Blutiger Donnerstag
Meine süße Verlobte Jessica und ich machten uns an diesem nasskalten Morgen im Februar für die Arbeit fertig. Es war Altweiberfastnacht. Um nicht wieder eine Krawatte opfern zu müssen, trug ich an diesem Tag in der Bank zum weißen Hemd eine elegante Fliege. Anfangs fand ich es komisch, aber Jessica meinte, dass ich darin bestimmt auch gut aussehen würde. Ich stand vor dem Spiegel, als sie kam und mich umarmte. Sie nahm meine Fliege und band sie mir lächelnd um. Wie sie vor mir stand, erinnerte ich mich an die Zeit, wie ich sie zwei Jahre zuvor kurz nach dem Ende meiner Ausbildung zum
Bankkaufmann kennengelernt hatte. Jessica sah wie damals genauso süß aus. Ihre langen blonden Haare, die blauen Augen und das bildhübsche Lächeln faszinierten mich vom ersten Moment an. Auch ihre Dienstkleidung bestehend aus kurzem Rock, schicker weißer Hemdbluse und Krawatte standen ihr ausgezeichnet. Ich dachte daran, dass vier Wochen später unsere Hochzeit sein würde und küsste meinen Schatz. Jessica meinte: „Du weißt doch, wohin das führt. Außerdem müssen wir los.“
Jessica brachte mich zu der Bankfiliale. Wir hatten noch ein paar Minuten. Sie strich mir über die Fliege und sagte scherzhaft: „Na, glaubst du dass den
beiden Ladies dein Aufzug heute gefallen wird?“ Neben mir arbeiteten in der Bankfiliale nur noch die Leiterin Sandra und eine weitere Kollegin Natascha. Ich gebe zu, dass ich beide sehr nett und auch hübsch fand, aber mein Herz gehörte meiner Verlobten. Außerdem waren auch beide vergeben. Sandra war auch frisch verheiratet.
Meine Kolleginnen kamen schließlich auch. Scherzhaft meinte Natascha zu Jessica: „Na, dürfen wir deinen Schatz entführen? Keine Angst, heute Abend bekommst du ihn vollkommen unversehrt wieder.“ Mit einem zärtlichen Kuss und einem „Ich liebe Dich.“ verabschiedete ich mich von Jessica und ging mit
meinen Kolleginnen hinein. Als wir drinnen waren musterten sie mich und meinten, dass ich wie immer schick aussehen würde. Natürlich sahen auch Sandra und Natascha sehr elegant aus. Sandra mit langen blonden Haaren, braunen Augen, charmantem Gesichtsausdruck und einem schicken Outfit bestehenden aus kurzem Rock, weißer Hemdbluse und Blazer und auch Natascha mit ihren langen dunklen Haaren, den blauen Augen und niedlichem Gesicht und ebenfalls hübsch gekleidet mit Rock und weißer Bluse. Sie waren schon zwei Süße. Deshalb wurde ich auch von anderen Kollegen beneidet.
Natascha legte ihre Hände auf meine
Schultern und sagte zu Sandra: „Nun, was meinst du, da wir bei unserem Kollegen heute nichts abschneiden können, ist er einfach unser Gefangener.“ Sandra scherzte ebenfalls, griff nach meiner Fliege und sagte: „Hm, reine Seide und so süß gebunden.“ Ich bekam ein leicht mulmiges Gefühl und entgegnete: „Bitte, ihr tut mir doch nichts, oder?“ und nahm scherzhaft die Hände hoch. Sie sagten, dass sie mich meiner Verlobten schon nicht wegnehmen werden, aber um eine Umarmung käme ich nicht herum.
Der Vormittag verlief ruhig und normal. Gegen Mittag bekam ich eine Nachricht von Jessica, dass sie leider nicht zu mir
kommen könne. Sie freute sich aber schon auf unseren gemeinsamen Abend. Auch Sandras Mann und Nataschas Freund waren beide verhindert. Nun war das Wetter auch ziemlich grau und nass, weshalb wir alle drei in der Mittagspause in der Filiale blieben und Papierkram nacharbeiteten. Sandra und Natascha saßen hinten im Büro, während ich im Schalterraum am PC saß. Auf einmal klopfte es an der Tür zum Vorraum. Als es wieder klopfte, schaute ich nach und sah eine junge Frau, die mich heranwinkte. Eigentlich war ja Mittagspause, aber nun wollte ich auch nicht unhöflich sein und ging hin.
