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Eine gute Entscheidung

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"Mit dem Ruderboot über das weite Meer"
Veröffentlicht am 10. Februar 2015, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
© Umschlag Bildmaterial: Luisa Venturoli - Fotolia.com
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Mit dem Ruderboot über das weite Meer

Eine gute Entscheidung

Titel

Man kann sich an vieles gewöhnen, aber nicht an alles. Ich ertrage sehr viel, aber nicht alles. Irgendwann ist auch bei mir das Maß voll. Und das Maß war voll. Übervoll. Verlogenes Pack. Machen einem das Leben schwer, weil sie neidisch sind. Nichts besseres zu tun haben. Oder einfach nur boshaft sind. Aber nicht mehr mit mir. Ich handelte damals überstürzt. Aber ich bereue es nicht. Ganz und gar nicht. Manchmal fehlt mir zwar ein Mensch, mit dem ich reden kann, an den ich mich anlehnen kann; aber das Gefühl vergeht sehr schnell, wenn ich sehe, wo ich bin.

Wenn ich mich erinnere, mit welchen Idioten ich Tag für Tag zu tun hatte. Ich hatte versucht mich tot zu saufen. Klappte aber irgendwie nicht. Stattdessen erinnerte ich mich immer und immer wieder an all die Bekloppten, mit denen ich meine Zeit verschwendet hatte. An all den Scheiß, zu den ich mich hab überreden lassen. Erinnerte mich an meine Kindheit und Jugend. An die Ohrfeigen und die Arschtritte meines Vaters. An sein Gemecker. Was dem so alles auf den Sack ging, sagenhaft. Je mehr ich trank, desto mehr verdrängte Erinnerungen kamen hoch, desto mehr trank ich. Hilfe hatte ich gesucht, aber keine gefunden. Das frustrierte mich

noch mehr und brachte mich dazu, noch mehr zu trinken. Dadurch fand ich keine Partnerin und die dadurch entstandene Einsamkeit trieb mich noch mehr in den Alkohol. Ein endloser Kreislauf, den ich durchbrechen wollte. Und das ging nur, wenn ich aus meinem Umfeld verschwand. Eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein. Also dachte ich darüber nach, wie ich von hier verschwinden konnte. Für immer und ewig. Die Idee kam mir mitten in der Nacht. Aber woher das Geld nehmen? Und wohin sollte ich gehen?Wobei mir das Ziel eigentlich egal war. Hauptsache weg

von hier. Mich plagte ja schon seit Jahren das Fernweh. Irgendwie zog es mich nach Asien. Keine Ahnung warum. Asiatische Filme schaute ich oft und am liebsten. Egal welches Genre. Meine flüssige Diät erlaubte es mir, das ich ein wenig zu Geld kam. Es war nicht der Rede wert. Aber für mich, der nie etwas hatte, war es viel. Ich kam mir reich vor. Und von dem bisschen Geld kaufte ich mir ein kleines Ruderboot. Dank des Kanaldurchbruchs, konnte ich von meiner Heimatstadt aus in die weite Welt reisen. Sogar ins kapitalistische Ausland. Was ich noch brauchte, war ein Reisepass. Denn ich wollte weit reisen. Ganz weit. Und alles hinter mir lassen.

Mein Umfeld und meine Vergangenheit. Mir war bewusst, auf was ich mich einließ. Irgendwie war mir das bewusst. Das es nicht leicht sein würde und ich mich umstellen müsste, war mir bewusst. Bei Wind und Wetter an der frischen Luft. Kein richtiges Obdach. Aber dafür Freiheit. Irgendwie würde ich es schon schaffen, da war ich mir sicher. Mein Wille war, weg von hier. Ab in die Ferne und da neu anfangen. Die ersten Tage waren nicht leicht für mich. Alkoholentzug. Zittern. Schwitzen. Frieren. Mir war elend. Mein kleines Ruderboot trieb einfach vor sich hin. Ohne mein Zutun. Mir blieb nur die Hoffnung, das es mir bald wieder besser

gehen würde. Der Entzug nicht so lange dauern würde. Zwischendurch hielt ich an und kaufte mir was zu Essen. Manchmal hatte ich Glück und konnte mir was ernten, von Bäumen und Feldern. Eines Tages war es so weit. Nach endlos langen Wochen landete ich auf einer Insel, frei von Menschen. Nur Natur. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich das Paradies sah. Pflanzen, Tiere, keine Menschen. Ich war einfach einfach nur überglücklich. Natürlich brauchte ich eine ganze Weile, bis ich mich an das Naturleben gewöhnte. Jagen kam für mich nicht in den Sinn. Tiere bedeuten mir zu viel. Ich

konnte nicht töten. Es gab genug Pflanzen, von denen ich mich ernähren konnte. Auch wenn ich die meisten Pflanzen nicht kannte, hatte ich eine kleine Ahnung, welche ich problemlos konsumieren konnte und welche nicht. Um ehrlich zu sein, schaute ich es mir von den Tieren ab. Was sie verschmähten, mied ich auch. Es ist so schön hier. Nur Tiere und Pflanzen. Kein Mensch, weit und breit. Niemand geht mir auf den Sack oder redet in mein Leben rein oder macht mir das Leben schwer. Die Tiere haben zutrauen zu mir. Schenken mir Liebe und Vertrauen. All das, was ich bei den Menschen vermisse. Ich liebe diese Insel

und ihre Bewohner. Habe endlich Freude am Leben.

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