Seit Stunden fuhr Mila diesen endlosen, geraden Highway entlang, der irgendwo hinten am Horizont zu enden schien. Alabama war heiß, trocken und ernüch- ternd schön. Diese endlose Weite - so viel Land in Überfluss, das sich zu beiden Seiten der Straße ausbreitete und ihr deutlich das Gefühl vermittelte, klein und unbedeutend zu sein - hatte auf sie eine merkwürdige Wirkung.
Sie war schon an unzähligen verlassenen Wohnwagen vorbeigekommen, die zum Durchrosten im Nirgendwo zurück- gelassen wurden und an einsamen Farm-
häusern, die eingebettet in riesige gelbe Kornfelder, ihr spürbar den Eindruck von Einsamkeit vermittelten.
Selbst die Beschriftungen der Straßen- schilder waren verblichen und wiesen auf etwas hin, das anscheinend in Anbetracht der Weite dieses Landes an Bedeutungslosigkeit gewonnen hatte. Mila dachte an ihn und den Grund ihrer Reise quer durch dieses Land. War es richtig, sich Hals über Kopf in dieses Abenteuer zu stürzen? Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf und lächelte dabei. Natürlich war es keineswegs vernünftig, aber war sie in ihrem Leben nicht lange genug ein Ausbund an
Tugend und Vernunft gewesen? Endlich wollte sie das Leben wieder spüren – sich wieder fühlen und er war ihr Lebensspender. Seit sie Nicolas kannte, fühlte sie sich unglaublich lebendig. Es kam ihr vor, als wäre sie aus einem langen Schlaf erwacht und die Welt, die sie kannte, existierte nicht mehr. Er hatte alles verändert. Von der ersten Mail bis zum heutigen Tag empfand Mila das Gefühl, durch Nicolas sich selbst begegnet zu sein.
Wie skeptisch war sie dem Internet gegenüber eingestellt gewesen und wie groß waren ihre Zweifel, auf diesem Weg einen Mann kennen und lieben zu lernen. Doch es war geschehen und nun
saß Mila hinter dem Steuer ihres Wagens und war auf dem Weg zu ihrem ersten persönlichen Date.
Natürlich hatten beide endlose Zeit am Telefon verbracht, Bilder ausgetauscht und sich aus ihren Leben erzählt. Sie wussten schon so viel voneinander und doch regten sich hin und wieder Zweifel in ihr. Das Teufelchen auf der Schulter mahnte Mila von Zeit zu Zeit - sprach von übereilten Entschlüssen und drängte sie zu mehr Vorsicht. >Was weißt du schon von ihm? Nur das, was er dir erzählt hat! < Es stimmte. Das Internet gab keine Möglichkeiten preis, seine Angaben zu überprüfen. Schließlich war es nicht so, dass sie es
nicht versucht hätte. Ganz konnte eben niemand aus seiner Haut. Der glühende rote Sonnenball versank gerade hinter dem Horizont und färbte den Himmel in ein grandioses Orangerot ein. Sun-Set in Alabama, mitten im Niemandsland. Ihr war seit mehr als einer halben Stunde kein Auto mehr begegnet und der letzte Hinweis auf Zivilisation in Form einer Farm oder eines Diners lag noch länger zurück. Es wurde Zeit für Mila, endlich an ihrem Ziel anzukommen. Der Tag war lang, heiß, staubig und tierisch anstrengend gewesen. Der Rücken schmerzte sie schon seit 150 Meilen.
In der Ferne erschien die Leuchtreklame eines Motels. Mila war erleichtert und entspannte sich sofort als ihr bewusst wurde, das der gemeinsame Treffpunkt unmittelbar vor ihr lag. Im zweiten Gang lenkte sie den Range Rover direkt vor das Gebäude.
Über der blauen Holztür leuchtete ein flackernder Neon-Schriftzug, der ihr mitteilte, dass sich dort die Rezeption befand. Das Bestreben, sich elegant aus dem Van zu schälen, wurde bei jeder Bewegung von einem heftigen Stechen im Rücken vereitelt. Ihre Füße waren vom langen Sitzen so angeschwollen, dass sie ihr bei den ersten Schritten fast gänzlich die Mitarbeit verweigerten.
