Nach dem Ende der Archontenherrschaft und der Stilllegung der Lebensschmiede, steht Kellvian vor der Aufgabe, die vor Helike gestrandete Armee Cantons sicher zurück zu bringen. Bevor sie die Stadt jedoch auch nur verlassen können, erhalten sie Nachricht von einem Totgeglaubten. Und in der Heimat ziehen bereits dunkle Wolken auf. Andre de Immerson hat seine Pläne, sich das Kaiserreich mit Gewalt untertan zu machen, noch nicht aufgegeben. Und ohne eine Armee ist alles, was zwischen
ihm und der Krone steht eine kleine Gruppe heruntergekommener Abenteurer und eine Handvoll Zauberer.
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Cyrus verfolgte den fremden Magier mit dem verbliebenen Auge. Irgendetwas hatte der Mann an sich, das in seinem Kopf sämtliche Alarmglocken schrillen ließ. Die ganze Atmosphäre die ihn umgab schien irgendwie… falsch, so als sollte er überhaupt nicht hier sein. Als wehre sich die Natur selbst dagegen. Langsam zog der Wolf die Axt. Wenn er den Zauberer überraschen konnte… Eden legte lediglich eine Hand auf seine und schüttelte den Kopf. ,,Vergiss es, Cyrus. Wir müssen hier weg.“ , erklärte sie. ,,Zachary
!“ Der Junge stand nach wie vor auf halbem Weg zwischen den beiden Gejarn und dem Zauberer und versperrte der seltsamen Gestalt damit den Weg. Diese hatte immer noch den Kopf fragend zur Seite gelegt und musterte sein gegenüber aus grünlich schimmernden Augen. ,,Du… er sucht dich.“ , murmelte er schließlich, mehr zu sich selbst, als das er mit einem von ihnen Sprach. ,,Ja. Und vielleicht finde ich meine Ruhe, wenn ich dich ihm bringe. Das hat er gesagt.“ ,,Wer sucht mich ?“ , fragte Zachary, erhielt aber keine Antwort, als der Magier eine Hand hob. Gelb-blaue Flammen loderten darin auf und jagten
als magische Lanze auf den Jungen zu. ,,Zachary, weg da !“ Eden war aufgesprungen und Cyrus folgte ihr, obwohl er wusste, dass sie es niemals rechtzeitig schaffen würden. Selbst auf die Entfernung konnte er die Hitze des magisch ernährten Feuers spüren. Kurz bevor die Flammen Zachary erreichten, ließ dieser eine Wand aus Wasser vor sich entstehen. Der Boden riss auf, als ihm schlagartig sämtliche Feuchtigkeit entzogen wurde, um die Barriere zu nähren. Feuer und Wasser trafen aufeinander und löschten sich im gleichen Moment gegenseitig aus. Die entstehende Druckwelle riss Cyrus von den Beinen
und schleuderte ihn erneut ein Stück rückwärts. Eden hingegen hatte schnell genug reagiert und sich auf den Boden gekauert. Zachary und der Magier hingegen blieben stehen, jeder von einer eigenen, schimmernden Barriere geschützt. Langsam zerfielen die seifenblasenähnlichen Gebilde zu Funken, die rasch vom aufkommenden Wind davon getragen wurden. Zachary nahm derweil ohne sichtbare Eile die Silberkette ab, die er um den Hals trug. Das blaue Juwel, das daran hing, glühte mit einem inneren Licht, das vorher nicht dagewesen war. ,,Zurück.“ Die Stimme des Jungen klang nach wie vor ungewöhnlich Bestimmt.
