Kurzgeschichte
Hochwasser - ...über die Ufer

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"Hochwasser - ...über die Ufer"
Veröffentlicht am 04. Februar 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: maglara - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin gelernte Bürokauffrau, habe zwei Söhne und vier Enkeltöchter. Meine Hobbys: Ich schreibe gerne Gedichte und Kurzgeschichten, lese und tanze gerne und singe in einem gemischten Chor mit. Ich liebe klassische Musik, lange Spaziergänge am Meer und im Wald und gute Gespräche Meine Philosophie: mit unserem Dasein versuchen, unsere Welt ein klein wenig zu verbessern, positiv zu denken und niemals aufzugeben
Hochwasser - ...über die Ufer

Hochwasser - ...über die Ufer

Über die Ufer...

Es war Mitte August, im Jahr 1958. Die Sonne brannte vom Himmel und ihr heißer Atem legte sich auf das Land.  Von Westen nahte eine Gewitterfront. Dunkle Wolken zogen langsam aber stetig heran und eine unerträgliche Schwüle breitete sich aus.

Meine Großmutter saß auf der Veranda unseres kleinen Hauses und wischte sich mit ihrem in Kölnisch Wasser getränkten Taschentuch über das Gesicht. Schwerfällig stand sie aus ihrem Schaukelstuhl auf, um nach uns Kindern zu sehen. Sie mahnte uns, endlich aus

dem Wasser zu kommen.

Meine Schwester, mein Bruder und ich badeten in dem kühlen Nass der Werse.  Gerade jetzt war es in dem erfrischenden  Gewässer so wunderbar und nur widerwillig folgten wir ihren Worten.  Die ersten Donner waren bereits zu hören und  ab und zu erhellten Blitze den mittlerweile dunklen Himmel.   Regentropfen platschten ins Wasser und ein starker Wind war aufgekommen.  

Wir sahen unsere Großmutter den Hang herunterlaufen und hörten sie immer wieder unsere Namen rufen.

Sie winkte unaufhörlich und ihre Worte klangen schon fast hysterisch, als sie uns

zum wiederholten Male aufforderte, sofort nach Hause zu kommen.  Jetzt beeilten wir uns, ihr Folge zu leisten, denn das Getöse am Himmel machte uns nun doch Angst.  Plötzlich krachte es. Ein greller Blitz jagte zur Erde und traf die alte Eiche in der Nähe unseres Hauses. Zu Tode erschrocken rannten wir unserer Oma entgegen, um schnell mit ihr ins schützende Heim zu laufen.  Dort standen wir dann in Handtücher gehüllt und schauten aus dem Fenster zu, wie sich das Gewitter weiter entlud. Es krachte und blitzte in einer Tour. Donner und Blitze wechselten sich im Sekundentakt ab. Dazu schien sich der Himmel geöffnet zu haben, denn es

regnete wie aus Kübeln.

Mittlerweile hatten wir uns umgezogen. Da auch die Temperatur stark gefallen war, wurde wärmere Kleidung notwendig.  Immer wieder schauten wir ängstlich aus dem Fenster. Es regnete nun schon seit Stunden. Die Werse war mittlerweile über ihre Ufer getreten. Immer höher stieg das Wasser. Unser Haus stand auf einer Anhöhe, mitten im Grünen. Es war eine ehemalige Badeanstalt, im Turnerbad,  die mein Großvater und mein Vater zu einem wohnlichen Heim  umgebaut hatten. Die angrenzenden Häuser waren alle aus massivem Stein gebaut, nur unser

Häuschen war ein Holzhaus und wir hofften, dass es dem Unwetter standhielt.  Immer weiter stieg das Wasser an und erreichte bereits die ersten umliegenden Boots- und Ferienhäuser, die alle das ganze Jahr über bewohnt waren. Einige Anwohner verließen bereits ihre Häuser, als klar wurde, dass man gegen diese Urgewalt der Natur nichts unternehmen konnte als nur zu beten und abzuwarten.

Erst nach vielen Stunden beruhigte sich die Wetterlage. Als wir endlich die Tür unseres Hauses öffneten und auf der Veranda standen, erblickten wir das ganze Ausmaß des Unwetters. Die Werse

war zu einem reißenden Fluss geworden. Die Schleusen an der Pleistermühle waren geöffnet worden, man sah es an der starken Strömung, die die Wassermassen mitsamt der heruntergefallenen Äste und Baumreste mit sich trugen. Die meisten Bootsschuppen und Häuser standen zum Teil unter Wasser. Nur die höher gebauten Wohnstätten wurden verschont.