Ein unangenehmes Kribbeln löste das Taubheitsgefühl ab, als sie noch etwas staksig auf den Eingang zuging. Hinter dem kleinem Tresen aus dunklem Holz kauerte ein hagerer Typ auf einem Stuhl und las. Er wirkte ungepflegt und nicht besonders freundlich. Dieser erste Eindruck wurde noch verstärkt, indem er keinerlei Anstalten machte, sie nach ihren Wünschen zu fragen. Er zog es vor, Mila einfach zu ignorieren. Mit dieser Geste signalisierte er ihr überdeutlich: Du bist hier unerwünscht! In ihr wuchs spontan das Bedürfnis, möglichst bald aus seinem Dunstkreis zu verschwinden. Nachdem sie ihn auf die
Zimmerreservierung für Mister Smith angesprochen hatte, schaute er zum ersten Mal zu ihr hoch. Seine leicht wässrigen grünen Augen fixierten Mila neugierig. Er erhob sich und legte ihr wortlos das Gästebuch vor. Sie trug sich auf den Namen Mila Smith ein und schob es ihm wortlos zurück. Interessiert studierte er den Eintrag, gab ein seltsam gurgelndes Geräusch von sich, das wohl ein verkümmertes Lachen darstellen sollte und knallte den Zimmerschlüssel auf den Tresen. Ohne eine weitere Erklärung wendete er sich wieder seiner Zeitung zu. Irritiert erkundigte Mila sich nach der Lage des Zimmers. Unwillig nuschelte er
etwas von: einfach rechts herum, in seinen Fünftagebart und damit hatte ihre Kommunikation definitiv ein Ende gefunden. Das Zimmer war ein schmuddeliger Traum in grün. Jedenfalls musste das vor Generationen einmal der Farbton gewesen sein, doch heute war an den Holzteilen nicht mehr viel davon übrig. Die grün-beige gestreiften Tapeten - die ebenfalls aus dieser Zeit stammen mussten - lösten sich an verschiedenen Stellen von den Wänden. Mein Gott, wo war sie hier nur gelandet? Das war der reinste Alptraum!
Der muffige, abgestandene Geruch in
dem Zimmer veranlasste sie dazu, die Luft anzuhalten. Aufsteigende Übelkeit überzeugte Mila davon, schleunigst das einzige Fenster zu öffnen, das sich in diesem Raum befand. Die Luft draußen hatte sich etwas abgekühlt und jetzt strömte ein angenehmer lauwarmer Wind durch die weit aufstehenden Glasflügel in den Raum. An die Fensterbank gelehnt, schaute sich Mila im Zimmer um. Das Mobiliar bestand aus einem kleinen quadratischen Holztisch mit zwei Stühlen und einer alten Stehlampe mit Messingfuß. Das Bettgestell, ein schwarz lackiertes Metallungetüm, wirkte hier völlig überdimensioniert. Die Bettwäsche war
verwaschen, aber anscheinend sauber. Was hatte Nicolas nur dazu veranlasst, sich in dieser runtergekommenen Hütte einzumieten? Selbst wenn er in dieser öden Gegend geschäftlich unterwegs war, musste es doch bessere Motels an dem Highway geben. In dieser höchst fragwürdigen Umgebung wollte sie auf keinen Fall bleiben. Wenn Mila nicht so verdammt müde gewesen wäre, hätten sie keine zehn Pferde hier halten können. Doch sie fühlte jeden Knochen in ihrem Körper und freute sich darauf, den Rücken auf dem Bett ausstrecken zu können.
Drei Minuten Ganzkörpermassage für 1$ stand auf einem kleinen Schild, das auf dem Nachtschrank lag. Nein danke, keinen Bedarf, entschied Mila und
kramte stattdessen in ihrer Handtasche nach dem Handy, um Nicolas per SMS mitzuteilen, dass sie gut angekommen war. Kein Empfang. Das Handy zeigte überhaupt keine Reaktion. Das auch noch! Sie befand sich also in einem verwohnten Alptraum, mitten im Nirgendwo – ohne eine Möglichkeit, mit der übrigen Welt Kontakt aufzunehmen. Das Festnetz, dachte sie und schaute sich suchend im Zimmer um. Nichts. Kein Telefon! Mila ging ins Bad. Der winzige Raum roch ebenfalls muffig.