Sie sagte mir, dass sie mit dem SB-
Terminal nicht so gut zurechtkäme und fragte, ob ich nicht behilflich sein könne. Ich ging mit ihr zum Terminal. Sie sagte: „Danke, das ist sehr lieb von Ihnen. Sie sind ein Schatz.“ Ich erklärte ihr die Funktionen. Dabei merkte ich, dass sie mich sehr genau musterte. Ich versuchte mir mein leichtes Kribbeln im Bauch nicht anmerken zu lassen und fragte, ob ich noch etwas tun könne. Sie umfasste mein Handgelenk und meinte lächelnd: „Hier nicht, aber vielleicht woanders.“ Ich fasste mit der anderen Hand an meine Fliege. Sie sagte, dass mir diese sehr gut stünde. Ich sagte, dass ich diese heute eigentlich nur umgebunden habe, wegen der
Altweiberfastnacht. „Ah!“, sagte sie, „Dann soll sie also vor Attacken junger Damen auf Krawattenjagd schützen?“ Ich nickte leicht verlegen. Sie sagte weiter: „Das mag funktionieren, aber sie schützt mit Sicherheit nicht vor einem Überfall.“ Kaum hatte sie ausgesprochen, spürte ich durch meinen Hemdkragen die Mündung einer Pistole. Ein Mann stand plötzlich hinter mir und drückte sie mir mit den Worten „So junger Mann, genug geflirtet!“ ins Genick. Entsetzt nahm ich die Hände hoch. Die junge Frau, die eben noch mit mir geflirtet hatte, sagte nun, ich und meine „hübschen Kolleginnen“ sollten tun, was sie sagen. Dann würde uns nichts geschehen. Zuerst musst ich
die Eingangstür abschließen und den Schlüssel stecken lassen. Dann nahm mich der Mann und drückte mir die Pistole ins Genick. Wir gingen zu meinen Kolleginnen. Beide nahmen ebenfalls mit entsetztem Gesicht die Hände hoch. Natascha und Sandra gingen mit dem Mann zum Tresor. Ich blieb mit der Frau zurück. Sie stellte sich vor mich und fragte: „Na Hübscher, hättest du jemals geglaubt, von einer Frau überfallen zu werden?“ Sie strich mit den Fingern über meinen Kragen und die Fliege. Sie sagte weiter: „Du bist wirklich ein sehr gutaussehender junger Mann. Vor allem auch immer schick angezogen.“ Ich sagte: „Bitte tun Sie uns nichts. Wir tun
alles, was Sie wollen.“ Sie richtete wieder die Pistole auf mich. Ich nahm wieder die Hände hoch. Da sah sie an meiner linken Hand meinen Verlobungsring. Sie sagte: „Oh, ein angehender Bräutigam. Wann ist es denn soweit?“ „In vier Wochen“, antwortete ich. Sie fragte: „Und freust du dich schon drauf?“ Ich traute mich nicht, mehr zu sagen. Schließlich kam der Mann mit meinen beiden Kolleginnen auch wieder nach vorn. Dann sagte er zu uns: „So ihr drei, stellt euch dort nebeneinander auf.“ Ich bekam innerlich Panik und fragte: „Was haben Sie mit uns vor?“ Er schnauzte nur: „Dahin hab ich gesagt.“ Mit erhobenen Händen
standen wir vor der Wand. Dann nahm der Mann seine Pistole und die seiner Komplizin und richtete sie auf uns. Er sagte: „Tut mir leid um euch. Aber ihr seid zu wichtige Zeugen.“ Ehe wir überhaupt reagieren konnten vielen Schüsse. Nachdem Sandra tödlich getroffen zusammenbrach, feuerte er sofort auf Natascha und mich. Ich bekam noch ihren Aufschrei mit, bevor sie und ich, von mehreren Kugeln getroffen mit einem lauten Aufstöhnen ebenfalls zu Boden fielen.
Kurze Zeit später wurden wir drei gefunden. Sandra lag mit dem Gesicht zum Boden. Natascha und ich lagen direkt nebeneinander auf dem Rücken mit
weit geöffneten Augen.