Erste Sonnenstrahlen spiegelten sich im Wasser und wir hörten das erleichterte Zwitschern der Vögel  in den Zweigen. Die Luft war klar und frisch.

Die Eiche vor unserem Haus war in der Mitte durch einen Blitz gespalten

worden. Leichter Rauch stieg uns in die Nase, aber der starke Regen hatte die Flammen sofort gelöscht.

Wir hier oben waren verschont geblieben.   Die Bewohner der  Nachbarhäuser hatten rechtzeitig das Weite gesucht und waren teilweise zu uns geflüchtet. Unsere Großmutter und auch wir hatten alle Hände voll zu tun, warme Getränke, Decken  und etwas zu essen zu verteilen.

Dieses Erlebnis hat sich mir in mein Gedächtnis eingebrannt. Hat es doch meine bis dahin  unbeschwerte Kinderzeit an der Werse mit anderen Augen sehen lassen. Damals wurde mir

bewusst, wie wenig wir doch den entfesselten Naturgewalten entgegen zu setzen haben...und wie viel Glück wir doch in jener Zeit  hatten.

Heute fließt die Werse in meist ruhigen Bahnen. Durchgeführte Wasserschutzmaßnahmen  fruchteten und nur selten hörte ich in den folgenden Jahren von katastrophalen Überschwemmungen  in diesem Gebiet. Der später angelegte Werse-Radweg verläuft durch die vom Fluss geprägte idyllische Landschaft von Rheda-Wiedenbrück bis Gelmer - ein beschauliches, ruhiges  Gebiet. Nichts weist darauf hin, dass unsere Natur doch

unberechenbar ist, auch wenn sie uns oft so friedlich erscheint.

© Sonja Rabaza

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Über den Autor

Sophia
Ich bin gelernte Bürokauffrau, habe zwei Söhne und vier Enkeltöchter.
Meine Hobbys: Ich schreibe gerne Gedichte und Kurzgeschichten, lese und tanze gerne und singe in einem gemischten Chor mit.
Ich liebe klassische Musik, lange Spaziergänge am Meer und im Wald und gute Gespräche

Meine Philosophie: mit unserem Dasein versuchen, unsere Welt ein klein wenig zu verbessern, positiv zu denken und niemals aufzugeben

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GertraudW 
Sehr interessant und spannend geschrieben.
Ich habe Deine Erinnerung an dieses Unwetter - das für Euch Gott sei Dank keine schlimmen Folgen hatte - sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Ich danke Dir sehr, liebe Gertraud fürs Lesen und Deinen lieben Kommentar(freu) Auch Dir wünsche ich einen schönen Sonntagnachmittag und alles Liebe
Sonja Sophia ♥
Vor langer Zeit - Antworten
niki013 ich erinnere mich an schreckliche Bilder im Fernsehen ,,
es war auch bei uns sehr gefährlich
Regen Regen ,, Regen , Angst machte sich überall breit
und Helfer waren zur Stelle bis zur Erschöpfung
die Natur hat uns fest in Griff, wie gut dass sich alles bei euch
beruhigt hat ,, Massnahmen getroffen wurden ,,,
schön erzählt von dir liebe Sophia

lieben Gruss dieNiki


Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Ja, liebe Niki, die Natur ist in Aufruhr und es ist immer nur Glücksache, wenn man verschont wird. Ich danke Dir sehr fürs Lesen und Deinen lieben Kommentar! Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir. Lieben Gruß Sonja Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe sonja sophia ,
sehr eingehend beschrieben, die natur ist kaum zu bezwingen.
wenn sie einmal lossgelassen .
sollte hier mal der damm brechen, steht mein haus 8m im wasser ,,,,,,
aber er hält ,,,, sag ich mal .
gern gelesen lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Obwohl es schon ziemlich lange zurückliegt, habe ich dieses Unwetter nicht vergessen...und ich hoffe, dass der Damm vor Deinem Haus immer hält. Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar, lieber Rainer! Lieben Gruß und ein schönes Wochenende wünscht Dir Sonja Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste 
Ein recht abenteuerliches Ereignis wird uns hier erzählt. Das Hochwasser der Werse.
Das Haus blieb verschont - Glück gehabt.
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Ja, das kann man schon sagen, lieber Günter...wir wohnten damals auf einer kleinen Anhöhe, so erreichte uns das Wasser nicht. Danke fürs Lesen und kommentieren! Lieben Gruß Sonja Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Interessant und sehr flüssig geschrieben, das habe ich sehr gern gelesen!

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Sophia Dankeschön, liebe Fleur...das Leben schreibt oft die besten Geschichten...alles Liebe Sonja Sophia ♥
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