Ein schmuddeliger Duschvorhang schlängelt sich von der Stange an der Decke bis fast zum Fußboden hinunter. Der Duschkopf tropfte in einer Tour und die monotone Melodie seines plopp, plopp, ploppplopp, plopp klang nach einer Weile vertraut. Sie hatte dieses Geräusch schon länger registriert, aber irgendwie war sie von der anheimelnden Atmosphäre des Schlafraums wohl noch gefesselt. Es gab keine Duschwanne, sondern der geflieste Bereich vertiefte sich in der Mitte und mündete in einem riesigen Abfluss, der mit einem Metallsieb nur notdürftig abgedeckt war. Mila fühlte sich an „Bates Motel“ erinnert und war
heilfroh, keine Wanne vorgefunden zu haben.
Am Fenster stehend zündete sie sich eine Zigarette an, zog den Rauch tief in die Lungen ein und schloss ihre Augen. Sie war unendlich müde und der Körper wollte schlafen, doch ihre Gedanken hielten sie wach… Er fehlte ihr ….genau jetzt in diesem Augenblick hätte sie ihn wirklich gerne geküsst. Die Sehnsucht nach ihm, dieses schreckliche Verlangen endlich seine Haut zu fühlen und die Wärme seines Körpers unter den eigenen Händen zu spüren, würden alle Zweifel beseitigen und ihr das Gefühl geben,
nicht in einem unendlichen Tagtraum gefangen zu sein. Ihr Blick ging in die Ferne; vorbei an der blinkende Reklametafel am Eingang des Motels; geradewegs in das Dunkel der Nacht und ihr Herz begab sich auf die Reise....
Wo steckte er jetzt wohl? Wahrscheinlich war Nicolas schon auf den Weg zu ihr, denn heute Morgen schrieb er per SMS, das sein Kunde - eine große Autovertretung - ihn wohl tagsüber in Beschlag nehmen würde, aber gegen einundzwanzig Uhr sei er im Motel. Es war schon halb neun. Bald war es soweit. Sie spürte, wie sich bei
dem Gedanken ihr Pulsschlag spontan beschleunigte.
Nicolas verkaufte Autos im ganzen Land. Seine Firma hatte ihren Sitz in Detroit, was sie überprüft hatte. Aber leider war er in der Mitarbeiterliste nicht aufzufinden. Die Firma war zu groß, um alle Angestellten mit Namen und Bild vorzustellen, hatte er ihr erklärt. Damals erzählte er ihr allerdings auch von den vielen guten Motels, in denen er übernachtete und wie sehr ihm dieses Vagabundenleben gefiel. Und da war sie wieder, die mahnende Stimme in ihrem Kopf. Wieso trafen sie sich dann ausgerechnet in dieser Bruchbude?
Nun, diese Frage musste er ihr selbst beantworten. Mila legte sich auf das Bett und nahm noch einmal das Handy zur Hand, aber es wollte einfach kein Signal anzeigen. Motorgeräusche vor dem Haus ließen sie aufhorchen. Wahrscheinlich war er das. Mila sprang vom Bett auf, um sich noch schnell die Haare zu korrigieren und ein wenig Gloss auf ihre kusswilligen Lippen aufzutragen. Schritte näherten sich der Tür und dann stand er da. Nicolas war größer und muskulöser, als sie von den Fotos her angenommen hatte und sein Lächeln war einfach zum Niederknien.