,,Ich weiß, was du bist. Ich weiß auch wer dich Geschickt hat. Geh jetzt. Ich werde euch weder begleiten noch zulassen, dass ihr irgendjemanden etwas tut… Seelenträger.“ ,,Zachary…“ Eden rief wieder nach ihm, wagte es aber genau so wenig wie Cyrus den beiden Kontrahenten zu nahe zu kommen. Lichtbögen tanzten um sie herum durch die Luft und entfachten kleinere Feuer im Gras ,,Ich habe keine Wahl.“ , erklärte der besessene Magier nur und das grüne Feuer in seinen Augen flackerte auf. ,,Dann lasst ihr mir auch keine.“ Er drehte sich einen Moment zu Eden um. ,,Das hier ist, wofür Magier gebraucht
werden, Eden. Das ist wozu ich geboren wurde. Diese Kreatur wird nicht länger auf dieser Welt wandern. Ich erlaube es nicht, das sie irgendjemand verletzt.“ Erneut sprach der Junge mit einer untypischen Autorität und Selbstsicherheit. Genau mit der Stimme eines Mannes, der sein Schicksal gefunden hatte. Und Cyrus sah, das Eden das ebenfalls verstand. Sie hatten weder die Möglichkeit sich einzumischen, noch konnten sie es. ,,Pass auf dich auf.“ Ein schwaches Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Magiers. ,,Du hast dir immer schon zu viele Sorgen um mich
gemacht.“ Im nächsten Moment wurde das Lächeln auch schon durch Entschlossenheit ersetzt, als er sich wieder dem Seelenträger zuwendete. Einen Moment faltete er die Hände vor der Brust zusammen, eine Geste, die Cyrus auch schon bei Andre de Immerson beobachtet hatte. Zwischen den Händen des besessenen Magiers wiederum loderten erneut Flammen auf, tiefrot und weißglühend wanderten die Feuer seinen Arm hinauf, bis es wirkte, als hielte der Mann eine Miniatursonne in der Hand. Grelle Lichtbögen schlugen daraus hervor, jagten in Richtung Himmel davon oder
wirbelten Erde auf, wenn sie vor seinen Füßen aufschlugen. Zachary besah sich das ganze scheinbar gelassen. Langsam nahm er die Hände von der Brust. Zwischen seinen Handflächen entstand ein kleiner Wirbel, erst so schwach, das Cyrus es nur als flirren in der Luft wahrnahm, dann jedoch immer stärker. Einzelne Blätter und Grashalme wurden aufgewirbelt und verschwanden im Sog der Magie, verdichtet zu etwas, das der Wolf nicht mehr sehen konnte. Den Blättern folgten kleinere Äste und Zweige, die sich aus den nahe gelegenen Bäumen lösten. Wind kam auf und zerrte an Cyrus Kleidung, trieb Staubfontänen und
kleinere Steine mit sich, die alle im nichts zu verschwinden schienen, wenn sie ihr Ziel zwischen den Händen des jungen Magiers erreichten. Mittlerweile war ein bläulich glühendes Licht dazwischen aufgetaucht, das sich um einen völlig dunklen, schwarzen Kern anordnete. Es war, als hätte der Junge ein Stück Nachthimmel herbeigerufen, das nun alles Verschlang, was in seine Nähe kam. Der Seelenträger beachtete gar nicht, was sein Gegner tat. Das nur noch mühsam unter Kontrolle gehaltene Inferno, das um seine Hände herum tobte, nahm noch einmal an Intensität zu, bevor er es mit einer Geste in
Richtung des jungen Zauberers schickte. Cyrus hatte einmal einen Lavastrom gesehen, der aus den Vulkanen im Gebirge des Hinterlands von Kalenchor austrat. Es hatte etwas Faszinierendes und Erschreckendes zugleich gehabt, zu sehen, wie alles im Weg des flüssigen Feuers verbrannte. Und genau das gleiche Gefühl beschlich ihn nun wieder. Nur das dieses Mal ein Mensch im Weg der Flammenwand stand. Bevor diese Zachary jedoch erreichte, streckte dieser die Hände vor, zwischen denen mittlerweile ein gut faustgroßer, dunkelblau glühender Ball rotierte. Das Projektil raste in die Flammenwand und wurde im nächsten Moment einfach von
