Anfangs hatten wir viel zu tun. Es war eigentlich so wie immer an solchen Tagen. Erst kamen die Fahrzeuge nur sporadisch, dann gab es eine Lücke, in der nichts los war. Und dann kamen sie alle, als ob sie sich verabredet hätten. So gurkten wir mit unseren Staplern wie aufgescheuchte Bienen hin und her und luden emsig ab. Doch auch das größte Spektakel ist einmal zu Ende und somit kamen wir in den Genuss einer Verschnaufpause. Besser gesagt, es kam einfach kein Fahrzeug mehr, obwohl wir noch längst nicht unser Tagespensum erfüllt hatten. Doch was können wir dafür, wenn nichts kommt?
Wir sind in dem Fall dem Zufall überlassen. Entweder es kommt etwas, oder nichts. Und nun kam nichts. Vermutlich war mal wieder irgendwo ein Unfall und somit Vollsperrung. Und niemand kannte sich aus und deshalb kam niemand. Somit machten wir zwangsweise Pause, was uns sehr gelegen kam. Und was macht man, wenn nichts zu tun ist und die Pause langweilig wird? Es wird herumgeblödelt! Hier einen Streich gespielt, dort ein Hölzchen vor die Räder heimlich gelegt, oder die Gasflasche zugedreht, und wenn der ahnungslose Fahrer los will, kommt er nicht weit, oder rumpelt erstmal über etwas, womit er gar nicht gerechnet hatte.
Ich jedoch fuhr durch die große Tür, weil ich einen Kaffee trinken wollte, was ich ja eigentlich nicht wollte, denn wenn ich „Kaffee“ sage, meine ich keinen Kaffee, sondern ein anderes Getränk. Ich sage nur „Kaffee“, damit es jeder versteht. Zumal wir untereinander von „Affe“ reden, da das „K“ als Kurzlaut ja sowieso niemand versteht und im Echo nur „Affe“ liegt. Diejenigen, die es nicht wissen, fühlen sich zwar verschaukelt, oder angemacht, aber denen erklären wir das Wortspiel dann eben. Oder auch nicht. Kommt eben drauf an, ob uns die Person sympathisch genug ist, oder eben nicht. Jedenfalls fuhr ich durch den Torbogen.
Doch just in dem Moment kam Isi – ein ausländischer Kollege, der hier in Deutschland schon seit Jahren mit seiner Familie lebt, den ich nicht mag (nicht weil er Ausländer ist, sondern weil seine Art mit den Mitmenschen umzugehen einfach bescheuert ist), aber auf Arbeit akzeptieren muss, und der mit mir seit Monaten schon nicht mehr redet, bloß weil ich ihm seinen Stapler weggenommen habe – weil es ja eigentlich egal ist, ob der einen schnellen oder langsamen Stapler fährt – abladen kann er (Isi) ja eh nicht (bei ihm geht einfach zu viel kaputt) und weil mein Stapler momentan neu aufgerüstet, bzw. repariert wurde – und klatscht mir mit einem Grinsen eine Ladung Schlamm in den Nacken.
Das heißt, vorerst steht er mit erhobenem Arm da und droht damit, es zu tun. Ich will mich aber nicht mit Isi einlassen, weil der stets aus einer Mücke einen Elefanten macht und aus einem Scherz eine ellenlange Diskussion, die dazu führen kann, dass er dann monatelang mit einem nicht mehr redet. Somit saß ich in meinem Stapler nur da und wartete, ob Isi sich traut, oder nicht. Zwei khakifarben gekleidete Wüstensoldaten, die an der Tür standen, schauten zu uns rüber und überhaupt starrten alle gebannt auf das Schauspiel – wie ich denn reagieren würde, oder ob überhaupt. Isi kam das sehr entgegen und so senkte sich sein Arm in meinen Nacken und er verrieb den Dreck an
meinem Hals. Ich ließ es widerspruchslos geschehen. Was sollte ich schon tun? Ich wollte ihm seine kleine Rache nicht nehmen. Und danach würde es gut sein. Dann ging Isi freudestrahlend davon und ich winkte einfach nur ab. Enttäuscht schauten die Soldaten weg und meine Kollegen fragten mich, warum ich mich nicht gewehrt hätte. Ich sagte ihnen, dass sie Isi doch kennen müssten, wie er reagieren würde, wenn man ihm nicht seinen Willen lassen würde. Dann wäre wieder jahrelang Theater und nichts so, wie es sollte. Sie nickten verstehend und klopften mir beileidheischend auf die Schulter, was den Dreck am Hals, der inzwischen schon etwas angetrocknet war (der Dreck), weiter meinen Rücken hinunterrieseln ließ, was mir
wonnige Schauer entlockte, die ich aber öffentlich nicht zeigen wollte. Jedenfalls nicht jetzt. So fuhr ich einfach meinen Stapler parken und mobbte noch ein bisschen untereinander mit, solange es Spaß machte, dies zu tun. Dann war Frühstückszeit und alle Kollegen verflüchtigten sich irgendwohin. Ich ging einen Affe trinken und dann zum Stapler zurück, um zu schauen, ob nicht noch irgendwo etwas zu tun sei, zumal ich besser auf dem Stapler sitze, als woanders, sonst kommt Isi womöglich auf den Gedanken (falls er überhaupt dazu imstande ist), mir den Stapler wegzunehmen. Als ich an der Stelle war, wo der Stapler stehen müsste, befand sich dort aber kein Stapler mehr.