„ Hey Babe “, sagte er nur und schon lagen sie sich in den Armen, küssten sich; Hände waren überall, öffneten Knöpfe und zerrten am Stoff. Zentimeterweise tasteten sie sich in Richtung des Bettes. Die Kleiderspur auf dem Fußboden zeichnete den Weg ihrer Lust. Es gab eine Begierde in ihnen, deren Erfüllung nicht länger warten konnte. „Warum mussten wir uns eigentlich hier treffen? Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich die Bruchbude sah“, fragte sie Nicolas, nachdem beide eine endlos lange Zeit schweigend und engumschlungen ihre Befriedigung
genossen hatten. „ Es ist nicht das Hilton. Stimmt schon…“, meinte er grinsend. „ Ist es denn so schrecklich für dich, Babe?“ „ Nein…du bist jetzt da und nur das ist wichtig“, flüsterte Mila. „ OK… schön, dass du es so siehst.“ „ Wie meinst du das denn?” „ Ich meine nur, dass wir hier ganz ungestört sind. Wir werden eine schöne Zeit haben, denn der Typ, dem dieses Motel gehört, ist sehr tolerant.“ „ Tolerant? Er ist eine widerliche Kreatur! Tolerant - ich verstehe nicht?“ Mila war irritiert. „ Was ist daran nicht zu verstehen,
Babe? Ich werde viel Spaß mit dir haben“, meinte Nicolas mit einem seltsamen Unterton. „ Ach ja, ich wünsche mir auch so sehr, dass es eine schöne Zeit für uns wird, schließlich haben wir uns doch so lange darauf gefreut“, meinte sie lächelnd. „Du hast mir nicht zugehört. Ich werde Spaß haben! Du wirst machen was ich will, Baby!“ Mila starrte ihn an. Sie verstand nicht. Was hatte er da gerade gesagt? Ein gewaltiges unangenehmes Gefühl machte sich in ihr breit; als ob jemand mit der Faust in ihren Magen schlug. Übelkeit..., der Puls raste. Blankes Entsetzen wuchs in ihr heran und zum
ersten Mal in ihrem Leben hatte sie panische Angst. Plötzlich gab es nur einen Gedanken in ihrem Kopf. Sie musste hier raus! Blitzschnell versuchte sie sich auf die Seite zu drehen, um aus dem Bett zu fliehen. „ Wo willst du denn hin, mein Engel?“ lachte er böse und sein Arm packte ihren Körper und hielt ihn wie in einem Schraubstock gefangen. „ Du willst mir doch wohl nicht die Freude verderben, mit dir zu spielen?“ bemerkte Nicolas belustigt und leckte mit seiner Zunge animalisch über ihr Gesicht. Er hielt sie immer noch fest umklammert. Mila drehte und wand sich
in seinen Armen, versuchte ihr Knie zwischen seinen Beine zu rammen, aber es gelang ihr nicht. Sie stöhnte vor Anstrengung und Nicolas schüttete sich aus vor Lachen. „Du bist ja eine richtige Raubkatze, meine Süße. Es wird mir so viel Freude bereiten, dich zu zähmen.“ „ Du bist ein Schwein! Warum tust du das?“ schrie Mila ihn an. Dieses Mal lachte er nicht, sondern nahm ihr Kinn in seine Pranken und drückte ihr den Kopf nach hinten, sodass sie ihm direkt in die stahlblauen Augen blicken musste. „Nenne mich nie wieder ein Schwein. Hast du mich verstanden, du Nutte!“
Mila konnte nicht einmal atmen. Sie glaubte jeden Moment ohnmächtig werden zu müssen. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie nickte nur wortlos. „Gut…Gut. Dann wollen wir diesen kleinen unglücklichen Fauxpas deinerseits vergessen, nicht wahr.“ Er gluckste in sich hinein und gab ihr Kinn wieder frei. „Ich werde dich jetzt loslassen. Du solltest vernünftig sein, ansonsten wird es dir nicht gut bekommen.“ drohte er und öffnete dann den Schraubstock seines Arms. Mila atmete tief durch. Im ersten Moment dachte sie, er hätte ihr eine Rippe gebrochen, denn es stach in ihrem Brustkorb beim Einatmen.
„Komm, Babe - sei so gut und rutsche hier hoch ans Kopfende“, bat er sie zuckersüß und zeigte mit seiner linken Hand an, wo er sie positioniert haben wollte. „ Zeigt her eure Händchen, zeigt her eure Füßchen…tra la la lala la tra lala…“, trällerte er und Mila konnte einfach nicht glauben, was sie hörte und sah. Er war vollkommen irre. Nicolas war geisteskrank, anders konnte sie sich das Verhalten nicht erklären. „Her mit den Pfoten hatte ich gesagt“, brüllte er und Mila zuckte automatisch zusammen. Er fixierte ihre beiden Handgelenke mit Handschellen am Metallbett, oberhalb des
Kopfes. Nun befestigte er um jedes ihrer Fußgelenke einen langen bunten Schal und knotete diese an die Bettpfosten des Fußendes. Sie lag jetzt splitternackt, mit gespreizten Beinen vor ihm und er betrachtete bewundernd sein Werk.
