf mich und meinen Umgang geachtet, wäre ich wahrscheinlich nicht so tief gefallen. Würde jetzt nicht hier liegen. In diesem Krankenhaus. Bräuchte ihr Gejammer nicht anzuhören. Gleich flippe ich aus, wenn sie nicht damit aufhören. Geht einfach und lasst mich in

Ruhe. „AAAAHHHH! Hört auf. Hört endlich auf. Ich kann es nicht mehr ertragen, euer Gejammer. Soll ich euch sagen, warum ich hier liege? Weil ihr mich nicht beachtet habt. Ich war euch egal. Ein Klotz am Bein. Zu nichts zu gebrauchen. Deshalb habe ich mit dem Scheiß angefangen. Ich flüchtete mich in eine andere Welt. Übrigens habe ich schon einen Freund. Ich habe auch schon öfter mit ihm geschlafen. Er versteht mich. Ihm bedeute ich etwas. Euch bin ich doch scheißegal.“ Mich hatte die blanke Wut gepackt. Ich war so was von scheiße drauf. Viel zu lange habe ich alles geschluckt. Es

musste raus. Seht mich nur erschrocken an. An meiner Meinung wird es nichts ändern. Ich hasse euch so sehr. Übrigens habe ich euch angelogen. Zwar habe ich einen Freund, aber ich habe noch nicht mit ihm geschlafen. Zumindest weiß ich nichts davon. Vielleicht taten wir es im Drogenrausch. Wer weiß. Ich wollte sie einfach nur schocken. Am liebsten hätte ich ihnen gesagt, das ich schwanger bin. Das wäre was gewesen. Ich bin müde. Das Schreien hat mich müde gemacht. Jetzt will ich nur noch schlafen. Ganz egal, wie sehr es mich interessiert, wie es in dem Buch weitergeht. Sie sollen gehen und ich in

Ruhe lassen. Am Besten, für immer. Ich brauche sie nicht und sie wollen mich nicht.

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