Das heißt, es stand noch ein Modell da, nur eben nicht meins. Ich solle zu meinen Kollegen gehen, die den linken Weg gewählt hatten (zwangsweise – auf Anordnung von oben), wurde mir von einer Frau, die ich bisher noch nie gesehen hatte, gesagt. Diese fuhr dann mit dem fremden Staplermodell in die Halle hinein und ihr folgte jemand, den ich auch nicht kannte, zu Fuß. Tja, was soll man da machen? Wenn die beiden die Arbeit alleine machen wollen – Bitte … - aber dann sollen sie nicht klagen. Nur gut, dass sie unsere Mobbingtricks noch nicht kannten, denn in dem Moment, als ich den linken Weg einschwank, hörte ich ein weibliches Fluchen.
Tja, da hatte wohl jemand die Gasflasche des Staplers zugedreht.
Wer das wohl war …? Ich ging also zu meinen anderen Kollegen, die sich inzwischen zu einem Grüppchen eingefunden hatten. Wir sollten alle weiße Kittel anziehen und in Gummistiefel schlüpfen. Dann kam unser neuer Lotse, der uns (die wir von unserer Firma verliehen wurden) zu unserer Arbeit führen sollte. So gingen wir brav, ohne zu murren, mit und kamen in den Außenbereich des Firmengeländes. Wir liefen zuerst an einem Sonnenblumenfeld vorbei, dessen Pflanzen infolge der Fruchtfülle ihre Köpfe hängenließen. Ob sie dabei traurig waren,
scheint eine gute Frage zu sein, aber wohl nicht – in der Pflanzenwelt ist vieles andersrum, als wie man es dem Menschen zuordnet. Oder so. Oder so ähnlich … Wie auch immer … Jedenfalls war das Sonnenblumenfeld - welches gar nicht so gelb war, wie man es vielleicht kennt, sondern eher gelb-braun gesprenkelt – bald an uns vorbeigehuscht und wir liefen einen recht steilen Abhang hinunter. Dabei dachte ich zuerst daran, dass, wenn wir nach der Arbeit müde zur Mittagspause zur Firma laufen wollten, es dann recht schwer haben würden, hier wieder hinauf zu müssen. Ich machte laut einen Witz darüber und alle, bis auf unseren Führer, der den Witz wohl nicht verstand,
lachten schallend. Na, hoffentlich lachten sie auch noch, wenn es dann nachher irgendwann tatsächlich zurückging. Dann ging es wieder bergauf. Und auch ziemlich steil. Ich begann mir schon Sorgen zu machen. Immerhin war es bis zur Mittagspause ja nicht mehr lange hin und der Weg schien länger zu sein, als uns angekündigt wurde, zumal ich mich auch noch fragte, ob er uns überhaupt angekündigt wurde, oder nicht. Dann kamen wir endlich an unser Ziel, das irgendwie merkwürdig aussah. Man muss sich ein hohes, altertümliches Haus vorstellen, das von einem erst flachen und dann immer tiefer werdenden Grabensystem umspannt wurde.