dieser Verschluckt. Die Luft selbst entzündete sich, als die Feuer sich weiter ausbreiteten und auf Zachary zurollten. Und dann wurde das Inferno plötzlich rückwärts gezogen. Die Oberkante der Feuerwelle brach und wurde in grell leuchtenden Bahnen abgezogen. Der komplette Flammenkatarakt viel zunehmend in sich zusammen, begann zu rotieren und sich zu verformen, bis alles in einen bläulich glühenden Energieball gesogen wurde, der mittlerweile die Größe eines Amboss angenommen hatte. Und ungebremst auf den besessenen Magier zuraste. Dieser riss noch instinktiv die Arme hoch, jedoch ohne, dass ihn dies Schützen konnte. Das
Geschoss traf ihn und riss ihn mit sich, wobei sein gesamter Körper plötzlich instabil zu werden schien. Einen Moment war seine Gestalt noch klar erkennbar, dann wurde sie zu Staub zermahlen und der glühenden Sphäre einverleibt, bevor auch diese schließlich in sich zusammenfiel… und verschwand. Zachary atmete schwer, deutlich erkennbare, graue Strähnen waren in seinen Haaren aufgetaucht. Eden rannte sofort zu ihm und schloss ihn einen Moment in die Arme. Der Zauberer ließ es geduldig über sich ergehen. Cyrus konnte nicht anders, als einen Moment zu grinsen. Geschafft… Noch waren sie nicht aus der Sache draußen, aber sie
lebten alle noch. Mal wieder. Den Rest würden sie jetzt auch schaffen. Er ging über das verbrannte Gras, das die Magie hinterlassen hatte, auf sie zu. ,,Wir sollten…“ Bevor Cyrus den Satz beenden konnte, legte sich plötzlich ein Schatten über die Gegend. Es war keine wirkliche Dunkelheit. Die grade aufgehende Sonne stand nach wie vor am Himmel und gab allem scharfe, fast surreale Konturen und Schatten. Er hob den Kopf, konnte aber nichts erkennen. Und dann traf es ihn doch wie ein Schlag. In einem grellen Lichtblitz tauchte eine Gestalt hinter Eden und Zachary auf. Cyrus erhaschte grade noch einen Blick auf
schwarze Roben, silbrige Haare und zwei Augen, die ihn irgendwo direkt zu durchschauen schienen. Ismaiel… ,,Eden pass auf!“ Zachary drehte sich um und sah grade noch die Gestalt des Erzmagiers über ihnen. Er hob eine Hand, aus der sich ein kaum wahrnehmbarer Lichtblitz löste. Der Junge war nach seinem Kampf noch zu geschwächt um einen wirkungsvollen Zauber anzubringen. Cyrus begriff langsam, das Ismaiel genau darauf gesetzt haben musste. Eden wirbelte herum, erstarrte jedoch in der Bewegung, plötzlich gelähmt. ,, Ich glaube wirklich, Andre hat an
euch beiden Interesse…“ , murmelte der Meister. Cyrus wusste, dass er sie nicht rechtzeitig erreichen würde. Genauso, wie Ismaiel so plötzlich zu ihnen gelangt war, würde er auch wieder verschwinden. Und diesmal nicht alleine… Die Angst trieb ihm eiskalte Pfeile ins Herz, schärfte seinen Bick und Verstand auf fast schmerzvolle Weise. Er wusste, das was immer er tat vergebens war. Der Wolf griff nach seiner Axt und zielte. Seit er das Auge verloren hatte, war er nicht mehr gut im Schätzen von Distanzen. Aber er konnte auch nicht einfach nichts tun. Er holte aus, warf
und rannte gleichzeitig weiter. Die Waffe drehte sich in der Luft und hätte Ismaiel wohl zwischen die Augen getroffen, wäre dieser nicht einen Wimpernschlag zuvor in einem Lichtblitz verschwunden… und mit ihm Eden und Zachary… Die Axt grub sich lediglich ins Erdreich und blieb zitternd stecken. ,,Nein !“ Cyrus rannte trotzdem weiter, bis zu der Stelle, wo eben grade alle drei verschwunden waren. ,,Nein…“ Nichts… Sie waren weg. Er stand wie betäubt da, während immer noch der Lärm der um ihn tobenden Schlacht an seine Ohren drang. Eden war einfach so fort. Und