„ Wundervoll, einfach wundervoll, wie du mich anmachst. Bald bin ich wieder in dir, Babe. Ich sehe deine Unruhe.
Das macht dich geil, stimmt‘s? Stimmt doch, oder? Komm, sag es mir…Sag es mir…ich will es aus deinem Mund hören. Sag es…!” schrie er sie an. „ Ja, ich bin geil…ja, du hast recht“, stammelte Mila und die Tränen schossen ihr in die Augen. Nur nicht weinen,
verdammt! Jetzt nur nicht die Nerven verlieren, appellierte sie an ihren Verstand.
Nicolas lief unruhig im Raum umher, immer noch nackt. Abrupt blieb er stehen, zog seine Jeans an, schnappte sich das T-Shirt und ging zur Tür.
„ Ich hole uns was zu trinken. Nicht ungeduldig werden und lauf mir nicht weg“, rief er noch im Hinausgehen.
Sie hörte sein dreckiges Lachen und musste sich fast übergeben.
Wie verdammt komme ich hier raus? Mila dachte fieberhaft nach, spielte alle Möglichkeiten, die ihr einfielen, im Kopf durch und verwarf sie alle wieder. Denn
wenn man es mal nüchtern betrachtete, hatte sie keine Möglichkeiten. Jedenfalls nicht in der momentanen Situation.
Es ist geradezu lächerlich, sich über Fluchtmöglichkeiten Gedanken zu machen, wenn man splitterfasernackt und noch dazu in dieser Pose, an ein Bett geschnallt wurde. Milas Lachen klang hysterisch. Was hatte dieser Irre mit ihr vor? Er wollte Sex – den hätte er auch so haben können. Nein, er brauchte etwas ganz anderes. Er liebte es zu spielen und genoss ihre Angst. Sie durfte ihm keine Schwäche zeigen. Oder war es vielleicht besser, genau das zu tun, was er von ihr verlangte?
Mila war in einer ganz merkwürdigen Stimmung. Die Angst hatte sich etwas verkrochen, sie war zwar immer noch da, aber es gab noch etwas anderes in ihr, das aufbegehrte und sich nicht der Situation ergeben wollte. Sie zerrte an den Handschellen, obwohl ihr eigentlich klar war, dass die Metalldinger ihren Attacken standhalten würden.
Ihre Handgelenke zeigten von den Manipulationen dicke rote Stiemen und sie hätte schreien können vor Schmerz.
Schritte waren im Kies vor dem Haus zu hören und dann stand er auch schon im Türrahmen. „ Da bin ich wieder meine Süße!“ rief er
freudig und warf ihr eine Kusshand zu. „Ich hoffe, du hast dich nicht allzu sehr gelangweilt?“ lachte er und schlenderte auf sie zu. Er hatte ein Sixt-Pack Bier besorgt und stellte es auf den Fußboden vor das Bett, fummelte eine Dose heraus und öffnete sie mit den Zähnen. Nachdem Nicolas einen großen Schuck genommen hatte, hielt er sie Mila unter die Nase. „ Komm, mach den Mund auf, Süße…du bist doch auch durstig, oder?“ meinte er scheinheilig. Mila nickte. Er hielt die Dose an ihren Lippen und sie trank gierig. Unvermittelt zog er die Dose weg und ließ den Rest ganz langsam über ihre Brust und den
Körper laufen. Mila wand sich und die Bierrinnsale flossen in alle Himmels-richtungen über ihre Haut. „ Du machst mich so an. Ja, bewege dich …genau so liebe ich es!“ Ganz langsam fing er an, die Flüssigkeit von ihrem Körper zu lecken. Mila versuchte sich nicht zu bewegen. Wenn es ihn anmachte, dass sie sich bewegte, würde sie ihm nicht entgegenkommen. Nein! Nicolas machte weiter, lutschte und leckte und plötzlich biss er zu. Er hatte die Haut an ihrem flachen Bauch zwischen seine Zähne genommen und kaute darauf herum. Sie schrie auf und bewegte ihr Becken, um sich aus der Situation zu befreien.