In dem Graben wuchs eine braun-gelb gefleckte Wurzel. Erst flach und nur braun und ziemlich klein, die aber mit der Tiefe des Grabens im Ausmaß umfangreicher und fleckiger wurde. Doch hatte diese Wurzel eine andere Art von Gestalt, als wie man es vielleicht von Wurzeln her kennt. Nicht einfach nur knorrig und glatt – nein – es schien, als sei sie selbst noch von tausenden kleinen Wurzeln umschlungen. Eher wie eine Wurzel, die von vielen kleinen Ärmchen umärmelt wurde, aber immer gleichmäßig, sodass der Eindruck entstand, dass es sich um nichts Natürliches handeln könnte. Und doch schien die Wurzel natürlichen Ursprungs zu sein, die sich parallel mit der immer draller werdenden Aura hier und da
spaltete, sodass die Nebenarme, die den gleichen Ausdruck von Urgewalt und Kraft der Natur innehatten, ebenfalls bald das Ausmaß der Urwurzel bekamen. Eine Wurzel wuchs genau mittig die steile Treppe hinauf, auf der wir unserem Führer folgen mussten. Dann ging es weiter. Bis zu einer Art Plattform, die in Glaswänden endete. Die Fenster – solche sollten es sein, waren jeweils diagonal von Rahmen durchzogen, sodass sie nicht, wie man es kennt, rechteckig waren, sondern eben dreieckmäßig. Bis auf zwei Fenster, wo das Glas fehlte, waren alle geschlossen. Ich konnte ins Innere blicken. Dort gab es einen Fußboden aus Gehwegplatten, der
sporadisch Löcher enthielt, die die gleiche Größe wie die Gehwegplatten hatten. Und dort schwamm das Wasser, das etwas höher stand, als die Gehwegplatten verlegt waren. Aha, dachte ich – deshalb die Gummistiefel. Wir mussten alle durch eines der Dreieckfenster hindurchkraxeln, wobei ich auch sofort in eines der tiefen Löcher trat (zum Glück waren meine Stiefel höher, als das Loch tief war) – und: Türen schien es hier nicht zu geben – und dann standen wir alle im Gebäude. An der Innenwand ruhten spatenähnliche Geräte, die eher Schaufeln ähnelten. Eigentlich konnte man sie nicht genau definieren, weil sie weder das eine waren, noch das andere. Sie sollten zum Wasser schippen dienen, welches hier
eigentlich fehl am Platze war – so die Auskunft des Führers, was wir hier eigentlich machen sollten – nämlich Wasser schippen. Auf irgendeine Rinne, auf die das Wasser - das ja eigentlich von alleine dorthin fließen müsste, weil es ja höher stand, als der Fußboden war – nicht schwappen und hinweglaufen konnte. Ich suchte mir eine Schippe mit einem kurzen Stiel aus. Zwar wäre eine mit längerem Stiel passender für mich, aber der Umfang des Blechs war umfangreicher, wobei ich dachte, dass damit dem Wasser schneller der Garaus gemacht werden konnte, als wenn ich mit einem anderen Schäufelchen schippen würde.
So schnappte sich also jeder seine Schippe und dann ging es dorthin, wo wir benötigt wurden. Unser Lotse voran und wir hinterher, immer wohlbedacht, ja keinen falschen Schritt zu tun, weil wir merkten, dass der Boden irgendwie glitschig war. Wir tippelten steile Treppen hinauf, die eher an Leitern erinnerten (die armen Einwohner, sag ich da nur – wenn die ihren Einkauf hier hochstemmen und sich gleichzeitig festhalten müssen …), danach steile Treppen wieder hinab und wieder welche hinauf. Das ganze Haus schien nur aus Treppen, die keine im eigentlichen Sinne waren, zu bestehen. Zwischendurch kamen wir an frisch verputzten Stellen vorbei, wo irgendwelche Handwerker, die alle stumm arbeiteten,
herummachten. Auch da war Vorsicht angebracht, weil die Feuchtigkeit der verputzten Steine und Nässe des allumgebenden Wassers den Weg besonders rutschig machten. So tappten wir also hinter unserem Führer hinterher und fragten uns, wann wir denn endlich an unser Ziel kämen, geschweige denn, wie die sich das vorstellen, wie wir wieder zurück sollten, um pünktlich unsere Mittagspause machen zu können – denn niemand hatte etwas mit, um sie hier zu vollziehen. Dann sah ich schon den ersten bekittelten Arbeiter mit seiner Schippe stehen, der das überstehende Wasser, was eigentlich von alleine in die nebenstehende Rinne hätte abfließen müsste, dorthin schippte, damit das Wasser