Zachary… Er war zu gelähmt, um irgendetwas zu empfinden. Es war mehr, als hätte ihm jemand Erneut eisige Nadeln in den Körper getrieben. Alles fühlte sich taub und weit weg an. Er spürte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und er auf das dunkel verkohlte Gras sank. Von einem Moment auf den anderen war ihm alles genommen worden. Er hatte eine Familie gefunden, die seltsamste der Welt vielleicht. Und nun verlor er sie wieder. Stück für Stück. Wie viele seiner Gefährten waren noch auf diesem Schlachtfeld verloren gegangen? Wie viele würden entkommen? Es schien keine Rolle mehr zu
spielen. ,,Cyrus !“ Der Ruf riss ihn einen kurzen Augenblick zurück in die Realität und er sah Jiy, Zyle, Kellvian und die anderen, an der Spitze einer kleinen Gruppe Soldaten. Weitere Gardisten folgten ihnen, andere blieben etwas zurück und sicherten den Rückzug, in dem sie auf die sie verfolgenden Söldner feuerten. ,, Götter, gut, das wir euch gefunden haben.“ , meinte Kellvian, als er den sich langsam erhebenden Wolf erreichte. ,, Wir müssen weg. Wo sind Eden und Zachary?“ ,, Fort, Kellvian Sie…“ Er schüttelte den Kopf. So durfte er nicht denken. Keiner der beiden war tot. Aber was
wollte Ismaiel mit ihnen? Die Antwort schien so einfach wie Schrecklich zugleich. Es gab nur einen Ort, an den er sie bringen konnte. Und dank seiner Magie war er vielleicht schon dort. Nach Silberstedt. Zu Andre… Die Erkenntnis jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Andre würde Zachary sicher nichts tun. Der Mann war vielleicht Größenwahnsinnig aber nicht so verdreht, dass er seinen eigenen Sohn verletzen würde. Aber Eden…. Er würde sie ohne zu zögern töten. ,, Ihr… wir müssen sofort los, Kellvian. Ismaiel… er hat Eden und Zachary. Er wird sie nach Silberstedt bringen, versteht ihr das?“ Ohne es zu merken, hatte er den
Menschen bei den Schultern gepackt. Doch selbst der junge Kaiser wehrte ihn in diesem Augenblick mühelos ab. Cyrus fühlte sich kraftlos… und verzweifelt. ,, Wir müssen das verhindern. Andre bringt sie um !“ ,, Cyrus, erst einmal müssen wir Lebend hier heraus kommen.“ , mischte sich Erik ein. Der Arzt sah von ihnen allen noch am Unversehrtesten aus und stützte einen sichtlich angeschlagenen Syle. ,, Das wollte ich auch grade sagen.“ , meldete sich Zyle zu Wort, Relina an seiner Seite. ,, Aber…“ Der Wolf warf resigniert die Hände in die Luft. ,, Wir müssen etwas tun
!“ Nun war es an Jiy auf den Mann einzureden. ,, Wir holen sie in jedem Fall zurück, versteht ihr das ?“ Ihre Stimme klang entschlossen genug, dass niemand ihr wiedersprechen würde. ,, Nur nicht jetzt. Wir müssen erst selber Überleben. Sonst kann ihnen niemand mehr helfen. Wir ziehen nach Silberstedt.“ Kellvian nickte. ,, Wir haben heute viele Leute verloren. Und ich weiß beim besten Willen nicht, ob das was wir noch haben reichen wird. Aber wir werden uns auf den Weg machen. Andre hat keine Außenposten mehr. Das Lager hier hat er selber
zerstört.“
,,Und wir kaum Reserven.“ , gab Zyle zu bedenken.
Der Wolf zögerte nach wie vor. Erik sah einen Moment zu Cyrus., , Sieht so aus, als würde sich alles im Norden entscheiden müssen… Und wir werden sie finden, alter Freund. Kommt, gehen wir. Wie sagt ihr immer? Es hätte schlimmer kommen können?“
Cyrus schüttelte den Kopf. ,, Ehrlich gesagt, ich wüsste wirklich nicht wie es grade noch schlimmer kommen sollte…“
Terazuma Hallo Eagle! Mit Zachary habe ich gerechnet aber auch Eden? Naja, sie stand zu günstig genau bei ihm. Somit ging es für Ismaiel in einem Aufwasch. Armer Cyrus. Hoffentlich kommen alle anderen noch lebend aus dieser Falle heraus und schaffen es rechtzeitig bis Silberstedt! Ich mag mir nicht ausmalen, was dieses Monster (Andre) mit Eden macht. Und das andere Monster mit Zachary. LG Tera |
EagleWriter Und du wirst es trotzdem erfahren. Weil fies.^^ lg E:W |