„Ah, du brauchst ein bisschen Ansporn, mein Schatz. Das kannst du haben!“ knurrte er und näherte sich mit seinen Zähnen ihrer Brust… *** Mila öffnete die Augen. Das Zimmer dreht sich und ihr wurde übel. Immer noch hielten die Handschellen ihre Arme am Kopfteil des Bettes fest und ihr Oberkörper hing schlaff, an das Metall gedrückt, herunter. Sie spürte, wie Speichel aus ihren Mund lief und auf ihre Brust tropfte. Sie stöhnte vor Schmerz, als sie versuchte, sich etwas aufzurichten.
„ Meine Süße ist aus ihren Träumen erwacht!“ klang seine Stimme aus dem Badezimmer. „Wie schön, dich wieder zu hören! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht“ meinte er mit mitleidiger Stimme. Sie schaute zu ihm hinüber. Er lehnte an dem Türrahmen, hatte seine Arme vor der Brust gekreuzt und lächelte sie an. „ Du hast das Beste verpasst! Wie schade für dich. Aber wir holen das nach, Babe…versprochen.“ Mila schüttelte den Kopf. Sie wollte, dass es aufhörte. Sie wollte ihn nicht mehr fühlen,- nicht mehr um sich haben. Er kam zu ihr und befreite ihre Hände.
Sie fielen wie tote Gegenstände neben ihren Körper auf die Matratze. Wieder stöhnte Mila vor Schmerz. Sie glaubte keine Minute länger dieses bohrende Gefühl in ihren Schultern ertragen zu können. Tränen liefen über ihre Wangen. Er löste auch die Fesseln an ihren Fußgelenken. „ Freudentränen, meine Liebe? Komm, steh auf – es ist ein bisschen Körperpflege angesagt“, befahl Nicolas und zog an ihrem Arm.
Sie hörte, wie ein dumpfer gurgelnder Schmerzlaut ihre Kehle verließ. Mila konnte nicht aufstehen. Er zerrte sie vom Bett und ließ ihren Körper auf dem Fußboden liegen.
„ Wenn es dir dort, wo du jetzt liegst, zu hart wird, wirst du schon aufstehen!“ stellte er fest und legte sich gemütlich auf das Bett. Mila kam wieder zu sich. Aus dem alten Bodenbelag stieg ein widerlicher Gestank nach Schmutz und anderen Gerüchen,- über die sie sich lieber keine Gedanken machen wollte,- auf und kroch direkt in ihre Nase. Wie lange sie so regungslos auf der Seite gelegen hatte, konnte sie nicht sagen, aber der erste Versuch, sich auf den Rücken zu drehen, scheiterte kläglich. Vor Schmerzen wimmernd lag sie am Boden. Ein heftiges Zittern durchfuhr ihren
Körper. Ihr war saumäßig kalt. Mit einem erneuten Versuch schaffte sie es, sich erst einmal auf den Bauch zu drehen. Ein vorsichtiger Blick zum Bett hinauf zeigte ihr, dass Nicolas vermutlich schlief. Jedenfalls reagierte er nicht. Sie stemmte ihr Körpergewicht hoch, bis sie auf ihren Knien hockte. Zögerlich und möglichst ohne viele Geräusche zu machen, versuchte sie ins Bad zu krabbeln.
Die Matratze hinter ihr gab ein leises quietschendes Geräusch von sich und dann hörte sie auch schon die höhnische Stimme: „ Das wurde aber auch Zeit. Ich hatte schon angenommen,
dass ich es mit dir übertrieben habe. Ehrlich gesagt, wäre ich sehr betrübt gewesen, wenn unser Spaß so schnell zu Ende gewesen wäre.“ Mila schaute sich ängstlich um und sah, wie er auf dem Bett lag und sie auf eine boshafte Weise betrachtete.