abfließen konnte. Völliger Humbug eigentlich, aber hier war es genau so! Meine Kollegen wurden aufgeteilt. Nur ich sollte noch weiter. Also winkte ich meinen Kollegen zum Abschied nach, die mir neidisch hinterherblickten. Als wüsste ich, wohin es gehen sollte und ob es was Besseres wäre, als sie zu tun hätten. Ich wusste gar nichts. Und so fuhr ich auch aufgeschreckt zusammen, als mein Führer aufschrie. Ich sah, dass er auf ein Brett getreten war, das am anderen Ende mit einem Stapel anderer Bretter und einem Schreibtisch beschwert war, sodass sich nun alles wie in Zeitlupe in die Luft bewegte und dann auf meinen Lotsen runterkrachte, der
die Arme zur Abwehr hochgestreckt hatte, was ihm aber nicht viel half. Die Bretter bauten sich mikadoähnlich über ihm zusammen und zum Schluss stellte sich der Schreibtisch darüber auf. Ich musste innerlich grinsen, denn dieses Arrangement sah einfach nicht zufällig aus. Dann half ich dem erschrockenen Mann aus seinem Dilemma, der sich zum Glück nichts gebrochen hatte. Dann ging es weiter. Das heißt, ich hielt kurz inne, weil ich einen der stumm arbeitenden Verputzer fragen wollte, wie spät es sei. Doch der nuschelte etwas in irgendeiner Sprache, die ich nicht verstand. Aha, resümierte ich, da haben sie mal wieder Billigkräfte aus dem Ausland angeheuert, die kein Wort Deutsch verstehen.
Das erklärte auch die chaotischen Verputzarbeiten, die mal hier und mal da vollzogen waren, aber irgendwie im Ganzen unfertig wirkten. So stand ich also da und wollte meinem Vormann folgen. Nur – war der weg. Futschikato – nix von ihm zu sehen …
Wo also entlang? Da das Haus ja nur aus unzähligen Etagen zu bestehen schien, deren Gänge mal hierhin und mal dahin abzweigten, um dann an einer erneuten Treppenflucht zu enden, wobei man in die darunter verlaufenden Etagen gut blicken konnte, eben weil hier nichts fertig war, ging ich einfach dort entlang, wohin mich meine Nase führte. Bis ich vor einem dreieckigen Loch stand, durch welches ich mich dank der frisch verputzten Steine mit Ach und Krach
zwängen konnte. Dann musste ich nochmals durch ein dreieckiges Loch kriechen, sodass ich nun völlig dreckig und weiss (weil die Steine abfärbten) dastand. Die Farbe machte ja nicht viel aus, weil ich ja einen weissen Kittel trug, der aber nicht überallhin reichte, sodass ich dort, wo der Kittel endete, ebenfalls dessen Farbe trug. Und dann kam noch der Dreck hinzu. Und natürlich die Feuchtigkeit. Ich schlug aus Frust den Rückzug an. Sollte hier doch schippen wer will, dachte ich wütend. Doch wollte ich den alten Weg nicht zurück. So stieg ich eben eine andere Treppe hinab und stieß auf eine alte Frau, die auch hinauswollte.
Ich fragte sie, ob sie den Weg kennen täte und ob sie hier wohne.
Sie antwortete, dass sie hier einmal wohnen wolle (wobei ich mich im stillen fragte, wo hier denn Wohnungen seien – es gab doch nur Treppen, die noch nicht mal welche im herkömmlichen Sinne waren – schwieg aber dennoch) und auf dem Weg nach draußen sei. Sie wollte sich nur mal den Fortschritt der laufenden Arbeiten anschauen und sei ganz zufrieden. Ich dachte mir nur meinen Teil. Man muss nicht alles anschneiden, geschweige denn aussprechen. Wenn sie denn hier wohnen wolle – bitte – aber ohne mich! So lief ich der Frau hinterher und kraxelte wie sie Treppen hinauf und hinunter.
Dann wollte ich weiter, doch die Frau hielt meinen stĂĽrmischen Gang zurĂĽck.
Sie deutete auf ein lose liegendes Brett.