Es belustigte ihn! Der Griff an den Waschbeckenrand kostete ihr viel Mühe, aber sie quälte sich solange, bis es genug Halt zu finden hatte, um sich hochzuziehen. „ Das würde ich gar nicht erst versuchen, Schatz! Ohne meine Hilfe wirst du es nicht schaffen. Du scheinst mir doch arg geschwächt zu sein von unserem Liebesspiel“, rief er ihr zu und
stand langsam vom Bett auf. Mila versuchte es trotzdem, doch ihre Beine wollten ihr Gewicht nicht tragen.
Sie schluchzte vor ohnmächtiger Wut und Verzweiflung. Kichernd wie ein Kind kam er auf sie zu und blieb direkt vor ihrer zusammengesunkenen Gestalt stehen. Er stupste sie mit dem Fuß an. „ Hey! Hör auf zu Winseln und reiß dich mal ein bisschen zusammen.“ Mit schonungsloser Brutalität packte er an den Oberarmen zu und versuchte sie hochzuziehen. Mila konnte seine Berührungen nicht mehr ertragen. Mit einer Energie, die für sie fast unvorstellbar war, schlug sie um sich. Ihre Fäuste trafen sein
Gesicht, seinen Oberkörper und für einen winzigen Augenblick ließ er von ihr ab. Er schien verblüfft zu sein. Mit allem, was ihr zur Verfügung stand, wehrte sie sich gegen ihn. „ Fass mich nicht an, du verdammtes Schwein. Lass deine dreckigen Pfoten von meinem Körper. Du bist ein völlig durchgeknallter, abartiger Typ und ich…“ weiter kam sie mit ihren Beschimpfungen nicht, denn er hatte sich von seinem Schock erholt. Mit aller Macht schlug er auf sie ein und ihr Kopf flog zurück und knallte gegen die Wandfliesen. Blut lief über ihre Schläfen und sie fühlte einen fast unerträglich stechenden Schmerz hinter ihrer Stirn.
Der nächste Schlag traf sie am Kinn. Mila wollte, dass es aufhörte…endlich vorbei war. *** Die Tür öffnete sich mit einem gewaltigen Bersten und knallte gegen die Wand. „ Halt! Alabama State Police, Hände hoch über den Kopf und umdrehen! Ganz langsam, wenn ich bitten darf!“ dröhnte eine männliche Stimme. „ Komm her, du Schwein“, knurrte eine andere Männerstimme ganz in ihrer Nähe und packte Nicolas und riss ihn aus ihrem Dunstkreis fort.
„ Was wollt ihr scheiß Cops von mir? Ich habe doch nichts getan“, beklagte sich Nicolas. „ Halt dein dreckiges Maul oder ich vergesse mich“, drohte der Cop. „ Nimm dich gefälligst zusammen, McMillian! Das Stück Scheiße bekommt schon seine gerechte Strafe”! Mila hob langsam den Kopf. Sie sah jetzt, wie einer der Cops auf sie zukam. „ Hallo, Mam. Können sie mich gut verstehen? Wie geht es ihnen!“ fragte er und schaute sich die Platzwunde an ihrer Schläfe genauer an. Mila zuckte zusammen. „ Ja…” war alles, was sie sagen konnte. Dann nahm der Cop sie ganz sanft in den
Arm, um sie etwas abzustützen. „McMillian, wir brauchen einen Krankenwagen“! rief er über seine Schulter. „ OK, ich sorge nur kurz dafür, dass diese Schwein uns nicht abhaut.“ Mila hörte den regelmäßigen Herzschlag des Polizisten,- hörte wie durch eine dicke Watteschicht, dass sie sich weiter irgendwas zuriefen, dann wurde es plötzlich schwarz um sie herum. *** Am Fenster stehend zündete sie sich eine Zigarette an,- zog den Rauch tief in die Lungen und schloss ihre Augen. Sie war unendlich müde, aber ihre Gedanken
kreisten unaufhörlich und hielten sie wach…die Bilder und der Schmerz dieser grauenhaften Stunden drängte sich wie ein stummer Schrei aus ihrer Seele empor, bis in ihr Bewusstsein. Vergessen …war ihr einziger Wunsch … „ Können wir jetzt weitermachen, Miss Smith?“ fragte eine freundliche Männerstimme hinter ihr. „ Geben sie mir noch einen Moment, bitte“, antwortete Mila leise. „ Und…mein Name ist nicht Smith. Ich heiße Carlson. Mila Carlson”! Der Polizei-Psychiater schaute fragend,- blätterte dann in seine Unterlagen, fand aber keine weiteren