Ich tippte versuchsweise mit dem Fuß drauf. Da bewegte sich im gleichen Zug das andere Ende, auf welchem auch lose liegende Bretter lagen, sowie einige unverputzte Steine. Aha, dachte ich, ein Schreibtisch wäre ja noch zu ertragen gewesen, aber Steine… Dankbar nickte ich der Frau zu und wir nahmen einen anderen Weg, der irgendwie trockener wurde. Und staubiger, muffiger, älter. Aha, hier waren sie noch nicht, stellte ich fest. Und dann stand ich meinem Führer entgegen, der wie aus dem Nichts auftauchte. Wohin ich wolle, fragte er mich. Natürlich zurück, entgegnete ich.
Hier würde ich bei dem Saustall und in diesem Gefahrenquell keine Arbeit verrichten – das sei ich mir und meiner Gesundheit schuldig. Er nickte verstehend und bot sich an, uns zum Ausgang zu führen. Unterm Arm trug er ein Etui, das er sorgsam wie ein Ei umschlang. Ich bemerkte es nur, weil er ständig den Arm nachrückte, als würde er nachsehen wollen, ob denn noch alles heil und vorhanden wäre. Jedenfalls kamen wir endlich im Untergeschoss an und trafen den Obermacker. Der motzte meinen Führer an, wieso er mich hier herführen würde. Der erklärte ihm die Situation und der Obermotz nickte verstehend, wobei er ihm aber auch
erklärte, dass er mitkommen wolle, um meinen eigentlichen Chef zu erklären, wie ungeeignet ich wäre und was ich für ein schlammiger (schlampiger) Typ ich sei. Ich druckste ob dieser Aussage herum, aber wollte noch nicht aus der Haut fahren. Dazu, dachte ich, wird später Zeit sein. So ein Schwein!, dachte ich nur. Die Frau war inzwischen längst fort, wobei ich leider nicht hingeschaut hatte, wohin – denn das Haus hatte ja keine Türen und ich fragte mich, wie man hier herauskäme. Zufällig sah ich ein offenes, dreieckig geformtes Fenster und sprang einfach hinaus. Ob die alte Frau hier auch gesprungen war, ließ sich nicht
nachvollziehen, aber es war mir in dem Moment auch egal – Hauptsache, ich war endlich raus aus diesem Kabuff!
Die beiden Obermuffties staunten nicht schlecht, sprangen mir dann aber hinterher, wobei der eine sein Etui verlor, das ich mir gleich schnappte. Dann wollte ich davonlaufen, aber irgendwie kam ich nicht so richtig vom Fleck. Und dabei war das Sonnenblumenfeld und die steilen Ab- und Aufgänge des Waldes, sowie dieser selbst, noch in weiter Ferne. Trotzdem – es ging leider nicht so richtig voran, sodass mich die beiden Verfolger bald einholten. Ich hielt das Etui wie zum Schutz vor mich hin, ihnen zu – und meinte, sie sollen nicht näherkommen - ich würde es hinschmeißen.
Da hielten sie inne, wohl aus Angst, ich würde es wirklich tun. Dann redete der Obermufftie besänftigend auf mich ein, wobei der andere, den ich bisher für unverfänglich gehalten hatte, versuchte, mich zu umgehen – wohl um mir dann in den Rücken zu fallen. Ich bemerkte auch das kurze Augenzwinkern, dass die beiden untereinander vollzogen. Da wurde ich wütend über so viel Unverstand und klappte das Etui auf. Nun sollten sie sehen, was sie davon haben, dachte ich. Ich nahm den Inhalt heraus (eine randlose Brille und zwei Essstäbchen mit einer komischen Gravur) und klatschte ihn auf den nächstbesten Stein. Dass dabei nicht der Stein entzweiging, versteht sich von selbst …
Die beiden brüllten auf – doch nun war es zu spät. Ihren Schock ausnutzend, rannte ich davon.
Dann kamen sie mir geifernd hinterher. Doch ich war schneller als sie und kam an einem Häuschen an, wo ich mich im Garten versteckte. Dann waren sie da und wuschen sich, weil sie mich nicht fanden, erstmal ihre Hände in einem kleinen Fischteich, deren Bewohner leider nicht fliegen konnten, also deshalb dem Treiben der beiden ohnmächtig zuschauen mussten. Dann setzten sich die zwei und beratschlagten scheinbar – zumindest sah es so aus. Ich stahl mich aus meinem Versteck und wusch mir ebenfalls den Hals und die Hände. Den verräterischen Kittel hatte ich unterwegs schon längst
weggeschmissen, sodass ich nur mit einem schwarzen Boxershort bekleidet dastand.
Nun wurde ich durch das Plätschern doch entdeckt, doch ehe sich die Horde auf mich stürzen konnte, stürzten zwei Menschen aus dem Häuschen, eine Frau und ein Mann, die mich beschuldigten, das Wasser der armen Fischlein besudelt zu haben. Doch ich wies auf die beiden, die mich verfolgten und sagte, bei denen läge die Schuld. Durch sie erst wäre ich in diese Lage gekommen. Wenn sie (die Häuschenbewohner) sich also schadlos halten wollten, dann durch die beiden (die mich verfolgten). So kamen vier Menschen ins Geplänkel, welches ich ausnutzte, um Hals über Kopf zu flüchten.
Dann erreichte ich endlich den Wald, wobei ich beim ersten Schritt auf etwas Weiches trat. Erschrocken wich ich zurück. Es war nicht nur weich, sondern auch großfleckig gelb-braun gefleckt. Genau wie die Wurzel des Hauses, nur eben nicht hart, sondern weich. Flauschig fast - könnte man meinen … Ich sah nach oben. Da stand sie, die Beschützerin der Enterbten und Genervten. Die Beschützerin des Waldes und denen, deren Unschuld im Buche (und Eiche) stand. Eta – die fleischgewordene Göttin, informe einer nach oben gerichteten, die Bäume mit unzähligen Ärmchen umschlungenen Figur, einer gelb-braun gefleckten Schlange, deren gütiger Mundzug eine positive Aura ausstrahlte.
In einigen ihrer Händchen zappelten Unholde vergangener Zeiten, deren Unfähigkeit zu Sterben wohl dem Zustand der Göttlichkeit zuzuordnen war. Doch die Schlange hielt die Augen geschlossen. Nur in Zeiten höchster Not würde sie ihr Antlitz öffnen, und nur wer reinen Herzens war, konnte ihrer Gnade selig werden. So tippte ich ihren Leib an. Streichelte stumm, drückte ganz sanft …, um sie leise, aber bestimmt, ihrem Schlummer entreißen zu können. Dann öffnete sie endlich ihre Augen. Ihre klaren Pupillen brachten Glanz in die sie umgebenden Bäume und tauchten sie (die Bäume) in ein irrlichterndes Zwielicht. Der Schlangenkörper pulsierte warm und weich unter meinen Händen. Ihr Kopf pendelte leicht hin und her.
Es hörte sich an, als wenn ein leicht säuselnder Wind durch die Zweige verspielt huschte. Dann gab es einen kleinen Blitz und die beiden Unholde zappelten in Händchen, die nicht meine waren. Nun konnte ich sicher sein, dass meine Sicherheit bewilligt ward. Ich strich noch einmal sanft über Eta’s gelb-braun gefleckten Flecken und ging dann meiner Wege. Ich sah noch einmal zurück. Eta stand aufrechtstehend inmitten der Bäume und hielt wieder die Augen geschlossen. Ihr Körper wiegte sich mit den Baumkronen im Wind und die sie umflirrenden Sonnenstrahlen sangen ihre einzigartigen Weisen …
Nachtrag:
… dann wachte ich auf und hatte eine passende Melodie im Kopf, die ich später leider vergaß. Ich überlegte, ob ich den Traum niederschreiben sollte, oder die zwei Stunden Schlaf anhängen, die mir eigentlich noch bis zum Zeitpunkt des Weckers fehlten. Ich denke, ich habe mich richtig entschieden. Und deshalb kommst du, lieber Leser, auch in den Genuss dieses überaus interessanten Traumes, der mal ganz anders endet, als so viele andere vorher…
JeanneDarc Eine Geschicht von Dir so ganz ganz ohne Bilder? bist doch sonst so ein Zeichen-Wilder? Mach da noch ein paar Bilder rein dann, ja DANN ist die Geschichte sicher fein. Und eines das muss ich halt auch sagen Dir bissele zu lang, das war sie mir Ich kann mich nicht so lange konzentrieren hab immer Angst es könnt mir was passieren das kannst Du sicher nicht verstehen wie das tut der Susi gehen und doch bleibt eines mir zu sagen auch über dies Geschicht möcht ich nicht klagen Ich lese Deine Geschichten wirklich gern negativ bewerten liegt mir fern. Drum mein kleiner, mach doch einfach weiter so und stimme Jeanne und ihre Puppen froh ;) |