Angaben zu ihrer Person. Er wartete geduldig, bis sie sich wieder auf den Stuhl gesetzt hatte, der ihm gegenüber an der Längsseite des Tisches stand. „ Also, Miss Carlson“, sagte er zögernd, „ dann wiederhole ich noch einmal die Punkte, die mir laut ihrer Aussage nicht schlüssig sind. Sie erzählten von den zwei Polizisten,- wobei es auffällt, dass sie sich nur an einen Namen erinnern können. McMillian, war es doch nicht, der sie an seine Brust nahm und tröstete?“ Mila nickte nur. „ Gut und sie behaupten weiterhin, dass sich die ganze Geschichte so ereignet
hat, wie sie es gerade geschildert haben. Dieser Nicolas hat sie sexuell missbraucht, gedemütigt und brutal geschlagen. Dann sind die Polizisten gekommen, haben ihn festgenommen und sie wurden ohnmächtig? Ist das so richtig wiedergegeben?“ fragte er. „ Ja, ich denke schon“, gab Mila zu. „ Miss Carlson, - es gab nachweislich keinen Polizei-Einsatz. Aber es gab eine männliche Leiche, die im Bad ihres Motel-Zimmers aufgefunden wurde. Bei dem Toten handelt es sich um Nicolas Allington, alias Nicolas Stucks und sie können mir wohl nicht erklären, wieso er tot ist, oder.“ Mila schaute den Mann völlig verwirrt
an und riss bei seinen Worten vor Entsetzen die Augen weit auf. Sie rang ihre Hände und platzte dann förmlich heraus: „ Aber, er ist doch festgenommen worden….bevor, ja bevor ich ohnmächtig wurde“. „ Nochmal,- es gab keine Polizei. Man hat sie verwirrt und nackt auf dem Parkplatz des Motels gefunden und dann die Polizei informiert. Können sie sich an gar nichts mehr erinnern?“ fragte er eindringlich. Mila schüttelte stumm den Kopf und fing an zu weinen. „ Wie wurde er getötet?“ wollte sie wissen, nachdem sie sich etwas beruhigt
hatte. „ Ihm wurde der Schädel gespalten. Vermutlich mit einem Metallrost, das den Abfluss der Dusche abdeckte.“ „Oh,- ich glaube, ich kann mich daran erinnern“, stellte sie nachdenklich fest. „ Sie erinnern sich. Woran? Ihn erschlagen zu haben?“ bohrte er. „ Nein, ….an das Metallgitter….“, antwortete sie geistesabwesend…
©roxanneworks 2012
Bleistift Irgendwo in Alabama Natrürlich kannte ich diese Geschichte schon, vielleicht nur unter einem anderen Namen, aber so what, es bleibt immer noch ein Super-Thriller und wenn eine Geschichte so spannend wie diese geschrieben ist, dann ist sie zeitlos und hat echt das Zeug zu einem Klassiker... smile* LG Louis :-) |
roxanneworks Ich danke Dir sehr, lieber Louis... und ja, die Geschichte heißt im Original "Motel"...aber da ich den Krimi als Beitrag für den Storybattle eingereicht hatte, habe ich die Story noch einmal bearbeitet und neu veröffentlicht. Blöderweise bin ich dann krank geworden und habe den Termin zum Bewerten für die Runde verpasst. So wurde ich leider disqualifiziert...;-( Naja, so sind die Regeln... Liebe Grüße an Dich und HERZlichen Dank, besonders für das nette Lob! roxanne |
roxanneworks Ja, das Internet ist eine riesige Spielwiese für viele komische Gestalten und für mich gilt nach wie vor....nichts geht über ein Gespräch unter vier Augen ;-) HERZlichen Dank und liebe Grüße roxanne |
roxanneworks Drück Dich zurück.... und die Daumen...;-) Rox |
roxanneworks Freue mich über Dein Kompliment, mein Schatz... Küsschen und bis später... phine |